Was rauskommt, wenn zwei Männer ein erfundenes Problem menstruierender Personen lösen wollen, war gestern in den sozialen Medien zu sehen: ein Shitstorm. Darum geht es. 

Am Montagabend war wieder Zeit für die Show „Die Höhle der Löwen“ (DHDL). Mit dabei war das Start-up Pinky, das einen Einmalhandschuh zur Entsorgung von Menstruationsprodukten wie Binden und Tampons herstellt. Während die Gründer aus Nordrhein-Westfalen einen Deal mit Ralf Dümmel erfolgreich abschließen konnten, folgte am Dienstag ein Shitstorm in den sozialen Netzwerken, vor allem unter dem Hashtag #pinkygate.

Die Meisten kritisierten, dass die beiden männlichen Gründer ein Produkt für menstruierende Menschen entworfen haben, ohne diese in die Entwicklung einzubeziehen. „Was haben Frauen nur all die Jahre ohne diese Erfindung gemacht?“, fragt beispielsweise eine Userin unter einem Beitrag von Pinky auf Instagram. Sie spielt darauf an, dass menstruierende Personen auch bisher Lösungen für die Entsorgung gefunden haben. Die Vermutung liegt nahe, dass bei Einbezug menstruierender Personen schnell klar geworden wäre: Der Handschuh löst ein Problem, das es bisher nicht gab. 

Bei DHDL erzählten die Gründer Eugen Raimkulow und André Ritterswürden, wie sie auf die Idee gekommen sind. Sie seien angewidert gewesen, als sie die entsorgten Tampons ihrer Mitbewohnerin im Mülleimer gesehen hätten. Während sie in ihrem späteren Statement auf Instagram davon sprechen, sich seit jeher „gegen die Stigmatisierung der Periode“ einzusetzen, klangen die Worte in der Show nach Ekel gegenüber der Menstruation. 

Mit dem Handschuh „wird suggeriert, dass die Periode unrein, unhygienisch ist und nicht gesehen werden darf. Nicht einmal im Mülleimer“.

Kati Ernst und Kristine Zeller, Gründerinnen des Start-ups Ooshi

Dagegen teilen nun andere Start-up-Vertreterinnen aus. Mit dem Handschuh „wird suggeriert, dass die Periode unrein, unhygienisch ist und nicht gesehen werden darf. Nicht einmal im Mülleimer“, kommentieren die Gründerinnen des Start-ups Ooshi, das die Menstruationsunterwäsche Ooia herstellt. Fast zwei Millionen Aufrufe hat das Video bei Instagram mittlerweile. Alleine sind sie nicht. Das Entsetzen in den sozialen Netzwerken zeigte sich im Hashtag pinkygate, in zahlreichen Statements und Beiträgen. Beteiligt waren weit über die Start-up-Szene heraus sowohl aktivistische Accounts als auch reichweitenstarke Influencerinnen wie Mirellativegal, Jana Heinisch oder Diana zur Löwen.

Die Situation von Pinky zeigt vor allem ein immer wieder kritisiertes Phänomen der Start-up-Szene. Feminisierte Themen werden von männlichen Investoren vor allem bei männlichen Gründern als erfolgreiche Idee wahrgenommen. Produkten für Frauen wird hingegen oft kein gewinnbringender Markt zugerechnet. 

„Im Grunde wird damit im TV manifestiert was Realität ist: Männer geben Männern Geld“

Tijen Onaran, Unternehmerin und Investorin

Als Beispiel wurde in den sozialen Netzwerken, vor allem wegen des Statements der beiden Gründerinnen, Ooia herangezogen. Kati Ernst und Kristine Zeller waren vor zwei Jahren bei DHDL mit ihrer Menstruationsunterwäsche angetreten. Ergebnis: kein Investment. Heute verkauft das Unternehmen sehr erfolgreich seine Periodenunterwäsche, ein umweltfreundlicher und praktischer Umgang mit der Menstruation. Unternehmerin und Investorin Tijen Onaran kommentiert den Vergleich der beiden Start-ups: „Im Grunde wird damit im TV manifestiert was Realität ist: Männer geben Männern Geld.“

Weitere Kritik traf das Start-up wegen der pinken Handschuhfarbe und der dazugehörigen Auswahl des Names „Pinky“. Das bestätige, so die Kritikerinnen, das überholte Klischee, nachdem Frauen pinke Sachen lieben und damit auch besser als Kundinnen zu gewinnen seien. Auch ist der Handschuh ein weiteres Produkt, für das Menstruierende Geld ausgeben und mehr Müll erzeugen müssten. 

Die Gründer selber äußerten sich schnell zu all der Kritik und entschuldigten sich in ihrem Statement auf Instagram: „Wir wollten niemanden verletzten.“ Sie sagten: „Selbstverständlich ist die Menstruation etwas ganz Natürliches, wofür sich überhaupt niemand schämen muss oder sollte.“ Die Ooshi-Gründerinnen bewerten die Aussagen als „authentisch“, ihre Kritik am Produkt bleibt damit jedoch unangetastet.


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