Dieses Start-up will der nächste deutsche Weltmarktführer werden

Vytal plant, mit seinen Mehrwegverpackungssystemen mittelfristig in mehreren Branchen und weltweit vertreten zu sein. Helfen soll dabei auch der Gesetzgeber, sowohl in Deutschland als auch international.

Es sind harte Zeiten für den Exportgiganten Deutschland: Viele Schlagerprodukte drohen, zunehmend weniger nachgefragt zu werden, etwa Verbrennermotoren. Bei zukunftsfähigen Produkten scheinen unterdessen US-Amerikaner und Chinesen vorbeizuziehen. Wo also ist die Branche, in der die Weltmarktführer zukünftig aus Deutschland kommen?

Tim Breker hat da eine Idee: Mehrwegverpackungen. Klingt unspektakulär, aber ist laut dem Gründer von Vytal ein Wachstumsmarkt. „Der B2C-Mehrwegmarkt wächst weltweit stark in den kommenden Jahren“, sagt er. Und er ist sich sicher: Er wird am Ende von einem deutschen Player dominiert werden. Wenn es nach ihm geht, natürlich von Vytal.

Noch ist das Thema aber vor allem in Deutschland groß. Die Bundesrepublik ist vergleichsweise weit, auch was die gesetzlichen Vorgaben angeht. Zum 1. Januar 2023 tritt hierzulande die Mehrwegpflicht in Kraft, wie die Novelle des Verpackungsgesetzes umgangssprachlich heißt. Dann sind Gastronomen und Einzelhändler verpflichtet, für Lebensmittel und Speisen zum Mitnehmen neben Einwegverpackungen auch eine Mehrweglösung anzubieten. Ausnahmen gibt es nur für Kleinstfirmen. Das heißt: Von der Supermarktkette über die Systemgastronomie bis zum Italiener um die Ecke suchen gerade alle nach einer günstigen Möglichkeit, um die neuen Vorgaben zu erfüllen.

In Deutschland bereits Marktführer

Und dabei landen sie schnell bei Vytal. Die Kölner sind nach eigenen Angaben im Essensbereich bereits heute Marktführer. „Wir bieten als Einzige Lebensmittelbehälter in allen Größen und Formen an“, sagt Breker. Unternehmen bezahlen Vytal einmal eine Einrichtungsgebühr für das System, die zwischen 100 und 250 Euro pro Standort liegt. Die Kunden können die Vytal-Behälter per App ausleihen und auch wieder zurückgeben – nicht nur an der Station, wo sie sie geholt haben, sondern an jeder. Vytal verdient an jeder Befüllung mit.

Manch ein Unternehmen versucht, eine ähnliche Lösung selbst aufzubauen. Aber unter anderem Rewe und KFC setzen auf Vytal, auch, weil das Modell für die Kunden deutlich bequemer ist. „Bei Poolsystemen wie unserem haben die nämlich nicht zig verschiedene Boxen im Regal stehen, sondern maximal eine“, sagt Breker. Und die Unternehmen müssten sich nicht erst einen eigenen Mehrwegkundenstamm aufbauen, sondern können auf die bereits registrierten Vytal-Nutzer zurückgreifen. Immerhin 350.000 seien das bereits. Mit der Mehrwegpflicht dürften es wohl bald deutlich mehr werden.

Deutschland soll aber nur der Anfang sein. Global könnte der Markt für Mehrwegverpackungen laut Prognosen zukünftig um gut sechs Prozent pro Jahr wachsen.

Ein Franchise-System soll helfen

Bei der internationalen Expansion setzt Vytal auch auf ein Franchisesystem: Lokale Partner vor Ort bekommen eine Lizenz und bauen selbst ein Netzwerk auf. So geht die Internationalisierung schneller, als wenn das Unternehmen selbst in jedem Markt starten würde. Und so hat Vytal bereits heute Partner in Ländern wie Norwegen, Israel oder Mexiko. „Wobei wir auch selbst in neue Länder gehen, wenn es sich anbietet“, sagt Breker. In den Niederlanden stehe etwa im kommenden Jahr ebenfalls eine mehrwegfreundliche Reform an, dorthin will das Start-up dann selbst expandieren. Angst vor Konkurrenz vor Ort hat Breker dabei nicht: „Vytal hat heute bereits mehr App-Downloads verzeichnet als alle anderen Reusable-Apps – weltweit.“

Neben nationalen Gesetzgebern spielt Vytal auch die EU in die Karten. Die arbeitet ebenfalls an neuen Mehrwegvorgaben, die über den Lebensmittelsektor hinausgehen könnten und auch Getränke umfassen. Auch über Vorgaben für Kosmetika oder den Onlinehandel wird immer wieder diskutiert. Breker glaubt, dass Vytals Modell relativ einfach auf weitere Felder übertragbar ist. „Wir sprechen auch bereits lose mit potenziellen Partnern im Drogeriebereich darüber“, sagt er. Auch in diesem Fall könnte Vytal damit wuchern, dass man bereits eine sechsstellige Zahl an Nutzern mitbringe.

Passend zur anstehenden Reform und weiteren Expansionsplänen hat Vytal nun auch noch einmal Geld aufgenommen. Schon zwei Millionen Euro kamen über eine Crowdinvesting-Kampagne zusammen, ergänzend zu einer Zehn-Millionen-Euro-Runde, die Vytal Anfang des Jahres abgeschlossen hatte. Wobei Breker einräumt, dass es nicht unbedingt um das Geld ging. „Wir wollten vor allem unsere Kunden noch einmal mehr an uns binden und auch Kommunikationsanlässe für uns selbst schaffen“, sagt er. Weltmarktführer wird man eben nicht ohne ein wenig Aufmerksamkeit.


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