Neuer Fintech-Accelerator geht in Stuttgart an den Start

fintogether will Fintechs in der Frühphase helfen. Baden-Württemberg soll so insgesamt attraktiver für Start-ups werden, doch die Konkurrenz ist groß.

Berlin, Frankfurt, Hamburg und München– so lauten die großen Fintechstädte der Bundesrepublik. Geht es nach Stuttgart Financial, der Finanzplatzinitiative Baden-Württembergs, soll sich in diesem Ranking zukünftig auch die schwäbische Hauptstadt einreihen. 

Dazu haben die Verantwortlichen nun mit fintogether einen „zentralen Open Innovation Hub” ins Leben gerufen, wie sie ihr Projekt selbst nennen. Dazu gehört auch ein Accelerator für Fintechs in der Frühphase. Die Pläne sind groß: Erst wollen sie jungen Unternehmen den Start erleichtern, dann eine eigene Community gemeinsam mit den im Ländle angesiedelten Mittelständlern und dem Finanzplatz Stuttgart aufbauen. Läuft alles gut, könnte Baden-Württemberg, oder zumindest Stuttgart, damit zu einem der zentralen Orte für Fintechs in Deutschland werden. Und gewachsene Fintechs würden die Region nicht mehr verlassen. Doch sind andere deutsche Städte und Regionen mit der Start-up-Förderung schon deutlich weiter. 

Baden-Württemberg hat enormes Potenzial für Start-ups und ganz besonders für Fintechs, wir müssen es nur nutzen

Kati Nayeri, fintogether

Laut dem Fintech-Hub-Ranking 2020 der Direktbank Comdirect ist Berlin das Maß aller Dinge. Die Bundeshauptstadt belegt in allen vier Kategorien (Anzahl der Start-ups, Anzahl der Neugründungen, Höhe der Investments und Zahl der VC-Runden) den ersten Platz. Berlin sei dominant in allen Kriterien, heißt es in der Studie. Stuttgart liegt erst auf Platz Sieben. Gerade einmal 2 VC-Runden für Fintechs hat es der Studie zufolge im Zeitraum von 2019 bis 2020 gegeben. In Berlin waren es im gleichen Zeitraum 106. Und selbst wenn man Stuttgart nur mit dem drittplatzierten Hamburg vergleicht, fällt die bisherige Bilanz ernüchternd aus. 139 Millionen Euro an VC-Geldern gingen in der Hansestadt an Fintechs, in Stuttgart waren es zwei. 

Kati Nayeri und Philipp Veit glauben dennoch an den Erfolg des Projektes. Sie beide leiten den Start-up-Accelerator, haben die Workshops organisiert und suchen nach passenden Start-ups. „Gerade in der Frühphase sind die regionale Eco-Systeme entscheidend”, sagt Veit. Klar werde man kaum ein junges Berliner Fintech überzeugen können, dauerhaft nach Stuttgart zu kommen, aber das Kernziel sei ohnehin Gründerinnen und Gründern aus der eigenen Region eine Chance zu bieten. Dass Stuttgart wohl kaum die Stadt mit den meisten Fintechs Deutschlands werden kann, ist den Verantwortlichen auch klar. Vielmehr gehe es darum, einige Nischen zu besetzen. Vielleicht für junge Unternehmen, die im Bereich Kryptowährungen aktiv sind.

„Baden-Württemberg hat enormes Potenzial für Start-ups und ganz besonders für Fintechs, wir müssen es nur nutzen”, sagt Nayeri. Vom Mittelstand bis hin zu Weltmarktführern seien Unternehmen in dem Bundesland sehr präsent, außerdem habe man mit Stuttgart einen bedeutenden Finanzplatz. 

Gerade in der Frühphase sind die regionale Eco-Systeme entscheidend

Philipp Veit, fintogether

Bewerbungen noch bis zum 20. September möglich

Dass sich in Baden-Württemberg bisher dennoch keine so lebhafte und große Start-up Community, auch nicht im Bereich Fintechs, entwickelt hat, liegt den beiden zufolge vor allem an den Startbedingungen. „Viele Mittelständler hier wollen zwar mit Start-ups zusammenarbeiten, sie wissen aber nicht genau wie”, sagt Nayeri. Die beiden sehen ihren Accelerator und die übergeordnete Initiative fintogether als Möglichkeit, beide Seiten zusammenzubringen. “Bei uns engagieren sich auch regionale Unternehmen und bieten Workshops für Gründerinnen und Gründer an”, sagt die Co-Leiterin des Accelerators. 

Am 1. Oktober soll der erste Batch, also die erste Runde mit den ersten Start-ups starten. Über drei Monate verteilt gibt es für sie kostenlos über 30 Workshops. Darin bekommen Gründerinnen und Gründer unter anderem erklärt, wie sie einen Businessplan aufstellen oder wie sie Kunden für sich gewinnen können. „Am Ende des Programms sollen sie in der Lage sein, einen Business Angel oder einen VC von ihrer Idee zu überzeugen”, sagt Philipp Veit. 

Bis zum 20. September können sich Gründerinnen und Gründer noch für die erste Runde des Accelerator-Programms bewerben. Aufnehmen wollen sie in dem Accelerator dabei nicht nur klassische Fintechs, sondern „Smart-Finance-Start-ups”, wie sie es nennen. „Im Grunde kommt jedes Start-up in Frage, dass ein interessantes Produkt für die Finanz- und Versicherungsbranche entwickeln möchte”, sagt Veit. 

Mit fünf Start-ups wollen sie die erste Runde starten. Neben den Workshops bietet der Accelerator einen Co-Working-Space in Stuttgart, ein Mentorenprogramm und Zugang zu seinem Netzwerk an. Das Projekt wird vom Land erst einmal für zwei Jahre finanziell gefördert. „Unsere anderen Partner, unter anderem die Stuttgarter Börse, haben uns aber schon signalisiert, dass sie etwas langfristiges aufbauen wollen”, sagt Nayeri.


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