Das Wettrennen mit den Online-Mega-Plattformen: Wie deutsche Online-Händler die Nase vorn haben können

Vor wenigen Wochen erschütterten drastische Umsatzeinbrüche den deutschen Handel. In einem exklusiven Gastbeitrag wirft Georg Sobczak, Leiter des Deutschlandgeschäfts von Mirakl, einen tiefen Blick auf die Branche. Erfahren Sie, warum die Transformation zu einem Online-Marktplatz und der smarte Einsatz von Künstlicher Intelligenz entscheidend für den Erfolg im sich verändernden E-Commerce sind.

Erst vor wenigen Wochen ließen die Umfrageergebnisse des E-Commerce-Verbandes BEVH den deutschen Handel aufhorchen: Ein Umsatzeinbruch von fast 12 Prozent im Vergleich zum Vorjahr und auch die wichtige Branchen-Kennzahl der regelmäßig aktiven Onlinekunden, die innerhalb der letzten sieben Tage eingekauft haben, fiel auf nur noch 34 Prozent (BEVH). Hinzu kommen hohe Lagerkosten aus der Corona-Zeit und eine grundsätzliche Kaufzurückhaltung auf Verbraucherseite. Gleichzeitig boomen die Absätze auf den neuen Online-Mega-Plattformen wie Temu und Co. Jeder vierte deutsche Verbraucher hat schon mindestens einmal etwas über Temu bestellt (Appinio). Eine Gemengelage, die den Druck auf den deutschen Handel und die großen deutschen Online-Händler weiter erhöht. 

Doch es gibt Grund zum Optimismus, wenn sich der deutsche Handel auf das konzentriert, was er schon immer gut konnte: Qualität, Service und Flexibilität. Dazu kommen der smarte Einsatz von Technologie, allen voran KI, und die Erweiterung des Webshops um einen Online-Marktplatz, wo Produkte von Drittanbietern zu finden sind.

Marktplatz als Wettbewerbsvorteil

Denn im direkten Vergleich, das zeigte unlängst eine Mirakl-Umfrage, bevorzugen schon heute mehr als die Hälfte der deutschen Verbraucher beim Online-Shopping Websites, die mit einem Marktplatzansatz arbeiten (Mirakl). Der Grund: Wenn Händler den eigenen Webshop zu einem Marktplatz ausbauen und auch Drittanbieter auf die Plattform lassen, profitieren die Kunden nicht nur von einer größeren Produktauswahl, sondern auch von attraktiveren Preisen. Die Händler sehen umgekehrt viel schneller, welche Trends aktuell nachgefragt werden und können entsprechend darauf reagieren. Personalisierung und Angebotsqualität sind hier die entscheidenden Stichwörter. Dazu kommt, dass die Händler keine hohen Rückstellungen für Lagerung und Logistik bilden müssen. Eine Win-Win-Situation für beide Seiten. Die Zahlen sprechen für sich: In den Jahren von 2019-2021 lag die jährliche Wachstumsrate von Online-Marktplätzen gemessen am Umsatz doppelt so hoch wie der Durchschnitt im Onlinehandel (Mirakl). 

Klar ist aber auch: Ein Marktplatz allein wird nicht helfen. Entscheidend ist, dass die richtigen Händler und Produkte auf der Plattform sind, die Qualität stimmt und die Händler transparent machen können, wie es etwa um den ökologischen Fußabdruck ihrer Produkte bestellt ist.

KI als Gamechanger

Die Einsatzmöglichkeiten von KI werden für viele Online-Händler im internationalen Wettrennen ein echter Gamechanger sein - hier lohnt es sich, einmal genauer hinzuschauen:

Die vielversprechendsten Vorteile von KI liegen zweifellos bei Aufgaben, die bisher mit hohem Zeitaufwand manuell erledigt werden mussten. Dazu gehören beispielsweise die Beschreibung und Zuordnung von Produkten zu bestimmten Kategorien im Online-Shop, die Übersetzung von Bedienungsanleitungen oder die automatische Erkennung kritischer Rückmeldungen im Kundenservice. Darüber hinaus kann KI die Lagerbestände von Online-Händlern optimieren, indem sie die Nachfrage genauer prognostiziert und dem Händler bereits vor einer Nachfragespitze Nachbestellungen vorschlägt. In diesem Beispiel liefert KI nicht nur hilfreiche Datenpunkte, sondern sorgt am Ende des Tages auch für ein deutliches Umsatzplus. Wo KI auch in Teilbereichen zum Einsatz kommt: Verbesserte Empfehlungsfunktionen. Jeder von uns kennt diese Empfehlungen, die aus dem Nichts kommen und nicht wirklich zu den eigenen Interessen passen. Durch die Kombination von Machine Learning und KI wird das in Zukunft der Vergangenheit angehören. Händler können die Puzzlestücke mit Informationen über ihre Kunden viel intelligenter zu einem großen Ganzen zusammensetzen, so dass Empfehlungen in Zukunft viel stärker auf die persönlichen Präferenzen des Verbrauchers zugeschnitten sind.

Kundenbindung wird zum Schlüssel

Auch 2024 wird für den deutschen Online-Handel ein herausforderndes Jahr werden, keine Frage. Doch wenn es den großen E-Commerce-Brands gelingt, ihren Kunden gute Qualität, einen hohen Service und ein breites Sortiment mit individuellen Angeboten zu bieten, sind sie gut gewappnet, um im Wettrennen die Nase vorn zu haben. Denn auf lange Sicht ist klar: Gewinner wird, wer seine Kunden immer wieder positiv überrascht, eine gute User Experience bietet und langfristig bindet. E-Commerce ist eben ein echter Marathon.

Über den Autor

Georg Sobczak leitet u.a. das Deutschlandgeschäft des französischen E-Commerce Unicorns Mirakl. Mirakl ist der weltweit führende Anbieter von Marktplatz- und E-Commerce-Services. In Deutschland hilft Mirakl u.a. MediaMarkt, Douglas, Decathlon, Conrad oder Home24 dabei, ihre Webshops zu E-Commerce-Plattformen auszubauen. Weltweit laufen mehr als 450 Online-Marktplätze per API-Anbindung über die Mirakl Plattform. Erst im Februar 2024 berichteten wir über Mirakl auf der Startbase.


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