Qorium sichert 22 Millionen Euro, um kultiviertes Leder in den Massenmarkt zu bringen
Das niederländische Biotechnologie-Unternehmen Qorium hat eine Finanzierung in Höhe von 22 Millionen Euro abgeschlossen, um die Kommerzialisierung seines kultivierten Leders zu beschleunigen. Angeführt wird die Runde von Invest-NL und LIOF, die gemeinsam mit den bestehenden Investoren Brightlands Venture Partners und Sofinnova Partners sowie mehreren privaten Geldgebern investieren. Das Engagement von Invest-NL erfolgt im Rahmen des InvestEU-Garantieprogramms der Europäischen Kommission.
Das Unternehmen mit Sitz in Maastricht gilt als einer der technologischen Vorreiter in der Herstellung von echtem Leder ohne Tierhaltung. Qorium nutzt biotechnologische Verfahren, um aus wenigen tierischen Zellen in Bioreaktoren echtes Leder zu kultivieren und dies mit identischer Struktur, Haptik und Qualität wie herkömmliches Material. Ziel ist es, die Lederproduktion nachhaltiger, effizienter und ethisch vertretbarer zu gestalten.
Von der Laborinnovation zur industriellen Skalierung
Mit der neuen Finanzierungsrunde will Qorium den Übergang von der Pilotphase zur industriellen Fertigung vollziehen. Bereits in den vergangenen Jahren hat das Unternehmen 8 Millionen Euro Seed-Kapital eingesammelt und bedeutende Fortschritte erzielt. Neben dem Aufbau neuer Bioreaktoren in Maastricht wurden erste kommerzielle Partnerschaften im Bereich Luxusgüter und Automobil geschlossen.
Wir verbinden modernste Zellbiologie mit jahrzehntelanger Lederexpertise, um ein Produkt zu schaffen, das qualitativ überzeugt – ohne die ökologischen und ethischen Probleme herkömmlicher Lederproduktion.
Michael Newton, CEO Qorium
In den kommenden zwei Jahren will Qorium die Produktionskosten soweit senken, dass sie mit Premium-Leder aus Tierhaut konkurrenzfähig sind. Das Startup plant, innerhalb von 24 Monaten die ersten Produkte auf den Markt zu bringen.
Hohe ökologische Relevanz
Die Lederindustrie zählt zu den ressourcenintensivsten Branchen weltweit. Sie ist geprägt von hohem Wasserverbrauch, Flächenbedarf und Emissionen aus der Tierhaltung. Qoriums Verfahren reduziert laut Unternehmensangaben CO₂-Emissionen um bis zu 87 Prozent, senkt den Wasserverbrauch um über 60 Prozent, benötigt 42-mal weniger Land und vermeidet Methanemissionen vollständig. Zudem entfallen viele der umweltbelastenden Chemikalien, die bei der traditionellen Gerbung anfallen.
Qorium zeigt eindrucksvoll, wie Biotechnologie einen der umweltschädlichsten Industriezweige neu denken kann. Das Unternehmen verbindet Innovation mit Systemwandel – genau solche Lösungen brauchen wir, um Europas nachhaltige Materialwirtschaft voranzubringen.
Lisette Kersting-van der Boog, Invest-NL
Erfahrenes Gründerteam und starke Partner
Gegründet wurde Qorium von Dr. Mark Post, der 2013 den weltweit ersten kultivierten Hamburger präsentierte, und Rutger Ploem, einem erfahrenen Lederexperten mit über 30 Jahren Branchenerfahrung. Diese Kombination aus wissenschaftlicher Pionierarbeit und tiefem Marktverständnis gilt als einer der Erfolgsfaktoren des Unternehmens.
Auch die Investoren unterstreichen die strategische Stärke des Teams. Guillaume Baxter, Partner bei Sofinnova Partners, sagt: "Qorium vereint wissenschaftliche Exzellenz mit industrieller Umsetzbarkeit. Das Unternehmen hat nicht nur die Technologie, sondern auch die Partner, um die Lederproduktion der Zukunft zu gestalten."
Leder neu gedacht
Mit der Series-A-Finanzierung positioniert sich Qorium als einer der Akteure im entstehenden Markt für kultiviertes Leder. Während viele Wettbewerber auf synthetische oder pflanzenbasierte Alternativen setzen, bietet Qorium ein echtes Naturprodukt.
Damit könnte das Unternehmen eine Brücke schlagen zwischen Nachhaltigkeit, Premiumqualität und industrieller Skalierbarkeit und gleichzeitig ein zukunftsweisendes Beispiel liefern, wie Biotechnologie traditionelle Industrien neu definieren kann. Wie stark sich kultiviertes Leder im Markt gegen Kunstleder durchsetzen kann, muss die Zukunft zeigen.

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