Start-up für Putzmittel: Everdrop im Test

Everdrop möchte eine nachhaltige Alternative für Putzmittel in der Plastikflasche sein. Startbase-Autorin Sophie Deistler hat das Starter-Putzmittelset von Everdrop getestet.

In meiner Wohngemeinschaft gibt es jedes Jahr einen gefürchteten Tag: den Herbstputz. Ein bis zwei Tage lang putzen wir zu siebt das ganze Haus, sogar den Keller und alle Fenster. Der passende Zeitpunkt, um einmal ein Produkt auszuprobieren, an dem viele in den sozialen Netzwerken nicht mehr vorbeikommen: das Putzmittel von Everdrop.

Das Versprechen des jungen Start-ups ist simpel: Mit uns wird es genauso sauber, aber die Nutzerinnen und Nutzer verbrauchen weniger Plastik, es ist also besser für die Umwelt. Die Kunden sollen dafür Putzmitteltabs in kaltem Wasser in wiederverwendbaren Glasflaschen auflösen. Nach Angaben des Start-ups konnten so bereits fünf Millionen Einweg-Plastikflaschen eingespart werden. Neben den Putzmitteln bietet das Start-up auch Waschmittel, Spülmittel, Toilettenreiniger, Seife und Duschgel an. 

Das ist die Geschichte von Everdrop

Begonnen hat die Geschichte von Everdrop 2019 mit einer einfachen Aufgabe. Die Gründer Chris Becker, Daniel Schmitt-Haverkampf und David Löwe wollten weniger Plastik benutzen. Sie stellten fest, dass vor allem Haushaltsprodukte viel Plastikmüll verursachen und wollten eine Alternative schaffen – so beschreiben die Gründer es zumindest auf der Everdrop-Webseite. Im Januar 2020 gingen dann die Putzmitteltabs an den Start. Mit ihren Haushaltsprodukten konnten die Everdrop-Gründer im Februar des vergangenen Jahres dann  einen zweistelligen Millionenbetrag einsammeln (wir berichteten). Zu den Investoren gehörten HV Capital, Felix Capital und Vorwerk Ventures. Auch Christoph Behn von Better Ventures investierte gemeinsam mit anderen Business Angel schon einen sechsstelligen Betrag in das Start-up.

Doch wie gut reinigt das Putzmittel von Everdrop eigentlich? Und können die Produkte bereits das herkömmliche Putzmittel in der Plastikflasche ersetzen? Wir haben das Starter-Flaschenset in zehn Kategorien vollkommen unabhängig getestet. Startbase hat die Produkt nicht zugeschickt bekommen, sondern extra für diesen Text gekauft. Am Ende des Textes gibt es ein Fazit. 

Die Verpackung von Everdrop im Test

Zwei Tage nach der Bestellung ist das Paket vom Everdrop-Außenlager in Heilbronn angekommen. „Danke, dass wir gemeinsam die Welt ein bisschen sauberer machen“, steht auf dem Blatt, das ganz oben im Karton liegt. Unter dem Schriftzug sind dunkelblaue Wellen und das Everdrop-Logo zu sehen. Auf der Rückseite finden sich die Gebrauchsanleitung und Hinweise zu den Putzmitteltabs.

Die drei Putzmittelflaschen und die Flaschenhälse sind in Papier eingewickelt, die verschiedenfarbigen Putzmitteltabs für Bad-, Glas- und Küchenreiniger finden sich in  einer kleinen Papiertüte. Als ich den Karton gerade entsorgen will, finde ich am Boden des Pakets noch etwas, mit dem ich so gar nicht gerechnet habe: einen Gutscheincode für die Versicherungs-App Clark. Wer diesen in die App eingibt, erhält bei jeder hinzugefügten Versicherung eine Everdrop-Geschenkkarte über 15 Euro. Bis zu 150 Euro soll man so auf das Everdrop-Sortiment erhalten können. Na dann.

So läuft der Aufbau für das Everdrop-Set 

Das Prinzip sei ganz einfach, sagt Everdrop: Wasser – Tab – Fertig! So weit, so gut. Jedoch steht nicht auf der Gebrauchsanleitung, welcher Tab in welche Flasche kommt. Dieses Detail verbirgt sich auf den Flaschen selbst: Der Badreiniger hat unter dem Everdrop Logo einen rosa, der Glasreiniger einen blauen und der Küchenreiniger einen grünen Strich.

In die Flaschen wird kaltes Wasser bis zum Everdrop-Logo gefüllt. Der Grund für die Begrenzung lässt sich den Hinweisen entnehmen: Die Flüssigkeit könnte sonst überschäumen. Die Tabs für Küchen- und Badreiniger sind jedoch zu groß für den Flaschenhals und zerbröseln beim Reinstecken. Das gibt Minuspunkte. Der etwas kleinere Glasreiniger-Tab fällt dagegen problemlos in die Flasche. Nach 15 Minuten haben sich Bad- und Küchentabs rückstandslos aufgelöst, beim Glasreiniger dauert es nur knapp sechs Minuten. Anschließend schraube ich den Sprühkopf auf die Flasche und das Putzmittel ist einsatzbereit.

So schneiden die Flaschen von Everdrop im Test ab

Die Glasflaschen haben ein minimalistisches Design und sehen hochwertig aus. Sie sind robust und deshalb deutlich schwerer als die herkömmlichen Einweg-Plastikflaschen. Der Verschluss hält gut, nichts tropft raus. Jedoch ist der Abstand zwischen dem Sprühkopf und dem Flaschenkörper etwas zu klein. Beim Putzen liegt also ein Teil der Handfläche am dünnen Flaschenhals, der andere an der gewölbten Flasche. Beim Sprühen kommt nur wenig Flüssigkeit aus den Flaschen raus. Einerseits ist das gut im Sinne der Nachhaltigkeit, weil so weniger Putzmittel genutzt wird. Andererseits reichen die feinen Dosen nicht aus, um den Schmutz von sieben Personen zu entfernen.

So sehen die Reiniger von Everdrop aus. (Foto: Everdrop)

So schneidet der Glasreiniger von Everdrop im Test ab

Den ersten Härtetest für den Everdrop-Glasreiniger gibt es an der Glastür zum Garten. Keine Fenster oder Glastüren an unserem Haus werden so schnell dreckig wie diese. Mit jedem Sprühen kommt nur wenig Putzmittel aus der Flasche, der Reiniger hinterlässt Schlieren auf der Glastür. Ich wische mit einem trockenen Tuch nach, wie es auch Everdrop empfiehlt. Jedoch verschmiert das den Schmutz nur auf der Scheibe. Erst nach mehreren Behandlungen ist die Scheibe endlich sauber. Auch die leichter verschmutzten Fenster muss ich zweimal einsprühen. Nach nur fünf größeren Fenstern ist der Glasreiniger bereits aufgebraucht. Mehr Erfolg habe ich mit dem altbewährten Hausmittel meines Mitbewohners: Wasser mit einem Tropfen Spülmittel in einer bereits gebrauchten Sprühflasche spart ebenfalls Verpackungsmüll und funktioniert wesentlich besser. Das Ergebnis von Everdrop im Bereich Glasreiniger ist enttäuschend. 

So schlägt sich der Küchenreiniger von Everdrop im Test 

Den Küchenreiniger drücke ich zwei meiner Mitbewohner in die Hand. Als sie die Küche fertig geputzt haben, haben sie nichts zu beanstanden. Ihr Fazit: Der Reiniger tut, was er soll. Auch die Fettspritzer auf der Arbeitsplatte gingen gut und schnell weg. Hier hält das Start-up sein Versprechen.

 So schneidet der Badreiniger von Everdrop im Test ab

Der Everdrop-Badreiniger entfernt den Schmutz an Waschbecken und Badewanne ganz gut. Im Gegensatz zu unserem herkömmlichen Badreiniger hat er einen viel angenehmeren, nur dezenten Geruch. Jedoch hatte die eigentlich rosa Flüssigkeit beim Versprühen dieselbe Farbe wie die Badewanne und war deshalb nahezu unsichtbar auf dem weißen Untergrund. Das macht das Putzen schwierig. 

Das Preis-Leistungs-Verhältnis ist angemessen

Das Starter-Flaschen-Set mit den drei Flaschen und drei Putzmitteltabs kostet 34,99 Euro. Ein stolzer Erstanschaffungspreis. Jedoch lassen sich die Flaschen wiederverwenden, sodass man nur die Tabs nachkaufen muss. Neun Nachfülltabs, egal ob Badreiniger, Küchenreiniger, Glasreiniger oder ein gemischtes Set mit jeweils drei Tabs für jeden Reiniger,  kosten 14,99 Euro und reichen für insgesamt 4,5 Liter Putzmittel. 500 Milliliter kosten demnach 1,66 Euro. Eine Stichprobe im kleinen Discounter um die Ecke ergibt: Bei den meisten Badreinigern der mittleren Preisklasse bekommt man für ungefähr den gleichen Preis 250 Milliliter mehr Inhalt. Jedoch gibt es auch Badreiniger mit gleichem Volumen, die noch teurer sind. Auch beim Glasreiniger ist der Preis ungefähr gleich. Der einzige vergleichbare Küchenreiniger, den ich im kleinen Sortiment meines Supermarkts finde, fasst 750 Milliliter und kostet knapp zwei Euro. Das Fazit: Die Putzmitteltabs von Everdrop sind in den meisten Fällen etwas teurer als herkömmliche Reiniger in der Plastikflasche, der Preis ist aber angemessen.

Das ist der Badreiniger von Everdrop. (Foto: Everdrop)

Das ist drin – und so nachhaltig ist Everdrop wirklich

Alle Everdrop-Reiniger basieren auf Citric Acid. Die Zitronensäure wird schon lange in Putzmitteln und zum Beispiel als Entkalker im Haushalt verwendet. Ansonsten finden sich in den Reinigern vor allem Tenside. Um zu verstehen, wie diese funktionieren, ist etwas chemisches Vorwissen nötig: Tenside bestehen aus einem hydrophoben, also wasserabweisenden und einem wasserliebenden Molekülteil. Damit setzen sie die Oberflächenspannung des Wassers herunter, sodass dieses Fett lösen und entfernen kann. Normalerweise würden sich Fett und Wasser nämlich nicht vermischen lassen. Tenside kommen auch in herkömmlichen Putzmitteln zum Einsatz. Nach eigenen Angaben basieren die Tenside in den Everdrop-Reinigern jedoch auf nachwachsenden Rohstoffen statt auf Erdöl. Als Duftstoff wird Parfüm verwendet. Die rosa, grüne und blaue Farbe der Reiniger kommt aus Lebensmittelfarbe.

Das war nicht immer so: Im März des vergangenen Jahres untersuchte das Recherche-Start-up Flip die Inhaltsstoffe bereits. Damals bemängelten die von Flip befragten Fachleute das Vorhandensein des Benzolderivats “Benzene C10-13-alkyl Derivs”, das aus Erdöl gewonnen werde und hochgiftig sei. Auf Nachfrage von Startbase erklärt Everdrop, dass es sich bei dem Benzolderivat um eine Prozessverunreinigung des damals verwendeten Farbstoffs handelte. Es sei also kein beabsichtigter Inhaltsstoff der Tabs gewesen, sondern ein durch den Herstellungsprozess entstandener, unvermeidbarer Begleitstoff, der nichts mit dem hochgiftigen Benzol zu tun habe. Inzwischen kommt Benzene C10-13-alkyl Derivs auch nicht mehr in den Tabs vor. „Gemeinsam mit weiteren Überarbeitungen hinsichtlich Nachhaltigkeit und Produktleistung wurde auch der betreffende Farbstoff aus der Rezeptur genommen und durch einen Lebensmittelfarbstoff ersetzt”, schreibt das Start-up. 

Nach eigenen Angaben erwartet Everdrop in den kommenden Wochen außerdem die Biozertifizierung für die Putzmitteltabs im eigenen Online-Shop. Die Tabs, die in Bio-Märkten zu kaufen sind, sind bereits Ecocert-zertifiziert. Auch an einer Lebenszyklusanalyse arbeitet das Start-up. Da die Liefer- und Produktionskette zu großen Teilen bei anderen Herstellern liege, dauere der Prozess jedoch noch, teilt das Unternehmen mit. 

Das Recycling klappt gut bei Everdrop

Die Glasflaschen bestehen nach Angaben von Everdrop aus mindestens zehn Prozent Altglas und können mehrfach wiederverwendet werden. Das Verpackungsmaterial vom Versand lässt sich ausnahmslos recyclen: Die Papiertüte, in der die Putzmitteltabs eingepackt sind, der Versandkarton und sein Füllmaterial können ins Altpapier. Das ist ein Pluspunkt.

Können ihre Produkte überzeugen? Die Gründer von Everdrop wollen gerne nachhaltiger Putzen. (Foto: Everdrop)

Die Werbung von Everdrop nervt  

Nur zwei Tage nachdem die Bestellung angekommen ist, landet die erste Werbemail von der Customer Happiness Managerin Anna in meinem E-Mail-Postfach. Im Durchschnitt kommt ab da alle sieben Tage eine E-Mail, manchmal sogar zwei an einem Tag. Mal gibt es 30 Prozent Rabatt, mal gibt es einen Jahresvorrat an Everdrop-Produkten zu gewinnen, dann kann ich wieder 45 Euro bei der nächsten Bestellung sparen. Um Neujahr flattert sogar ein Werbebrief ins Haus: Everdrop bedankt sich für fünf Millionen eingesparte Einweg-Plastikflaschen, bewirbt neue Produkte und schenkt einen 20-Prozent-Rabattcode. Auf der Rückseite ist ein Saisonkalender für Gemüse, Kräuter, Salat und Obst abgedruckt – damit der Werbebrief wiederverwendet statt weggeworfen wird. Man merkt, dass die Gründer früher im Marketing tätig waren. Mir persönlich ist es zu viel Werbung. Zumindest lässt sich der Newsletter einfach abbestellen.

Das Fazit: So schneidet Everdrop im Test von Startbase ab 

„Die Flaschen sind schön, die Wirkung so naja“, fasst ein Mitbewohner den Test treffend zusammen. Der Glasreiniger konnte nicht überzeugen und blieb hinter dem altbewährten Hausmittel – Wasser und ein Tropfen Spülmittel – zurück. Der Küchenreiniger hat gut funktioniert und konnte auch Fettspritzer wegmachen. Auch der Badreiniger tut, was er soll. Trotzdem erreicht das Everdrop-Putzmittel noch nicht die Wirkung der herkömmlichen „Chemiekeulen“. Nach der teuren Erstanschaffung lässt sich der Preis für die Nachfülltabs mit dem von herkömmlichen Putzmitteln vergleichen. Das ist gut, aber noch ausbaufähig. 


Transparenzhinweis: Startbase hat die Produkte auf eigene Kosten gekauft. Es gibt kein Sponsoring mit Everdrop.


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