NRW: Warum sich der Start-up-Verband und NRWalley trennen

Der BVDS kündigt die Kooperation mit seinem Quasi-Landesverband im größten Bundesland auf und geht wieder mit einer eigenen Vertretung in Düsseldorf an den Start. Das ist nur der letzte Schritt in einem länger schwelenden Konflikt.

Es knirscht und knarzt in der Start-up-Szene des größten deutschen Bundeslandes: Vor zwei Wochen wurde bekannt, dass der Bundesverband Deutsche Startups (BVDS) die Zusammenarbeit mit NRWalley aufgekündigt hat. Relativ formlos, per E-Mail an die drei Vorständinnen des nordrhein-westfälischen Vereins, bat die Berliner Organisation darum, bis Ende Juli sämtliche Hinweise auf die Kooperation zu entfernen. 

Das Schreiben ist das Ende einer schwierigen Konstruktion, entstanden während der Krise, die der Start-up-Verband 2019 durchlebt hatte. Damals hatte sich NRWalley vom Verband abgespalten, agierte aber in der Folge als Quasi-Landesverband. Die Vorstände sollten in Personalunion auch die Landessprecher des Verbandes in NRW sein. Nun will es der Bundesverband wieder mit einem offiziellen Ableger zwischen Rhein und Ruhr versuchen. „Für uns war das ein Gedanke, den wir schon länger hatten“, erklärt Christoph Stresing, Geschäftsführer des Start-up-Verbandes. Nun soll ein eigener Landesverband für mehr Aufmerksamkeit in Düsseldorf kämpfen, mit professionelleren Strukturen als das bisher vor allem ehrenamtlich organisierte NRWalley. 

Ein Kritikpunkt war womöglich auch die mangelnde Präsenz im Wahlkampf in Nordrhein-Westfalen in diesem Frühjahr, wobei sich der Start-up-Verband in dieser Frage widersprüchlich äußert. Das könnte auch an internen Querelen bei NRWalley liegen. Wegen einer teuren Werbekampagne verweigerten die Mitglieder dem alten Vorstand die Entlastung, wie unter anderem OMR berichtete. Ein neues Trio übernahm, Madeleine Heuts (Gründerin von Raketenstart), Maria Mann (Gründerin von Financery) und Nele Mletschkowsky (Gründerin von Quofox). „Wir haben die internen Prozesse professionalisiert, intensiv mit den Fördermitgliedern gesprochen und planen nach 3 Events gerade die nächsten Monate“, beschreibt Heuts ihren Start. Das ist eigentlich genau das, was auch der Start-up-Verband will. Ist die Trennung also am Ende vor allem auf schlechtes Timing zurückzuführen?

Ging NRWalley zu wenig auf die Politik zu?

Beide Seiten betonen, dass man weiter im Gespräch bleiben wolle und das Ganze nicht in einem Zweikampf der Verbände in NRW münden soll. Aber doch ist die Trennung von Störgeräuschen begleitet. „Es wäre schon gut gewesen, wenn man vorher direkt mit dem neuen Vorsitz gesprochen hätte“, beklagt Madeleine Heuts. Aber vor der Mail von Mitte Juli habe es keinerlei Vorwarnung gegeben, dass es mit der Kooperation nicht mehr weitergehen werde. Zudem gehe NRWalley ja bereits einige der Kritikpunkte von sich aus an. 

Es gibt aber in NRW durchaus auch Leute, die den Schritt begrüßen. Zum Beispiel Timo Marks, Gründer der Start-ups Onefid und Perfect-ID. Marks war einer der Initiatoren von NRWalley und Vorstandsmitglied des Vereins, bis er Anfang dieses Jahres aus zeitlichen Gründen ausschied, freiwillig, wie er betont. „Als NRWalley-Vorstand und Landessprecher des Start-up-Verbandes habe ich faktisch zwei Ehrenämter ausgefüllt, neben meiner Tätigkeit als Gründer”, sagt er. Da sei kaum noch Zeit für Familie und Freunde geblieben. Landessprecher des BVDS war er aber weiterhin. Und er bleibt es auch: Neben Sophie Tran (Gründerin von Spotlight Ventures) und der Beraterin Vivian Wilde ist er nun einer von drei Landessprechern, die der Verband unabhängig von NRWalley benannt hat. „Wir brauchten und brauchen die Kooperation mit Berlin“, erklärt er die Umgestaltung: „Da werden nun mal die für Start-ups maßgeblichen Entscheidungen getroffen, etwa zu Themen wie Mitarbeiterbeteiligungen.“ Außerdem erlaube es erst die professionelle Struktur des BVDS, das Amt des Landessprechers auch im Ehrenamt effektiv auszuüben. 

Der nahtlose Wechsel von Marks zwischen den Strukturen erzeugt trotzdem einiges Murren im Umfeld von NRWalley. Vor allem, da er für die Kommunikation zwischen BVDS und NRWalley zuständig gewesen sei. „Ich weiß natürlich nicht, was er nach Berlin kommuniziert hat“, sagt Madeleine Heuts. „Aber wir haben uns durchaus in NRW mit der Politik ausgetauscht, ein Treffen mit Andreas Pinkwart hatten wir etwa direkt nach Amtsantritt“, sagt sie. Vorwürfe, gegen die sich der Gründer verwahrt: „Ich habe dem neuen Vorstand immer gesagt, geht mal auf den Startup-Verband in Berlin zu, sprecht mit denen.“ Dass sich die Debatte nun auf eine persönliche Ebene verlagere, empfinde er als unangebracht. „Wir konzentrieren uns darauf die Interessen der Start-ups zu vertreten und einen Beitrag zu leisten, den Start-up-Standort NRW attraktiver zu machen. Das steht für uns im Vordergrund“, sagt er. 

Beide Verbände machen weiter

Wie geht es nun weiter in Nordrhein-Westfalen? Beide Verbände betonen, dass sie sich nicht in die Quere kommen wollen. NRWalley will auf jeden Fall weitermachen. „Wir haben ja die gleiche Mission, Start-ups und Gründungen zu fördern“, meint Madeleine Heuts. „Je mehr Angebote es gibt, desto besser für das Ökosystem.“. Auch Stresing vom Start-up-Verband betont, dass es keine Konfrontation geben soll. „Mit der Neuausrichtung schaffen wir Präsenz in NRW vor Ort. Das sehen wir als Vorteil“, sagt er. „Am Ende wollen wir die Strukturen so professionell aufstellen, wie es dieses Bundesland verdient hat“, erklärt er.

Bei NRWalley sind sie davon überzeugt, dass ihr regionaler Fokus ausreichen wird, um zu bestehen. Man wolle sich weniger auf Themen wie Research fokussieren, mehr auf die enge Zusammenarbeit mit den Gründern. Förderung von Gründerinnen, Gründern mit Migrationshintergrund oder solchen aus der LGBTQIA+-Gemeinschaft sollen ein Fokus sein. „Auch in anderen Branchen gibt es ja mehrere Verbände mit unterschiedlichem Schwerpunkt“, so Heuts.


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