„Klimabewusstsein und fliegen widerspricht sich nicht“

Flyla will einer sonst eher klimabewussten Generation von Studierenden das Fliegen schmackhaft machen. Im Interview erzählt der neue Geschäftsführer Ben Shaw, warum es cool und grün sein kann, zu fliegen.

Familien in Urlaubslaune, Geschäftsreisende, Touristen aus fremden Ländern. An den Gates deutscher Flughäfen tummeln sich die unterschiedlichsten Reisenden und drängen sich in die Maschinen der Airlines. Doch im Schnitt bleibt rund ein Fünftel der Plätze im Flieger frei. Flyla möchte diese Lücken mit vergünstigten Tickets für eine Zielgruppe schließen, die sich das Reisen sonst vielleicht nicht leisten könnten - und zwar Studierenden. Doch die stehen aus Umweltbedenken eigentlich eher kritisch zur Mobilitätsoption Flugzeug.

Herr Shaw, mit Ihrer Plattform wollen Sie Studierenden vergünstigte Flugtickets anbieten. Nach der Coronapandemie wagen Sie nun den Neustart, was wollen Sie anders machen?

Wir bauen das Angebot an Airlines massiv aus und erschließen auch Langstreckenflüge. In der Zwischenzeit hat sich einiges getan. Fast jede Airline bietet mittlerweile Studierendentarife. Außerdem sehen wir eine neue Generation von Studierenden, die wirklich komplett digital aufgewachsen ist.

Was unterscheidet diese Generation von älteren Studierenden?

Wir müssen die jüngeren Nutzer schneller fesseln, die Aufmerksamkeitsspanne ist viel kürzer geworden. Oft wird von sieben Sekunden gesprochen. Das müssen wir im Marketing natürlich berücksichtigen. Eine andere Anforderung hat auch mit dem Thema Klimaneutralität zu tun.

Einige Studierende kleben sich für das Klima auf die Straße, andere sind auf Flugschnäppchenjagd. Wie passt das zusammen?

Wir haben eine Generation, bei der Fliegen nicht mehr cool ist. Nur einer von 20 Studierenden weiß überhaupt, dass es vergünstigte Tarife gibt. Man verheimlicht heute eher, wenn man viel fliegt. Gleichzeitig erzählen die Daten aber auch eine andere Geschichte: Die neue Generation von Studierenden reist im Vergleich so viel wie nie. Corona hat das beschleunigt, weil viele Studierende gemerkt haben, dass sie gar nicht mehr unbedingt in der Uni sein müssen, um zu studieren.

Also ist die Reiselust bei vielen Studierenden größer als die Flugscham?

Klimabewusstsein und das Fliegen widersprechen sich nicht zwangsläufig. Die Grundidee von Flyla ist ja, die Auslastung der Flugzeuge zu erhöhen. Und damit verringert sich auch der durchschnittliche CO2-Fußabdruck pro Passagier. Die Flieger würden auch ohne die Studierenden an Bord abheben, dann halt mit verschwendeten Plätzen.

Aber wenn die Auslastung nicht sinkt, werden auch keine Flugstrecken gestrichen.

Klar, früher oder später, wenn man immer mehr Studierende zum Fliegen bringt, kann das auch die Nachfrage nach Flugstrecken und so das Angebot erhöhen. Deshalb war uns früh bewusst, dass wir mit dem Thema Klimafreundlichkeit umgehen müssen. Das machen wir auf zwei Wegen: Wir pflanzen für jeden gebuchten Flug ein bis drei Bäume in Aufforstungsprojekten. Außerdem kompensieren wir zusätzlich die CO2-Emissionen jedes Fluges. Um sicher zu sein, dass die Kompensationsprojekte auch seriös und nachhaltig sind, arbeiten wir mit Squake zusammen. Das ist eine Plattform, die sich aus der Lufthansa gegründet hat, die in Deutschland aktiv und durch den TÜV Nord zertifiziert ist.

Umweltorganisationen stehen eher kritisch zu CO2-Kompensationen. Wäre eine Reduktion der Emissionen nicht sinnvoller?

Natürlich muss das Ziel der Flugbranche sein, irgendwann durch moderne Treibstoffe CO2-neutral zu fliegen.

Warum ist es für Studierende wichtig, viel zu reisen?

Das durchschnittliche Glück nimmt ab, wenn man einen Gegenstand kauft, aber nimmt zu, wenn man Erlebnisse sammelt. Wir wollen Studierenden das Reisen ermöglichen, die es sich sonst nicht leisten könnten.

Muss man dafür denn zwangsläufig fliegen?

Natürlich geht es bei manchen Strecken auch ohne das Flugzeug. Wir wollen langfristig auch ein breiteres Spektrum im Reisemarkt abdecken: Züge, Flüge, Hostels. Zu einer Reise gehören viele Bausteine, die wir noch erschließen wollen. Bei vielen Zielen wird man aber auch langfristig nicht am Flugzeug vorbeikommen.

Zur Person: Ben Shaw hat Wirtschaftsinformatik in Schottland studiert und arbeitete vor seinem Schritt in die Start-up-Szene bei der britischen Großbank Barclays. Nun hat er die Geschäftsführung bei Flyla übernommen.


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