Die Milchalternative von Vly im Test

Das Start-up stellt vegane Milchalternativen aus Erbsenproteinen her. Wir haben das Probierpaket von Vly getestet. Darin enthalten waren vier Versionen – Ungesüßt, Original, Barista und High Protein – sowie ein Kakaodrink. Das ist unser Fazit.

Tierische Produkte zu ersetzen ist schwierig. Mit Vly begibt sich nun das nächste junge Unternehmen auf die Suche nach einer Alternative für ein tierisches Produkt, in diesem Fall Milch. Hergestellt wird die beim Berliner Food-Start-up aus Erbsenproteinen und nach eigenen Angaben ohne Zuckerzusatz, zu 100 Prozent pflanzlich und ohne Allergene. Erbsen haben die Gründer Moritz Braunwart, Niklas Katter und Nicolas Hartmann gewählt, weil diese reich an Proteinen seien und 15 mal weniger CO2 verbrauchen als Kuhmilch – so jedenfalls werben sie auf den weißen Kartons. 

Mit ihrem Pflanzendrink konnten sie vor wenigen Wochen die Jurymitglieder der österreichischen Sendung „2 Minuten 2 Millionen” überzeugen und insgesamt 1,5 Millionen Euro an TV-Werbe-Etat an Land ziehen. Künftig wollen die Berliner Gründer nun auch im Nachbarland das eigene Produkt an den Mann und die Frau bringen. Bereits heute hat das Start-up seine Milchalternativen eigenen Angaben zufolge in 8.000 Supermärkten platziert. 

Bleibt nur noch die Frage: Wie schneidet der Pflanzendrink von Vly im Test wirklich ab? Ist er eine wahre Milchalternative, ohne zu viele Zusatzstoffe – oder bleibt das tierische Produkt der Gewinner? Wir haben das Probierpaket „2M2M" von Vly getestet. Darin enthalten ist ein Kakaodrink sowie vier verschieden Versionen der Milchalternative. Im Paket findet sich die klassische Variante, die das Start-up als „Original” labelt. Daneben liegen dort eine High-Protein-Variante, eine ungesüßte Version des Pflanzendrinks und zwei Kartons mit der Aufschrift „Barista”. 

So sieht das Probierpaket von Vly aus. Bei uns lag noch ein Kakaodrink bei. (Foto: Vly)

Die Milchalternative von Vly im Test 

Verpackung & Versand: So läuft der Prozess

Wir haben das Set online bestellt. Bereits nach wenigen Tagen kam das ganz schön schwere Paket an. Kein Wunder: Immerhin verstecken sich in dem länglichen, weißen Karton mit schwarzen Flecken und der Aufschrift „No Milk Today” mehr als fünf Liter der veganen Milchalternative von Vly. 

Als wir das Paket aufmachen, begrüßt uns der Spruch „We come in Peas” als Anspielung auf die Basis aus Erbsenproteinen. Ansonsten ist der Karton schlicht. Das Start-up verzichtet auf großen Schnickschnack und auch Plastik. Praktisch: Die Verpackung lässt sich leicht öffnen und auch wieder verschließen und solange die Milch noch nicht offen war und in den Kühlschrank muss, dient der Karton als Lagerplatz auch in engen Küchen. 

Inhaltsstoffe: Das ist drin in Vly

Unser erster Blick fällt natürlich auf die Inhaltsstoffe. Denn oftmals sind vegetarische oder vegane Alternativen gar nicht so gesund wie sie aussehen. Zwar kommen sie ohne tierisches Leid aus, doch sind oftmals Zusatzstoffe oder Zucker dazugegeben, um Farbe, Form oder Textur von beispielsweise Fleisch zu kopieren. Wir fragen uns logischerweise: Was haben die Gründer in ihrem Berliner Labor zusammengemischt, um die Menschen in Deutschland davon abzubringen, jedes Jahr mehr als vier Millionen Liter Milch zu trinken? Was haben sie für Geschmacksverstärker genutzt und welche ungesunden Zusätze sollen uns die alternative Milch schmackhaft machen? 

Die Antwort fällt überraschend aus: In der veganen Milchalternative von Vly sind kaum Zutaten oder Zusatzstoffe enthalten. Zwar unterscheiden sich die einzelnen Versionen, ungesüßt, High Protein oder Original ein wenig in der Zusammensetzung, doch insgesamt kommt das Start-up nahezu ohne ungesunde Extras aus. So besteht die ungesüßte Version aus Wasser, Erbsenprotein, Inulin, Rapsöl, Säureregulator, Calciumcarbonat, Zitrusfasern, natürlichen Aromen und Meersalz. Merkwürdig erscheint uns nur das zugesetzte Inulin, das sonst oft als Zusatzstoff verkauft wird, wenn es um Darmgesundheit oder die Förderung einer gesunden Darmflora geht. Diesen Effekt konnten Hersteller letztlich nicht beweisen. Im Gegenteil: Für Menschen, die unter einer Fructoseintoleranz leiden, kann Inulin die Symptome sogar verstärken. Warum also Inulin zugeben? Wir haben bei Vly nachgefragt und eine einfache Antwort bekommen: Inulin gebe man als Ballaststoff zur Nahrungsergänzung dazu. 

Verschiedene Sorten von Vly. (Foto: Vly)

In der Barista-Edition entdecken wir einen zweiten Stoff, der irgendwie nicht zur voll gesunden Zusammenstellung passt: Phosphat. Phosphate werden zwar in der Lebensmittelindustrie häufig eingesetzt und gibt es auch in Kuhmilch, sind aber durchaus umstritten. Vly nutzt es nach eigener Aussage, um ein Ausflocken zu vermeiden. 

Die anderen Vly-Produkte im Probierpaket haben ähnliche Zutatenlisten, was insgesamt positiv auffällt. Sogar der Kakaodrink kommt ohne zugesetzten Industriezucker aus und setzt stattdessen auf die Süße von Datteln. 

Aussehen, Konsistenz und Geschmack: So schneidet Vly ab

Alternativen zu Milch, Fleisch und vielen anderen tierischen Produkten müssen sich oft ein Vorurteil anhören: Das schmeckt ja gar nicht so wie das Original. Das liegt zum einen daran, dass es bei bestimmten Produkten schlicht sehr schwierig ist, Form, Textur oder Geschmack perfekt zu imitieren. Zum anderen liegt das daran, dass die Macher das oft gar nicht beabsichtigen. So kann ein Kartoffelburger auch eine leckere Burgeralternative sein, ohne wie Rindfleisch zu schmecken. Und bei Vly?

So schmeckt die Originalversion von Vly

Der Pflanzendrink von Vly, das muss man deutlich sagen, schmeckt nicht wie Milch. Nachdem wir die Milch, wie auf der Verpackung vorgeschlagen, ordentlich geschüttelt haben, schrauben wir den Deckel ab und schnuppern daran: Die Original-Version riecht ein wenig nach Hafer. Aber schmeckt sie auch so? Wir gießen den Pflanzendrink ins Glas und sehen direkt, dass die Konsistenz der von Milch sehr ähnlich ist, die Farbe aber wesentlich dunkler und irgendwie verwaschen aussieht.

Nach dem ersten Schluck ist dann auch klar: Die Milch schmeckt nicht nach Kuhmilch, allerdings auch nicht nach Hafer. Die erste Assoziation, die einem in den Kopf kommt, ist Vanille. Unter den Testern schwankt die Meinung dann aber zwischen „ein bisschen wie ein altes Vanilleeeis” und „ähnlich zu Vanilleproteinpulver”. Für Letzteres spricht unter anderem, dass der Geschmack auch leicht sämig ist, wie man es von pflanzlichen Proteinpulvern kennt, die man im Glas auflösen kann. Schlecht schmeckt die Milch von Vly nicht und sogar wesentlich besser als Hafermilch oder Sojamilch pur. Zum Kochen war sie gut geeignet, auch wenn wir den Eigengeschmack an einigen Stellen doch ordentlich durchgeschmeckt haben. 

Das ist das „Original" von Vly. (Foto: Vly)

So schmeckt die ungesüßte Version von Vly 

Bei der ungesüßten Version kommt Inulin, statt fermentierter Reis zum Einsatz. Die Zusammensetzung schmeckt erstaunlich gut und sogar recht ähnlich zu Kuhmilch – selbst pur. Lediglich das „Protein-Pulver”-Gefühl verschwindet nicht ganz. Im Kaffee verhält sich die ungesüßte Fake-Milch ähnlich, der Geschmack ist verhältnismäßig sehr nah an der Kuhmilch dran, aber der sämige Anteil bleibt und wird stärker, je mehr der Kaffee abkühlt. Im Vergleich zur Barista-Version ist die ungesüßte Version – Überraschung – weniger süßlich und damit eher etwas für Leute, die ihren Milchkaffee auch sonst ohne extra Zucker trinken.

Einmal ohne Zucker. (Foto: Vly)

So schmeckt die Barista-Version von Vly 

Im Vergleich zur Vly Original schmeckt die Barista-Version pur deutlich weniger nach Vanille, aber immer noch recht süßlich. Auch das Protein-Pulver-Gefühl im Mund ist kaum noch vorhanden. Schäumen lässt sie sich hervorragend und auch im Kaffee ist der Geschmack dem von Kuhmilch verblüffend ähnlich. Etwas süßlicher und sämiger zwar, aber für alle, die den Geschmack von herkömmlicher Milch im Kaffee mögen: eine echte Alternative.

Speziell für den Kaffee. (Foto: Vly)

So schmeckt die „High Protein”-Version von Vly

Urgh. Pur ist die High-Protein-Version wirklich kein Genuss. Super sämig, süßlich und ein Geschmack von abgestandener Vanille überschwemmt den Mund. Aaaaber es gibt eine zweite Chance: Auf der Rückseite der Verpackung steht ein Rezept für einen „Post Workout Shake”. Gemixt, genippt. Immer noch: urgh. Der Anfangsgeschmack kommt leider immer noch stark durch, nur ist er jetzt noch süßlicher. Es folgt ein undefinierbarer, fast säuerlicher Nachgeschmack. Next, please.

Für Sportliche. (Foto: Vly)

So schmeckt der Kakaodrink von Vly

Die Erwartung ist hoch. Immerhin übertüncht Kakao normalerweise fast alle merkwürdigen Geschmäcker. In dem Fall leider nicht. Der erste Schluck ist noch okay, etwas sämig vielleicht, aber das Kakaopulver kommt gut durch. Dann dreht es sich und hat mit normalem Kuhmilch-Kakao nicht mehr viel gemein. Am ehesten lässt sich der Geschmack vergleichen mit etwas abgestandenem Kakao auf Wasserbasis, der künstlich eingedickt wurde. Muss man mögen, wir haben's nicht getan.

„Bezüglich des Preises ist es leider so, dass Milchalternativen im Vergleich zu normaler Milch höher besteuert werden mit 19 Prozent und nicht wie normale Milchprodukte mit 7 Prozent. Zusätzlich sind die Nachfragen an alternativen Milchprodukten immer noch nicht hoch genug, dass wir die Produktionsmengen erhöhen und Produktionskosten verringern können.”

Vly zum Preis der Milchalternative

Preis: Ziemlich happig

Der Preis bei Vly, das können wir nicht anders sagen, ist ziemlich happig. Die 12er-Packung der Original-Version koster 29,85 Euro oder 2,49 Euro den Liter. Bei Aldi gibt es den Liter haltbare Vollmilch bereits für 88 Cent und selbst die Biomilch gibt es ab einem Euro. Das ist ein Unterschied von 1,50 Euro je Liter, was sich je nach Milchkonsum im Glas oder Kaffee schnell aufsummieren kann. Dafür versprechen die Gründer weniger CO2 und Tierleid. Auch der Versand ist bei einer 12er-Packung kostenfrei, was das nervige Schleppen vom Supermarkt ersetzt – oder eben auf den Postboten verlagert. Weitere Ersparnisse gibt es bei Sonderaktionen oder wer die Milch direkt im Abo bestellt. Dann kostet das 12er-Paket noch fast 27 Euro statt knapp 30 Euro. In unserem Testzeitraum gab es ein gesondertes Angebot. Das Paket hat 12,99 Euro gekostet.

Auf Anfrage heißt es bei Vly zu dem Preis: „Bezüglich des Preises ist es leider so, dass Milchalternativen im Vergleich zu normaler Milch höher besteuert werden mit 19 Prozent und nicht wie normale Milchprodukte mit 7 Prozent. Zusätzlich sind die Nachfragen an alternativen Milchprodukten immer noch nicht hoch genug, dass wir die Produktionsmengen erhöhen und Produktionskosten verringern können.”

Marketing und Werbung: Ein bisschen zu früh

Ein bisschen früh kommt die erste Werbemail nach dem Kauf. Wir haben gerade erst über fünf Liter Pflanzendrink geliefert bekommen, da trudelt schon ein Schreiben des Start-ups ein: Wie viele Sterne würdest du Vly geben? Bis dahin hatten wir es gerade geschafft, ein halbes Glas zu trinken und waren sicherlich nicht bereit, schon eine Bewertung abzugeben. 

Das ist das Fazit von Startbase zur veganen Milchalternative von Vly

Insgesamt sind wir von einigen Produkten sehr positiv überrascht, von anderen eher enttäuscht. Besonders die ungesüßte Version von Vly kann bei allen Testerinnen und Testern punkten, weil sie zu Milch sehr ähnlich schmeckt und im Kaffee fast genau wie richtige Milch schmeckt. Eine Testerin sagte sogar: Das ist die beste Milchalternative, die ich kenne, vor Oatly oder Alpro. Ähnlich gute Noten bekam die Barista-Milch, deren Schaum auf dem Kaffee sehr fluffig war und lange hielt. Das Original schmeckt interessant, hat aber nicht für Begeisterungsstürme gesorgt. Der Pflanzendrink für High Protein bekam ein „Urgh” und der Kakaodrink kann im Geschmack ebenfalls nicht überzeugen. Dafür punktet Vly mit der relativ sauberen Liste an Zutaten, das Start-up kommt nahezu ohne unnötige Zusatzstoffe und mit weniger Zucker aus: Finden wir sehr gut. Lediglich den Preis von fast 2,50 Euro den Liter fanden wir etwas happig. 


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