Digital Health

Self.co sammelt 2,56 Millionen Euro ein

Das litauische Healthtech-Startup Self.co hat 2,56 Millionen Euro eingesammelt, um präzise Allergie- und Intoleranztests europaweit verfügbar zu machen. Die Plattform kombiniert molekulare Diagnostik, KI-gestützte Auswertung und individuelle Behandlungsempfehlungen.
News von Marc Nemitz Marc Nemitz · Vilnius, 11. November 2025

Das litauische Digital-Health-Startup Self.co hat eine Finanzierungsrunde über insgesamt 2,56 Millionen Euro abgeschlossen. Davon stammen 1,2 Millionen Euro aus einer von Iron Wolf Capital angeführten Venture-Runde, an der sich auch Coinvest, NGL Ventures und mehrere Business Angels beteiligten. Weitere 1,36 Millionen Euro erhält Self.co als Fördermittel der Innovation Agency Lithuania.

Mit dem frischen Kapital will das Unternehmen seine Einstiegs-Allergie- und Intoleranztests weiterentwickeln und in neue Märkte expandieren. Darunter sind auch Deutschland, Österreich, Irland und das Vereinigte Königreich. Ziel ist es, präzise Diagnosen deutlich günstiger und zugänglicher zu machen.

Milliardenmarkt mit Diagnoselücke

Rund 40 Prozent der Weltbevölkerung sind laut der European Academy of Allergy and Clinical Immunology (EAACI) von Allergien betroffen, doch fast die Hälfte bleibt falsch oder gar nicht diagnostiziert. Lange Wartezeiten, begrenzte Facharztkapazitäten und hohe Testkosten erschweren den Zugang.

In öffentlichen Gesundheitssystemen müssen Patienten häufig mehr als sechs Monate auf einen Termin warten. Herkömmliche molekulare Tests kosten zwischen 200 und 400 Euro. Die Folge, Millionen leben weiter mit Symptomen wie Müdigkeit, Hautreizungen oder Verdauungsproblemen, ohne zu wissen, woran sie tatsächlich leiden.

Hightech-Diagnostik zum Bruchteil der Kosten

Self.co will das ändern. Das Unternehmen entwickelt molekulare Allergietests, die mit einer einfachen Blutprobe zu Hause oder in Partnerkliniken durchgeführt werden können. Im Labor werden 98 Allergene und 220 Nahrungsmittelunverträglichkeiten analysiert und das mit der gleichen Präzision wie klinische Tests.

Dank eigener Produktion und digitalisierter Abläufe kann Self.co die Kosten um bis zu 75 Prozent senken. Ein Test kostet zwischen 69 und 99 Euro. Aktuell auf der Homepage wird der Nahrungsunverträglichkeitstest für 159,00 € angeboten und der Allergietest für 139,00 € (Stand 11.11.2025) Die Ergebnisse werden durch ein KI-gestütztes Analyseverfahren ausgewertet, das medizinische Daten mit klinischer Expertise kombiniert. Die Nutzer erhalten anschließend einen individuellen Ernährungs- und Behandlungsplan, abgestimmt auf ihre Allergene und Symptome.

Millionen von Menschen leben mit allergieähnlichen Beschwerden, ohne eine klare Antwort zu bekommen. Wir haben ein System entwickelt, das medizinische Genauigkeit und digitale Einfachheit vereint. Damit kann jeder zu einem fairen Preis erfahren, was wirklich hinter seinen Symptomen steckt.

autvydas Gylys, Mitgründer und CEO von Self.co

Investoren setzen auf digitale Gesundheitsplattform

Für die Investoren ist Self.co ein Beispiel für angewandte Biotechnologie mit großem Marktpotenzial.

Self.co adressiert ein massives, bisher unterversorgtes Gesundheitsproblem. Die Kombination aus technischer Tiefe, medizinischem Verständnis und klarer Marktorientierung überzeugt uns. Das Team hat das Potenzial, die Allergiediagnostik weltweit zu verändern.

Kasparas Jurgelionis, Managing Partner bei Iron Wolf Capital

Ausbau zur Plattform für Allergie-Management

Mit dem neuen Kapital will Self.co nicht nur seine Tests verbessern, sondern eine ganzheitliche digitale Gesundheitsplattform aufbauen, von der Erstdiagnose über die Behandlung bis hin zur langfristigen Begleitung. Geplant sind interaktive Symptom-Fragebögen, eine tiefere Integration mit bestehenden Gesundheitssystemen und neue Kooperationen mit Ärzten und Apotheken.

Sind Selbsttests in Deutschland schon lange bekannt?

Bis 2030 möchte Self.co zur führenden digitalen Plattform für Allergie- und Intoleranzmanagement in Europa werden. Mir kommt das Geschäftsmodell von Self.co auf den ersten Blick vertraut vor. Besonders in den Sinn kommt mir die NanoRepro AG aus Marburg, die ebenfalls Eigentests zum Einschicken anbieten. Bekannt wurde das Unternehmen vor allem während der Pandemie, als die bestehenden Lieferwege für die ersten COVID-Tests genutzt wurden. Dies hatte den Effekt, dass der Aktienkurs innerhalb eines Monats von 0,58 € auf 16,00 € explodierte. Heute kennt man die Produkte aus dem EInzelhandel oder auch deren Plakate auf den Autobahnraststätten.

Aktienkurs-verlauf NanoRepro AG | Screenshot Google-Suche 11.11.2025

Auch bei Self.co ist eine selbstgenommene Blutprobe erforderlich, ähnlich wie bei NanoRepro-Tests auf Zöliakie oder Eisenmangel. NanoRepro bietet seine Produkte überwiegend für 11,95 € pro Test an, während Self.co für die Analyse von 220 Nahrungsunverträglichkeiten 159,00 € verlangt. Ob solche selbstentnommenen Bluttests langfristig vom Markt angenommen werden, bleibt abzuwarten, zumal vergleichbare Diagnosen in Deutschland im Rahmen der medizinischen Grundversorgung kostenlos beim Arzt erhältlich sind.


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