"Testen, Testen, Testen"

Das ist der neue Leitsatz der bayrischen Anti-Corona Strategie. Ab dem 1.Juli ist es allen in Bayern lebenden Menschen möglich sich freiwillig und kostenlos auf das Coronavirus testen zu lassen- und das auch ohne Symptome. Dies ist nun möglich, da deutsche Labore ihre Testkapazitäten im Kampf gegen das Coronavirus deutlich gesteigert haben. Mitte Juni wurden täglich ca. 100.000 Proben auf das Virus getestet-zum Vergleich Anfang März lag die tägliche Laborkapazität noch bei gut 7.000 Tests.

Getestet wird derzeit im Labor mittels einer sogenannten Polymerasekettenereaktion, kurz PCR. Hierbei wird das Erbmaterial der Viren derart stark vervielfältigt, dass es nachgewiesen werden kann, auch wenn es nur in geringen Mengen vorkommt, so das Bundesgesundheitsministerium.

Ein solcher Test dauert gewöhnlich 4-5 Stunden, jedoch verstreicht beim Versand der Proben an die Fachlabore wertvoller Zeit, Zeit in der mögliche Kontaktpersonen noch nicht isoliert werden können und weitere Menschen anstecken könnten.

Antikörper Test- die Rettung ?

Aus diesem Grund sind aktuell Antikörper-Schnelltests in Entwicklung und werden auch schon von diversen Firmen angeboten. Hierbei wird allerdings keine Momentaufnahme der Infektion erstellt, sondern eine Immunreaktion gegen den Erreger festgestellt. Nachdem sich das Virus einige Tage im Körper befindet, bildet die menschliche Immunabwehr Antikörper, welche im Blut gut nachweisbar sind. Diesen Nachweis soll dann der Antikörper-Schnelltest erbringen. Deshalb orderte das Bundesgesundheitsministerium bereits Anfang Mai Millionen Corona-Antikörpertest bei dem Pharmaunternehmen Roche.

Derzeit kann der Großkonzern monatlich 5 Millionen Tests zur Verfügung stellen. Problematisch ist hierbei allerdings, dass ein positiver Antikörper Test nicht zwingend Immunität bedeutet. Oftmals reagiert der Test auch auf eine Infektion mit normalen Erkältungs-Coronaviren positiv und bestätigt fälschlicherweise eine überstandene Infektion mit dem SARS-CoV-2 Virus. Des weiteren weist dieser Test ja nur eine überstandene Infektion nach und dies 2-3 Wochen nach der eigentlichen Infektion, somit können akute Fälle nicht isoliert werden. Dennoch ist dies eine Möglichkeit für schnelles und flächendeckendes Testen, die möglichen Risiken und Ungenauigkeiten sollten allerdings nicht vernachlässigt werden.

© dpa, 2020

6 Millionen € Förderung vom Land Baden-Württemberg

Um schnelles Testen genauer zu machen, arbeitet Spindiag derzeit ebenfalls an einem Schnelltest, der binnen 35 Minuten ein Ergebnis für eine mögliche Infektion liefern soll. 
Das Freiburger Medizintechnik Startup, das vor vier Jahren aus dem renommierten Hahn-Schickard Institut für Mikroanalysesysteme heraus gegründet wurde, erhielt im April gemeinsam mit dem Forschungsinstitut sechs Millionen Euro vom Land Baden-Württemberg. Mit dieser millionenschweren Förderung will das Land die Entwicklung der Schnelltest vorantreiben. Dies sollte auch durch eine vierte Finanzierungsrunde, unter anderem mit Beteiligung von Wagniskapitalgeber ThinkHealth Ventures, von insgesamt 16,3 Millionen Euro ermöglicht werden.

Somit hat Spindiag gute Chancen auf eine erfolgreiche Entwicklung und Markteinführung. Bisher forschten sie 15 Jahre an einer Maschine die multiresitente Keime innerhalb von 30 Minuten erkennen kann. Diese innovative Testplattform soll nun auf das SARS-COV-2 Virus angepasst werden. Es handelt sich hierbei um einen sogenannten Kartuschentest, bei dem eine Kartusche mit dem Viruserbmaterial mit dem Erbmaterial des Testprobanden verglichen wird. Stimmen die beiden über ein, so ist der Test positiv. Im Prinzip werden hierbei Schnelltests durchgeführt, allerdings mit der Präzision der PCR-Methode. Auf diese Weise wäre es möglich die Testdauer von 4 Stunden auf 30 Minuten zu verkürzen.

Foto: © Spindiag, 2020

Darüber hinaus ist das Gerät in der Lage zwei Kartuschen gleichzeitig zu analysieren und könnte somit pro Tag 80 Tests pro Gerät bereitstellen. Nach Angaben von Mitgründer und Geschäftsführer Daniel Mark liegen die Kosten für einen Sars-CoV-2-Test unter 50 Euro, für das Analysegerät fallen etwa 20.000 Euro an. Das Freiburger Startup rechnet mit einem Markteintritt zum dritten Quartal 2020.

Coronatest in nur 5 Minuten

Neben klassichen PCR-Labortest, Antikörperschnelltest und dem Kartuschentest, gibt es noch eine weitere Methode den Virus nachzuweisen. Einen sogenannten Antigentest, an dem aktuell das Manizer Start-up Digital Diagnostics forscht. Das im Dezember gegründete Startup hat gerade die Sonderzulassung für seinen Corona-Schnelltest beim Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte beantragt. Vergleichbar ist der Antigentest mit dem PCr-Test, jedoch verspricht dieser ein Ergebnis innerhalb von 5 Minuten. Mit diesem beschleunigten Verfahren soll es künftig möglich sein höherer Testzahlen zu verarbeiten und das Infektionsgeschehen digital erfassbar zu machen. Allerdings ist das System technisch sehr aufwendig und könnte für ein Massenscreening etwas zu teuer sein, so soll ein Test, laut Digital Diagnostics, knapp 60 Euro kosten.

Foto: © Digital Diagnostics AG, 2020

Dennoch wir finden diese Entwicklung beachtlich und wünschen den Startups weiterhin viel Erfolg und hoffen auf neue Möglichkeiten im Kampf gegen das Coronavirus. Das wars von unserer Blogreihe über Pivotmaster in der Krise, wir hoffen ihr konntet einiges an Information und Inspiration mitnehmen. Bleibt gesund! Euer Startbase-Team 


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