Fertigungssoftware neu gedacht

Deutsche Gründerinnen starten mit Millionen US-Dollar und Dryft durch

Wenn zwei Ingenieurinnen aus Deutschland an der Stanford University aufeinandertreffen, entsteht Innovation: Mit Dryft wollen Anna-Julia Storch und Leonie Freisinger die industrielle Welt revolutionieren.
News von Marc Nemitz Marc Nemitz · San Francisco, 13. November 2025

Zwei deutsche Ingenieurinnen wollen die industrielle Softwarewelt auf den Kopf stellen. Mit Dryft, einer neuen Plattform für Fertigungsunternehmen, entwickeln Anna-Julia Storch und Leonie Freisinger ein sogenanntes Agentic Operating System, das bestehende ERP-Systeme langfristig ablösen soll. Nach einer erfolgreichen Seed-Runde über 5 Millionen US-Dollar, angeführt von General Catalyst, startet das Unternehmen nun offiziell aus San Francisco heraus.

KI trifft auf mathematische Präzision

Dryft kombiniert kontextbewusste KI-Agenten mit mathematischer Optimierung, um operative Entscheidungen in Echtzeit zu treffen – von der Produktionsplanung bis zur Lieferkette. Ziel ist es, komplexe Fertigungsentscheidungen zu automatisieren, die bisher manuell und zeitaufwändig waren.

Unser Ziel ist es, dass Nutzerinnen und Nutzer künftig nicht mehr direkt mit ERP-Systemen arbeiten müssen. Dryft verschiebt diese Systeme in den Hintergrund und übernimmt selbstständig Entscheidungen entlang des gesamten Fertigungsprozesses.

Anna-Julia Storch, CEO Dryft

Die Gründerinnen sprechen von einer neuen Softwarekategorie namens Enterprise Resource Automation, die klassische Planungssoftware um Automatisierung, Datenvernetzung und KI-basierte Entscheidungslogik erweitert.

Industrie unter Druck, Dryft sieht Marktlücke

Die Plattform trifft auf eine Branche im Wandel. Produktions- und Lieferketten leiden seit Jahren unter hohen Kosten, Engpässen und langen Wartezeiten. Laut Weltbank machen Fertigungsindustrien weltweit rund 16 Prozent des BIP aus, doch die Digitalisierung bleibt oft fragmentiert. "Wir müssen schneller reagieren – ob beim Aufbau neuer Produktionskapazitäten oder beim Hochfahren von Verteidigungsprojekten", sagt Storch. Dryft soll dabei helfen, Fertigungsprozesse dynamischer, resilienter und effizienter zu gestalten.

Von Stanford in die Werkhallen

Storch und Freisinger lernten sich an der Stanford University kennen und bringen technisches Know-how aus der Industrie mit. Storch arbeitete mit Automobilzulieferern an Data-Science-Lösungen, Freisinger entwickelte Sicherheitssysteme für den Porsche Taycan. Beide eint, wie sie sagen, eine Leidenschaft für Geschwindigkeit und die physische Welt, von Maschinen über Roboter bis hin zu komplexen Produktionssystemen.

Ihr Team besteht aus Fachleuten von NASA, Siemens, Amazon und US-Universitäten wie MIT und Berkeley.

Investoren sehen Potenzial für Paradigmenwechsel

Die Finanzierung über 5 Millionen US-Dollar wird von General Catalyst angeführt. Weitere Unterstützer sind Neo, Sandberg Bernthal Venture Partners, sowie namhafte Angels wie Sheryl Sandberg, Jeff Wilke (ehem. Amazon), Claire Hughes Johnson (ehem. Stripe) und Dr. Markus Flik (ehem. CEO Behr, Homag, Chiron).

General Catalyst-Partner Robin Dechant beschreibt Dryft als "den Dirigenten, der jede Maschine, jeden Prozess und jedes Team in Einklang bringt – selbst unter veränderten Bedingungen". Sheryl Sandberg ergänzt: "Dryft ist das Produkt zweier Gründerinnen, die die Probleme ihrer Branche aus erster Hand kennen – und sie mit Technologie lösen."

Ausbau und Markteintritt

Mit dem frischen Kapital will Dryft seine Plattform weiterentwickeln, neue Ingenieure einstellen und die Markteinführung beschleunigen. Bereits heute nutzen erste Maschinen- und Komponentenhersteller das System, um Produktionsentscheidungen zu automatisieren.


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