Staat im Start-up: Doping oder Downer?

Mit seinem neuen Beteiligungsfonds will der Bund mehr Wagniskapital ins deutsche Start-up-System pumpen. Große Hoffnungen ruhen auf dem neuen Instrument. Doch wie erfolgreich es ist, hängt stark von der Umsetzung ab.

Seit einigen Tagen ist es nun offiziell: Der Zukunftsfonds der Bundesregierung, der mehr Wagniskapital für deutsche Start-ups mobilisieren soll, kommt. Die Haushaltspolitiker der großen Koalition haben ihr Okay gegeben, nun muss der Bundestag noch zustimmen.

Doch braucht es überhaupt staatliche Eingriffe in einen Markt, in dem sich eigentlich genug private Anbieter tummeln? Trotz aller Klagen über den Mangel sind die Wagniskapitalzahlen in Europa selbst im Krisenjahr 2020 so gut wie noch nie: 38 Milliarden Euro flossen dieses Jahr laut Pitchbook in europäische Start-ups. Im Idealfall wird der Zukunftsfonds des Bundes diese Zahl in den kommenden Jahren noch erhöhen.

Experten sehen auf jeden Fall Bedarf. „Gerade bei den großen Finanzierungsrunden sehen wir, dass hier oft Investoren aus den USA, Asien oder anderen Teilen der Welt in der Mehrheit sind“, sagt Paul Wolter vom Deutschen Start-up-Verband: „Schon europäische Investoren werden aber einer bestimmten Größenordnung selten, deutsche fehlen so gut wie ganz.“

So würde der Staat eine Lücke am Wagniskapitalmarkt füllen und keine privaten Konkurrenten aus dem Weg drängen. Denn bisher müssen diese Unternehmen oft in den USA Geld einsammeln. So etwa das Dresdner Weltraum-Start-up Morpheus, das Manövriertriebwerke für Satelliten herstellt: In der ersten Finanzierungsrunde gab es sechs Geldgeber, fünf davon kamen aus den USA.

Die Gründe dafür sind vielfältig. Ein wichtiger ist, dass sich große institutionelle Investoren bisher in Deutschland vergleichsweise zurückhalten. So hatten etwa allein die deutschen Lebensversicherer 2019 einen Kapitalanlagebestand von einer Billion Euro. Davon fließt aber wenig in Wagniskapital. Den Versicherern ist das Ausfallrisiko zu hoch. Das liegt an den klaren Vorgaben, die diese für den Umgang mit den Versichertengeldern haben. Ob ein Fonds alleine hier Abhilfe schaffen kann, bezweifeln Experten.

Die Politik hofft, dass private Investoren einsteigen

Konkret soll der Beteiligungsfonds mit zehn Milliarden Euro ausgestattet werden. Dabei fungiert er als Dachfonds: Das Geld geht nicht direkt an Start-Ups, sondern an andere Programme und kleinere Venture-Capital-Fonds. Dazu gehören die staatseigene Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW), der Europäische Investitionsfonds (hinter dem die Europäische Investitionsbank und die EU-Kommission stehen) und der High-Tech Gründerfonds. Darüber hinaus will die Bundesregierung zwei weitere Fonds aufsetzen lassen: der KfW Capital Dachfonds, der eine Milliarde Euro erhält, und eine Deeptech-Fonds, der „bahnbrechende“ Technologien fördern soll.

Hoffnung setzt die Politik auch darauf, dass andere Investoren ebenfalls mit einsteigen und so die Kapitalsumme von zehn Milliarden Euro noch einmal deutlich nach oben treiben. Der staatliche Fonds soll dabei als Dachfonds fungieren, das heißt, dass das hier investierte Geld in andere Wagniskapitalfonds gesteckt wird.

Die Hoffnung ist, dass der Zukunftsfonds eine ähnlich gute Quote erreicht wie private Fonds, also ein erfolgreiches Investment mehrere erfolglose ausgleicht. Besonders profitieren können von dem Modell – wenn es richtig umgesetzt wird – Unternehmen aus dem Deep-Tech-Bereich, deren Entwicklungszyklen oft langwierig und kapitalintensiv sind. „Bei Programmen, bei denen der Staat direkt investiert, sind insbesondere jene Unternehmen in Betracht zu ziehen, die es am privaten Wagniskapital schwer, aber deswegen nicht unbedingt eine nicht geringere Erfolgswahrscheinlichkeit haben“, sagt dazu Paul Wolter vom Start-up-Verband. 


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