Finanzplan

Was ist ein Finanzplan?

Kommen wir nun zum Rückgrat des Businessplans, denn er stellt die grundsätzliche Machbarkeit und wirtschaftliche Sinnhaftigkeit deiner Unternehmung unter Beweis und zeigt, wie zukünftige Investitionen geplant und natürlich auch finanziert werden sollen.

Bei der Erstellung geht es um eine genaue Auflistung deiner finanziellen Mittel und der Ableitung des Kapitalbedarfs. Dazu gehört auch alle Kosten aufzulisten und eine Liquiditätsvorschau zu erstellen. Ein besonderes Augenmerk solltest Du zudem auf die Rentabilitätsplanung und auf die Investitionsplanung legen: Sie sind nicht nur für potenzielle Geldgeber interessant, sondern auch für Dich selbst, um die wirtschaftliche Entwicklung des Unternehmens zu überprüfen.

Aufbau des Finanzplans

Grundsätzlich gliedert sich ein Finanzplan in vier große Abschnitte: Die Liquiditätsplanung, die Kapitalbedarfsplanung, die Finanzierungsplanung und die Rentabilitätsplanung. Um die Liquiditätsplanung vorzubereiten, werden vorangestellt noch eine Umsatz-, Kosten- sowie Investitionsplanung erstellt. Was die einzelnen Punkte beinhalten erklären wir euch nachfolgend.

1) Umsatzplanung
An erster Stelle des Finanzplans steht die Umsatzplanung. Hier stellt sich die Frage: Welche Umsätze werden durch die erstellten Produkte oder Dienstleistungen erzielt? Hier sollten die Umsätze der ersten Wochen, Monate und Jahre kalkuliert werden. Dies ist natürlich vorerst nur eine Schätzung, die aber möglichst realistisch gestaltet werden sollte. Ihr solltet auch beachten, dass gerade neu gegründete Unternehmen anfangs oft noch sehr langsam wachsen und sich erst am Markt etablieren müssen.

2) Kostenplanung
Nach der Planung der voraussichtlichen Umsätze folgt eine Kostenplanung. Hier gilt es zu berechnen, welche variablen und welche fixen Kosten anfallen. Dabei sind die variablen Kosten all diejenigen Kosten, die einem Produkt direkt zugeordnet werden können. Sie fallen beispielsweise bei der Erstellung der Produkte für Material an. Fixe Kosten hingegen sind Kosten für Maschinen, Gehälter oder Mieten. An dieser Stelle solltet ihr eine Deckungsbeitragsrechnung durchführen, sprich: Welcher Teil der Einnahmen bleibt nach dem Abzug der variablen Kosten noch für die Deckung der Fixkosten übrig. Achtung: Die Deckungsbeiträge sollten sich dabei stets im positiven Bereich bewegen, ansonsten rechnet sich das jeweilige Produkt nicht. Wenn es einem Unternehmen möglich ist mit steigenden Absätzen ab einem gewissen Punkt die eigenen Fixkosten zu decken, ist der Break-Even-Point erreicht und die Gewinnzone beginnt.

Des Weiteren sollten in die Kostenplanung auch die Gründungskosten mit eingerechnet. Hier fallen beispielsweise Kosten für den Notar, Gebühren, Kosten für den Eintrag ins Handelsregister und die Grundausstattung an.

3) Investitionsplanung
In die Investitionsplanung fallen all diejenigen Kosten, die für Investitionen anfallen, beispielsweise die anzuschaffenden Maschinen oder Fabriken. Wichtig ist hier auch, nicht nur die Anfangsinvestitionen mit einzukalkulieren, sondern auch Erweiterungs- und Ersatzinvestitionen, die in Zukunft getätigt werden müssen, in Betracht zu ziehen. Die jeweiligen Abschreibungen der Maschinen werden dann in der Gewinn- und Verlustrechnung berücksichtigt.

4) Liquiditätsplanung
Die Liquiditätsplanung ist der wichtigste Teil eurer Finanzplanung. Nachdem nun alle Vorbereitungen, wie die Umsatz-, Kosten- und Investitionsplanung, getätigt wurden fließen diese Kalkulationen in der Liquiditätsplanung zusammen. Die Liquiditätsplanung kalkuliert systematisch alle Einnahmen und Ausgaben und zeigt wie und dass ihr langfristig zahlungsfähig bleibt. Aus dem Fehlbetrag, also dem Betrag an Kosten und Investitionen der nicht durch die Umsätze und das Startkapital gedeckt wird, ergibt sich dann der Kapitalbedarf.

5) Kapitalbedarfsplanung
Wie hoch ist der voraussichtliche Kapitalbedarf für mein Gründungsvorhaben? Wie vermeide ich Finanzierungs- und Liquiditätsengpässe? Stellt eine kurz-und langfristige Einnahmen-Ausgaben Rechnung auf. Wie dies funktioniert, möchten wir euch an einem einfachen Beispiel veranschaulichen: Angenommen ihr erreicht eure Gewinnschelle nach 12 Monaten. Bis dahin müsst ihr euch 100.000 € der laufenden Kosten vorfinanzieren. Für die Gründung sowie Anfangsinvestitionen fallen 50.000 €. Euer Startkapital beträgt 20.000 €. Dann ergibt sich aus der Liquiditätsplanung ein gesamter Kapitalbedarf von 130.000 €. Diese müssen nun finanziert werden, daher erstellt ihr als nächstes einen Finanzierungsplan (vereinfachte Darstellung).

-100.000 € laufende Kosten

-50.000 € Gründungs- und Investitionskosten

+20.000 € Startkapital

= -130.000 € Kapitalbedarf

6) Finanzierungsplan
Der Kapitalbedarf ist ermittelt doch das Eigenkapital aufgebraucht. Also muss Fremdkapital her. Doch welche Finanzierungssumme wird wann benötigt? Welche Art von Investor passt zu mir und meinem Vorhaben? All diese Fragen werden im Finanzierungsplan festgelegt. Er gibt an, welcher Teil des Kapitalbedarfs aus Eigen- und welcher aus Fremdkapital stammen soll.

7) Rentabilitätsplanung
Die Rentabilitätsplanung fasst nun abschließend alle wichtigsten Kennzahlen des operativen Geschäfts zusammen. Ein potenzieller Investor ist an einem Weitblick interessiert und möchte die zukünftige Entwicklung anhand der möglichen Kosten und Umsätze einschätzen können. Aus diesem Grund soll die Rentabilitätsplanung zeigen, welchen Gewinn ihr mit eurer Geschäftsidee erwirtschaftet. Hierzu werden neben der Gewinn- und Verlustrechnung noch weitere Indikatoren mit aufgenommen so z.B. der Deckungsbeitrag, Rohertrag oder Bruttomargen.

Zentrale Herausforderungen des Finanzplans

Bei neuen disruptiven Geschäftsmodellen sind die Marktgröße, die Zusammensetzung der Wettbewerber und ihre Bemühungen Marktanteile zu gewinnen unbekannt. Damit ist die Vorhersage von Cash Flows problematisch, da rentable Operationen und deutlich positive Cash Flows nur mittelfristig zu erwarten sind. Das bedeutet, dass für die Ableitung von Cash Flows keine historischen Daten verwendet werden können, was zu hoher Unsicherheit führt.

Unsere Tipps

  1. Beschreibt den Markt in seiner (zukünftigen) Reifephase hinsichtlich des Marktvolumens und eurer Marktanteile
  2. Erstellt eine detaillierte Prognose der Werttreiber eures Start-ups (z.B. Anzahl der Kunden, CR, Warenkorb, Marktanteil usw.) und verknüpft diese mit euren Finanzzahlen nach Marge, Kostenspanne usw. Am besten macht ihr das unter Verwendung einer Peer-Analyse
  3. Variiert nun die wichtigsten Werttreiber (z.B. Preise, Margen, Anzahl der Kunden) je nach Szenario und weist den einzelnen Szenarien Wahrscheinlichkeiten zu. So habt ihr die Möglichkeit zukünftige Entwicklungen genauer einschätzen zu können.

Darauf solltest du beim Finanzplan achten:

  1. Entwickle eine kurzfristige Liquiditätsplanung sowie eine langfristige Erfolgsplanung.
  2. Plane die Umsatzline nach dem Bottom-up Ansatz (Preis-Mengen-Planung) und wechsle zum Top-Down Forecasting sobald nötig.
  3. Entwickle Szenarien, um verschiedene Geschäftsverläufe zu antizipieren und Dir über die kritischen Aspekte Deines Geschäftsmodells bewusst zu werden.
  4. Bringe das Finanzmodell mit Deinem Geschäftsmodell in Einklang (z.B. SaaS Modell und Fixkostendegression)
  5. Belege alle getroffenen Annahmen und plausibilisiere diese (so gut wie möglich) über Marktdaten/ Vergleichsunternehmen.
  6. Erstelle ein komplett verformeltes, dynamisches/integriertes Finanzmodell (GuV, Cash Flow, ggf. Bilanz) ohne Hartwerte in Kalkulationsfeldern. Sei transparent!

Kurz zusammengefasst:

Am Ende ist es das Wichtigste sich über die Zielgruppe des Dokuments klar zu werden. Ist es eine Bank oder Handelskammer oder ist es ein klassischer Venture Capital Investor. Bei dem zweiten sollte man keinen Business Plan als 30-seitiges Word Dokument abgeben, sondern ein Pitch Deck, was auf den Punkt gebracht alles erklärt. Beschäftigt Euch also damit, wer ihr seid und was Ihr wollt und was Ihr dafür erstellen müsst.

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