„Wir müssen die Lücke zum Massenmarkt schließen“

Investor Peter Schmetz von Vorwerk Ventures prophezeit Start-ups, die alternative Lebensmittel herstellen, eine große Zukunft. Doch ein paar große Hürden gibt es noch.

Ob Insekten, auf Pflanzen basierte Produkte, oder ein Burger-Patty, der aus einer Stammzelle gezüchtet wurde: In den kommenden Jahren dürfte es immer mehr neuartige  Lebensmittel in den Supermarktregalen geben – und Peter Schmetz, Investmentmanager von Vorwerk Ventures, ist mittendrin. Im Interview erklärt er, warum Start-ups, die neue Lebensmittel entwickeln, bald durchstarten dürften und ob junge Unternehmen in Deutschland dabei überhaupt mit US-amerikanischen konkurrieren können.

Herr Schmetz, Sie wollen bei Vorwerk Ventures stärker auf Foodtechs setzen. Wie kommen Sie darauf? 

Der Foodbereich insgesamt war für uns als Investor für Consumer-Tech schon immer ein wichtiges Thema. Das Feld ist riesengroß, von Flaschenpost und Hellofresh, in die wir investiert haben, bis hin zu unseren Investitionen in das Unternehmen Alpakas, die unverpackte Lebensmittel ausliefern, haben wir in verschiedene Vertriebsmodelle von Lebensmitteln investiert. Anfang 2020 haben wir uns dann konkreter angeschaut, was es für alternative Foodprodukte geben wird und wie sich die Märkte dort vermutlich entwickeln werden. 

Sie sind dann vermutlich schnell auf Start-ups gestoßen, die Alternativen zu Fleischprodukten entwickeln. 

Ja, da sind wir erst mal hängen geblieben und haben uns eine ganze Reihe von Start-ups angeschaut. Ich habe damals mit vielen Gründern gesprochen, anschließend haben wir unseren engeren Fokus ausgearbeitet. Vorwerk Ventures hat daraufhin zum Beispiel in Planted Foods in der Schweiz investiert. Das Start-up produziert Fleischalternativen  wie etwa Pulled Pork aus den proteinreichen Überbleibseln der Sonnenblumenölproduktion  und Hähnchenfleisch aus Erbsenproteinen. Inzwischen schaue ich mir alles an, was es in Europa dazu gibt.

Das aus Stammzellen gezüchtete Burger-Patty ging bereits 2013 um die Welt. Sind Sie nicht ein bisschen spät dran?

Das dachte ich Anfang 2020 auch, als wir damit losgelegt haben. Inzwischen habe ich eher das Gefühl, dass wir ziemlich früh dran waren. Der Bereich für Fleischalternativen schien mir schon ziemlich gesättigt. Aber bei all den Technologien herrscht noch viel Verbesserungspotenzial. Im Grunde geht es ja darum, nicht nur Vegetarier und Veganer zu bespielen, sondern auch diejenigen zu erreichen, die gerne Fleisch essen. Wir müssen die Lücke zum Massenmarkt schließen.

Wie können Start-ups denn auch diese Menschen erreichen?

Der Preispunkt ist entscheidend. Wir als Konsumenten sind es gewöhnt, dass wir Lebensmittel recht günstig bekommen. Wenn die Technologien für zum Beispiel Fleischalternativen ausgereifter sind, dann lassen sich diese Produkte auch günstiger anbieten. 

Klassisches Fleisch ist allerdings teilweise sehr günstig.

Der Fleischmarkt ist aktuell in der Tat extrem subventioniert. Mit pflanzlichen Ersatzprodukten könnten wir in einem ersten Schritt vielleicht in Konkurrenz zu Bioprodukten treten, die ja etwas teuer sind. Dass Fleisch aber oft so billig ist, ist in der Tat ein Problem. Um das Tierwohl zu fördern und den CO2-Ausstoß zu senken, muss Fleisch eigentlich teurer werden.

Und dann geht es natürlich noch um den Geschmack.

Ja, Kunden sollen nicht denken, „och, war ganz nett, beim nächsten Mal nehme ich aber wieder das klassische Produkt“. Wenn die Technologien weiter ausgereift sind, wird aber auch der Geschmack immer besser. Es geht aber nicht darum, dem High-Quality-Steak Konkurrenz zu machen. Tierisches Fleisch wird es immer geben und das ist auch okay so. 

Könnte es nicht viele abschrecken, wenn die Lebensmittel auf einmal aus ganz untypischen Grundlagen bestehen? 

Klar, bei Fleischersatzprodukten fällt es Konsumenten erstmal schwerer, zu verstehen, wie diese entstehen und was darin enthalten ist. Aber mal ehrlich: Die Fleischindustrie verwendet auch massenhaft Hormone, da denkt nur kaum einer drüber nach. 

Was in der EU wirklich als Lebensmittel vermarktet werden darf und was nicht, ist streng reguliert. Bremst das Start-ups aus?

Damit Start-ups ihre Produkte in der EU vertreiben dürfen, müssen sie einen langwierigen Novel-Food Prozess durchlaufen. Die Überprüfung durch die zuständige EU-Behörde dauert gerne einmal zwei bis drei Jahre. Das ist für ein Start-up eine lange Zeit. In den USA geht das schneller, in Singapur dauert es nur um die sechs Monate. Das hat für europäische Start-ups aber auch einen Vorteil: So schnell machen ihnen Start-ups aus den USA oder Asien den Markt in Europa nicht streitig. Und wer anders herum die europäische Überprüfung überstanden hat, kann sich sicher sein, dass er es auch in den USA und Asien schafft.

Vielen Dank für das Gespräch.

Zur Person: Peter Schmetz ist seit 2018 bei Vorwerk Ventures. Bevor er zum Wagniskapitalgeber kam, arbeitete er in der Treasury-Abteilung der Vorwerk Gruppe in Wuppertal, wo er hauptsächlich für das Fremdwährungs- und Liquiditätsmanagement verantwortlich war und außerdem bei der Verwaltung des Vorwerk Investmentfonds half.


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