Holidu-Chef Siebers: Das sind die ultimativen Krisentipps des Vorzeigegründers

Holidu hat es geschafft, nach der Pandemie besser dazustehen als vorher. Das überzeugte zuletzt auch Investoren. Holidu-Chef Johannes Siebers über seine Tipps und Geheimnisse für Gründende. 

Johannes Siebers ist schwer zu verkennen mit seinen wuscheligen Haaren, durch die er sich immer dann streicht, wenn er überlegen muss. Gemeinsam mit seinem Bruder Michael hat er im Jahr 2014 Holidu gegründet und seither zu einem der größten Reiseportale Deutschlands aufgebaut. Die Krise haben er und sein Bruder ausgerechnet genutzt, um zu wachsen. Wie sie das gemacht haben und was er anderen Gründenden rät, erklärt er im Interview.

Herr Siebers, wie ist das vergangene Jahr für Sie gestartet?

Richtig gut, Anfang Februar hatten wir 100 offene Stellen offen, wir wollten durchstarten und haben dann wegen Corona eine richtige Vollbremsung machen müssen. Die Situation war beängstigend: Wie lange geht das mit der Pandemie, sechs Monate, oder eher Jahre? Wir hatten dann keinen Buchungsumsatz mehr und es war klar, dass die Reserven nicht ewig halten. Wir haben direkt eine E-Mail an die Gesellschafter geschickt: Achtung, das könnte hart werden. 

Was war Ihr nächster Schritt? 

Wir haben uns überlegt, was unsere Ziele sind. Das klingt banal, aber wir wollten keine überhasteten Entscheidungen treffen. Ich glaube, das hat uns auch vor Fehlern bewahrt, die andere Firmen oder Start-ups in unserem Bereich gemacht haben, die im vergangenen Jahr vielleicht nicht so stark oder gar nicht gewachsen sind. 

Viele Reisefirmen haben in den vergangenen Monaten massiv Mitarbeiter abgebaut und damit die entscheidenden Monate des Wachstums verpasst. Wir haben eine komplett andere Strategie gefahren

Johannes Siebers, Holidu

Die Reisebranche ist besonders hart von der Pandemie getroffen. Holidu ist trotzdem gewachsen. Wie das? 

Viele Reisefirmen haben in den vergangenen Monaten massiv Mitarbeiter abgebaut und damit die entscheidenden Monate des Wachstums verpasst. Wir haben eine komplett andere Strategie gefahren, indem wir für zwei Monate in eine Art Winterschlaf gegangen sind, alle in maximale Kurzarbeit geschickt haben und z. B. auch das Seniormanagement auf Gehälter verzichtet oder Bezüge freiwillig gekürzt hat. So waren wir in der Lage, alle Mitarbeiter zu behalten. Als es wieder losging im Sommer konnten wir davon profitieren und sind schnell wieder auf das Vorjahresniveau gekommen und dann sogar darüber hinaus geschossen. Hinzu kommt, dass wir mit Ferienwohnungen und Ferienhäusern auf eine der stabilsten Branchensegmente gesetzt haben.

Wie haben die Mitarbeiter den Winterschlaf und die ungewisse Zeit aufgenommen? 

Das wurde gut aufgenommen. Natürlich war für uns alle ungewiss wie es weitergehen würde. Alle sind an Bord geblieben, trotz der schweren Zeit. Das war eine große Hilfe, weil wir so schnell skalieren konnten, als die Menschen im Sommer in den Urlaub gefahren sind. Da hat natürlich auch geholfen, dass Ferienhäuser und Ferienwohnungen als tendenziell sicherer gelten als Hotels. 

Was war die wichtigste Regel in dieser Zeit für das Führungsteam? 

Transparenz. Wir haben alle Zahlen sehr genau erläutert und erklärt, wie lange unsere Reserven noch halten, je nachdem welche Schritte wir jetzt machen. Gerade weil wir so offen waren, haben unsere Mitarbeiter das gut verstanden. Das funktioniert meiner Meinung nach besser als hinter geschlossenen Türen etwas auszumachen und ihnen zu präsentieren. Wir leben das sowieso schon bei Holidu und in der Krise hat sich der positive Effekt davon verstärkt. 

Sie haben sich bereits das erste Mal im Sommer 2020 neues Kapital geholt. Warum? 

Damals ging es uns nicht nur ums Geld, weil wir damals schon profitabel wuchsen, sondern auch um den Investor. Kees Koolen war früher CEO von Booking.com, kannte also die Krisen der Reisebranche von 2001 und 2008/2009. Der kann einem natürlich auch wichtige Tipps geben, solche Personen im Umfeld zu haben, ist entsprechend wichtig. Das würde ich auch anderen Gründenden empfehlen. 

Die wichtigste Regel: Macht euch einen Plan.

Johannes Siebers, Holidu

Sie haben sich zuletzt zusätzliche 37 Millionen Euro von Investoren geholt. War das nötig nach den harten Monaten? 

Wir haben uns aber bewusst dafür entschieden, damit wir jetzt, wenn es losgeht, richtig gut aufgestellt sind und uns Marktanteile sichern können. Das ist der Unterschied zu vielen anderen Firmen, die eher darauf gesetzt haben, Mitarbeiter zu entlassen und ganz ruhig zu starten. Wir sehen sogar die Möglichkeit für Übernahmen, aber mehr kann ich dazu noch nicht sagen. 

Was würden Sie anderen Gründenden raten?

Die wichtigste Regel: Macht euch einen Plan. Wenn man einen Plan hat, an dem man sich festhalten kann, hilft das ungemein. Wenn wir uns nicht an den Plan gehalten hätten, wären wir vermutlich nie so schnell oder überhaupt gewachsen. 

Wohin geht Ihr erster Urlaub nach dieser Pandemie? 

Wir fahren mit der ganzen Familie nach Italien in ein Ferienhaus, mein Bruder heiratet dort. 

Vielen Dank für das Gespräch.

zur Person: Johannes Siebers hat 2014 mit seinem Bruder Michael die Holidu GmbH gründete. Das Münchner Start-up betreibt eine Online-Plattform, die Ferienhäuser und Ferienwohnungen vergleicht. Holidu finanziert sich über Gebühren, die die Anbieter bezahlen.


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