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Neuer Women Entrepreneurship Monitor 2024/25 zeigt: Gründerinnen in Deutschland holen deutlich auf

Frauen gründen so viel wie nie! Neuer Monitor zeigt Rekordwerte und schrumpfenden Gendergap.
Report von Marc Nemitz Marc Nemitz · Eschborn, 10. Dezember 2025

Das deutsche Länderteam des Global Entrepreneurship Monitor (GEM) hat erstmals einen umfassenden Bericht zum weiblichen Gründungsgeschehen veröffentlicht. Der Women Entrepreneurship Monitor 2024/25 analysiert Gründerinnen in Deutschland im internationalen Vergleich und beruht auf Daten, die seit 1999 in über 50 Ländern jährlich erhoben werden. Die Studie wurde vom RKW Kompetenzzentrum und dem Johann Heinrich von Thünen-Institut erstellt. Verfasst wurde sie von Dr. Natalia Gorynia-Pfeffer, Armin Baharian, Julia Schauer, Dr. Gesine Tuitjer, Dr. Christian Bergholz und Dr. Florian Täube.

Gründungsquote der Frauen auf Rekordniveau

Die zentrale Botschaft: Der Gendergap bei Gründungen schrumpft spürbar.
Die GEM-Gründungsquote der Frauen steigt 2024 auf 8,5 Prozent, der höchste jemals gemessene Wert in Deutschland. Im Vergleich zum Vorjahr bedeutet das ein Plus von 2,6 Prozentpunkten, ein stärkerer Zuwachs als bei männlichen Gründern.

Damit verringert sich der Abstand zwischen den Geschlechtern von 3,4 Prozentpunkten (2023) auf 2,5 Prozentpunkte. Deutschland liegt damit im internationalen Vergleich im vorderen Drittel aller einkommensstarken Länder. In vielen Staaten, etwa Norwegen mit 7,6 Prozentpunkten Unterschied, sind die geschlechtsspezifischen Abstände deutlich größer.

Die GEM-Gründungsquote beschreibt den Anteil der 18- bis 64-Jährigen, die in den letzten 3,5 Jahren gegründet haben oder aktuell gründen.

Stadt-Land-Unterschied bei Frauen weniger ausgeprägt

Die Auswertung der nationalen GEM-Daten von 2015 bis 2024 zeigt: Sowohl Männer als auch Frauen gründen in urbanen Regionen häufiger als auf dem Land.
Doch der Abstand fällt bei Frauen deutlich geringer aus:

  • Frauen: 5,4 % (urban) vs. 4,3 % (ländlich)
  • Männer: 9,5 % (urban) vs. 6,5 % (ländlich)

Die relative Differenz beträgt bei Frauen rund 20 Prozent, bei Männern hingegen knapp 30 Prozent. Der Wohnort scheint für Frauen also weniger ausschlaggebend für Gründungsaktivitäten als für Männer.

Innovationsniveau: Kaum Unterschiede bei weltweiten Neuheiten

Im Bereich Innovation wurde untersucht, ob Gründerinnen und Gründer Produkte oder Dienstleistungen anbieten, die weltweit neu sind.
2024 zeigt sich ein geringer Unterschied:

  • Gründer: 5,7 %
  • Gründerinnen: 4,8 %

Der Abstand beträgt damit nur 0,9 Prozentpunkte, was auf ein vergleichbares Innovationsniveau der Geschlechter schließen lässt.

Männer bewerten KI häufiger als geschäftskritisch

Deutlich stärker unterscheiden sich die Geschlechter beim Thema KI.
2024 stufen 45 Prozent der Gründer künstliche Intelligenz als "sehr wichtig" für das eigene Geschäftsmodell ein, bei Gründerinnen sind es nur 32 Prozent.

Bei etablierten Unternehmen fällt der KI-Bezug in beiden Gruppen geringer aus, dennoch bleibt der Abstand zwischen Gründerinnen und Gründern bestehen.

Gründerinnen erwarten häufiger positiven wirtschaftlichen Nutzen bei Nachhaltigkeit

In Bezug auf ökologische Nachhaltigkeit berichten Gründerinnen 2024 überdurchschnittlich oft von positiven wirtschaftlichen Effekten:

  • Umsatzsteigerung: Frauen 63,4 %, Männer 49,3 %
  • Gewinnsteigerung: Frauen 62,8 %, Männer 42,5 %
  • Beschäftigungswachstum: Frauen 50 %, Männer 42,3 %

Lediglich bei der Gewinnung neuer Kundinnen und Kunden liegen Männer vorne
(Frauen 59 %, Männer 69 %).

Die Studie zeigt damit, Nachhaltigkeitsorientierte Geschäftsmodelle zahlen sich für Gründerinnen besonders häufig aus. Sie kann auf der Homepage des RKW Kompetenzzentrum heruntergeladen werden.

Dr. Natalia Gorynia-Pfeffer, Projektleiterin bei RKW Kompetenzzentrum

Wichtige Aufklärung für die Gründerszene

Aus unternehmerischer Sicht grenzt es eigentlich an Wahnsinn, dass Faktoren wie Geschlecht, Herkunft oder Glaube noch immer Einfluss darauf haben, wer gründet und welche Chancen Gründerinnen und Gründer erhalten. In einer funktionierenden Marktwirtschaft sollte es keine Rolle spielen, wer hinter einer Idee steht. Entscheidend ist einzig, ob sich ein Geschäftsmodell am Markt behaupten kann und ein Produkt echten Mehrwert liefert. Gerade deshalb sind Analysen wie der Women Entrepreneurship Monitor so wichtig: Sie zeigen präzise auf, wo wir stehen, wo strukturelle Unterschiede weiterhin spürbar sind und wie weit der Weg zu wirklicher Gleichstellung im Gründungsgeschehen noch ist. Damit schaffen sie eine datenbasierte Grundlage, um Barrieren abzubauen und das Ökosystem nachhaltig weiterzuentwickeln.

Deshalb sagen wir Danke an das RKW Kompetenzzentrum, dem Johann Heinrich von Thünen-Institut für Innovation und Wertschöpfung in ländlichen Räumen und insbesondere Dr. Natalia Gorynia-Pfeffer für die wertvollen Insights.


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