Start-ups neigen dazu, mehr zu versprechen als sie halten können. Das schadet einer ganzen Szene. Gründerinnen und Gründer können dagegen etwas tun. 

Wenn Start-ups träumen, dann geht es nicht unter Revolution. Einige wollen die Finanzwelt revolutionieren, andere das B2B-Geschäft und wieder andere den E-Commerce-Markt. Meist haben sie dafür große Pläne, Visionen und immer häufiger steht auch ein Thema auf der Agenda, das gerade der jüngeren Generation wichtig ist: Nachhaltigkeit. 

Um möglichst viele Kunden anzulocken, geben sich viele Start-ups deshalb gern grün, bio, öko – oder eben klimaneutral. Das wäre alles kein Problem und sogar lobenswert, wären diese Werbeversprechen denn wahr. Nur leider sind sie gerade bei Start-ups oft überzogen, ohne jegliche wissenschaftliche Grundlage und deshalb nicht selten haltlos. Das wiederum führt zu einem großen Problem: Wenn die Kundinnen und Kunden das früher oder später herausfinden, ist der Aufschrei groß, das Start-up in der Bredouille und langfristig schadet dieses Verhalten der gesamten Szene. Denn für viele Verbraucherinnen und Verbraucher dürfte an dieser Stelle ein Motto gelten, das es schon zu Großmutters Zeiten gab: Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht. 

Greenwashing ist ein Bärendienst für die Szene

Wenn nun also Start-ups große Versprechen hinlegen, dann schadet das nicht nur ihnen selbst, sondern der gesamten Start-up-Szene. Das nächste Mal, wenn der Verbraucher einkaufen geht und eine vermeintlich nachhaltige Hose in der Hand hat, wird er sich nämlich daran erinnern, dass die letzte nachhaltige Jeans eines Start-ups dann ja doch nicht so nachhaltig war und den Klima-Gedanken womöglich über Bord werfen. Warum sollte man darauf achten, wenn am Ende sowieso nichts an den Versprechen dran ist? So leisten vermeintliche Einzelfälle nicht nur sich selbst, sondern der ganzen Szene einen Bärendienst. 

Unnötig sind die Lügen noch dazu. Denn Verbraucherinnen und Verbraucher sind keinesfalls dumm. Sie können verstehen, dass ein Start-up eben nicht 100 Prozent klimaneutral, nicht komplett öko oder bio unterwegs sein kann. Man muss es ihnen nur richtig erklären. Und hier sind Gründerinnen und Gründer in der Pflicht: Sie müssen ehrlich kommunizieren. Vielen fällt das schwer, weil sie sich eingestehen müssen, dass der große Plan, die Vision und die Weltverbesserung eben nicht so funktionieren, wie sie sich das vorstellen. 

Ehrlichkeit baut eine Community auf

Aber es bringt enorme Vorteile mit sich. Der vermutlich größte: Gründerinnen und Gründer, die ehrlich kommunizieren, bauen eine echte Community auf, die ihnen auch Fehler verzeihen kann. Sie zeigen sich menschlich – und nichts anderes wollen Kunden, wenn sie auf ein junges, dynamisches Unternehmen setzen. Keine Perfektion, kein Wachstum von 1000 Prozent, sondern einfach nur ein nettes, kleines Unternehmen, dessen Produkt eben neu oder besser ist. Natürlich entbindet das nicht davon, sein Bestes zu geben und es auch wirklich nachhaltig zu gestalten. Aber niemand erwartet komplette Klimaneutralität, wenn Gründerinnen und Gründer es nicht großkotzig versprechen. 

Ebenfalls in die Pflicht zu nehmen, sind Investoren und Business Angels. Sie haben die Aufgabe, Start-ups bestmöglich zu beraten, um für sich selbst den Ertrag zu steigern und ein Start-up langfristig und nachhaltig erfolgreich aufzustellen. Sollten die Gründerinnen und Gründer mit dem Thema „Nachhaltigkeit” ankommen, ist es ihre Pflicht, auch einmal „Stopp” zu sagen. Stopp, wir brauchen dafür Belege, Stopp, wie können die Menschen nicht anlügen, Stopp, das machen wir nicht mit. Wer Impact-Investments tätigen will und sich das nicht vorstellen kann, sollte sich fragen, ob er den richtigen Job gewählt hat. 


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