Diese Gründerin hat aus eigener Tasche ein KI-Start-up hochgezogen und macht jetzt Millionenumsätze

Bianca Anghelina hat eine App entwickelt, mit der auch Menschen ohne Programmiererfahrung künstliche Intelligenz nutzen können, heute beschäftigt sie 100 Mitarbeiter. Das ist ihr Weg. 

Das große Vorbild von Bianca Anghelina trug einen schwarzen Rollkragenpullover und tigerte über die Bühnen der USA mit diesem einen Satz, der die Fans von den Stühlen riss: One last thing, eine letzte Sache noch. Die Rede ist natürlich nicht von Ex-Wirecard-Chef Markus Braun oder Theranos-Gründerin Elizabeth Holmes, sondern dem Original im Rollkragenpullover: Steve Jobs. Denn Bianca Anghelina hat einen Plan, den man wahlweise als Form des Ehrgeiz oder der Hybris verstehen muss. Immerhin will sie nicht weniger als das „Apple der künstlichen Intelligenz” erschaffen. 

Gegründet hat die gebürtige Rumänin dafür vor mittlerweile zwei Jahren Aily Labs, ein KI-Start-up für vermeintlich bessere Entscheidungen. Anders als viele andere KI-Start-ups wirbt Gründerin Anghelina damit, dass sich die Algorithmen des Jungunternehmens leicht in die eigene Firmenstruktur integrieren lassen und dass die App auch von Mitarbeitern genutzt werden kann, die bisher keine Ahnung vom Programmieren oder geschweige denn künstlicher Intelligenz haben. „Deshalb auch das Apple der künstlichen Intelligenz: Wir eröffnen eine neue Technologie für die breite Masse, in dem wir sie einfach zu nutzen machen”, sagt Anghelina. Doch kann das wirklich klappen? 

An Fallstricken mangelt es bei KI-Anwendungen nicht

Dem Verband Bitkom zufolge ist Künstliche Intelligenz in Start-ups weit verbreitet. So nutzt nahezu jedes Zweite die klugen Algorithmen, um die eigene Performance oder die seiner Kunden zu verbessern. Gleichzeitig setzen laut der Unternehmensberatung PwC gerade einmal vier Prozent der größeren Unternehmen auf künstliche Intelligenz in ihren Abläufen – und das hat durchaus seine Gründe. Denn an Fallstricken in der modernen Anwendung von KI mangelt es schließlich nicht. Da ist zum ersten das Problem der Black Box: Wenn ein Algorithmus eine Entscheidung trifft, lässt sich nicht zurückverfolgen, welche Faktoren er mit welchem Gewicht einbezogen hat oder ob er wild Korrelationen zusammengeschmissen hat, die nichts mit der eigentlichen Frage zu tun haben. 

Beispiel Recruiting: Dort haben Algorithmen in der Vergangenheit schon Menschen verschiedener Hautfarbe aussortiert, weil der Computer dachte, dass das die entscheidende Komponente für einen kompetenten Bewerber sei – was natürlich völliger Unsinn ist. Dazu können Algorithmen auch vergessen, Faktoren einzubeziehen, wenn sie beispielsweise eine Kundenempfehlung geben, weil Daten fehlen oder diese mit (unbeabsichtigter) Verzerrung bei den Kunden eingespeist wurden. Und dann gibt es natürlich das Problem, dass Mitarbeiter die Algorithmen nicht nutzen, weil sie gar nicht alle Funktionen verstehen, schon Excel stellt viele vor eine schier unlösbare Herausforderung – und das ist nur ein lineares Programm. 

Aily Labs beschäftigt mittlerweile 100 Mitarbeiter

Als Gründerin eines KI-Start-ups hat Bianca Anghelina auf all diese Herausforderungen natürlich eloquente Antworten parat, spricht von Loops bei den Antworten, von ständiger Anpassung der Algorithmen und von ihrer Erfolgsquote. „Unsere KI liegt in 80 bis 95 Prozent aller Anwendungsfällen richtig”, behauptet die Gründerin. Genutzt wird sie dabei unter anderem im Vertrieb, wo sie erkennen soll, welche Kunden der Mitarbeiter als nächstes ansprechen soll oder auch im Finanzbereich, wo der Computer finanzielle Engpässe vorhersagen soll. Gerade große Unternehmen ab 5.000 Mitarbeitern sind die häufigsten Kunden des Unternehmens, das seine Anfänge der Vergangenheit von Anghelina geschuldet, in der Pharmabranche hat. Anghelina nämlich hat ihr Berufsleben klassisch in der Konzernwelt gestartet und ist dort schnell aufgestiegen, bis sie schließlich als Head of Digital Finance beim Pharmariesen Novartis ankam. 2020 dann gründete sie Aily Labs, das sie bisher ohne Fremdfinanzierung hochgezogen hat und das nach eigenen Angaben profitabel ist, einen Umsatz im hohen einstelligen Millionenbereich macht und rund 100 Mitarbeiter beschäftigt, den größten Teil davon Datenanalysten. 

Ihr Erfolgsrezept führt Anghelina wieder auf Apple und Steve Jobs zurück: Wer künstliche Intelligenz verkaufen will, müsse diese schön gestalten und einfach zu nutzen machen, erklärt sie. Bei Aily Labs bekommen die Mitarbeiter in den Kundenunternehmen deswegen keine aufwendigen Instrumente, Excel-Tabellen & Co., sondern eine bunte App, in der sie lediglich die Ergebnisse und gleich auch eine Handelsempfehlung für Aufgaben sehen. Dass gerade große Unternehmen das Start-up engagieren, führt Anghelina auf die Agilität ihrer jungen Firma zurück. Ihr Start-up sei von Haus aus schneller als das hausinterne Datenteam, mit dem es oft kooperiere. Bezahlt werden Angehlina und ihr Team dann in einem klassischen Software-as-a-Service-Modell, bei dem sie pro Nutzer eine Gebühr bekommen, dazu eine einmalige Fee für die Einrichtung up des Programms im Unternehmen. 

Bisher aus eigener Tasche finanziert, will Anghelina nun nach einem strategischen Investor suchen, um das Wachstum von Aily Labs weiter voranzutreiben. Gespräche gäbe es schon, aber noch keine konkreten Zusagen, sagt sie. Wann es so weit sein wird, das könnte ja mal eine KI ausrechnen.


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