KfW Research zum Industriestandort: Deutschland muss mehr Neues wagen
Deutschland steht laut einer aktuellen Studie von KfW Research vor der Herausforderung, seinen Industriestandort zu stärken und gleichzeitig die Gründungsdynamik zu fördern. Ein zentrales Ergebnis: Venture Capital (VC) wirkt als Beschäftigungs- und Wachstumsmotor für junge, innovative Unternehmen.
Deutschland muss sich neue Wirtschaftszweige erschließen. Das geht nur, wenn private Investoren mehr investieren. Für junge innovative Unternehmen ist dabei Wagniskapital wichtig, um ihr Wachstum zu beschleunigen.
Dr. Dirk Schumacher, Chefvolkswirt der KfW, betont:
Daten zeigen, dass VC-finanzierte Startups im Durchschnitt 2,5 Beschäftigte pro Jahr aufbauen, mehr als doppelt so viel wie nicht-finanzierte Startups (1,2 Beschäftigte) und mehr als viermal so viel wie traditionelle Mittelständler (0,6 Beschäftigte).
Allerdings stehen deutsche Investoren beim Exit aus Startups vor Hürden. Viele erfolgreiche VC-finanzierte Unternehmen wechseln ins Ausland: Übernahmen erfolgen in 57 % der Fälle durch ausländische Käufer, während nur 43 % der Käufer in Deutschland ansässig sind. Auch Börsengänge erfolgen oft im Ausland, vor allem in den USA.
Die regulatorischen und steuerlichen Rahmenbedingungen für Startups sollten in Deutschland so verbessert werden, dass innovative Unternehmen nicht ins Ausland abwandern.
Dr. Dirk Schumacher, Chefvolkswirt der KfW, betont:
Traditionelle Standortfaktoren und geopolitische Risiken
Neben der Förderung von VC sieht die KfW-Studie weiteren Handlungsbedarf:
- Atempause für die Industrie: Geopolitische Risiken, insbesondere durch merkantilistische Politik in China und die "America-First"-Politik der USA, verstärken den Druck auf die deutsche Industrie. Zölle sollten daher als wirtschaftspolitisches Instrument genutzt werden, um Abhängigkeiten zu reduzieren.
- Verbesserung klassischer Standortfaktoren: Hohe Arbeitskosten, starre Arbeitsmärkte, Bürokratie und hohe Unternehmenssteuern mindern die Wettbewerbsfähigkeit.
- Energieinfrastruktur ausbauen: Ein Ausbau der erneuerbaren Energien und gezielte Subventionen könnten mittelfristig zu niedrigeren Energiepreisen und einer stabileren Versorgung führen.
VC-finanzierte Startups: Wachstum und Exits
Die Studie zeigt, dass VC-finanzierte Startups überproportional zum Beschäftigungswachstum beitragen. Besonders erfolgreiche Startups realisieren mehrere Finanzierungsrunden, wobei jede Runde die Unternehmensgröße deutlich erhöht:
- Nach der ersten VC-Runde durchschnittlich 18 Beschäftigte
- Nach der dritten Runde deutlich größer, in späteren Runden steigt die Beschäftigtenzahl exponentiell
Die Exit-Strategien dieser Unternehmen verteilen sich auf:
- Acquisitions (92 %): meist durch andere Unternehmen, oft im Ausland
- Buyouts (5 %)
- IPOs (4 %): kleine Anzahl, aber verantwortlich für 51 % der Beschäftigten in Startups mit erfolgtem Exit
Die Studie zeigt, dass der Großteil der Exits in ausländische Hände geht, insbesondere in die USA, was potenziell zu Abfluss von Wertschöpfung und Talenten führt. Um dem entgegenzuwirken, seien stärkere europäische Kapitalmärkte und Exit-Möglichkeiten notwendig.
Deutschland muss mehr wagen
Die KfW-Forschung unterstreicht, dass Deutschland in mehreren Bereichen aktiv werden muss:
- Mehr privates Kapital für Start-ups mobilisieren
- Regulatorische Rahmenbedingungen für innovative Unternehmen verbessern
- Energie- und Industriepolitik anpassen, um Wettbewerbsfähigkeit zu sichern
- Exits und Kapitalmärkte in Deutschland und Europa stärken
VC-finanzierte Startups haben gezeigt, dass sie Innovation, Wachstum und Beschäftigung in Deutschland vorantreiben können. Der Schlüssel liegt darin, die Rahmenbedingungen so zu gestalten, dass diese Unternehmen langfristig hier bleiben und ihre Wertschöpfung dem Standort Deutschland zugutekommt.
Die Kurzstudie Start-Ups in Deutschland Wachstum- und Exitwege über Venture Capital findet man unter Fokus Volkswirtschaft bei der KfW. Die ausführliche Studie Deutschlands Industrie am Scheideweg ist direkt auf KfW Research einsehbar.
Unsere Einschätzung
Beim Lesen der KfW-Studien fällt auf, dass die Exits nicht nach Fire Sales oder gezwungenen Verkäufen differenziert werden, wodurch sich die Frage nach der Qualität der Transaktionen stellt. Auch Aussagen zur Langfristigkeit der geschaffenen Arbeitsplätze fehlen. Venture Capital zielt primär auf schnelles Wachstum und die Skalierung von Teams ab, während die nachhaltige Bindung von Beschäftigten nicht automatisch garantiert ist. Wie man diese Punkte bewertet, ändert jedoch nichts daran, dass die beiden Studien faszinierende Einblicke in das Start-up-Ökosystem und den Wirtschaftsmotor Deutschlands liefern. Sie zeigen eindrücklich, wie viel Dynamik und Innovationskraft in jungen, VC-finanzierten Unternehmen steckt.

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