“Das Produkt schnell auf den Markt bringen ist das A&O“

Carolin Kunert hat mit Knistergrill einen kompakten Grill zum Mitnehmen entwickelt. Für wen das praktisch sein kann – und warum das auch noch nachhaltig sein soll, erklärt sie im Interview.

Grillen gilt als eine der beliebtesten Beschäftigungen der Deutschen. Nur alle, die nicht im eigenen Garten grillen wollen oder nur einen kleinen Balkon haben, bekommen mit einem Kohlegrill schnell ein Problem. Carolin Kunert will für sie eine Antwort gefunden haben. Der Knistergrill soll es richten, sagt sie. 

Wie kamen Sie auf die Idee für Knistergrill?

Knistergrill Logo

Ich habe als Industriedesignerin für verschiedene Agenturen und Unternehmen gearbeitet. In der Zeit wurde mir klar, dass ich aber mehr Einfluss auf Produktionsbedingungen, den Produktionsstandort und die Qualität der Produkte haben möchte. Allerdings wollte ich auch nicht eine kleine Manufaktur aufbauen, sondern nachhaltige Konsumgüter im großen Stil, massentauglich für jeden herstellen. Dass es ein Grill geworden ist, hängt wohl mit meinem Studium zusammen. Im dritten Semester 2013 hatten wir damals ein Metallbauprojekt, wo ich einen Grill gebaut habe, den man auf dem Gepäckträger montieren konnte. Die Idee ist dann ein paar Jahre eingeschlafen, bis ich im Winter 2017 ein Auslandssemester in Dänemark gemacht habe und mein Mitbewohner mich auf einen Hackathon von Startup Weekend mitgenommen hat. Ich habe da dann meine Idee des portablen Grills gepitcht und mit einem Team aus zwei weiteren Leuten das ganze Wochenende an der Idee gearbeitet. Am Ende haben wir das Startup Weekend sogar gewonnen und das war dann der Startschuss für Knistergrill.

Januar 2018 sind die anderen aus ihrem Team ausgestiegen, warum haben Sie weiter gemacht?

Dank dem Feedback von vielen Menschen und auch dem Sieg des Hackertons war ich 100% überzeugt von dem Produkt und wollte mit Vollgas durchstarten.  Für mich war es zudem der perfekte Zeitpunkt zum Gründen. Ich war mit dem Studium fertig und musste nur noch meine Bachelorarbeit schreiben, die ich dann auch über Knistergrill geschrieben habe.

Haben Sie die Entscheidung je bereut weiterzumachen, nachdem die anderen Teammitglieder ausgestiegen sind?

Es war demotivierend und beängstigend am Anfang ganz allein dazustehen. Ich habe sie noch ein paar Wochen lang mitgezogen und versucht zu motivieren aber sie haben dann selbst gemerkt, dass sie mit meiner Energie für das Projekt nicht mithalten konnten. Bereut habe ich es auf keinen Fall. Nachdem ich wusste, woran ich bin, bin ich einfach alleine durchgestartet und hab schon nach 3 Monaten eine Kickstarter Kampagne gelauncht und kurz darauf sogar schon die ersten Produkte ausgeliefert. 

Wie war es für Sie, allein zu gründen?

Während dem Aufbau der Firma suchte ich in den ersten zwei Jahre noch den „den perfekten Mitgründer“. Die Start-up-Welt lebt es einem so vor, dass man mindestens zu zweit gründen sollte, um zum Beispiel ein Investment oder Fördergelder zu bekommen. Als Solo-Gründerin ist all das deutlich schwieriger bzw. nahezu unmöglich. Da sind viel Zeit und viel Energie bei draufgegangen, gefunden habe ich ihn/sie leider nicht.  Je fortgeschrittener das Unternehmen ist, desto schwieriger wird es auch den neuen Mitgründer/in in deinen Cap-Table zu holen. Spätestens nach der ersten Seed-Runde ist es aber fast unmöglich Mitgründer real zu beteiligen. Es hat aber auch viele Vorteile, allein zu gründen. Man kann zum Beispiel schneller Entscheidungen treffen und vergeudet nicht unzählige Stunden mit Gesellschafterverträgen und beim Notar. Wenn man jemanden ins Boot holt, muss das 100%ig passen – jeder Zweifel oder ein schlechtes Bauchgefühl ist ein Zeichen, dass es nicht der perfekte Co-Founder ist. Lieber keinen Co-Founder als jemand, der nicht perfekt passt. Heute beschäftigt mein Start-up 5 Mitarbeiter und 6 enge Freelancer.

Der Knistergrill im Einsatz

Wie unterscheidet der Knistergrill sich von anderen Grills? 

Wir sind unter dem Strich der Grill, der das beste mobile Grillerlebnis bietet. Angefangen bei der Essens- und Grillqualität bis zu den unterschiedlichen Anwendungsbereichen des Grills. Er lässt sich leicht mit dem Fahrrad mitnehmen oder auch zuhause auf dem Balkon benutzen. Das Besondere ist, dass man den Grill auf die doppelte Größe ausziehen kann und alles zu 100% in Deutschland gefertigt wird.

Sie werben auf Ihrer Webseite mit Nachhaltigkeit. An sich ist aber weder das Verfeuern von Gas noch von Kohle nachhaltig.

Der Verzicht auf Konsum wäre immer nachhaltiger als Konsum per se. In dieser Branche versuchen wir der nachhaltigste Grill zu sein, mit allem was wir können. Der größte Impact sind bei uns die Transportwege. Wir haben in ganz Deutschland mehrere Lager und Lieferanten, um die Transportwege so kurz wie möglich zu halten. Ein Grill ist bei uns maximal 400 Kilometer unterwegs und das schafft sonst niemand. Zudem hat der Grill hat eine Lebenszeit von bis zu 20 Jahren. Wenn etwas kaputt geht, bekommt man Ersatzteilevon uns erstattet. Auch die soziale Nachhaltigkeit spielt bei uns eine Rolle. Wir arbeiten mit zwei Förderwerkstätten zusammen in der Nähe von München und kennen bei jedem unserer deutschen Produzenten die guten Arbeitsbedingungen. 

Wo sehen Sie sich in drei Jahren? 

In drei Jahren sehe ich uns als Outdoorbrand mit einem größeren Produktportfolio und mit allem rund ums Essen, Unterwegs und Draußen sein mit der Verbindung zwischen Stadt und Natur. Und der Knistergrill soll in ganz Europa vertrieben werden.

Was war Ihre größte Herausforderung?

Ich habe schon viele Höhen und Tiefen hinter mir: Den einen Tag macht man eine halbe Millionen Umsatz, und im nächsten Tag brechen alle Lieferketten wegen makroökonomischen Problemen, Pandemien, Kriegen oder Lieferembargos. Nach wie vor ist dieses Höhen und Tiefen durchstehen und auch allein in der gesamten Verantwortung zu stehen die größte Herausforderung. Ich versuche in Krisensituationen sehr ruhig zu bleiben, Probleme nicht persönlich zu nehmen, paar Schritte zurückzugehen und das Ganze von oben zu betrachten. 

Welche Tipps geben Sie anderen Gründern mit auf den Weg?

Es ist unfassbar wichtig, dass man nah am Kunden arbeitet und sein Produkt schnell auf den Markt bringt. Das Produkt soll schnell den Fit bekommen, und nicht erst eine jahrelange Entwicklung hinter sich haben, bis man dann merkt, dass es niemand braucht. Das zweite ist, fang so früh es geht mit Sales an. Vertrieb ist anfangs ätzend und schwierig und man wird oft hinfallen und Absagen bekommen, aber wenn man es schafft, Umsätze zu erzielen, ist das die beste Bestätigung, die man hast. Ich behaupte, wenn man als Konsumgüter-Brand durch Fundraising den Betrag X erzielt hat, hätte man in derselben Zeit den dreifachen Umsatz über Vertrieb erzielen können. Der letzte Tipp ist, die Gründung als Reise zu betrachten und nicht alles immer persönlich zu nehmen. 

Vielen Dank für das Gespräch!

Zur Person: Carolin Kunert ist studierte Industriedesignerin und gründete 2018 ihr Start-up Knistergrill. Sie ist verantwortlich für Managementthemen, Produktentwicklungen und den Vertrieb mit großen Handelsketten. 


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