„Timing kann ausschlaggebend für Erfolg oder Misserfolg sein“

Das Stuttgarter Start-up Metergrid will es Vermietern ermöglichen, Strom für ihre Mieter anzubieten. Kann das klappen?

Hohe Energiepreise, Inflation, Krise: Momentan versuchen viele Menschen zu sparen und überlegen, wie sie alternativ an Strom kommen können. Metergrid hat da so eine Idee. Im Startbase-Interview erzählt Co-Gründer Julian Schulz von den Anfängen des Start-ups, dem Geschäftsmodell und warum das Timing bei der Gründung eine so große Rolle spielt.

Herr Schulz, wie kamen Sie auf die Idee, ein Start-up im Bereich Mieterstrom zu gründen?

Auf die Idee gekommen sind wir durch einen Vermieter, der Räume an die Universität Stuttgart vermietet. Dieser brachte uns auf das Problem, dass es für private Vermieter keine Möglichkeit gibt, ihren Mietern Strom anzubieten. Wir wollen das lösen.

Wie erklären Sie jemandem, der keine Ahnung vom Thema hat, was ihr Start-up leistet?

Unsere Kunden sind private Vermieter und kleinere Immobiliengesellschaften. Früher hat der Versorger eine Immobilie mit Energie versorgt. Heute ist es möglich, dass die Immobilien sich selbst versorgen. Der Verkauf von Strom an Mieter ist nicht so einfach wie man denkt und hier kommen wir ins Spiel. Es gibt Regularien, Messtechniken und Software zur Verwaltung. Wir unterstützen und machen es möglich, selbständig Strom an Mieter zu verkaufen. Der Vermieter hat damit ein zusätzliches Geschäftsmodell und die Mieter günstigeren Strom. Mittlerweile setzen wir viel früher an und helfen den Kunden bei der Umsetzung eines solchen Projektes und decken dabei alle Bereiche ab, von der Planung und Wirtschaftlichkeitsprüfung, über die Vermittlung eines Installateurs bis zu den Verträgen für die Mieter.

Ein Projekt von Metergrid.
Ein Projekt von Metergrid.

Können Sie das Vorgehen an einem konkreten Projekt erklären?

Der Kunde möchte eine Alternative für sich und seine Mieter zur Energieversorgung finden. Er googelt also Mieterstrom und stößt dabei auf uns. Auf unserer Webseite bekommt er auf Wunsch einen Beratungstermin. Hierbei wird ihm vorgestellt wie das Projekt funktioniert und ablaufen wird und ob das Ganze für ihn auch wirtschaftlich ist. Wenn er schon einen Solateur hat, können wir direkt ein Angebot machen und in die Projektumsetzung starten, andernfalls vermitteln wir unseren Kunden auch Solateure aus unserem Netzwerk. Danach berechnen wir Strompreise für die Mieter und fertigen Verträge an. In unserer Software kann der Vermieter unter anderem tagesaktuell den Strom bei den entsprechenden Mietern ablesen und Rechnungen versenden.

Wie sieht Ihr Geschäftsmodell aus?

Von der Registrierung deine Erzeugungsanlage bis zur Abrechnung mit deinen Mietern - alles in einer Software.

Wir haben drei Preisbausteine. Als erstes die Onboarding-Pauschale, die immer dieselbe ist, da unsere Projekte standardisiert sind und das Geschäftsmodell dadurch skalierbar ist. Dann kommt eine Gebühr für die Technik dazu und schlussendlich eine monatliche Gebühr für die Software pro Mieter.

Eignet sich jede Art von Haus für ein Projekt mit Metergrid?

Es gibt physische Voraussetzungen mit beispielsweise der Statik, sprich die Frage ob auf dem Haus überhaupt eine PV-Anlage gebaut werden kann. Dies prüft ein Solateur und wir prüfen parallel, ob eine PV-Anlage wirtschaftlich wäre und sich ein solches Projekt für den Vermieter lohnt.

Ab wann lohnt sich ein solches Projekt für einen Vermieter?

Im Jahr 2019 vermieteten fast 5,2 Millionen Haushalte in Deutschland eine oder mehrere Immobilien. Diese Haushalte sprechen wir mit unserer Zielgruppe an und für den großen Anteil, ab zwei Parteien, lohnt sich ein solches Projekt.

Auf Ihrer Website werben Sie mit „bis zu 12% Rendite“. Wie kommen Sie darauf?

Die Rendite setzt sich aus den Investitionskosten abzüglich aller Kosten über die Laufzeit zusammen. Im Wohnbereich sehen wir die Rendite zwischen fünf und 12 Prozent und im Gewerbebereich sogar bis zu 20 Prozent. Anhand der bisherigen Projekte ließ sich eine so hohe Rendite auch immer erwirtschaften. Jedoch können wir es nicht garantieren, daher „bis zu“.

Anfang des Monats haben Sie eine Finanzierungsrunde abgeschlossen. Was sind die nächsten Schritte?

Die Software von Metergrid.

Mit dieser Finanzierungsrunde wollen wir die Skalierbarkeit unserer Lösung erhöhen. Auf der einen Seite bauen wir über neue Mitarbeiter ein PV-Partner-Netzwerk auf, sodass auch Projekte zeitnah umgesetzt werden können und unsere Software in Verwendung gerät. Auf der anderen Seite muss die Skalierbarkeit auch in der Software selbst umgesetzt werden. Eine neue Finanzierungsrunde ist dann für das erste Quartal 2023 geplant.

Was haben Sie bei der Gründung gelernt?

Mein größtes Learning war das Thema Timing: Vor ein paar Jahren wurden wir mit der Frage konfrontiert, ob unser Geschäftsmodell eher eine Nische oder den großen Absatzmarkt bedient. Die aktuellen Ereignisse bezüglich der Energiekrise führen zu stark vermehrten Kundenanfragen. Aus unternehmerischer Sicht galt es dabei, die damit einhergehende Problematik früh zu erkennen und folglich einzugreifen. Timing und gezieltes Eingreifen können ausschlaggebend für Erfolg oder Misserfolg sein.

Welchen Fehler hätten Sie rückblickend gerne vermieden?

Ich würde früher anfangen, groß zu denken. Die Mentalität, mit der ich aufgewachsen bin und auch von anderen Unternehmen mitbekommen habe, legte den Fokus mehr auf Stabilität als auf Wachstum. Wir haben von Anfang an gute Finanzpläne aufgestellt, sind jedoch nicht davon ausgegangen, ein relevanter Player zu werden. Irgendwann änderte sich diese Einstellung und wir fingen an, uns auf das Ziel eines stetigen Wachstums zu konzentrieren, gebunden an die Entschlossenheit, ein relevanter Player auf dem Markt zu werden.

Wo sehen Sie Ihr Start-up in drei Jahren?

Ich sehe Metergrid als den Ansprechpartner und Kompetenzpartner für private Vermieter in Deutschland beim Thema Mieterstrom. Die Namen Metergrid und Mieterstrom sollen so miteinander verwachsen wie Google und „Suchen“. 



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