Bavest #FintechPorträts

Magdalena Hinze
Magdalena Hinze
02.07.2021
In Kooperation mit:
fintogether

Wer wünscht sich nicht den perfekten Anlagenplan, der einem sagt welche Aktien gerade heiß begehrt sind und wovon man lieber die Finger lassen sollte? Vor solchen Anfragen standen auch die beiden Gründer Ramtin und Pedram, die Informatik und Wirtschaftsmathematik studierten und sich eingängig mit Investments beschäftigten. Die beiden vereinten ihre Kernkompetenzen: künstliche Intelligenz und Wertpapier-Investments und gründeten bavest. Wie ihr Start-up mittels künstlicher Intelligenz weltweite Wertpapieranalysen liefert, wie viel Verlass darauf ist und wie genau sie es geschafft haben sich im Fintech Markt zu etablieren, verrät uns Gründer Ramtin im Interview.

Wie seid ihr auf die Idee gekommen euer Startup zu gründen? 

Mein Co-Founder Pedram beschäftigte sich schon lange Zeit mit dem Thema Investments. Noch vor dem Beginn seines Studiums in Wirtschaftsmathematik schrieb er ein Buch zum Thema Geldanlage an der Börse. Daraufhin kamen viele Freunde und Bekannte auf ihn zu und fragten nach Hilfe bei der Auswahl von Aktien oder ETFs. Zeitgleich startete ich ein Studium der Informatik am Karlsruher Instiut für Technologie und beschäftigte mich intensiv mit dem Thema künstliche Intelligenz. Nachdem wir immer weiter nach Tipps und Analysen zu Investments gefragt wurden, schlug ich vor den Prozess zu automatisieren. Ende des Jahres 2018 starteten wir dann mit der Ideenfindung und sammelten zunächst Ansätze für eine KI-basierte Datenanalyse von Assets. Um die Idee in der breiten Masse zu testen, machten wir beim Gründerwettbewerb „GROW“ am KIT mit und kamen ins Finale. Das Feedback war sehr gut, womit wir schließlich Bavest Technologies gründeten. 

Und wie genau funktioniert Bavest?

Unsere Produkte ermöglichen dem Kunden eine KI-basierte Analyse von Aktien und ETFs. Hierzu haben wir eine künstliche Intelligenz entwickelt, die in der Lage ist Prognosen für die Zukunft zu generieren. Dabei basiert unsere KI auf diversen wirtschaftlichen und finanzmathematischen Modellen. Unser Service richtet sich vor allem an Anleger mit einem langfristigen Investmenthorizont, hierfür eignen sich Fundamentaldaten und makroökonomische Modelle hervorragend . Unsere Kunden erhalten innerhalb von 24 Stunden automatisiert ihre Reports. Unser nächstes Ziel ist Ende des Jahres der Launch unserer Plattform. Diese ermöglicht unseren Kunden dann eine KI-basierte Analysen von Wertpapieren auf der ganzen Welt, per Web oder Mobiltelefon.

Habe ich als Anleger eine Garantie? Was geschieht, wenn die KI mir die falschen Tipps gibt? 

Investitionen in Wertpapiere sind natürlich immer mit Risiken verbunden. Die Analysen von Bavest sind keine Anlageempfehlung, sondern nur eine objektive Analyse der Daten eines Unternehmens, die jederzeit nicht vollständig oder richtig sein können, siehe Wirecard. Fälle wie Wirecard geben uns aber neuen Input für Ideen, um andere Modelle einzubauen. 

Die eigens entwickelte KI des Start-ups gibt Anlegern eine objektive Datenanalyse zu potentiellen Investments. ©bavest, 2021

Was war der wertvollste Ratschlag, den euch jemand während eurer Gründungsphase gegeben hat?

Es macht absolut keinen Sinn etwas zu entwickeln, vor allem wenn es aufwendiger ist, nur um am Ende zu merken, dass niemand das Produkt nutzen möchte. Deshalb: Redet von Anfang an mit potenziellen Kunden! Man darf auch keine Angst haben, dass eine Idee „geklaut“ wird. Eine Idee ist wertlos, wenn die Umsetzung und der Mehrwert für die Gesellschaft fehlt.

Was waren die größten Hürden, die ihr zu Beginn eurer Gründung bewältigen musstet? 

Eine der ersten großen Hürden war die rechtliche Grundlage. In Deutschland bzw. in der EU gibt es zum Thema Finanzen klare Regeln, hier mussten wir uns erstmal schlau machen welche rechtliche Grundlage vorherrscht, wenn es um das Thema Anlage und Wertpapieranalyse geht. Der nächste Punkt war: die Bürokratie bei der Gründung. Da wir beide zum ersten Mal gründeten, war für uns die enorme Bürokratie und fehlende Digitalisierung in Deutschland eine große Hürde, die wir bewältigen mussten.

Welche Unterstützung hättet ihr euch bei eurer Gründung gewünscht?

Was uns fehlte war ein Ansprechpartner, der uns mit der rechtlichen Lage bezüglich Finanzen in Deutschland vertraut macht. Es fehlen noch die nötigen Strukturen, vergleicht man Deutschland mit den USA oder China besteht hier noch großer ein Nachholbedarf.

Habt ihr mit einem Accelerator zusammengearbeitet?

Nein.

Was hättet ihr euch von einer Zusammenarbeit mit einem Accelerator gewünscht?

Am ehesten, dass man von anderen erfahrenen Gründern lernt und dass der Accelerator einem vor allem dort hilft, wo das Gründerteam eventuell Defizite hat.

In Deutschland gibt es derzeit rund 900 Fintech. Wie schafft man es sich in einem so boomenden Markt durchzusetzen?

Durch die ständige Anpassung an die Bedürfnisse ihrer Kunden setzt Bavest sich im heiß umkämpften Fintech Markt durch. ©bavest, 2021

Offenheit, Flexibilität und Kommunikationsfähigkeit sind ganz wesentliche Eigenschaften, mit denen man im Fintech-Bereich erfolgreich wird. Durch immer neu auftretende Technologien und neuen Anforderungen von Kunden muss man in der Lage sein, sich schnell anzupassen, sonst klopf die Disruption an der Tür. Eines der wichtigsten Aspekte ist die Kundennähe: Man muss das bauen, was die Kunden wollen und nicht an ihren Wünschen vorbei entwickeln. 

Wie empfindet ihr die derzeitigen Förderungsmöglichkeiten für Fintechs in Deutschland?

Wir haben uns nie aktiv um Förderungsmöglichkeiten gekümmert, da unsere Mentoren meinten es sei ein langer und bürokratischer Prozess. Auch wenn es Förderprogramme gibt, die vielleicht in Zukunft gut sind, der bürokratische Prozess muss digital und einfacher werden. 

Was glaubt ihr in welche Richtung sich der Fintech-Markt entwickelt?

Der Fintech Markt ist einer der interessantesten in unserer Gesellschaft.. Viele Prozesse sind noch nicht digitalisiert und Milliarden Menschen warten nur darauf, dass bessere, einfachere Lösungen kommen, die man nutzen kann. Ob im B2C oder B2B Sektor, es gibt viel Disruption und Innovation im Fintech Bereich. Es wird so sein, dass Fintech Produkte noch personalisierter auf die Wünsche von Kunden angepasst werden und vor allem vieles automatisiert wird. Ich denke, dass generell künstliche Intelligenz als Thema vieles voranbringen wird, wie zum Beispiel bei der Erkennung von auffälligen Transaktionen oder bei der Analyse großer Datenmengen im Finanzsektor. Wenn man sich zum Beispiel China anschaut oder die USA mit Square, die das Finanzsystem einfacher und zugänglicher machen, dann erkennt man schnell: Es ist ein sehr großer und spannender Markt. 

Vielen Dank für das Gespräch.

Zur Person: Ramtin Babaei gründete 2018 gemeinsam mit seinem Bruder Pedram Babaei das Fintech Bavest. Nachdem er sich in seinem Informatikstudium besonders auf Künstliche Intelligenz spezialisierte, arbeitete er als Softwareentwickler bei einem der größten Robo-Advisor Deutschlands. Hier sammelte er Erfahrungen zum Thema digitale Finanzprodukte und Asset Management, die er heute gemeinsam mit Pedram in die Entwicklung von Bavest einbringt.


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