14 - Benjamin Sadler - Gründer von erlich textil, D2C Brands, Produktstrategie über die Community, Startups for Tomorrow

7 Fragen, 7 Essenzen Daniel Parisi und Henrik Roth

  • Veröffentlicht am 13.06.2021
  • Dauer: 48 m
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Henrik: Gude zu einer neuen
Folge von 7 Fragen, 7 Essenzen. Bei uns bekommst du handfeste
Learnings von Gründerinnen und Gründern für dein Erfolgsrezept.

Daniel: Deswegen freuen wir uns,
dass 7 Fragen, 7 Essenzen von Start Wegpunkte ihr unterstützt wird.
Start Bake ist die neue Gründer Plattform mit Nachrichten und
Statistiken zur deutschen Startup Szene. Ich bin Daniel

Henrik: Und ich bin Henrik.

Ja, herzlich willkommen, liebe 7
Fragen, 7 Essenzen HörerInnen zu unserer vierzehnten Folge mit
Benjamin Sadler. Wir werden heute wieder über sehr viele diverse
Themen und spannende Themen vor allen Dingen sprechen. Viel geht um
die D2C wird die Rolle von Partnerschaften. Was ist ein gutes Tool
Stack für eine erfolgreiche D2C Brand und dann auch viel über
Produkt Strategie sprechen. Und ja, Benjamin kommt aus Köln. Es hat
seit 2016 mit Sarah zusammen "erlich textil" gegründet,
war davor vor Partner Label Kerbholz aktiv und produzieren seit 2016
sehr erfolgreich. Nachhaltige Kleidung und Dessous haben sogar den
Nachhaltigkeitspreis 2021 gewonnen in Deutschland. Und wir haben ein
bisschen recherchiert. Benjamin Und gesehen, dass du ursprünglich
Astronaut werden wolltest. Vielleicht ist das so ein guter Übergang,
damit du auch noch ein paar Worte zu dir sagen kannst. Wir freuen uns
auf jeden Fall sehr, dass du da bist. Herzlich willkommen!

Benjamin Sadler: Vielen Dank für
die Einladung erst mal Ich freue mich auch hier zu sein. Das mit dem
Astronaut ist wohl wahr. Da habt ihr gut recherchiert bei uns auf der
Karriere oder auf der Team Seite. Ja, irgendwie war das zu Schulzeit
zur Grundschule irgendwie immer mein Traum Astronaut zu werden. Ich
weiß auch nicht warum. Ich kann auch aus heutiger Sicht gar nicht
mehr sagen, was genau der Grund war, warum ich das irgendwie so
spannend fand. Weil mein Karriereweg irgendwie alles andere als
Astronaut war. Ich komme ursprünglich vom Bodensee. Mich hat es vor
knapp 13 oder mehr als 13 Jahren sogar nach Köln zum Studium
verschlagen, hab man mein Herz an die Stadt verloren, habe hier auch
meine Frau kennengelernt, bin erst vor kurzem Papa geworden und
könnte mir auch einfach keine bessere Stadt irgendwie gerade
vorstellen und habe ganz klassisch BWL studiert. Bachelor in Köln,
mein Master in Dänemark gemacht und war eigentlich von Anfang an
oder zur Gründung von "erlich textil" recht weit weg von
Textilien genauso wie vom Astronaut sein.

Henrik: Sich in neue Dinge rein
arbeiten machte auch Spaß. Daniel, du kennst das Schema schon als
kleine Warm-Up Frage an dich und dann überleiten zu Benjamin. Du
hast dich ja auch schon sehr viel mit D2C Brands beschäftigt. Was
hat dir dann? Welche Marke hat dir denn da besonders gut gefallen und
warum?

Daniel: Ja, ich glaube, mir
gefällt aber Rapha total gut. Das ist eine britische Radsport
Bekleidungsmarke und ich glaube, das hat natürlich auch aus meiner
eigenen Leidenschaft für Radsport zu tun. Und zum anderen gefällt
mir einfach total gut, nicht nur, dass sie es einfach geschafft
haben, extra nochmal eine Schippe drauf zu setzen im Bereich
Qualität, sondern dazu noch auch in einer krass belegten Branche
schon, im krass belegten Markt mit vielen großen Playern. Und was
mich besonders beeindruckt, ist das Thema Community Building bei dem,
was ich selber ziemlich viel mitbekomme. Durch die haben Club Häuser
in ganz Europa, beziehungsweise auf der ganzen Welt verteilt und
diese Club-Häuser sind. Sowohl Stores als auch Cafés und Hubs für
die für die Rapha Clubmitglieder quasi und da werden dann über eine
Club exklusive App so Ausfahrten organisiert. Nun, das ist wiederum
keine Radsportverein, denn neben dieser Sport Marke existiert und ist
natürlich Überragend, was die Bindung an die Marke angeht. Und das
imponiert mir einfach immer wieder, wenn ich selber auch miterlebe,
wie ich selber in dem Rapha Film einfach drin bin wegen dieser ganzen
Geschichte.

Henrik: Ja, cool. Da wird sich
Markus von Ryzon aber gar nicht freuen, dass du das gerade erzählt
hast.

Daniel: Ich habe auch Ryzon
Sachen so ist es nicht. Von daher, ich glaube, die geben sich auch
qualitativ nicht viel.

Henrik: Hast dich nochmal
gerettet.

Daniel: Ja, natürlich. Vielen
Dank für den Hinweis. Ich würde auch mich würde es gleich auch von
deiner Seite interessieren. Benjamin. Welche Markennamen haben dich
bisher auf deinem Weg mit erlich und vorher auch inspiriert? Was ist
C2C Thema angeht, vielleicht speziell und oder welche tun es heute
noch?

Benjamin Sadler: Lustigerweise
ist auch einer meiner Brands, die ich immer nenne, dich extrem
beeindruckend finde ist auch Rapha. Also ich war auch seit seit der
Pandemie leidenschaftlich gern Göppel Bike und Rennrad und das ist
auf jeden Fall krass, was die aufgebaut haben und wie sie es auch
lieben. Zur Entstehung von erlich war es eigentlich gar nicht so,
dass wir oder ich auch für mich für meinen Teil irgendwie eine D2C
Marke im Kopf hatte, wo wir es, wo wir gesagt haben Du wütendes
gerne machen. Bei uns war eigentlich eher so, dass wir gesagt haben
Okay, wir würden gern im Textilbereich was machen. Dann sind wir
recht schnell auf Unterwäsche gekommen, weil wir eben gesagt haben,
es gibt schon bei so vielen Sachen, die man isst und die man sehr nah
an sich ran lässt nachhaltige Alternativen aber Unterwäsche, die
man ja auch sehr intim trägt, irgendwie nicht so. Außer diesen
richtigen Hardcore Öko Labels. Und mit Hardcore Öko Labels meine
ich so etwas wie Hess Natur und Waschbär aber auch vor 5-6 Jahren.
Mittlerweile haben die sich ja auch ein bisschen im Image gewandelt
und dann war es eben so, dass wir keine Alternative gefunden haben.
Also es
gab keine coole Brand und vor fünf oder sechs Jahren war ja auch D2C
noch nicht so in aller Munde, wie das heutzutage ist und wir einfach
gesagt haben, wir würden gerne ein D2C Konzept starten, weil die
Vorteile für uns damals sehr klar auf der Hand lagen. Also dass man
mit einer lean Organisation auch einfach starten kann und auch
einfach eine Marke glaub ich gut aufbauen kann, weil du sozusagen
Herr deiner eigenen Marke bist und auch sehr lang der Herr deiner
eigenen Marke bist. Und wenn so Inspirationsquellen heute geht, also
Rapha ist für mich da schon auch so was, was ich echt extrem cool
finde. Ich finde Brooklinen ziemlich beeindruckend, was die so für
ein Weg gegangen sind mit ihrem mit ihrer Bettwäsche, aber auch
sowas wie Warby Parker aus den USA, mit ihnen, mit ihren Brillen oder
auch mit Undies. Das war so damals so zu sozusagen vom Konzept her so
ein bisschen unser Vorbild in der Unterwäsche Marke aus den USA.
Aber sehr schrill und sehr bunt. Die aber glaub ich auch mittlerweile
einen ziemlichen ziemlichen Durchstart um hingelegt haben und auch
glaube ich eine auf eine beeindruckende Historie zurück gucken
können.

Daniel: Ja, cool. Das heißt
einfach so ein Spektrum raus aus diversen Brands heute und sowas wie
die Gründungstory auch irgendwie angeht auf nachhaltige Unterwäsche
Seite gekommen durch: Es gab einen großen Raum für Nachhaltigkeit
und wenig bis keinen Anbieter, der diese Nische gefüllt hat.

Benjamin Sadler: Also eine
Sache, die ich sehr oft sage, wenn ich so Sachen gefragt werde. Es
geht ja auch bei D2C Brands nicht darum, bessere Produkte zu
verkaufen. Es ist natürlich ein Highlight oder es ist das Addon,
wenn man auch noch bessere Produkte verkauft. Aber es geht ja darum,
das Produkt besser zu verkaufen als etablierte. Also das ist ja
gerade auch über Rapha gesprochen. Die sind ja in einem gesättigten
Markt gefühlt gekommen und haben dann nochmal aufgeräumt, so wie
das ja viele erfolgreiche Brands auch machen. Also wer hätte
gedacht, dass Emma mit ihren Matratzen so einen Erfolg hat, obwohl
man davor halt ausging es wäre ein gesättigter Markt und der Markt
für Unterwäsche ist riesig. In Deutschland sind irgendwie glaube
ich pro Jahr knapp 5 Milliarden an Umsatz Volumen was Unterwäsche
und so hometext heißt und Loungeware hat. Und da gibt es natürlich
viele Marken, aber es gibt die uns von Anfang an darum. Keine
besseren Produkte. Wir haben einen sehr hohen Qualitätsanspruch. Ja,
aber es kam andere auch. Es ging uns eben darum, die Produkte besser
zu verkaufen und darum, auch eine Marke aufzubauen. Und das ist,
glaube ich auch, was uns viele etablierte Marken drum beneiden auch
viele etablierte Textil und Unterwäsche Produzenten, die das einfach
schon seit gefühlt 100 Jahren machen, dies aber auch einfach nicht
geschafft haben, ihre Kunden, die die jüngeren Kunden da abzuholen,
wo sie eben unterwegs sind. Und die sind eben halt auf Pinterest, auf
Instagram, auf Facebook unterwegs. Und zu dieses Brand Building das
war eigentlich mal für uns das Wo, worum es uns ging und worauf er
unseren Fokus gelegt haben.

Daniel: Das heißt, der Markt
kann auch gesättigt sein. Es kommt aber auch auf die Marke und die
Vermarktung an. Vorausgesetzt, die Produktqualität ist passend.

Benjamin Sadler: Würde ich
zusammenfassend so sagen. Oder zumindest der Markt muss oder kann
gesättigt sein, aber er muss trotzdem ausreichend groß sein. Ich
glaube, wenn es ein extrem nischiger Markt ist und sich dann da
trotzdem schon 10 tummeln, dann dann nochmal mit einem neuen D2C
Konzept oder Brand zu starten ist glaub ich schwierig. Aber bei so
einer Commodity wie Unterwäsche oder auch Fahrrad Bekleidung, also
wo die Marktvolumina das hergeben, glaube ich, kann das auf jeden
Fall ein Weg sein, sich auch einfach ein Sammelsurium von best
practice Sachen andere Brands rauszusuchen und zu sagen vielleicht
schaffen wir es einfach mal das zusammenzubringen. Es geht ja nicht
darum, irgendwie anderen Brands etwas zu klauen, sondern sich einfach
inspirieren zu lassen und einfach Sachen zu fokussieren. Und das ist
uns eben auch mit unserem Markterfolg glaube ich ganz gut gelungen,
weil wir eben von Anfang an gesagt haben, wir haben so ein paar
Kernwerte, auf die wir Wert legen. Es gibt große Unterwäsche Marken
in Deutschland, die wahrscheinlich rasch die Millionen Umsätze
machen. Die krebsen beim paar tausend Followern auf Instagram und
Pinterest rum, weil sie deshalb lief oder weil das für sie nie der
Fokus war, weil für sie glaub ich nicht das als Marke dazugehört,
sondern die für dieses eher ja, wir sind eine etablierte Marke. Wir
machen uns nach 100 Jahren, deswegen sind wir eine Marke. Aber. Das
zählt halt heutzutage immer ein bisschen weniger. Ist ja auch so,
keine Ahnung. Wisst ihr, wahrscheinlich die Großeltern oder auch die
Eltern. Noch so eine Waschmaschine, wenn sie halten muss, muss von
Miele oder Bosch sein. Uns ist das heutzutage vollkommen wurscht,
Hauptsache die wahrscheinlich kauft man sich die Waschmaschine ist
beste Marketing macht und die dich mit einem guten Clip oder mit
einer guten App irgendwie abholt.

Daniel: Ja total. Ich habe aber
ich habe noch gar keine Waschmaschine mit gutem Marketing sehen,
glaube ich. Also wenn es das immer für Waschmaschinen gibt, würde
ich die wahrscheinlich kaufen. Jetzt vom vom Marken Aufbau so zum
zum zum Thema Produkt, wenn ihr auch euer Sortiment erweitert,
vielleicht auch wieder sehr viel Inspiration und vielleicht auch so
ein bisschen Prozess. Wie entscheidet ihr, was für neue Produkte ihr
aufnehmt oder Kollektionen?

Benjamin Sadler: Da haben wir
mittlerweile einen recht systematischen Ansatz. Das war nicht immer
so. Ich glaube, am Anfang war es viel gutes Bauchgefühl für meine
Mitgründerin und mir. Oder einfach auf die richtigen Sachen gesetzt
haben. Ist ja auch nicht so, dass da schon mal die eine oder andere
nicht so erfolgreiche Kollektion dabei war. Wir haben uns letztes
Jahr mal mit Naturkosmetik probiert. Wir dachten einfach das
funktioniert, hat nicht funktioniert. Ist auch gut. Wir haben uns
dann danach dann auch wieder auf unsere Kern Sachen fokussiert und
gesagt Okay, back to basics. Es müssen Textilien sein. Man muss sie
irgendwie zu Hause im Wohlfühl Bereich irgendwie haben. Und dann ist
es eine Mischung aus. Was macht der Wettbewerb? Also das würde ich
schon mit einem einkalkulieren. Also wo gehen gerade so die die
Trends hin. Ob das jetzt eine Zines Kollektion ist oder mehr mehr
Baumwoll Basics oder auch ein bisschen Farben oder oder oder. Dann
fragen wir aber auch einfach extrem viel unsere Kunden. Also wir
haben es auch einfach gelernt über die letzten Jahre, dass das
Wichtigste die Community ist. Das ist ja gerade schon ein Beispiel
für Rapha genannt auch die Kunden mit einbeziehen. Also, wir lassen
wir machen relativ regelmäßig so Farbdrops, wo es dann so Limited
Editions gibt. Da lassen wir unsere Kunden und Kundinnen über die
Farbe abstimmen. Also wir steinharten Vorauswahl. Die sind dann aber
auch saisonal irgendwie vorgegeben. Gibt immer so ein paar Trend
Farben und dann darf die Community entscheiden und dann halten wir
uns auch daran. Genauso ist es auch bei Produkt Ergänzung. Also wenn
das Sortiment so ein bisschen mehr in die Tiefe geht. Wenn jetzt noch
irgendwie ein spezieller Schnitt für irgendeine Slip oder irgendeine
Boxershorts fehlt, fragen wir eben unsere Kunden und Kundinnen und
lassen sie einfach entscheiden. Und zu diesen
diesen diesen Approach von Customer Centricity finde ich einfach
sehr, sehr gut, weil die Kunden mitentscheiden zu lassen, was sie
nachher auch selber kaufen sollen. Das macht ja vollkommen Sinn. Ich
glaube, man kann auch als Gründer sehr schnell so ein bisschen in
dem Irrglauben sein, ja, alles, was wir irgendwie produzieren,
funktioniert auch und so ist das nicht. Man hört ja auch ganz oft so
Ach ja, das Marketing kann alles verkaufen. Jein. Ich glaube, es muss
einfach zur Marke passen. Und wenn man schon diese Informationsquelle
der Kunden hat, warum sollte man sie nicht nutzen? Also da liegt so
viel geiles Wissen da draußen, was man ja dann auch einfach mit
einem in einer coolen Umfrage irgendwie noch einem kleinen Goody.
Wenn du bei der Umfrage mitmachst, einfach dann im raus kitzeln
kannst. Und um nochmal ein Beispiel zu nehmen wir machen mittlerweile
auch so Produkttester Kampagnen, wo wir dann einfach sagen: "Ey,
wer will Produkttester von unseren Sachen werden?" Da haben wir
zehntausende von Anfragen, ob sie Produkttester sein können. Also
ist wirklich einfach ein so unfassbarer Faktor, den man manchmal
einfach ein bisschen vergisst. Und das zu nutzen, das versuchen wir
immer mehr. Und dann gibt's halt in der Produktentwicklung auch
darum. Okay. Können das unsere existierenden Produzenten? Brauchen
wir neue Produzenten? Wir haben da auch mittlerweile einen sehr
systematischen Prozess. Und wir neue Produzenten finden also, ob sie
unsere Kriterien erfüllen und zu uns passen. Ja und dann würde ich
mal sagen für ein normales neues Produkt brauchen irgendwas zwischen
6 und 9 Monaten, manchmal auch 12 Monate, bis es dann bei uns
verkauft werden kann.

Henrik: Und wie habt ihr das
hinbekommen, als wir noch nicht so viele Kunden hattet und große
Community? Also auf welche Faktoren habt ihr euch denn da fokussiert?
Und was war die Learnings im Nachhinein?

Benjamin Sadler: Da hat man sich
natürlich schon ein bisschen mehr vom Markt inspirieren lassen. Was
machen so andere Brands? Ich glaube, wenn es ein Produkt ist, was auf
der ganzen Welt funktioniert, kann es manchmal auch helfen, dann
wirklich mal auf anderen Kontinenten zu gucken. Also es gibt auch ein
paar australische und neuseeländische Brands, die da irgendwas
machen selbst nur bei eins zu eins kopieren würde, würde kein Kunde
das auffallen will, einfach die Zielgruppe und eine ganz andere ist.
Ich würde zusammenfassend schon sagen viel Glück und auch
Bauchgefühl von meiner Mitgründerin und mir dabei wurde einfach
gesagt haben: Wir probieren es! Es ist ja auch so wie mit der Idee an
sich, wie viele Ideen werden gar nicht umgesetzt, weil du dich
einfach nicht traust und du musst es einfach mal machen. Und ich
glaube am Anfang haben wir uns auch so ein bisschen auf darauf
besonnen. Nichts Verrücktes zu machen. Ich glaube, das hilft auch.
Und mittlerweile wird man natürlich auch immer ein bisschen
experimentierfreudiger. Wenn man dann sozusagen diese
Experimentierfreudigkeit noch mit ein bisschen Kundendaten
untermauern kann, dann fällt es natürlich auch deutlich leichter,
eine etwas verrückte Entscheidung zu treffen, dass man mal eine
andere Nische vorstößt.

Henrik: Okay, du hast vorhin
schon sehr schön gesagt, dass die Rolle der Marke an sich vielleicht
ein bisschen eher zweitrangig wird und eher wichtig ist, wie das
Produkt vermarktet wird und was jetzt schon sehr viel zu eurer
Gründer Story erzählt. Aber mich führt da eben nochmal genauer
interessieren. Wie schafft ihr es, euer Produkt so gut zu vermarkten?
Und was sind die Kanäle? Wie habt ihr diese getestet am Anfang und
wie habt ihr dann auch vielleicht priorisiert? Weil ich kann mir
vorstellen, dass Produkte sich ja über sehr viele verschiedene
Kanäle wie es ja auch schon selbst gesagt hast, verkaufen lässt.
Also wie habt ihr da die passenden für euch ausgewählt?

Benjamin Sadler: Wir sind da
relativ pragmatisch am Anfang gestartet. Wir haben überlegt: Okay,
wo krieg ich die Größte? Zielgruppe irgendwie mit ins Boot wollten
ja auch eine jüngere Zielgruppe ansprechen und die Unterwäscheteile
war ja gerade unsere Absicht zu sagen: Ok es ist nachhaltig
produziert und sehen halt nicht aus wie bei Oma und Opa. Und dann war
das wirklich recht pragmatisch zu sagen. Facebook hat die meisten
Nutzer, lasst uns Facebook Werbung schalten. Das hat dann auch extrem
gut funktioniert. Wenn man sich die Preise damals anschaut und die
mit den heutigen vergleicht, war das Stück noch ein Schlaraffenland.
Da sind wir weit davon entfernt. Und dann hat es sich so ein bisschen
gefügt. Also Instagram war immer schon ein starker Kanal, aber durch
die Akquisition von Facebook und das das dann auch noch alles über
die gleichen Werbeanzeigen, Manager und sowas läuft kam, hat es
natürlich mit Karten gespielt. Und dann kommen sukzessive immer
Sachen dazu. Also zeigt man auch Werbung auf Pinterest schalten kann,
glaub ich ist es für eine recht visuelle Marke, die wir glaub ich
schon sind natürlich eine super Inspirationsplattform, wir aber auch
so Sachen wie TikTok ausprobieren. Ich glaube auch, dass sich dann
wieder darauf zu besinnen, dass auch alte Sachen ganz cool sein
können oder die nicht so ganz en vogue grade sind. Wir machen jetzt
auch verstärkt SEO und SEA, aber auch so Sachen wie
E-Mail-Marketing.
Also wir haben ja auch lange Zeit mehr Marketing, aber so
ein bisschen vor sich hin plätschern lassen. Und seid ihr da auch an
die neuen Mitarbeiterin haben die sich da jetzt Vollzeit darum
kümmert. Und da liegt halt auch viel und du zahlst halt dafür
nichts. Also es ist man muss halt guten Mix finden, weil die guten
Kanäle, die vor 3, 4, 5 Jahren noch so richtig gut funktioniert
haben, funktioniert immer noch. Sie werden aber halt extrem teuer.
Und bei Pinterest zahlt man halt immer noch CPC Preise wie bei
Facebook vor 3 oder 4 Jahren. Macht natürlich schon auch Spaß und
irgendwie Traffic einzukaufen. Aber ich glaube so die Grundidee
hinter jeglicher Plattform bei uns ist es einfach, dass wir
authentisch, sympathisch und sehr persönlich kommunizieren wollen.
Für mich ist mehr Marketing als Marke die Beziehung zwischen zwei
Menschen, also mich. Man sollte als Marke genauso auftreten, als wenn
man eine andere Person war. Nur dann kannst du sozusagen so eine
Nummer eins zu eins Verbindung mit dem Kunden aufbauen. Und das
hilft, glaub ich, im Brand Building. Und das haben wir von Anfang an
versucht zu machen. Es hat natürlich auch mit Glück auch einfach
hingehauen. Aber dieses authentische Bild Kundenbild, Modelbild so
darzustellen auf all unseren Kanälen, das liegt uns nach wie vor
immer sehr am Herzen.

Henrik: Natürlich, das merkt
man, merke ich auch. Auf jeden Fall können wir immer sehr
beeindruckt von eurer Kommunikation, visuellen Kommunikation. Und was
denkst du so zu Marktplätzen? Und habt ihr auch Pläne, eigene
Concept Stores oder eigene Stores zu eröffnen? Sieht man ja auch in
den letzten Jahren jetzt durch Covid vielleicht nicht mehr so, aber
davor gab es ja auch einige, die D2C Brands die in den Retail
gegangen sind.

Benjamin Sadler: Die Plattformen
generell finde ich gut. Hab ich auch nichts dagegen. Wir sind
mittlerweile auch bei Zalando, About YouYou, Otto und noch ein paar
anderen kommen auch gefühlt alle paar Monate mal wieder in eine neue
Plattform dazu. Für uns. Oder wir sehen die Plattform als
Multiplikator. Ich glaube in unserer Bubble, also auch in der
Nachhaltigkeitsbubble. Aber kennt uns gefühlt auch schon jeder. Aber
der klassische Zalando oder About You Kunde/Kundin kennt uns
vielleicht noch nicht. Und über diese, über diese Plattform können
wir eben genau diese neuen Kunden/Kundinnen erreichen. Die Plattform
machen natürlich auch noch Marketing für sich selber. Also da hat
man auch einen Multiplikator Effekt. Deswegen glaube ich auch, dass
es lang und mittelfristig nicht ohne Plattform gehen wird. Ich finde
aber schon, dass der eigene Online-Shop immer der beste Platz sein
sollte, um die eigenen Produkte zu kaufen. Das z.B. auch was, warum
wir strikt gegen Amazon sind. Ich kann auch niemals wir auf Amazon
vertreten sein werden, weil mir einfach die Darstellung der Produkte
dieses Durcheinander einfach nicht gefällt. Irgendwie kann man sich
da nicht so präsentieren, wie das zu unserer Marke passt. Und die
zweite Frage zu zu irgendwie stationär im Handel oder stationären
Läden. Ja, das ist auf der Agenda. Jetzt vielleicht nicht unbedingt
für nächstes Jahr, vielleicht für übernächstes Jahr. Ich glaube
auch, dass oder ich glaube dahingehend auch, dass Corona/Covid
vielleicht auch eine Chance bietet, weil jetzt auch mal mit Flächen
ein bisschen günstiger angeboten werden und sich vielleicht auf der
kleinere Brands, irgendwelche Läden immer in Innenstadtlagen
erlauben können. Ich glaube auch, dass die Art von Laden sich
hoffentlich ein bisschen ändern wird. Ich glaube, dass es nicht mehr
damit getan ist, einfach seine Produkte irgendwie auf Hänger zu
hängen und ein Schild obendrüber zu machen. Du musst, wenn du in
den Retail gehst, auch irgendwie so die Brand erlebbar und fühlbar
auch in deinem Laden machen. Und da kann es schon durchaus sein, dass
wir das irgendwann mal in Angriff nehmen . Köln bietet sich
natürlich dann auch voll für uns an. In der Heimatstadt ist ja auch
zu machen, aber wir wir sehen ja auch woher unsere Haupt Kundschaft
kommt. Aus welchen Städten. Und wenn man dann da. Keine Ahnung. Also
in den 3 Top 3 Top 4 Top 5 Städten irgendwann vielleicht mal ein
Laden hätte. Das könnte ich mir schon vorstellen und ich schon
irgendwie persönlich ganz cool.

Henrik: Kann auch wieder ein Ort
für die Community sein, so wie bei Rapha.

Benjamin Sadler: Auf jeden Fall.

Henrik: Ja, und ihr seid ja auch
gebootstrapped. D.h. Man sieht ja auch viele D2C Brands, die riesiges
VC Funding et cetera bekommen. Vielleicht kannst du da nochmal so ein
bisschen drauf eingehen. Was gab es für euch? Auf welche
Wachstumsschmerzen hattet ihr dadurch, dass ihr quasi gebootstrapped
wart? Was musstet ihr vielleicht auch für Kompromisse machen? Dann
auf dem Wachstumspfad ist ja nochmal sehr spannend zu hören.

Benjamin Sadler: Nun,
Kompromisse würde ich sagen, mussten bis jetzt sehr wenige bis gar
keine gehen. Ich glaube, dass ein organisches Wachsen, also
Cash-Flow, finanzielles Wachstum in vielen Firmen sehr gut tut. Wenn
man dann will, dann eben auch Prozesse mitwachsen können und auch
die Mitarbeiter mit wachsen können. Ich bin glaub ich einfach selber
kein Typ, der. Der diese Konzepte unter diesen Konzepten mit super
viel Funding und sowas und wir machen hunderte von Millionen von
Verlust irgendwie viel abgewinnen kann. Also so diese diese Gorillas
und Flinks und Foodora und Lieferando und wie sie alle heißen oder
hießen. Irgendwie fühlt sich das für uns falsch an. Und wir sind
seit 2019 profitabel, hatten davor auch schon profitable Monate dabei
und irgendwie gehört es für mich auch dazu zu Nachhaltigkeit, dass
man eben auch nachhaltig Wirtschaft und ja, an der einen oder anderen
Stelle wären wir vielleicht schon schneller gewachsen bin dem
externes Kapital irgendwie aufgenommen hätten. Aber irgendwie fühlt
es sich ganz gut an, dass so ein. Langsam vielleicht im Sinne von
ganz krassen finanzierten Startups zu machen, aber trotzdem schaffen
wir jedes Jahr 60, 70, 80, 100 Prozent Wachstum zum Fort gegenüber
dem Vorjahr. Und das fühlt sich noch gut an. Ich glaube, wenn man
auch längerfristig Bock und Interesse hat, irgendwie in seiner Firma
weiter zu sein. Ich glaube auch als Chef überholt man
sich sonst irgendwann mal. Also ich glaube, dass wenn man, wenn man
ultra viel Kohle irgendwie in seine Firma holt und dann auch die
Investoren dich irgendwie immer nerven und hier und da, dass man da
auch schnell als Gründer und Geschäftsführer überfordert sein
kann. Ich hab das ja davor auch in der Art und Weise noch nie
gemacht. Und für mich sind ja auch viele Sachen tagtäglich neu. Ich
merke das ja schon, keine Ahnung, wenn man jetzt im Team von 35
Leuten ist. Das muss man auch erst mal machen. Also es ist ja nicht
so, dass ich immer mein Traum war, dem Chef von so vielen
Mitarbeitern zu sein. Wie finde ich es megageil, eine Firma
aufzubauen und Brand aufzubauen und und und. Aber das bringt ja auch
mal viele andere Sachen mit sich. Und da finde ich dann so ein
langsames in Anführungsstrichen Wachstum im Cashflow finanziert
einfach sehr angenehm, weil es einem glaub ich auch immer so ein
bisschen Platz lässt. Finde auch mal links und rechts zu gucken und
dann wie gesagt jetzt gerade auch noch als frisch gewordener Papa.
Ihm hilft das natürlich auch, dass man auch einfach mal früher
anfangen kann und dann auch ihr vielleicht mal um vier nach Hause
gehen kann.

Henrik: Ah ja klar verstehe ich
was, aber so Themen wie Waren Vorfinanzierung, so hattet ihr dir das
dann schon? Habt ihr so Saisons, wohl besonders viel läuft und eben
davor produzieren müssen.

Benjamin Sadler: Wir haben das
Glück, dass in der Textilbranche, wenn man denn schon ein bisschen
mit dem Produzenten zusammenarbeitet, man ganz gute
Zahlungsbedingungen aushandeln kann. Wenn also so ein paar Tage auch
erst nach Erhalt der Ware vielleicht auch mal zahlen, muss es auch
unterschiedlich auch von Land und auf ein Prozent Prozent
unterschiedlich. Aber wir haben eigentlich nur den größten
Produzenten da, da wir eben auch schon so lange mit denen
zusammenarbeiten und auch wir mit denen gewachsen sind. Viel
Vertrauen, dass sie auch uns schenken und da haben wir sehr, sehr
gute Zahlungsbedingungen und waren Vorfinanzierung mussten wir bis
jetzt noch nie machen. Ich würde das nie ausschließen. Das ist ja
ein probates Mittel, wenn man das macht. Wenn das mal Phase ist oder
wenn man das mal braucht, dann kann man das glaub ich schon gut
machen. Aber ansonsten ist das ja auch immer ein sagen wir mal so:
Wenn man wächst und das irgendwie Cashflow mäßig hinhaut, ist es
mir durch lieber man macht das selber oder man verhandelt dann auch
lieber mal nochmal mit dem man mit dem Produzenten bisschen härter,
bevor man einfach unnötig Prozentpunkte abgibt beim Kauf weil man
Waren vorfinanzieren muss.

Daniel: Gut, jetzt habt ihr Benjamin im
letzten Jahr wurde es Startups For Tomorrow gegründet, nämlich als
täuscht. Ihr seid ja auch sozusagen Gründungsmitglied. Ist also
davon am Start und mit einigen anderen Startups, die auch den Fokus
auf dem Thema Nachhaltigkeit haben. Was für ein Impact schafft ihr
da? Und wie wichtig sind dabei die anderen Startups in dieser
Initiative. Also wie sind da, die Synergien?

Benjamin Sadler: Ist eine gute
Frage. Kurzum ein bisschen Hintergrund zu bekommen, wie das überhaupt
entstanden ist. Und es zwar ist daraus entstanden, dass wir uns
letzten März, als die Pandemie angefangen hat mit glaub ich vierzig,
fünfundvierzig Brands zusammengetan haben. Alle sind Startups gar
nicht unbedingt nur nachhaltig, aber und haben diesem Support,
Sustain, Business Hashtag damals ins Leben gerufen, um uns
gegenseitig einfach so ein bisschen zu pushen und zu supporten. Und
daraus sind dann diese acht Startups hervorgegangen, weil wir gesagt
haben So, wir sind alle ungefähr gleich groß und gleich alle die
gleichen Wachstumsschmerzen, wollen aber oder verfolgen eigentlich
alle das gleiche Ziel? Wir wollen. In unseren Branchen, in unseren
Nischen was bewegen und auch gegen das Establishment so ein bisschen
an kämpfen gegen diese großen Tanker, gegen die man da eben zu tun
hat. Die drei Säulen von Startups For Tomorrow ist zum einen unseren
Impact zu multiplizieren, auch einfach über Startups For Tomorrow.
Da sind wir gerade dabei auch uns da für den Verein noch Strukturen
zu überlegen, wie wir das auch alles in Zukunft noch größer
aufziehen können. Eine große, eine große Säule ist aber auch,
dass die Mitarbeiter sich austauschen können. Wir haben z.B. einen
Slack Channel, wo alle Mitarbeiter dieser acht Startups drin sind und
das schön ist halt daran, wenn man jetzt keine Ahnung. Wir haben
aktuell eine Performance Marketing Managerin und die hat in ihrem
Channel kann sie sich mit allen Teams von den anderen Brands
austauschen und plötzlich hast du so viel mehr Wissen und bist halt
auch im neuen Projekt nicht unbedingt immer allein.
Und ich glaube es trifft sehr oft zu, dass die einen das
eine Startup irgendwas neues machen will und irgendeines der anderen
sieben Startups hat es schon mal gemacht oder was in die Richtung. Da
kann man sich perfekt austauschen, wir sharen da unser Wissen
tauschen uns da aus. Informationen, die wir und die wir teilen und
gegebenenfalls auch mal irgendwo den besseren Deal aushandeln. Wenn
du jetzt sagst Okay, das Tool nutzen wir alle. Vielleicht kann man da
irgendwie auch einen Mitarbeiter Mitglieder Rabatt aushandeln, wenn
man mit acht Startups kommt. Und das dritte ist auch einfach das
Potenzial, das Startups For Tomorrow noch hat. Also wir wollen auch
dahingehend, dass man im man über Petitionen nachdenkt, vielleicht
auch noch weitere Mitglieder aufnimmt, als dass man einfach eine
Plattform bildet, um dieses ganze nachhaltiges Startup Ökosystem
noch ein bisschen zu pushen. Und ich glaube es hat sehr viel
Potenzial. Es ist jetzt nicht so, dass da bis jetzt ultra viel
passiert ist, weil es eben auch viel Arbeit ist und das durch und
sozusagen die Startups auch noch nebenbei machen müssen. Aber da
kann jetzt in Zukunft noch ein bisschen mehr erwartet werden, weil
wir das ganze Team auch einfach super spannend finden und wie viel
Anfragen wir auch schon bekommen haben. Von anderen Startups, die
gerne dabei wären, zeigt uns einfach, dass wir damit einen Nerv
getroffen haben. Und da wird noch einiges auf jeden Fall in Zukunft
kommen.

Henrik: Zum Thema Jetzt haben
wir sehr viel zum Thema Business und Kollaboration gesprochen. Jetzt
vielleicht noch ein bisschen mehr auf deine persönliche,
persönlichere Ebene. Die Frage kommt von Katharina, Gründerin von
Kuchentratsch. Machen Sie mich immer eine Frage vom vorherigen Gast.
Du darfst dann bald auch gleich dem nächsten Gast eine Frage
stellen. Und zwar die Frage war, was was kann. Was tust du gegen
Stresssituationen im Inneren und im Außen? Wie kannst du nach einem
stressigen Arbeitsalltag, wie schaltest du da ab? Hast du da zwei,
drei Tricks für für andere Gründer oder Gründerinnen?

Benjamin Sadler: Also aktuelle
sie die Antwort sehr, sehr einfach. Ich muss nach Hause kommen und
eine halbe schön mit meinem Sohn spielen. Das entschleunigt und
lenkt soweit ab, dass das Business ganz schnell woanders ist. Wenn
man jetzt nicht gerade ein Kind zu Hause hat als als das Ableite.
Hilft mir auch einfach Sport und Sachen aufschreiben. Also die
Sachen, mit denen man irgendwie sonst aus dem Büro rausgeht und die
vielleicht noch im Kopf hat, die andern nachts beschäftigen oder
auch noch zuhause sie einfach mal niederschreiben, auf eine
To-do-Liste den Sachen vielleicht auch eine Deadline geben und auch
priorisieren. Und ich glaube auch nicht nur mit sich selber
priorisieren, sondern entweder mit dem Mitgründer, mit Gründern,
mit Gründerinnen priorisieren, aber gegebenenfalls auch mit dem
Team. Weil ich glaube, ganz oft macht man den Fehler, auch als
Gründer zu denken, dass immer alles super wichtig ist. Und wenn da
jetzt auch Themen dabei sind, die eben die Mitarbeiter betreffen. Die
einfach mal fragen: Ist das denn jetzt gerade so wichtig oder reicht
das für euch, auch wenn das erst nächsten Monat erledigt ist? Und
ich glaube, das hilft einfach offen damit zu kommunizieren und auch
mal zu sagen Geht es vielleicht auch mal stressig? Was habt ihr denn
für Ideen oder wer kann mir was abnehmen? Ich glaube, wenn man das
auch nicht kommuniziert, dass gerade viel los ist. Bei einem kommt
natürlich niemand freiwillig auf mich zu und sagt: Ich sehe bei dir
ist viel los. Kann ich dir irgendwie helfen. Das geht glaub ich noch
gar nicht darum, dass man das als Chef immer mit seinen Mitarbeitern
tut, sondern es kann auch den anderen Weg gehen. Also auch als
Mitarbeiter kann man seinen Chef ja mal im Grunde irgendwas abnehmen.
Ist doch vollkommen fine.

Henrik: Erst ich mache das jetzt
seit einem Jahr für Tagebuch und trag mir da quasi immer so die
Ziele ein und schreib einfach nieder und es hilft mir auch immer sehr
einfach das aus dem Kopf zu haben und quasi in verschiedene
Schubladen zu packen. Schön und generell zu deinem Toolstack. Also
was empfiehlst du anderen Gründer oder Gründerinnen gerade so?
Vielleicht innerhalb von D2C Brands? Zum Thema Team Kollaboration,
Performance, Marketing. Was sind da so deine Tools, die du ihr nutzt,
die du auch persönlich vielleicht in deinem Alltag sehr wertschätzt?

Benjamin Sadler: Also zu
zuallererst wahrscheinlich mein Notizbuch. Ganz oldschool. Bei uns
kriegt auch jeder Mitarbeiter hat ein gebrandetes des Notizbuch von
uns, weil ich glaube, dass wir haben das auch. Ich habe persönlich
auch schon mal probiert mit paperless und sowas. Ich kann's nicht.
Ich werde es auch nie können. Ich muss Sachen aufschreiben und ich
muss will Skizzen machen. Ich kann mich persönlich extrem gut mit
Excel organisieren. Für die Zusammenarbeit nutzen wir für die ganze
Firma Slack das funktioniert eigentlich auch ziemlich gut. Ich glaube
auch, dass Slack viele oft coole Integrationen hat, jetzt auch in der
Pandemie, die man nutzen kann. So virtuelle Kaffeedates, die dann
irgendwie das Tool ausmacht für einen. Und ansonsten sind ist das
Google Analytics da auch die Zahlen, um klar zu haben. Aber ansonsten
gibt's meiner Meinung nach gar nicht so darum, welche Tools man
nutzt, sondern welches Commitment man für die Tools schafft. Also
wenn es für alle Mitarbeiter vollkommen in Ordnung ist. In Exel
Sheets reporten, dann ist das vollkommen fine. Wenn andere aber sagt
ich will aber unbedingt Powerpoint-Folien bauen. Dann soll er das
tun. Aber jetzt zu sagen so ein Tool hätte ich gar nicht erst. Wir
nutzen als Projektmanagementtool Monday, mit dem wir ganz happy sind
und was wir irgendwie auch so mittlerweile ganz gut eingespielt mit
dem Team. Es aber auch einfach glaub ich dann auch sehr individuell.
Jede/r MitarbeiterIn, darf für seine Aufgaben auch irgendwelche
Tools nutzen, mit denen er gut umgehen kann. Also wenn da jemand sagt
ich arbeite voll gern mit Trello oder ich arbeite voll gerne mit noch
irgendwas ganz anderem, dann kann er das machen. Ich werde niemals so
vermessen zu sagen, jeder muss mit dem gleichen Text arbeiten. Wir
haben eben Monday, dass ist so unser Projektmanagementtool. Wir haben
Slack für unsere Kommunikation. Alles andere ist wirklich ein ein
bunter Haufen, was wir nutzen oder was persönlich genutzt wird, um
sich selber zu organisieren. Und ansonsten wie gesagt, dann hilft es,
seine Daten halt klar zu haben. Und irgendwie was man dann mit den
Daten macht ist bitte was ganz was ganz anderes. Aber das sind so für
mich die die wichtigsten Sachen. Ich glaube, den Fehler, den man
nicht machen sollte, ist, sich tolle fancy Tools auszusuchen und dann
zu denken, dass diese Tools irgendwie eine bessere Firma, zum
besseren Chef oder zum besseren Mitarbeiter macht. Ich glaube, das
ist ganz selten der Fall.

Henrik: Agreed. Sehr guter Punkt
mit dem Commitment, finde ich super und weiß auch den vorherigen
Folgen schon oft hatten Shops System. Wie war da die Historie bei
euch? Habt ihr euch direkt auf das Richtige entschlossen oder habt
ihr da auch eine Transformation mitgemacht?

Benjamin Sadler: Oh, schwierige
Frage aktuell. Aber nee, wir haben uns gar nicht damals für das
richtige Tool zum Starten entschieden. Wir sind mit dem Magento Shop
gestartet. Magento 1 weil wir auch einfach ein Magento Entwickler
hatten, der unserer Agentur dies und das gebaut hat. Wir haben zum
Beispiel unser ganzes Warenwirtschaft fulillment backend selber
programmiert. Also gebootstrapped, was bis heute funktioniert. Also
das nutzen wir immer noch. Wir sind gerade in einer recht
langwierigen Umstellung. Wir werden jetzt bald einen Job bei 6Shop
launchen. Weil ich finde, dass es einfach einen sehr offen gehaltenes
neues Shopsystem ist, was sehr modern daherkommt, was den
Mitarbeitern auch einfach viel Freiheiten lässt, selber Sachen zu
machen. Ich bin persönlich nicht der allergrößte Shopify Fan. Es
war super simpel und sowas. Aber manche Sachen kann man eben einfach
nicht so gut anpassen. Und ansonsten auch da ist meine Devise sich
für das zu entscheiden, was ich kann, nämlich gut anfühlt und wenn
es sich dann auch nur gut anfühlt, wenn man gerade eine Agentur hat,
mit der man gut zusammenarbeitet und die eben darauf spezialisiert,
ist das auch fine. Ich glaube, die wenigsten Startups scheitern oder
sind extrem erfolgreich, weil sie sich für ein gutes Shopsystem
entschieden haben, sondern über das Produkt glaube ich stimmen muss
und ansonsten ja, es muss halt irgendwie auch mitwachsen. Also kurze
kurze Anekdote, die bei solchen Cockpit Startups immer sind. Dann
wird irgendwas aus gegründet im aus einem Riesen Konzern und dann
muss das Startup oder das hat er von Anfang an SAP und keine Ahnung
was nutzen. So funktioniert das nicht. Also dass das Startup das sagt
ich habe in die SAP für mich implementiert, weiß ich nicht. Es ist
viel zu teuer, unverhältnismäßig teuer. Und die Mitarbeiter im
Startup teilweise kommt ja direkt von der Uni, den vor SAP sitzt. Der
sagt ja auch so um Himmels Willen. Deswegen bin ich ja beim Startup,
damit ich nicht mit SAP arbeite, sondern wir halt manche Sachen
vielleicht auch mal händisch machen müssen. Irgendwann kommt der
Punkt definitiv. Aber ich glaube, da muss man wirklich nach
Bauchgefühl gehen. Und was ich eben auch zu dem Zeitpunkt gut
anfühlt und auch die Mitarbeiter für sich für die Mitarbeiter gut
anfühlt. Auch ein anderes Beispiel Es gibt ein paar EAP
Warenwirtschaftssystem mit ISO nur für die Textilbranche sind. Da
hab ich mir mal eins angeguckt. Der sieht aus wie Windows
fünfundneunzig, wenn ich das meinen Mitarbeitern Mitarbeiterinnen
vorsetzen will. Aber die sagen so: Ne, mache ich nicht. Weil das
funktioniert so nicht. Da musst du somit so befehlen. Also F3 f5, f6,
wer macht das denn? Das haben unsere Eltern vielleicht nur mit ihren
Computern gemacht, aber doch niemand, der irgendwie heutzutage
arbeiten will, dass das so ist es dann halt raus und es gibt glaub
ich kein richtig und falsch. Aber man muss das ganz individuell
festlegen. Ist auch eine Budget Frage. Definitiv. Und ich glaube
auch, dass viele sehr günstige Alternativen einen guten Job machen.

Daniel: Da bekommst du dann kein
Commitment rein bei den bei den Warenwirtschaftssystemen.

Benjamin Sadler: Ist bei
Warenwirtschaftssystemen generell schwierig Commitment, aber
irgendwann muss man es halt mal machen.

Daniel: Ja ok. Uns wird zu guter
Letzt noch interessieren, was was dich gerade selber umtreibt. Eine
Frage, die mich vielleicht an unseren nächsten Gast stellen
möchtest. Da wo du gerade Hilfe brauchst oder ein Tipp brauchst.

Benjamin Sadler: Also mich mich
persönlich treibt, glaube ich, am meisten Zeit um, Wie das Arbeiten
nach Corona wieder ausschauen wird. Also so bis hin New-Work. Wie
viel Remote cool ist. Wie viel Remote nicht cool ist. Ich glaube
auch, dass es wieder eine Zeitlang brauchen wird, dass sich die Leute
auch wieder an Vollzeit gewöhnen. Weil man ja auch schon so lange zu
Hause war. Wir haben seit fast anderthalb Jahren im Remote Work, was
auch extrem gut funktioniert hat. Aber trotzdem sehnen sich alle
wieder so nach Büro und irgendwie ein bisschen Gemeinschaft. Eine
Frage, die mich sonst noch so oder auch für den für den für einen
nächsten Gast.

Henrik: Wenn ihr mir nicht
gerade einhaken darf die Frage würde perfekt passen, weil der
nächste Gast hat durch Corona komplett auf virtuelles
Zusammenarbeiten gestellt und er kann da sicherlich aus der
Perspektive drüber sprechen. Er hat die ganzen Geschäftsräume
gekündigt. Die Miete, das heißt, er hat da sicherlich eine
Perspektive darauf, was Mitarbeiter und so weiter die Zusammenarbeit
angeht. Ich glaube, die Frage ist sehr gut passen.

Benjamin Sadler: Wahrscheinlich,
so wie man es schafft, dann mit einem voll virtuellen Büro und
Remote Arbeit, trotzdem diesen Teamspirit so aufrechtzuerhalten, dass
man sich auch als Team fühlt. Es fängt ja schon bei solchen Sachen
an! Ich weiß nicht, wie groß neue Mitarbeiter sind. Die kommen dann
bei mir ins Büro und ich hatte heute das Vergnügen, dass ich einen
neuen Werkstudenten kennenlernen durfte, der sich sein Netto abgeholt
hat und einfach 2 Meter 5 groß ist. Ich hätte davon nie gedacht,
dass er 2 Meter 5 ist. Er steht vor mir und ich so: Krass Ok du bist
groß. Man hat ihn noch nie gesehen und spürt da so gibt es ganz
viele Sachen, die ich extrem schwierig finde in so hundertprozent
Remote abzubilden. Und ich bin eh generell großer Freund davon, dass
die Mitarbeiter selber entscheiden zu lassen, also ihnen die
Möglichkeit zu geben, aber jetzt z.B. das Büro zu kündigen und
voll Remote. Ich wüsste nicht, wie ich da ein Team und eine
Gemeinschaft aufbauen könnte oder würde. Das ergibt.

Henrik: Ja, ja, sehr spannende
Frage, können wir auf jeden Fall, glaube ich, ein wertvoller Insides
für dich dann in der nächsten Folge noch generieren. Cool. Daniel
Wie immer. Was hast du mitgenommen aus der Folge?

Daniel: Erstmal vielen Dank.
Benjamin auch. Nämlich ziemlich viel, glaub ich. Ich fand es super
spannend. Also zum Thema Ideenfindung. So der Markt kann ruhig auch
gesättigt sein. Es gibt wahrscheinlich einige einmal diese Variante.
Es gibt. Der Markt ist relativ unbesetzt mit mit starken Spielern
irgendwie. Und man geht dann halt dort rein, weil man eine Lücke
findet. Aber es gibt auch die Variante, dass man einen sehr
gesättigten, sehr starken Markt schon reingeht und sich, sobald die
Produktqualität stimmt, quasi auf das sehr stark auf das Thema Marke
und Vermarktung fokussiert. Also so ich sag mal so besetzte Märkte
ja oft von konventionellen lang lang lange schon existierenden
Unternehmen besetzen. Und da kann man dann wahrscheinlich mit dem für
Marke Community Social sehr sehr punkten, wie ihr das macht wie
andere die D2C Brands ist ja genau so gerade auch machen. Dann finde
ich den Aspekt auch spannend, dass das dass man bei dem D2C Thema
auch jetzt nicht auch gleich in viele Kanäle geht, sehr lange wie du
es gesagt hast Herr der eigenen Marke sein kann quasi und und
wahrscheinlich auch gerade noch stärker, wenn man gebootstrapped ist
wie ihr, sich ganz lange auf das fokussieren kann, was man selber
einfach umsetzen möchte und kann. Vielleicht auch in der eigenen
Geschwindigkeit zumindest zu einem gewissen Maße unter
Berücksichtigung der Ziele wahrscheinlich auch noch.
Produktentwicklung fand ich auch mega spannend. Also so ein gesunder
Mix aus Experimentierfreudigkeit und Datenbasis zu finden macht
glaube ich sehr viel Sinn. Also zu gucken, was macht der Wettbewerb?
Kunden sehr stark mit einbeziehen in z.B. vermeintlich kleine
Entscheidungen oder ein Buch Entscheidungen. Was für eine Farbe
machen wir mit dem nächsten Dessous oder so oder was für Farbe
Edition gibt's und so einfach auch die Kunden einzubeziehen und eben
darum starke Wiederkaufswerte würde ich mal sagen zu erzielen. Auch
das mit dem Produkttester Kampagnen fand ich richtig witzig. Coole
Idee.Also für mich waren die wirklich, die Kohlsuppe, die ganzen
Punkte, das Thema Produktentwicklung, Produkt Erweiterungen, die
Ideenfindung. Henrik, wie sieht es bei dir da?

Henrik: Jetzt hast du wieder mal
wieder sehr viele Punkte geklaut. Was ich noch ergänzen kann, war
auf jeden Fall die Tool Todestag Frage. Also eine Sache, die ich
direkt nach unserem nach unserer Aufnahme selbst austesten will.
Diese Coffee Dates in Slack kannte ich noch gar nicht, finde ich eine
coole Idee und das vor allen Dingen zwei Sachen bei bei der Tool
Auswahl. Wichtig sind das Commitment der Mitarbeiter und das muss im
Endeffekt mitwachsen mit dem Team und vor allem eben diese visuelle
Stärke bei euch. Also wie vermarktet ihr euch oder was macht euch
besser im Marketing ist eben diese visuelle Stärke und dann eben
auch experimentierfreudige Marketing und der Kanal Auswahl zu sein
und dann sich vielleicht auch mal wieder auf eher so oldschool Kanäle
wie E-Mail-Marketing zu berufen. Hauptsache testen und gucken was
funktioniert. Haben wir was vergessen? Was? Was du unbedingt noch
unseren Hörerinnen mitgeben willst?

Benjamin Sadler: Weil du wegen
des Tools gefragt hast, es heißt Donut wie das Gebäck der Donut, so
heißt das diese Extension Slack.

Henrik: Cool, danke dir werde
ich auf jeden Fall direkt ausprobieren. Cool! Ja, herzlichen Dank,
dass du dabei warst, Benjamin. Danke für deine Zeit. Hat sehr viel
Spaß gemacht und ganz viel Erfolg weiterhin für euch. Ich freue
mich dann, wenn die haben vielleicht in Köln oder in Frankfurt einen
eigenen Shop habt. Dann komme ich auf jeden Fall vorbei.

Benjamin Sadler: Vielen Dank
euch, dass ich zu Gast sein durfte. Euch auch weiterhin viel Erfolg
mit dem Podcast. Und ja, das mit dem eigentlichen Shop. Ich werde
großes Fan davon deswegen schauen wir mal was wir machen.

Daniel: Dankeschön.

Henrik: Dann noch einen schönen
Tag.

Benjamin Sadler: Gleichfalls.

Daniel: Und was hast du aus der
Folge mitgenommen? Hast du selbst Fragen an unsere Gäste? Schreib
uns über den Kanal deiner Wahl oder an Gude@7-Essenzen.de Punkte
zusätzlich.

Henrik: Wenn du noch weitere
Storys zu Gründerinnen und Gründer suchst, schau einfach gerne mal
bei Startbase.de vorbei. Bis zum nächsten mal. Tschö!

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