Mehr Gründerinnen

Gendergap bei Gründungen schrumpft - GEM

Die Gründungsquote von Frauen in Deutschland erreicht mit 8,5 Prozent einen neuen Höchstwert und der Gendergap bei Unternehmensgründungen schrumpft weiter.
Report von Marc Nemitz Marc Nemitz · Eschborn, 01. Juli 2025

Im Jahr 2024 lag die Gründungsquote von Frauen laut dem Global Entrepreneurship Monitor (GEM) in Deutschland bei 8,5 Prozent und damit so hoch wie nie zuvor. Damit ist sie im Vergleich zum Vorjahr um 2,6 Prozentpunkte gestiegen. Auch die Quote bei Männern stieg auf 11 Prozent (Zuwachs von 1,7 Prozentpunkte). Der Gendergap, also die Differenz zwischen männlicher und weiblicher Gründungsquote, ist damit von 3,4 auf 2,5 Prozentpunkte gesunken. Deutschland belegt im internationalen Vergleich von Ländern mit hohem Einkommen Platz 5 von 12 mit einem unterdurchschnittlichen Gendergap.

Die GEM-Gründungsquote erfasst den Anteil der 18- bis 64-Jährigen, die in den letzten 3,5 Jahren ein Unternehmen gegründet haben oder aktuell gründen.

Internationale Unterschiede bleiben bestehen

Trotz positiver Tendenz ist der Gendergap bei Gründungen ein global verbreitetes Phänomen. In fast allen einkommensstarken Ländern gründen Männer häufiger als Frauen. Während in Norwegen auf 100 Gründende nur 31 Frauen und 69 Männer kommen, ist das Verhältnis in Österreich mit 48 zu 52 nahezu ausgeglichen. In Deutschland lag das Verhältnis 2024 bei 43 Gründerinnen zu 57 Gründern.

Motive für die Gründung

Ein hoher Anteil der befragten Gründerinnen und Gründer gab an, mit der Selbstständigkeit finanziellen Erfolg anstreben zu wollen: 58,7 Prozent der Frauen und 69,3 Prozent der Männer. Für über die Hälfte (54 Prozent der Frauen, 52,2 Prozent der Männer) war außerdem die Sicherung des Lebensunterhalts ein Beweggrund. Auch gesellschaftlicher Impact spielt eine Rolle: 45,9 Prozent der Gründerinnen und 45,1 Prozent der Gründer wollen mit ihrer Gründung zur Veränderung beitragen. Die Fortführung einer Familientradition wurde hingegen seltener genannt.

Unterschiede in Wahrnehmung und Selbstbild

GEM-Daten zeigen, dass Gründerinnen häufiger Zweifel an ihren eigenen Gründungschancen und -fähigkeiten äußern als Männer. Knapp 70 Prozent der Frauen sahen in ihrer Region gute Chancen für eine Gründung, bei den Männern waren es über 80 Prozent. Auch bei der Selbsteinschätzung der eigenen Fähigkeiten zeigt sich ein Unterschied: 82,5 Prozent der Frauen glaubten, über das notwendige Know-how zu verfügen. Bei den Männern lag der entsprechende Wert bei 91,2 Prozent.

Standort Deutschland: Verbesserungsbedarf bei Gründerinnenförderung

Die Bewertung der Rahmenbedingungen für Gründerinnen fällt in Deutschland durchwachsen aus. Auf einer Skala von 0 bis 10 bewerten Gründungsexpertinnen und -experten diese mit 4,4 Punkten. Acht der zwölf übrigen Gründungsbedingungen, etwa Beratung, Infrastruktur oder staatliche Programme, schnitten besser ab.

Ein häufig genannter Nachteil: Frauen haben oft schlechteren Zugang zu Finanzierung. Die befragten Expertinnen und Experten sahen die Kapitalbeschaffung vor einer Gründung in der Regel eher bei Männern als bei Frauen im Vorteil.

Potenziale durch gezielte Fördermaßnahmen

Initiativen wie "Exist-Women" könnten dabei helfen, die Gründungslücke weiter zu schließen. Besonders auffällig: Der Anteil von Akademikerinnen unter Gründerinnen liegt mit 28,9 Prozent deutlich über dem von Gründern, was auf eine hohe Gründungsaffinität bei Studentinnen schließen lässt.

Für eine erfolgreiche Ansprache potenzieller Gründerinnen sind laut Umfrage Webseiten und persönliche Kontakte zu Unterstützungsorganisationen die wichtigsten Informationsquellen, gefolgt von Social Media. Klassische Medien wie Radio, Fernsehen oder Print spielen eine deutlich geringere Rolle.

RKW Kompetenzzentrum und Thünen-Institut

Der Global Entrepreneurship Monitor (GEM) ist die weltweit umfassendste Vergleichsstudie zur Gründungsaktivität in unterschiedlichen Ländern. Seit 1999 erhebt das internationale Forschungsprojekt jährlich Daten zur Gründungsquote und zum unternehmerischen Verhalten. Inzwischen erfolgt die Erhebung in über 50 Ländern auf allen Kontinenten. Der GEM ermöglicht sowohl länderspezifische Analysen als auch internationale Vergleiche und dient politischen Entscheidungsträgern, Wirtschaftsförderern und Wissenschaft als Hilfestellung für die Weiterentwicklung von Gründungsökosystemen. Die deutsche Ausgabe des GEM 2024/25 wurde vom RKW Kompetenzzentrum und dem Thünen-Institut in Zusammenarbeit mit dem Bundesministerium für Wirtschaft und Energie erstellt. Basis der aktuellen Ergebnisse sind Befragungen von über 160.000 Personen weltweit, davon mehr als 3.000 in Deutschland, sowie Einschätzungen von fast 2.500 Expertinnen und Experten.

Ziel des GEM ist es, Unterschiede im Umfang und in der Qualität von Gründungsaktivitäten sichtbar zu machen, Einflussfaktoren im jeweiligen Gründungsumfeld zu identifizieren und daraus Handlungsansätze für die Gründungsförderung abzuleiten. Die Erhebung stützt sich dabei auf zwei zentrale Instrumente: die bevölkerungsrepräsentative Umfrage (Adult Population Survey) zur Gründungsaktivität und -motivation sowie die Expertenbefragung (National Expert Survey) zu gründungsbezogenen Rahmenbedingungen. Untersucht werden alle Phasen unternehmerischer Tätigkeit, von der Vorgründung über die aktive Selbstständigkeit bis hin zur Aufgabe eines Unternehmens. Zentrales Maß der Gründungsaktivität ist dabei die sogenannte TEA-Quote (Total early-stage Entrepreneurial Activity), die den Anteil jener Personen angibt, die kürzlich gegründet haben oder sich aktuell in der Gründungsphase befinden.


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