„Wir sehen uns als Zebra“

Geht es nach Meatapp-Gründern Wojciech Konieczny, Manuel Rühl und Julian Bonn, gehören Fleischgenuss und Tierwohl zusammen. Aber lässt sich das mit einem Onlinehandel für Metzgereiprodukte erreichen? 

Mit Meatapp hat sich das Gründertrio einen Traum erfüllt. Die drei Schulfreunde genießen es, zusammen zu grillen, am besten mit dem Fleisch vom Lieblingsmetzger. Was aber, wenn man plötzlich wegzieht und der Metzger keinen Online-Shop hat? Nicht mit uns dachten sich die Jungs und haben einen Marktplatz für hoch qualitative Metzger entwickelt, die strengen Kriterien entsprechen sollen und eigenhändig geprüft werden.

Viele junge Unternehmen versuchen sich an Fleischersatzprodukten, vegan zu sein, liegt im Trend. Sie setzen auf Fleisch, warum?

Wojciech Konieczny: Vegan ist auf jeden Fall ein Trend. Aus unserer Sicht geht der Trend aber eher zu bewussterer Ernährung. Es geht nicht darum, kein Fleisch zu essen. Diejenigen, die Fleisch essen möchten, sollen die Möglichkeit bekommen, auch gutes Fleisch zu kaufen. Und dazu gehört auch, dass die Tiere ein gutes Leben hatten. 

Wie wählen Sie die Metzger aus?

Das Motto von Meatapp.

Konieczny: Manuel Rühl hat bei einem Metzgerei-Großhändler ein duales Studium gemacht und anschließend dort zwölf Jahre gearbeitet. Ich selbst war dort später Assistent der Geschäftsführung. Wir können also durchaus sehr gute von weniger guten Metzgern unterscheiden. Begonnen haben wir mit den Metzgern, die wir aus der Branche schon kannten. Mittlerweile haben wir zusammen mit einer Biologin, die zum Thema Tierwohl promoviert hat, einen Kriterienkatalog entwickelt. Den werden wir in den nächsten Tagen für die ersten Metzger online stellen, um noch mehr Transparenz für unsere Kunden zu gewährleisten. Bevor wir einen Metzger aufnehmen, gibt es viele gemeinsame Gespräche. Außerdem schauen wir uns die Höfe an, wo die Tiere herkommen und hinterlegen das mit Video- und Content-Material, damit Endverbraucher sehen können, wie die Tiere leben.

Viele kleine Metzger haben keinen Onlineshop, weil sich auch der Vertrieb über große Distanzen nicht lohnt.  Wie funktioniert der Transportbei Ihnen?

Konieczny: Wir arbeiten mit einem jungen Unternehmen aus München zusammen, das die Verpackungen nachhaltig gestaltet. Kunden können die später im Papiermüll entsorgen. Sobald eine Bestellung ausgelöst wird, gelangt sie direkt zum Metzger, der sie fertig macht. Die wird dann von DHL-Express abgeholt und ist binnen 24 Stunden beim Kunden. Gekühlt wird die Ware mit Kühlakkus aus Wasser und Gel, die später auch recycelt werden können.

Gibt es Geld zurück, wenn DHL sich doch einmal verspätet und die Kühlkette unterbrochen ist?

Konieczny: Das kommt zum Glück selten vor. Wir, bei Meatapp, klären jede Art von Fehllieferung persönlich und individuell, aber immer kundenorientiert. Heißt wir tun alles, damit der Kunde bei Fehlern in der Kühlkette oder der Lieferung am Ende zufrieden mit der Nachlieferung, und besonders mit unserem Einsatz und dem Service, ist.

Sie selbst haben auf Ihrer Website den hohen Preisdruck genannt, warum Menschen eher im Supermarkt als beim Metzger Fleisch kaufen. Jetzt sind Sie aber auch nicht billig. Wie passt das zusammen? 

Konieczny: Wer Qualität will, er muss auch dafür zahlen. Wenn man sich beim Supermarktfleisch anschaut, wie die Tiere gelebt haben unter welchen Bedingungen, da muss man es sich schon zweimal überlegen, ob man das wirklich essen will. Unsere Metzger bieten ihre Ware bei uns für einen geringen Aufpreis zum Ladenpreis an. Die Metzger zahlen einen Betrag zum Onboarden an uns und sind dann in der Preisgestaltung völlig frei. Wir bekommen zusätzlich eine kleine Provision der verkauften Produkte. Wenn ein Metzger nichts verkauft, dann verdienen wir auch nichts. 

Das Angebot bei Meatapp ist sehr vielseitig.

Was genau bieten Sie den Metzgern auf ihrer Plattform?

Konieczny: Unsere Aufgabe und Kernkompetenz ist es, den Verbrauchern zu zeigen, was sie sonst nicht zu sehen bekommen. Neben dem Versand und der IT hinter der Webseite sehen wir uns auch als eine Medienagentur, die Content für Metzger kreiert. Bisher konnten wir nur wenigen Metzgern die Nutzung dieses Angebotes anbieten, da erst die technische Infrastruktur geschafft werden musste. Wenn sie es wollen, bieten wir ihnen ein Rundum-sorglos-Paket an, von den Bildern, über Texten bis zu den Kennenlernvideos. 

Was war Ihre größte Herausforderung beim Gründen?

Konieczny: Das Thema Zeit. Durch einen Hauptjob, Kinder und dann parallel noch ein Start-up gründen, ist eine große Herausforderung. Uns hat in die Karten gespielt, dass wir privat beste Freunde sind und daher die Kommunikation super lief und man sich auch direkt alles sagen konnte, egal ob gut oder schlecht. Durchzuhalten, war auch eine große Herausforderung. Das erste halbe Jahr haben wir ohne irgendeinen Impact gearbeitet und hier muss man dranbleiben und sich durchkämpfen.

Wo sehen Sie sich in drei Jahren?

Konieczny: Wenn jemand ein Grillfest veranstalten will, soll er sofort an Meatapp denken. Zum anderen wollen wir einen möglichst großen Impact auf den Fleischkonsum haben, sprich den Leuten bewussten Fleischkonsum näherbringen. Wir wollen kein Einhorn werden, sondern sehen uns als Zebra. Die Zebra-Denke bedeutet nachhaltiges skalieren, nichts übereilen und alles mit Bedacht angehen. Wenn wir dafür sorgen können, dass weniger Fleisch gegessen wird und dafür in einer besseren Qualität, dann können wir etwas Gutes tun. 

Zur Person:

Wojciech Konieczny gründete im Jahre 2019 das Start-up perxoom, aus dem er 2021 augestiegen ist. Zwei Jahre später, im Jahr 2021 gründete er zusammen mit seinen besten Freunden Julian Bonn und Manuel Rühl sein zweites Start-up Meatapp. 


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