Diesen Gründern wurde ihre Idee geklaut – so gehen sie damit um

Scramvegg hat einen veganen Rühreiersatz erfunden. Doch wenig später landen viele Kopien im Supermarktregal. Das Problem sind mangelnde Schutzrechte. 

Vegane Lebensmittel zu finden, ist nicht einfach. Werdann aus geschmacklichen und ethischen Gründen auf Soja verzichten will, hat es noch schwieriger. So besteht zum Beispiel die Veganer-Allzweckwaffe Tofu letztendlich nur aus Sojabohnen. Daraus ein vernünftiges Rührei zu machen, ist quasi unmöglich, sagt Martin Schottenheimer Seine Lebensgefährtin Marie Klamroth und er (beide Veganer) hätten ewig an einer Möglichkeit rumgedoktert, verschiedene Zutaten zusammengemischt. „Aber meist kam da ein Brei mit Klumpen raus, kein wirklich adäquater Ersatz“.

Tatsächlich aber fanden Klamroth und Schottenheimer irgendwann ein Rezept, das so gut funktionierte, dass sie es nun professionell vermarkten. Getauft haben sie „Scramvegg“. Es soll ein veganes, sojafreies Fertigrührei sein, „ideal zum Beispiel für Hotels oder den Hausgebrauch“, wirbt Schottenheimer. Eine große Abnehmergruppe, das Trendthema vegane Ernährung, ein professionelles Rezept: Es hätte der Durchbruch für Schottenheimer und seine Freundin sein können. Denn was soll da schon schiefgehen? 

In einem Wort: Ideendiebstahl. Im vergangenen Herbst startete Scramvegg mit eigenem Onlinehandel. Die ersten Bestellungen trudelten schnell ein, die Rückmeldungen seien positiv gewesen. „Aber keine zwei Monate später bekamen wir plötzlich Nachrichten von Bekannten, die verdächtig ähnliche Produkte in den Regalen großer Händler sahen“, berichtet Klamroth. Ihr Verdacht: Hier hatte sich die Konkurrenz großzügig bei der Scramvegg-Rezeptur bedient. „Wir kennen die Branche, es war also keine völlige Überraschung für uns“, so Klamroth. Solche Kopien seien gang und gäbe. „Wenn Coca-Cola mit einer Diätvariante rauskommt, hat der Discounter eine solche auch sehr schnell im Regal“, ergänzt Schottenheimer. Aber die Geschwindigkeit habe sie doch überrumpelt.

Patent- und Urheberrecht helfen nur bedingt

Was Scramvegg erlebt hat, droht fast immer, wenn sich ein junges Unternehmen auf den Lebensmittelmarkt wagt. Noch dazu mit einer guten Idee. Rechtlichen Schutz gegen – auch dreiste – Kopien gibt es nur unter engen Voraussetzungen. „Das liegt an unserer Wirtschaftsordnung, die auf Wettbewerb aufbaut“, sagt Oliver Brexl. Er ist Fachanwalt für gewerblichen Rechtsschutz und leitet die Arbeitsgemeinschaft Geistiges Eigentum und Medien beim Deutschen Anwaltverein. Zwei Schutzmechanismen können laut ihm theoretisch greifen: Patent- und Urheberrecht.

„Patentrechte vergeben wir in Deutschland aber nur in Ausnahmefällen“, erläutert er. Niemand könne sich zum Beispiel das Auto an sich schützen lassen. „Dann hätten wir nur einen Hersteller, keine Konkurrenz zwischen BMW, VW und Co.“ Ähnlich verhalte es sich bei Lebensmitteln. Und auch das Urheberrecht greife hier nicht. „Das gilt vor allem für persönliche, geistige Schöpfungen“, sagt Brexl. „Ein Rezept ist aber eher eine Gebrauchsanweisung, da fehlt das Schöpfungselement.“

Resignation ist bei den Scramvegg-Gründern deswegen aber nicht zu spüren. Vielleicht auch, weil sie mit dem Ideenklau gerechnet haben. „Wir haben versucht, unser Produkt von Anfang so aufzuziehen, dass es sich gegen Massenware behaupten kann“, sagt Martin Schottenheimer. Man produziere vollständig in Deutschland, die Verpackung ist nicht aus Plastik, alles so nachhaltig wie möglich. „Wir wollen gegenüber der Konkurrenz das sein, was Fritz-Kola für die Coca-Cola ist“, erklärt er.

Mittlerweile hat Scramvegg auch erste Kooperationen mit Supermärkten abgeschlossen, so dass die eigenen Tüten bald neben den Kopien stehen werden. „Vor diesem Vergleich haben wir keine Angst“, so Schottenheimer. 16 Edeka-Märkte zählt man bereits zu den Partnern, weitere sollen folgen. 

Die Gründerinnen und Gründer sind optimistisch, dass sie ihre mittelfristiges Ziel – 10.000 Packungen pro Monat zu verkaufen – auch weiterhin erreichen können. „Wir haben jetzt schon viel schneller Dinge erreicht als geplant, etwa die Kooperation mit Supermärkten“, sagt Marie Klamroth. 300 bis 400 solcher Kooperationen braucht Scramvegg für das 10.000er-Ziel. 


Like it? Please spread the word:

FYI: English edition available

Hello my friend, have you been stranded on the German edition of Startbase? At least your browser tells us, that you do not speak German - so maybe you would like to switch to the English edition instead?

Go to English edition

FYI: Deutsche Edition verfügbar

Hallo mein Freund, du befindest dich auf der Englischen Edition der Startbase und laut deinem Browser sprichst du eigentlich auch Deutsch. Magst du die Sprache wechseln?

Deutsche Edition öffnen

Vielleicht auch interessant:

Ähnliche Beiträge