Adblock Plus - Die Hintergründe des erfolgreichen Werbeblockers

Venture.tv
André Vollbracht

24.04.2018 · © André Vollbracht

André Vollbracht: Herzlich
willkommen bei VentureTV. So viel Pro und so viel Contra für ein und
dasselbe Produkt gibts wohl ziemlich selten da draußen. Wir sind
heute zu Gast bei Adblock Plus, eyeo die GmbH, die dahinter steckt,
dass wir heute in eurem Büro und schön, dass wir hier sind. Till
Faida haben, sehr schön. Wir haben gerade schon eine kleine Büro
Tour gemacht, zeigen euch jetzt auch ein paar Bilder hier aus dem
Büro. Spannend. Ihr seid hier ins Büro in recht frisch eingezogen
und es sieht ziemlich gut aus. Das heißt, es scheint wohl zu laufen
bei euch. Warum das läuft, wie man überhaupt mit dem Produkt Geld
verdienen kann, was ursprünglich gar nicht dafür gemacht war, Geld
zu verdienen. Und wie Adblock Plus überhaupt läuft, das ist heute
unser Thema. Also so ein bisschen die grobe Überschrift Adblock Plus
verstehen wie funktioniert, was wird blockiert, was wird nicht
blockiert, wer verdient dadurch, wer verdient nicht? Ist das fair?
Ist das unfair? Vielleicht können wir auch noch ein bisschen drauf.
Wobei wir an dieser Stelle euch einfach die, die die Einstellung zu
würde ich mal sagen, überlassen wir einfach euch. Vielleicht habt
ihr jetzt auch schon eure Meinung dazu. Super. Vielleicht nutzt sie
das. Seid froh, dass es Adblock Plus gibt. Vielleicht seid ihr
Mitarbeiter beim Verlag und sagt: Boah Mensch, ist überhaupt nicht
meins. Wie gesagt, ihr interpretiert das für euch. Wir versuchen
jetzt einfach nur Adblock Plus zu verstehen und da gibt es natürlich
keinen besseren Till als dich, der uns einfach mal erklären könnte,
wie Adblock Plus funktioniert und wie voll die Hintergründe bei
Adblock Plus funktionieren. Zuerst aber mal wird mich eine kleine
Einordnung interessieren: Wie viele Leute arbeiten denn eigentlich
jetzt gerade hier im Büro? Und für euch?

Till Faida: Wir haben drei
Büros. Wir sind mittlerweile ein Team von 117 Leuten, ganz aktuell.
Wir planen jetzt in diesem Jahr noch mal so um die 40
Neueinstellungen. Also werden so bis Ende des Jahres dann bei knapp
160 Mitarbeitern sein. An drei Standorten Hauptstandort es hier in
Köln. Wir haben auch ein etwas kleineres Büro noch in Berlin und
wir haben ein Büro in Malmö, in Schweden.

André Vollbracht: Das klingt
schon mal ziemlich interessant. Also das Kriegen Kriegen Start-ups,
die es von Anfang an darauf abgesehen haben, Geld zu verdienen, oft
nicht hin. Ganz schöne, ganz schöne Anzahl an Mitarbeitern. Wenn
man jetzt mal sich die Kundenseite anguckt, wie viele Nutzer habt ihr
im Moment?

Till Faida: Also den letzten
Milestone, den wir erreicht haben, war das Adblock Plus auf über 100
Millionen aktiv genutzten Geräten installiert ist. Und wir haben
sehr stabile Wachstumsraten auf dem Desktop und wachsen jetzt auch
immer stärker im mobilen Bereich. Das heißt, immer mehr Nutzer, die
sich gestört fühlen von aufdringlicher Werbung, egal ob jetzt im
Desktop oder oder mobil, installieren Adblock Plus, um im Web zu
surfen, ohne nervige Bannerwerbung oder eben ohne pre Roll Video
Werbung. Wer sich gestört fühlt von von Pop ups voll von Werbung
auf Seiten wie YouTube, kann einfach Adblock Plus installieren, ist
kostenlos, dauert nur wenige Sekunden auf dem Desktop oder auf dem
Smartphone und dann kann man ohne nervige Werbung im Internet surfen.

André Vollbracht: Und das
bringt uns auch zur Grundidee von Adblocker bzw. Adblock Plus, die
die Aversion gegen Werbung. Also als Nutzer will ich keine Werbung
sehen beziehungsweise sagen Ah ja, Werbung ist generell gar nicht so
schlimm, aber es nimmt überhand. Das war die Idee, die Wladimir, der
Initiator der Idee, gehabt hat. Wie kam es? Wie kam es eigentlich zu
dieser Idee? Was war der? Was war der der Grund? Adblock Plus
überhaupt aus der Taufe zu heben?

Till Faida: Also es war wirklich
einfach ein OpenSource Hobby Projekt von einem genialen Entwickler
Vladimir. Der hat 2006 Adblock Plus entwickelt. Ich glaube seine
Motivation war in erster Linie, er wollte selber Anwender von so
einem Produkt sein. Er war selber einfach gestört von zu
aufdringlicher Werbung. Er war selber glaube ich besorgt, dass immer
mehr Tracking im Internet passiert, immer mehr Firmen sein Zerfall
noch aufspüren können und dementsprechend hat er für sich selber
erst mal eine Lösung gebaut. Die ist dann durch Zufall extrem
populär geworden und es hat sich so eine Open Source Community
daraus entwickelt. Die eyeo GmbH haben wir 2011 gegründet, zusammen
mit Vladimir mit dem Ziel Wir wollen einen Kompromiss schaffen. Weil
natürlich kann man als Nutzer nicht sagen Selbstverständlich gibt
es diverse Gründe, warum man einen Adblocker installieren sollte. Es
gibt Datenschutzbedenken, es gibt Sicherheitsbedenken, die viele
Nutzer haben. Manche wollen einfach nur schneller im Internet surfen.
Aber in erster Linie gibt es sehr, sehr viele User, die einfach
genervt sind, weil es zu viel und zu aufdringliche Werbung gibt.
Andererseits ist es aber natürlich wichtig. Nicht, dass wir
weiterhin ein kostenloses offenes Web für alle haben und
dementsprechend ist, wenn man sich ein bisschen mehr mit der Thematik
beschäftigt, das Interessante wirklich, dass fast jeder Nutzer, der
einen Adblocker installiert, grundsätzlich den Aussagen zustimmt,
dass Werbung nicht per se schlecht ist und Werbung auch notwendig
ist, damit es eben gute kostenlose Inhalte im Internet auch geben
kann. Und das war der der Grund, warum wir gesagt haben Adblock Plus
wird jetzt weiterentwickelt von diesem Open-Source Hobby Projekt in
die eyeo GmbH, um eben das Ziel zu verfolgen, einerseits dem Nutzer
Kontrolle über sein Surfverhalten zu geben, andererseits aber eben
auch, um mit Publishern daran zu arbeiten. Wie kann eigentlich ein
nachhaltiges Finanzierungsmodell für Inhalte im Web aussehen?

André Vollbracht: Okay, also
als Nutzer sich natürlich total verständlich. Gerade nervige
Werbung nervt die, die besonders viel blinkt und dann vielleicht
sogar noch ein Popup, was sich über den ganzen Bildschirm legt. Und
ich kann irgendwie gar nichts mehr klicken. Das ist, glaube ich auch
so die die Hauptmotivation für viele Nutzer, sich in Adblocker zu
installieren. Und dann gibt es da auf der anderen Seite die Verlage,
die natürlich mit und die Internetseiten Betreiber, die damit ihr
Geld verdienen. Und da gibt es jetzt einfach auch Streitereien und
jeder hat seine Argumente. Der Nutzer sagt Ja, will ich einfach nicht
die Werbung. Und mir steht es auch wohl frei zu entscheiden, was ich
sehen will und was nicht. Dann gibt es die Verlage und
Webseitenbetreiber, die sagen Ja, lieber Nutzer, irgendwie. Du kannst
natürlich entscheiden, ob du unsere Seite sehen willst oder ob sie
sie nicht sehen willst. Aber wenn du unsere Seite sehen willst, dann
bitte akzeptiere auch die Werbung, die wir dir zeigen und die diese
Verlage beschweren sich dann eben, dass da quasi eine dritte Partei
kommt. Das seid ihr, die dem Nutzer dabei helfen, die Werbung
auszublenden. Da sagen die Verlage total unfair, das geht nicht,
damit verdienen wir Geld. Wie, wie? Das ist natürlich ein Spagat.
Und ehrlich gesagt, wir sind ja selber eine Webseite, wenn staatlich
finanziert sich auch durch Werbung. Und wahrscheinlich haben auch wir
Einnahmeausfälle durch Adblock Plus. Von daher auf der einen Seite
finde ich es nicht gut, ich habe auch gleich das Sparschwein
mitgebracht. Wir klären diese Einnahmeausfälle gleich unter uns.
Dann kann der Till da mal was rein schmeißen. Auf der anderen Seite
die kannst ja auch froh sein, dass ich jetzt kein großes Verlagshaus
bin, weil dann wär ich wahrscheinlich mit dem Geldtransporter hier
Animate ja, da seht ihr mal, wie die Dimensionen sind. Bei Mensch TV
aber wäre ich großes Verlagshaus, ich mit meinem Geldtransporter
hier reingefahren und dann hättest du einladen können. Diese.
Diese. Dieser Spagat zwischen Wir helfen dem Nutzer und die Verlage
freuen sich nicht. Wie? Wie antwortet ihr darauf? Könnt ihr die
Verlage teilweise verstehen oder könnt ihr sie nicht verstehen? Was?
Was ist so deine Einstellung dazu?

Till Faida: Ich glaube, dass das
Wichtigste ist, wirklich erst mal zu akzeptieren. Beide Seiten haben
absolut recht. Der Nutzer hat absolut legitime Interessen, warum er
einen Adblocker installieren will. Und er wird immer eine Möglichkeit
haben, Werbung abzuschalten, die er dir nicht sehen wird. Das ist
einfach Teil des des Internets. So funktioniert es nunmal, dass der
Nutzer selber entscheiden kann, was wird in seinem Browser geladen
und was nicht. Auf der anderen Seite haben aber natürlich die
Websites absolut legitimes Interesse daran, die Nutzer auch zu
monetarisieren. Selbstverständlich. Das Problem ist, dass das
Geschäftsmodell mit Werbung, so wie es aktuell funktioniert, nicht
nachhaltig ist. Und ich glaube, da gibt es einige generelle
Fehlentwicklungen in der Branche, die dazu geführt haben, dass eine
Negativspirale entstanden ist und Teufelskreislauf. Also wir haben im
Internet anders als in anderen Medien ein absolutes Überangebot,
viel zu viel Inventar, was Werbeeinblendungen angeht, dementsprechend
seit Jahren sinkende TKP Preise. Und als Website-Betreiber ist man
quasi gezwungen, diese sinkenden Einnahmen, die man durch Banner
Vermarktung erzielen kann, auszugleichen, indem man noch mehr und
noch aggressivere Werbung zulässt auf seiner Seite. Und so wird
Werbung immer Nutzer unfreundlicher und gleichzeitig immer weniger
Wert für den Publisher. Und genau hier setzen wir an, indem wir ein
neues Ökosystem aufbauen, in dem es klare Qualitätsstandards gibt,
in dem der Nutzer die Kontrolle darüber hat, welche Werbung er sieht
und welche nicht. Aber indem wir auch erreichen können, dass
weniger, aber dafür qualitativ hochwertige Werbung langfristig
besser funktioniert für den Publisher. Und insofern arbeiten wir
jetzt mit Tausenden von Publisher weltweit zusammen, denen wir zeigen
konnten, dass die sie durch die Zusammenarbeit mit uns deutlich mehr
zusätzliche Einnahmen erzielen konnten und dass unser Ansatz für
ein neues, sauberes Ökosystem für für Werbe Vermarktung, dass das
nicht nur im Interesse der Nutzer ist, sondern eben auch im Interesse
der. Der Verlage und das ist glaube ich das, was am am Ende Publish
stand, dann doch immer wieder überzeugt, wenn wir einfach ganz klar
mit Fakten belegen können, dass die durch die Zusammenarbeit mit uns
ganz massiv Einnahmen gesteigert werden können.

André Vollbracht: Und da wird
es ganz spannend, weil wir den Adblock Plus hat, per Definition erst
mal die Aufgabe zu blocken. Jetzt wird es aber gerade drüber
Einnahmen steigern. Mit euch bringt uns zu dieser Frage Wie
funktioniert das System Adblock Plus überhaupt? Und da ist ja das
Blocken der Anzeigen quasi nur Schritt 1, das ist so Evolutionsstufe
1 gewesen. Wladimir hatte einfach keine Lust auf Werbung und viele
andere da draußen auch nicht. Ja, das war, das war Stufe 1,
mittlerweile sind aber noch verschiedene Stufen dazugekommen, die es
jetzt auch ermöglicht haben das hier deutlich über 100 Leute sitzen
und das ihr gut Geld verdient. Wie funktioniert also im ersten
Schritt erst mal alle Anzeigen weg? Zweiter Schritt Doch nicht alle
Anzeigen weg. Wie? Wie? Wie ist der weitere Verlauf?

Till Faida: Ich habe es eben
schon mal einmal kurz erwähnt. Fast jeder, den Adblocker
installiert, ist grundsätzlich durchaus bereit Werbung zu
akzeptieren, wenn diese nur nicht so störend gestaltet ist wie die
STANDARD Werbung. Die, die wir meistens sehen im Internet. Und genau
hier haben wir eine große Möglichkeit gesehen. Das ist, wenn man
erkennt, dass eine bestimmte Zielgruppe verloren wurde, weil man es
übertrieben hat mit zu viel und zu viel schlechter Werbung. Eben
gerade die technisch versierten Nutzer, die etwas gebildeteren
Nutzer, die kann man nicht mit aggressiver Flash Bannerwerbung
erreichen. Die sind aber durchaus empfänglich für alternative Werbe
Formate. Das heißt, wir haben ein Programm gestartet, das heißt
akzeptable ADS, wo wir versuchen rauszufinden, wo es genau die
richtige Balance einerseits aus einer einen guten Nutzer Erlebnis,
andererseits aber eben auch genug Einnahmen für die Publisher. Und
dazu haben wir mittlerweile eine Non-Profit-Organisation gegründet.
Die hat fast 50 Mitglieder und die definieren die Standards. Was ist
akzeptable Werbung, die in den Standardeinstellung von Adblock Plus
und mittlerweile auch vielen anderen Adblocker nicht blockiert wird?
Und das ist, das ist der Grundgedanke von unserem Programm Wir wollen
einen Kompromiss etablieren zwischen Nutzern auf der einen Seite und
Website-Betreiber auf der anderen Seite. Und wir konnten eben zeigen,
dass der Website-Betreiber, der diese spezielle Zielgruppe der
Adblocker Nutzer mit alternativen Werbe Formaten anspricht, die
weniger aufdringlich gestaltet sind, dass der mehr verdienen kann mit
weniger aber dafür hochwertiger Werbung, die auch stabilere Preise
erzielt, weil diese Werbung wieder einen tatsächlichen Wert hat und
nicht so inflationär gebraucht wird wie all die anderen
Werbeeinblendungen.

André Vollbracht: Genau,
Argumentation dahinter verstanden geht's. Blocken ja, aber nicht alle
AGBs blocken. Also die die ok sind, werden durchgelassen. Kommen wir
mal zur technischen Seite wie wie funktioniert das, dass meine Seite
dann doch die Anzeigen aus ausgesteuert und ausspielt, die akzeptabel
sind? Also nehmen wir mal an, ich habe für alle, die da draußen
keinen Adblocker installiert haben, die sehen einfach irgendwelche
blinkenden Banner und und sehen das volle Programm. Jetzt gibt es die
die Nutzer, die den Adblocker installiert haben. Was von meiner
Seite, welche Werbung auf meiner Seite sehen die jetzt eigentlich,
wenn die den Adblocker installiert haben? Und zweite Frage kann ich
irgendwie, wenn ich mich Whitelist lasse, das auch immer so. Das
Thema, die Whitelist. Wie komme ich drauf? Muss ich dafür zahlen?
Ändert sich dann irgendwas? Und wenn ja, was ändert sich dann?

Till Faida: Also das Wichtigste
bei dem Akzeptable als Programm ist, dass wir die richtigen Kriterien
finden, die genau diese Balance findet zwischen Nutzer im Interesse
und Monetarisierung Desinteresse. Und da haben wir, ich habe es eben
kurz angesprochen, eine Non-Profit Gesellschaft gegründet, die genau
diese Standards ermittelt, mit sehr viel Research. Und die hat einen
Kriterienkatalog aufgestellt, der immer wieder verfeinert wird. Und
dieser Kriterienkatalog, der definiert, welche Art von Werbung ist
wahrscheinlich auch für Nutzer von einem Adblocker akzeptabel? Der
Nutzer hat immer noch die Kontrolle darüber. Er kann immer noch
sagen Die Werbung finde ich blöd, die schalte ich jetzt auch ab.
Aber wir wissen eben, dass die meisten Nutzer durchaus bereit sind,
manche Formate zu akzeptieren. Und genauso funktioniert das Programm,
dass es bestimmte Format Definitionen gibt und Werbung, die nach
diesen Standards gestaltet ist. Die kann zertifiziert und Geweih
gelistet werden. Was bedeutet in den Standardeinstellung von
Adblocker wie Adblock Plus wird diese Werbung dann. Nicht blockiert.

André Vollbracht: Alles klar,
das heißt die Werbung, die ok ist, die den Richtlinien entspricht,
die ihr bzw. das Komitee festgelegt hat. Die werden weiter
durchgelassen. Das heißt Werbung findet statt, aber eben keine
nervige Werbung. Jetzt gibt es ja immer Diskussionen darüber war
jetzt muss ich die auch noch zahlen, damit meine Werbung angezeigt
werden kann. Ist ein Aufreger. Es ist ja irgendwie so, dass ja nicht
jeder zahlen muss. Die die meisten können sich ich sogar kostenfrei
freischalten lassen, wenn ihre Anzeigen dann den Richtlinien
entsprechen. Wie sieht das aus? Wer da draußen kann sich
freischalten lassen, für wen es gratis und wer muss zahlen?

Till Faida: Also grundsätzlich
funktioniert die die Freischaltung nicht automatisch. Es gibt leider
keinen komplett automatisierten Weg, wie unterschieden werden kann.
Ist das jetzt Werbung, die den Standards entspricht oder ist das
nicht akzeptable Werbung? Das heißt, hier gibt es diverse Schritte,
die notwendig sind. Einerseits eine manuelle Überprüfung, ob die
Kriterien eingehalten werden, eine technische Umsetzung des Ganzen.
Viele Websites gehen dazu über, dass sie Nutzer mit einem Adblocker,
der am Programm teilnimmt, gezielt ansprechen. Das heißt, sie
implementieren eine Weiche. Der normale Nutzer kriegt die Standard
Werbung. Der Nutzer mit einem Adblocker bekommt eben eine etwas
weniger aufdringliche Alternative angezeigt. Darüber hinaus helfen
wir unseren Partnern, die durch die Zusammenarbeit mit uns erzielten
Mehreinnahmen zu messen. Es gibt diverse weitere technische
Dienstleistungen und Monitoring Services, die wir erbringen. Das ist
quasi unser Leistungskatalog und den bieten wir an kostenlos für die
allermeisten Websites da draußen. Wir haben ein Kriterium
festgelegt. Das sind 10 Millionen Ad Impressions an Nutzer von einem
Adblocker pro Monat. Jeder, der unter diesem größten Kriterium ist,
und das sind die allermeisten durchschnittlichen Nachrichtenseiten
oder Blogs, die können auch komplett kostenlos teilnehmen. Große
Firmen, die über diesem größten Kriterium gelandet sind, die
zahlen uns eine Zertifizierung Gebühr, die sich an den zusätzlich
erzielten Einnahmen bemisst, die sie generieren durch die
Zusammenarbeit mit uns.

André Vollbracht: Alles klar?
Also um das noch mal zusammenzufassen. Für Leute da draußen, die
den Adblocker installiert haben, die sehen grundsätzlich keine
nervige Werbung. Und jetzt können aber die großen Unternehmen, die
wirklich diese diese des größeren Level die Schranke überschritten
haben, sich zertifizieren lassen, zahlen dafür einen Teil der
Einnahmen von den Nutzern, die eigentlich gar keine Werbung sehen
würden, weil sie den den Adblocker installiert haben. Aber jetzt
sehen sie dann doch Werbung, und zwar die akzeptable AT&S. Und
dafür zahlen dann die großen Konzerne, die großen
Webseitenbetreiber, einen Betrag X. Ich glaube, er ist bei 30%.

Till Faida: Oder ganz wichtig
ist Für jeden egal ob man jetzt klein oder groß ist, gelten
dieselben Kriterien. Dieselben Standards müssen eingehalten werden.
Und auch die dieselben Schritte sind notwendig zur Zertifizierung.
Nur wer eben über diesem größeren Kriterium ist, muss auch dafür
zahlen. Und die Zahlung ist eine erfolgsabhängige Zahlung. Das
heißt, jeder unserer Partner kann ganz genau messen, was hat er mehr
verdient. Aufgrund der Zusammenarbeit mit eyeo und wir verdienen 30%
bekommen wir an den zusätzlich erzielten Einnahmen, die ein Partner
generiert durch die Zusammenarbeit mit uns.

André Vollbracht: Ja, alles
klar. Da gibt es dann die erst mal an erster Stelle muss die
Entscheidung stehen Ich will mit euch zusammenarbeiten. Wenn ich mit
euch nicht zusammenarbeite, dann sehen die Nutzer als großer
Konzern. Wenn ich mit euch zusammenarbeiten will, dann sehen die
Nutzer auch ihren Adblocker installiert haben, sehen dann Werbung.
Und nur für diesen Teil, also nur für den für den Adblocker Nutzer
Teil wird die Werbung dann quasi durch euch ausgespielt. Und nur
dafür müssen die Verlage und Webseitenbetreiber dann auch 30% quasi
abgeben ihres ihres Umsatzes.

Till Faida: Ein kleines Detail
muss ich noch verändern. Der Wir spielen die Werbung nicht selber
aus, sondern der Website-Betreiber kann komplett selber
kontrollieren, welche Werbung er ausspuckt. Er muss nur
sicherstellen, dass die Werbung, die an Adblocker User ausgespielt
wird, dass die nach den Kriterien des Akzeptable als Programm
gestaltet sind. Und dann kann der Website-Betreiber eben selbst bei
sich messen. Wie viel hat er mit dieser Werbung verdient? Wie viel
hat er an mehr Umsatz generiert? Dadurch, dass er eben auch die
Adblocker User erreichen kann mit alternativen Formaten. Und das ist
auch noch mal wichtig. Das akzeptable ADS Programm ist mittlerweile
nicht einfach nur Adblock Plus. Wir arbeiten mittlerweile mit fast
allen der großen Adblocker zusammen. Das heißt, als
Website-Betreiber, der auf akzeptable ADS setzt, kann man dann die
gesamte Adblocker Audience auch monetarisieren, die man vorher nicht
erreichen konnte.

André Vollbracht: Ja okay. Das
heißt also ja, da draußen drüber gesprochen. Ja, ihr seid jetzt
selber auch noch Lieferant von Werbung, obwohl ihr die eigentlich
blocken solltet. Aber um das nochmal zu verstehen und das ist
tatsächlich nicht so ganz leicht zu durchdringen, wenn man nur von
außen drauf guckt. Du, du kannst komplett deine eigene Werbung
ausspielen, solange sie den Kriterien entspricht, die ihr bei den
Acceptable Ads habt. Aber und jetzt kommt dieser Teil, weswegen auch
viele denken jetzt, jetzt liefert die auch noch selber Werbung. Es
gibt schon einen Marktplatz, wo ich als Werbekunde auch Inventar und
Buchungen auf Seiten kaufen kann, oder? Das ist schon so.

Till Faida: Also es fing
wirklich damit an, dass wir gesagt haben, bestimmte Werbung wissen
wir, funktioniert sehr gut. Auch bei den Nutzern, die einen Adblocker
installiert haben. Und wir wollen diese Erkenntnis nutzen, um
Websites zu helfen, diese User auch wieder zu erreichen. Im Laufe der
Zeit hat sich natürlich gezeigt Es ist ein hoher manueller Aufwand,
jede Seite einzeln anzuordnen. Andererseits fragen uns aber die
Website-Betreiber auch immer wieder Wo bekommen wir denn Werbung her,
die auch nach diesen Kriterien gestaltet ist? Und auch noch mal ein
sehr wichtiger Punkt ist Viele Werbetreibende, viele Brands fragen
uns natürlich Wie können wir die diese Nutzergruppe eigentlich
erreichen? Weil wir für sehr viele Leute eben eine hoch attraktive
Zielgruppe haben. Die Nutzer mit einem Adblocker sind sehr
technikaffin, eher jung, überdurchschnittlich gebildet. Sie geben
sehr viel Geld im Internet aus. Überdurchschnittlich viel sind also
noch hoch attraktive Zielgruppen, etwas anspruchsvollere Zielgruppe
als der Durchschnitts Anwender, aber eben eine sehr attraktive
Zielgruppe auch für für Werbetreibende. Deshalb haben wir ein Ad
Exchange gebaut, das es uns ermöglicht, Publishern, die selber nicht
genug Vermarktung haben, um akzeptable Ads selber zu verkaufen. Dass
wir denen dabei helfen, akzeptables Inventar auch programmatisch zu
verkaufen.

André Vollbracht: Ja okay. Um
noch mal die, die den Anteil, den prozentualen Anteil der Nutzer zu
erwähnen, die von allen Internetnutzern da draußen Adblock Plus
installiert haben oder sagen wir mal einen Adblocker generell
installiert haben. Wie viel % aller Internetnutzer sind das?

Till Faida: Also da gibt es
einige Studien von von Dritten dazu. In Deutschland beispielsweise
hat der BVDW erst kürzlich eine Adblockerrate veröffentlicht. Ist
da glaube ich auf einen Wert gekommen von knapp unter 25%im Desktop
Bereich. Deutschland ist glaube ich etwas überdurchschnittlich, noch
was die Adblocker Penetration angeht. In anderen Ländern ist der
Durchschnitt eher so bei 10 bis 15%.

André Vollbracht: Okay, jetzt
habe ich mich gerade gefragt von den Leuten die hier sitzen, die die
rund 120 Leute sind das mittlerweile eigentlich alles Juristen oder?
Oder sind da auch noch andere dabei, weil ihr wirklich sehr viel
prozessiert? Das gehört zum Tagesgeschäft bei euch, die großen
Verlagshäuser. Da gibt es noch einen, der nicht geklagt hat, dass
dieses Thema ist einfach bei euch omnipräsent. Was für andere
Gründe der Super-GAU ist, dass man wirklich verklagt wird und dann
auch noch von einem großen, von einem großen Konzern. Das ist bei
euch Alltag. Wie geht ihr damit um? Kann man sich daran gewöhnen?
Irgendwie denkst du, da kommen jetzt dann ich glaube, acht Prozesse
gab es mittlerweile kommt Prozess Nummer 9 ist, wie es ist, oder,
oder ist das immer nervig?

Till Faida: Ich glaube, ganz
grundsätzlich ist es so, wenn man sehr disruptiv in einen Markt
reingeht. Und gerade der Online Werbemarkt ist einfach extrem
dysfunktional und braucht massive Umwälzungen. Gerade wenn man, wenn
man das zum Ziel hat und ich glaube, viele Start-ups haben eigentlich
das zum Ziel, wirklich disruptiv in einen Markt reinzugehen, dann
tritt man eben den etablierten Playern auf die Füße. Und für uns
war das von Anfang an klar Wir gehen ganz bewusst so disruptiv in den
Markt rein. Selbstverständlich werden wir da Gegenwind bekommen. Das
ist aber absolut notwendig, dass das auszuhalten, weil wir, glaube
ich, nur so wirklich Veränderungen auch hinbekommen. Und deshalb
haben wir von Anfang an sehr darauf geachtet, dass wir in unsere
Gesamtstrategie sehr genau auch Juristen mit einbeziehen, um genau.
Was sind Dinge, die wir machen können und was sind Dinge, die wir
eben nicht machen? Ganz bewusst und haben, so glaube ich, von Anfang
an sehr stark darauf gesetzt, dass das vielleicht ein Teil ist von
wirklicher, echter Innovation und Disruption, aber auch etwas ist,
was wir, was wir durchstehen werden. Und wir sehen es jetzt auch
schon. A haben wir bisher alle Verfahren gewonnen, aber b erkennen
auch immer mehr Publisher, dass das eben keine wirkliche Lösung ist.
Jeder, der davon hört, dass es Adblocker gibt, hat erst mal diesen
Impuls. Dann kann man die irgendwie technisch austricksen oder kann
man, kann man die vielleicht verklagen? Und dann verschwindet
vielleicht das Problem. Aber das eigentliche Problem ist doch, dass
die Nutzer immer weniger sich adäquat angesprochen fühlen von der
Standard Werbung, die man als Internetnutzer zu sehen bekommt. Und
genau hier muss man, muss man ansetzen. Und immer mehr
Website-Betreiber verstehen eben auch, dass der eigentliche Grund für
Einnahmeausfälle ist, nicht ein Adblocker. Der eigentliche Grund
ist, dass eine gewisse Zielgruppe eben mit so aufdringlicher Werbung
überhaupt nicht ansprechbar ist. Und hier können wir eben auch
wieder ganz klar schwarz auf weiß zeigen, dass die Zusammenarbeit
mit uns hoch profitabel ist für jeden Webseitenbetreiber. Und
dementsprechend gibt es natürlich ein paar von diesen etablierten
Playern, die sagen Ja, wir, wir stecken jetzt den Kopf in Sand und
klagen einfach mal und dann geht diese Herausforderung, dass die
Nutzer unsere Werbung nicht sehen wollen, vielleicht einfach weg,
aber immer mehr verstehen eben auch hier ist auch eine Riesenchance,
eine Zielgruppe zurück zu erreichen, die wir verloren haben. Eine
Zielgruppe, die eben anspruchsvoll ist, aber hoch attraktiv. Und
diese User kann man erreichen. Man muss sich eben ein bisschen mehr
Mühe gegeben, als einfach nur Inhalte zu produzieren und dann Banner
daneben zu kleben. Da muss die Vermarktung einfach intelligenter
erfolgen und wir können zeigen, dass es funktioniert.

André Vollbracht: Das tut
natürlich dann ein eigenes Produkt. Nur positiv bewerten kannst, ist
mir völlig klar. Deswegen bleibt bleibt hier kein anderer übrig,
außer außer mir, der jetzt den Gegenpol, den Gegenpart einnehmen
muss. Und die Beschwerde da draußen ist ja Mensch, erst blockiert
ihr alles und dann nehmt ihr auch noch Geld dafür, dass sie dann
wieder durchlassen. Das ist das geht irgendwie gleich an zwei
Baustellen nicht. Und da dieses juristische Thema einfach eins ist,
was untrennbar mit euch verbunden ist und weswegen ihr ja auch
überall in der Presse seid, würde ich da gerne noch so ein bisschen
ins Detail gehen. Wo, an welcher Stelle gibt es denn eigentlich die
Beschwerden? Also das ist ja gar nicht so leicht einzugrenzen. Ist
jetzt der Nutzer schuld, der den Adblocker installiert hat, weil er
zwar die Inhalte einer Webseite konsumiert, aber nicht bereit ist,
sich Werbung anzeigen zu lassen? Ist das vergleichbar mit jemandem,
der sagt Ich gehe in den Supermarkt, hole ein Kilo Äpfel? Aber das
Zahlen hat mich schon immer genervt. Zahlen lasse ich jetzt
ausfallen, aber Kilo Äpfel nehme ich gerne. So wäre eigentlich der
Nutzer verklagt. Bar oder ist das der der Technologie Anbieter?
Analog zur zur Argumentation Ihr seid jetzt irgendwie der
Waffenhersteller und ihr sagt dann Aber ja, aber wir stellen zwar die
Waffen her, aber nutzen müssen dann immer noch die Nutzer die Waffe
und nicht wir. Deswegen sind wir nicht schuld. Also wer ist denn
eigentlich Schuld? Was war in den bisherigen Verfahren die
Argumentation, mit der ja eure eure Gegner versucht haben, euch euch
irgendwie dran zu kriegen?

Till Faida: Also ich glaube der
der ganz entscheidende Teil, wo der immer wieder von den Gerichten
bestätigt wurde, ist, dass der Nutzer absolut das Recht dazu hat,
selbst zu entscheiden, was in seinem eigenen Browser passiert.

André Vollbracht: Das ist so
alles kann das ich?

Till Faida: Ich glaube, das ist
auch relativ leicht nachvollziehbar, wenn man sich mal wirklich vor
Augen führt wie wie wird Werbung eigentlich ausgeliefert? Wenn ich
jetzt auf Seite XY gehe und im Hintergrund werden diverse Scripte
geladen, werden diversen Calls gemacht zu unterschiedlichsten Apps
Servern, dann habe ich als Nutzer selbstverständlich das Recht zu
sagen, mein Computer greift jetzt nicht auf all diese Server zu,
sondern ich entscheide selber, auf welche Quellen mein Browser
eigentlich zugreifen soll. Und insofern ist der der Blocking Teil
absolut unstrittig mittlerweile. Interessanterweise greift man uns
tatsächlich in erster Linie wegen dem Blatts Programm an, das, was
eigentlich schon absolut absurd ist, weil jetzt selbst gesetzt dem
unwahrscheinlichen Falle, dass irgendwann einmal ein Gericht anders
entscheiden sollte als all die Gerichte vorher. Dann wäre der
Gewinn, den die Kläger haben, dass der Adblocker immer jede Werbung
blocken muss und das ist ein Kompromiss nicht möglich ist. Also
insofern sind die Gerichtsverfahren durchaus schon ein bisschen
absurd, wenn man sich mal die Frage stellt Was wollen die Kläger
eigentlich?

André Vollbracht: Erreichen mit
dem jetzt kleinen Vorteil, dass sie natürlich euer Geschäftsmodell
damit auch zerstört hätten. Das ist natürlich bleibt für für die
Webseitenbetreiber da draußen noch weniger übrig, weil dann alles
geblockt wird, aber sie durch die Hintertür zerstören sie quasi
auch euer Geschäftsmodell. Wahrscheinlich ist das das Ansinnen
hinter den Prozessen.

Till Faida: Vielleicht, aber ich
glaube, da verschließt man so ein bisschen die Augen davor. Dass
Adblocker ein Teil des Webs ist, hat nichts mit unserem
Geschäftsmodell zu tun. Es gibt hunderte Adblocker und ich glaube,
dass mittlerweile eben auch immer mehr Websites den Wert sehen, den
wir als eyeo schaffen, dass wir dafür sorgen. Adblocker ist nun mal
Teil des des Webs, aber wir bringen es in eine vernünftige Richtung,
dass wir eben nicht das Feld den destruktiven Adblocker überlassen,
die einfach sagen. Mich interessiert doch nicht, wie
Website-Betreiber sich refinanzieren. Ich finde Werbung doof,
deswegen blockiere ich alles. Das ist ein nach meinem Dafürhalten
sehr unkonstruktiver Ansatz, weil ich es eben wichtig finde, dass wir
auch dafür sorgen, dass es auch im Internet gute kostenlose Inhalte
geben kann. Und genau deshalb brauchen wir eben einen
funktionierenden Kompromiss zwischen Nutzern und Website Betreibern.
Und diesen Kompromiss anzugreifen ist schon etwas absurd. Aber da wir
die Gerichtsverfahren immer gewinnen, ist mir, das ist mir die
Motivation der Kläger dann auch nicht ganz so wichtig.

André Vollbracht: Ein Großer
steht jetzt in Kürze bevor BGH der Bundesgerichtshof BGH entscheidet
jetzt drüber. Darf es dieses Modell weitergeben der Acceptable Ads
oder nicht? Aber du bist positiv.

Till Faida: Ja, ich bin
natürlich positiv, einfach weil wir mittlerweile recht viel
Erfahrung haben mit Verfahren. Aber man muss auch ganz klar sagen Das
ist ein rein deutsches Phänomen. Und alle Verfahren, die wir bisher
gefühlt geführt haben, gab es nur in Deutschland. Auch die
Entscheidung des BGH betrifft nur Deutschland. Und für uns ist
Deutschland einerseits natürlich unser Heimatmarkt, wirtschaftlich
aber eigentlich ziemlich uninteressant, weil ehrlicherweise fast alle
Websites, die es in Deutschland gibt. Die sind eigentlich unter
unserem unter der großen Schwelle, von der wir vorhin gesprochen
haben. Für uns vom Geschäftsmodell sind andere Märkte viel, viel
Interessanter.

André Vollbracht: Wäre auch
meine Schlussfolgerung. Dann lasse ich Deutschland halt sein. Wenn
irgendwie 100% der Beschwerden aus Deutschland kommen, aber nur ein
ganz kleiner Bruchteil der Einnahmen, dann wäre das ja irgendwie
wirtschaftlich komplett legitim zu sagen: Alles außer Deutschland,
los geht's.

Till Faida: Also von von unserem
Geschäftsmodell muss man wirklich ganz klar sagen Weit über 90%
findet in den USA statt und eben nicht nicht in Deutschland. Ich
denke, es ist aber grundsätzlich schon wichtig, dass wir eben einmal
die Situation klären. Deswegen gehen wir durch durch alle Instanzen,
einfach um, um Sicherheit zu bekommen. Und wie gesagt, wir sind dann
natürlich extrem optimistisch, dass jetzt auch so eine BGH
Entscheidung einfach noch mal ein bisschen mehr Klarheit in den Markt
bringt, weil wir eben gesehen haben, wie Gerichte bisher entschieden
haben. Und wenn es jetzt auch in der dritten Instanz noch mal
bestätigt wird, dann denke ich, sind wir in einer ganz guten
Situation, auch in Deutschland. Vielleicht diese Konfrontation so ein
bisschen mehr hinter uns zu lassen und anfangen können,
konstruktiver zusammenzuarbeiten, weil wir arbeiten extrem
erfolgreich, gerade in den USA mit tausenden von Publishern
mittlerweile zusammen. Wir sehen, was für einen Mehrwert es bringt,
wenn man eben Nutzer gezielt anspricht, nicht dieselben Werbung an
alle versucht auszuspielen, sondern erkennt es gibt unterschiedliche
Nutzergruppen. Es gibt Nutzergruppen, die sehr technikaffin sind, die
man anders ansprechen muss als den Durchschnitts Anwender. Und da ist
so ein enormes Potenzial für Publisher, so viel Einnahmen, die
wieder Journalisten finanzieren können. Insofern jetzt einfach zu
sagen Deutschland interessiert uns sowieso nicht, finde ich extrem
schade, weil es unserem Heimatmarkt eine Riesenchance einfach
verbauen würde.

André Vollbracht: Jetzt ist das
ja immer so, wenn man ein erfolgreiches Geschäftsmodell sein Eigen
nennt und das ist bei euch so, dann gucken sich das andere mit an und
irgendwann gibt es die Nachahmer und dann wird es richtig blöd. Wenn
die Nachahmer mit die größten Konzerne sind, die es IT technisch
auf dieser Welt gibt. So ist das ja in eurem Fall passiert. Ich weiß
gar nicht, wer mittlerweile alles Adblocking in seinem Browser
integriert. Du kannst natürlich sagen ja, im Sinne der großen Idee
endlich nervt hier nichts mehr. Aber natürlich ist das irgendwie
etwas, was einen so nur positiv auch nicht stimmen kann, denn da. Da
wird euch ja massiv das Wasser abgegraben, oder? Was würdest du dazu
sagen? Dazu Wer wäre es, dass Apple, die die App Blocking integriert
haben, in dem Browser Google auch mittlerweile? Oder wie sieht das
aus?

Till Faida: Zunächst einmal ist
es natürlich erst einmal eine Validierung, wenn wir sehen, große,
sehr große Firmen wie Apple oder oder Google erkennen jetzt auch da
ist so ein hohes Nutzer Interesse, mehr Kontrolle über das eigene
Surf Erlebnis zu bekommen. Dass Sie solche Funktionen implementieren,
zeigt ja einfach schon mal, wie wie stark die Nachfrage ist. Hier ist
es glaube ich ganz wichtig für uns noch mal ein bisschen zu
unterscheiden. Da wird sehr viel, was Ad Blocking genannt wird, in
einen Topf geworfen. Im Grunde hat jeder Browser schon seit sehr,
sehr vielen Jahren einen Adblocker integrieren. Das ist ein Popup
Blocker. Früher musste man dafür ja auch noch separate Programme
installieren. Irgendwann haben die Browser gesagt wir blockieren
bestimmte Werbe Formate wie eben Pop ups schon direkt. Der Bereich
geht jetzt ein bisschen weiter, gerade wenn man sich anguckt. In
Chrome gibt es jetzt ein Ad Filter, der auch über Pop ups hinausgeht
und auch Dinge blockiert wie Overlay Werbung. Insofern ist das aber
noch längst nicht vergleichbar mit dem, was Adblock Plus kann. Und
ich glaube, hier sprechen wir auch noch mal wieder etwas
unterschiedliche Nutzergruppen an, weil wenn man sich allein die
Statistiken anguckt von dem Chrome et Filter, den den Google
eingebaut hat, der ist nur auf 0,9% aller Seiten tatsächlich aktiv,
weil die eben noch mal ganz andere Toleranzschwelle eingebaut haben.
Chrome blockiert selbstverständlich keine Pre Video Werbung auf

André Vollbracht: Youtube
natürlich nicht

Till Faida: Genau. Adblock Plus
kann das schon. Und hier sprechen wir glaube ich wirklich die Nutzer
an, die selber kontrollieren wollen, was in ihrem Browser passiert,
die selber konfigurieren wollen. Welche Werbung finden sie okay,
welche nicht? Wer darf mich tracken, wer nicht? Das sind gerade eben
die, die etwas technisch versierte, deren Nutzer, die, die da einfach
noch viel mehr erwarten als so eine sehr limitierte Ad
Filterfunktion.

André Vollbracht: Ja, alles
klar. Das heißt ja irgendwo Mitbewerber, aber Mitbewerber, den ihr
auch wenn groß, trotzdem der nicht, die die ganzen Fähigkeiten
mitbringt, die Adblock Plus mit sich bringt.

Till Faida: Ja, also einfach,
wenn man, wenn man das einmal vergleicht, was blockiert der Standard
Ad Filter, was blockiert Adblock Plus? Da sieht man einfach ein
visuell sehr starken Unterschied. Insofern denke ich, sprechen wir da
unterschiedliche Nutzergruppen an.

André Vollbracht: Jetzt gibt es
noch ein Thema, was auch unser letztes Thema für heute sein soll.
Und zwar heißt das Thema Flattr. Du hast das ja gerade auch immer
wieder gesagt. Ihr seid jetzt gar nicht dagegen, dass
Webseitenbetreiber Geld verdienen. Ihr seid nur dafür, dass das auch
in einem Rahmen funktioniert, der für die Nutzer erträglich ist und
benutzerfreundlich ist. Und in diesem Credo habt ihr euch jetzt
zusammen getan mit Flattr. Das ist ein Unternehmen, was ursprünglich
von Peter Sunde gegründet wurde. Und da geht es darum, dass du bei
deinem, bei deinem Surfen durch das, durch das Netz, auf Seiten, die
dir besonders gut gefallen, einen kleinen Obolus dalassen kannst. Du
kannst also die Seiten flattern. Bevor ich aber jetzt hier das
Konzept euch erkläre und dabei auch noch die Hälfte falsch mache Du
kennst dich viel besser damit aus. Was ist Flatter genau und wie kam
es zur Zusammenarbeit mit Flatter?

Till Faida: Die Die Kernfragen,
die wir uns hier bei euch stellen, sind wirklich immer zwei Dinge.
Einerseits geben wir dem Nutzer Kontrolle über seinen Surf Erlebnis,
andererseits arbeiten wir mit Publishern an nachhaltigen
Finanzierungsmodelle. Und wenn es um die Finanzierung von Inhalten im
Internet geht, gibt es eigentlich zwei Komponenten Werbung. Jetzt
schon viel über Werbung gesprochen und Bezahlmodelle. Das größte
Problem, das was ich sehe, was Bezahlschranken im Web haben, ist Die
wenigsten Websites haben wirklich so einzigartigen Content, so eine
starke Marke, so loyale Leser, dass sie es schaffen, selber ein
Abo-Modell zu implementieren. Das funktioniert vielleicht
hervorragend für Wall Street Journal und New York Times, aber ich
glaube, das ist eine sehr limitierte Anzahl an Websites, die die das
schaffen kann. Und genau hier setzt unser Flattr Modell an, dass wir
gesagt haben, wenn es ein Bezahlmodell für das gesamte Web gibt,
dann können wir es schaffen, als erste tatsächlich Payments als
Komponente für das gesamte Web verfügbar zu machen. Und so wie
Flatter funktioniert ist wenn. Wenn du als Anwender sagst, ich möchte
keine Werbung sehen, kannst du stattdessen einen monatlichen Betrag
zahlen und dieses Geld wird automatisch ausgeschüttet an die
Websites, mit denen du interagiert hast, basierend auf einem sehr
smarten Algorithmus, der genau erkennt, welche Website hat dir am
meisten Mehrwert geliefert. Und die bekommt dann auch den größten
Anteil an der monatlichen Zahlungen, die du an Flattr leistest. Das
heißt, es ist quasi das erste Zero Click Payment System ohne.
Subscription für das gesamte Web.

André Vollbracht: Das war mal
so, dass man dass man aktiv flattern musste, glaub ich. Das heißt,
ich habe nur geklickt hast dann dann gab es einen Teil deines
Budgets. Was du als Nutzer eingezahlt hast, wurde dann auch auf diese
Seite verteilt. Jetzt sagt ihr einfach sogar das ist zu schwer. Wir
wir gucken einfach nur wo war der Nutzer unterwegs und verteilen auf
diese Seiten, wo du sagst, die dem Nutzer den größten Mehrwert
gebracht haben? Verteilen wir dann das Geld? Kurze Zwischenfrage dazu
noch muss ich muss natürlich Flatter integriert haben bei mir auf
der Seite.

Till Faida: Oder nein, das ist,
dass es eben genau das, was wir mittlerweile entfernt haben. Wir
haben gesehen, Payment Modelle funktionieren halt nur, wenn man
sämtliche Hürden wirklich rausnimmt. Und das alte Flattr Modell
basierte wirklich in der Tat darauf. Der Seitenbetreiber musste einen
Button implementieren und der Nutzer musste dann auf diesen Button
klicken. Wir haben Flattr vor etwas mehr als einem Jahr übernommen
als eyeo und das Modell noch mal ganz auf den Kopf gestellt, indem
wir sagen der Publisher muss nichts implementieren und auch der der
Nutzer muss nur einmal unsere Browser Extension installieren. Einmal
die Subscription abschließen und danach läuft alles komplett
automatisiert. Das heißt über die Browser Extension kann das, kann
die Verteilung ermittelt werden und ich als Website-Betreiber muss
nichts machen, außer das Geld akzeptieren.

André Vollbracht: Und da kommen
wir dann wahrscheinlich zum springenden Punkt, weil natürlich die
Webseitenbetreiber schon ihre Seiten auch freischalten müssen im
Sinne von Du brauchst ja erst mal eine Kontoverbindung, wenn du mir
überhaupt Geld überweisen willst.

Till Faida: Wir müssen
natürlich wissen, wo wir das Geld hinschicken sollen. Das ist
natürlich

André Vollbracht: Klar, da gibt es
wahrscheinlich auch noch eine Menge zu tun. Also wahrscheinlich sind
die meisten Seiten nicht freigeschaltet und ihr habt keine
Kontoverbindung bei den meisten Seiten. Ja, aber es soll nicht zu
einem Schaden sein. Wahrscheinlich, denn wer, wer kein Geld haben
will. Wie ist das? Steckt ihr euch das Geld an einfach ein oder? Oder
verteilt ihr das Geld dann auf genau die Seiten, die Flatter
integriert haben? Wie läuft das

Till Faida: Genau. Wenn weniger
Websites tatsächlich ihre ihre Flattrs akzeptieren, dann wird der
Kuchen einfach nur größer für die Seiten, die es tun. Das heißt,
dadurch schaffen wir natürlich auch einen Anreiz, jetzt gerade am
Anfang früh dabei zu sein. Denn alle Website-Betreiber, die jetzt
früh dabei sind, die profitieren dann von einem natürlich größeren
Kuchen. Je mehr Websites sich langfristig angemeldet haben, wenn
nicht gleichzeitig auch die die Nutzerbasis steigt, dann sinkt für
die natürlich der Anteil. Also da lohnt es sich dann natürlich,
früh dabei zu sein. Wir haben jetzt sehr viele kleine, aber auch
große Seiten, die, die wir mittlerweile im System haben und da
werden wir bestimmt bald auch die ersten Zahlen zu veröffentlichen.

André Vollbracht: Alles klar?
Interessant. Wie viel nehmt ihr euch von dem Kuchen?

Till Faida: Das sind ungefähr
5% der Website-Betreiber. Der soll schon 80% der Einnahmen bekommen.
Wir müssen aber natürlich die ganze Zahlungsabwicklung. Da arbeiten
wir mit Dienstleistern zusammen. Das ist das kostet Gebühren.

André Vollbracht: Die kriegen
die restlichen 15%.

Till Faida: Ungefähr. Das
schwankt immer ein ganz bisschen, je nachdem, von welchem Betrag wir
hier sprechen. Aber so als als grobe Größenordnung ist das richtig?

André Vollbracht: Alles klar?
Ja, das war ein ziemlich großer Rundumschlag rund um Adblock Plus
und auch noch ein bisschen um Flattr. Zusammenfassend würde ich
sagen es ist spannend euch anzugucken. Ein Unternehmen, was aus der
Grundidee, eigentlich kein Geld zu verdienen, doch ein
Geschäftsmodell gestrickt hat, mit dem sich wirklich gutes Geld
verdienen lässt. Das ist glaube ich ziemlich einzigartig in
Deutschland und in der Welt. Von daher BWL seitig sehr spannend. Der
Werbemarkt ist natürlich auch immer daran interessiert. Schön, dass
du uns hast mal teilhaben lassen, dass du uns ein paar Einblicke
gegeben hast, die sich sonst so leicht dann doch nicht verstehen
lassen, wenn man einfach nur die die groben Schlagzeilen über
Adblock Plus liest. Ja, schön, dass wir hier zu Gast sein durften.
Ich hoffe, ihr habt auch einiges mitgenommen aus diesem Interview.
Und ja, eure Meinung, wie gesagt, die überlasse ich euch an dieser
Stelle mal ganz alleine. Aber egal wie eure Meinung ist, ihr seid
jetzt schlauer geworden, hoffe ich. Und ich sage bis zum nächsten
Mal Schön, dass ihr dabei wart. Macht's gut. Ciao! Danke dir Till.

Till Faida: Danke auch.

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