Die Gewinner der Tech-Branche 2020

Lisa Marie Münster Lisa Marie Münster | 03.01.2021

Wer sind die wachstumsstärksten Tech-Unternehmen in Deutschland? Die Unternehmensberatung Deloitte hat die Gewinner aus 2020 gekürt. Wir stellen die Top 10 vor.

Seit 2011 zeichnet Deloitte deutschlandweit Unternehmen aus, deren durchschnittliches prozentuales Umsatzwachstum der letzten vier Jahre am stärksten stieg - also vor allem die Zeit vor der Pandemie. Das aktuelle Ranking ist hier zu finden.

Gewinner ist das Start-up Kolibri aus Berlin, das Smartphone-Spiele entwickelt. Noch 2019 sagten die Gründer im Interview, dass sie nicht verkaufen wollen. Vier Jahre nach Gründung gaben sie dieses Jahr 75 Prozent an den Videospielentwickler Ubisoft ab. Die restlichen 25 Prozent, die noch den Gründern gehören, soll in den nächsten Jahren auch an Ubisoft gehen. Es gibt keine Angaben zum Kaufpreis. Profitabel war das Start-up immer, pro Tag setzten sie 2019 100.000 Euro um, die Hälfte davon Profit. Kolibri musste nie Risikokapital einsammeln. Schon 2018 wurde das Unternehmen von Deloitte auf den ersten Platz der aufsteigenden Tech-Unternehmen gewählt. Auch heute steht es auf Platz eins mit einem Umsatzwachstum von 12.310,45 Prozent.

Eindeutiger Gewinner der Pandemie sind Online-Lernplattformen: So erreichte quofox ein Wachstum von 5.998,79 Prozent und belegte damit den zweiten Platz im Ranking. Das Berliner Start-up wurde 2015 gegründet, seine KI-gestützten Weiterbildungsangebote richten sich vor allem an Unternehmen. Kunden sind zum Beispiel Daimler und ATOS. Aktuell deckt quofox 9.500 Trainingsthemen ab. Nach eigenen Angaben hat die Firma 100 Kunden und 2019 einen Umsatz von fünf Millionen Euro gemacht. Im April konnte quofox erfolgreich eine Finanzierungsrunde mit Bestands- und Neuinvestoren abschließen, Angaben über die Höhe der Summe gibt es nicht.

Platz drei belegt das FinTech Spotcap mit einer Wachstumsrate von 2.770,88 Prozent. Das Start-up wurde erst im November als außerordentliches Mitglied in den Bankenverband aufgenommen und ist damit das 27. FinTech, dass mit dem Verband kooperiert. Das Start-up wurde 2014 von Jens Woloszczak gegründet, unter anderem ist Rocket Internet beteiligt. Spotcap vergab ursprünglich Kredite bis zu 100.000 Euro an kleinere und mittlere Unternehmen, die bei Banken keinen Erfolg hatten. Insgesamt flossen 100 Millionen Euro in Spotcap, das Geschäftsmodell hat sich heute jedoch geändert: „Wir haben gemerkt, dass große Banken und Finanzunternehmen Interesse an unserer Software hatten“, sagt Gründer Jens Woloszczak FinanceForward. Mit Hilfe von ihr können Kreditprozesse automatisiert organisiert werden. Kunden sind heute beispielsweise die Cembra Money Bank aus der Schweiz und Bawag aus Österreich. Spotcap verkaufte mit den Jahren seine Kreditgeschäfte, zuletzt im Oktober seinen niederländischen Bereich an das finnische Kreditunternehmen Ferratum. 

Die monatlichen Umsätze beim Start-up Grover wuchsen von Januar bis August um durchschnittlich 6,5 Prozent. Ein erfolgreiches Jahr beschert dem Vermieter von Elektrogeräten den vierten Platz beim Ranking: die Umsatzwachstumsrate stieg um 2.269,10 Prozent. 2015 gründete sich Grover in Berlin, seit 2019 ist das Unternehmen auch auf dem österreichischen Markt vertreten und wagte in diesem Jahr den Schritt in die Niederlande. Bei dem Start-up kann ein E-Roller, eine VR-Brille oder den Fernseher für vier, sechs oder zwölf Monate geliehen werden – eine nachhaltige Alternative zum Neukauf. 2.000 verschiedene Geräte hat Grover im Angebot. Bis November machte das Unternehmen schon 50 Millionen Euro Jahresumsatz.

Eine individuelle Brille aus dem 3D-Drucker – das Start-up YouMawo macht es möglich. Ein Infrarotscanner erfasst das Gesicht der Kunden genauestens und so eine Maßanfertigung der Brille hergestellt. Kostenpunkt: fast 500 Euro. Das Ganze wird teilweise direkt bei ausgewählten Optikern durchgeführt, es gibt aber auch Standardmodelle. Deloitte hat eine Wachstumsrate von 1.875,00 Prozent errechnet, womit das Konstanzer Unternehmen auf Platz fünf landet. 2016 entstand die Idee auf einer Rucksacktour der vier Gründer, ein jahr später verkaufte das Start-up schon 20.000 Brillen an seine Kunden. Mittlerweile ist YouMawo in 20 Ländern vertreten und hat 44 Mitarbeitende. Die Produktion findet in Deutschland statt. Den finanziellen Anfang machten die Gründer selber und nahmen 75.000 Euro in die Hand, danach konnte alles durch kontinuierlichen Cashflow ohne Kredite finanziert werden. 

Mit einem Umsatzwachstum von 1.789,35 Prozent belegt UpReach Platz sechs. Das Start-up hat den Fotoautomaten aus alten Zeiten zurückgeholt, indem mit Augmented Reality Unternehmen ihre eigene Marke  per Baukasten in die Fotos und Videos integrieren können. Insgesamt verzeichnet das Start-up über 600 Kunden, darunter die Deutsche Post, Porsche und Microsoft. UpReach beschäftigt inzwischen 25 Mitarbeitende und macht einen Jahresumsatz von zwei Millionen. Es ist vollständig eigenfinanziert und gehört zu 100 Prozent den vier Gründern. Da das Angebot vor allem auf Events genutzt wurde, musste in Corona-Zeiten ein neuer Ansatz her: UpReach holte sein Angebot ins Virtuelle und bietet jetzt eine interaktive Fotoplattform, beispielsweise für digitale Weihnachtsfeiern, an. Und hat große Pläne: „Wir wollen Augmented Reality als zentrales Werbeformat für die Experience Economy etablieren und tot geglaubten Kanälen wie Außenwerbung, Zeitungsanzeigen und Produktverpackungen im eCommerce-Zeitalter neues Leben einhauchen”, sagt der Gründer Marius Hepp

Schon mal diese kleinen, roten E-Roller in Großstädten entdeckt? Das Konzept des Miet-Rollers geht auf: Platz sieben belegt Electric Mobility Concepts, die die Marke emmy etabliert haben. Das Umsatzwachstum beträgt 1.709,80 Prozent. In diesem Jahr erhielt emmy einen zweistelligen Millionenbetrag in einer Finanzierungsrunde, angeführt von der Beteiligungsgesellschaft Bonventure aus München. Damit soll die Marktführerschaft im Bereich der vermieteten E-Roller ausgebaut werden. Dennoch ging Corona nicht spurlos am Unternehmen vorbei und es musste Nutzungseinbußen von 80 Prozent hinnehmen. Emmy wurde 2015 gegründet, den Anfang machten 150 Roller in Berlin. Heute sind 2.000 Roller an fünf Standorten in Deutschland unterwegs. Das Start-up beschäftigt 150 Mitarbeitende und konnte über 300.000 Kunden gewinnen. 

Wenn die Menschen oft nach “Hund” im Zusammenhang mit “Pfoten säubern” suchen, aber nichts finden, ist das Hamburger Start-up Vivere zur Stelle. Und stellt innerhalb von Wochen ein passendes Produkt her. Alle Produkte werden nachhaltig und tierversuchsfrei hergestellt. Verkauft wird meistens direkt an den Endkunden. 55 Marken mit über 700 Produkten haben die drei Gründer mittlerweile aufgebaut, sie arbeiten auch mit externen Partnern zusammen. Bei Deloitte liegt das Start-up damit auf Platz acht mit einem Umsatzwachstum von 1.370,91 Prozent. Vivere wurden 2017 gegründet und wickelt alle Prozesse selbst ab: von der Analyse der Daten auf Plattformen wie Google und Amazon über die Entwicklung durch Chemikerinnen, Kosmetikwissenschaftlern und Pharmazeuten bis hin zur Produktion, dem Vertrieb und der Vermarktung. Fast alle Produkte werden über Amazon verkauft.

Digital und automatisiert abrechnen, damit Kosten sparen und alles zentral und flexibel steuern: Das Software-Start-up Nitrobox bietet dies an und belegt Platz neun beim Deloitte-Ranking mit einem Umsatzwachstum von 1.284,06 Prozent. Nitrobox wurde 2016 gegründet und hat heute Kunden in 70 Ländern, die Teams dazu sitzen in Hamburg, Stuttgart und Krakau. Mit einer einstelligen Millionensumme aus einer Finanzierungsrunde von 2020 will das Start-up nicht nur in Deutschland seine Position ausbauen, sondern sich damit auch auf den Einstieg in den amerikanischen Markt vorbereiten. Investoren sind der Fonds NeueCapital Partners aus dem Silicon Valley und Porsche Ventures.

Für Holidu, die Ferienhaus-Suchmaschine, war das Jahr ein Auf und Ab: Als der Lockdown kam, brachen die Anfragen auf fast null ein, als wieder gereist werden durfte, stieg die Nachfrage rasant. Geholfen hat auch die Finanzspritze über vier Millionen von Kees Koolen, dem ehemaligen CEO von Booking.com. Er ist überzeugt: „Die Covid-19-Pandemie hat die Karten in der Reisebranche neu gemischt, und Holidu ist einer der klaren Gewinner am Markt.” Erst letztes Jahr konnte sich Holidu 40 Millionen in einer Series-C-Finanzierungsrunde sichern. Holidu sitzt in München und beschäftigt über 200 Mitarbeitende. Beim Ranking landet es auf Platz zehn mit einem Umsatzwachstum von 1.214,19 Prozent.


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