„Wir wollen keinen Exit, wir wollen Impact“

Bean United will nicht nur qualitativ hochwertigen Kaffee anbieten, sondern gleichzeitig die Welt verbessern. Wie das gelingen soll, erklärt Gründer Thomas Greulich im Interview.

Fairen Kaffee verkaufen und Geld spenden, reicht den Brüdern und Gründern von Bean United Thomas und Philipp Greulich nicht aus. Sie wollen mehr tun und packen vor Ort in den Projekten mit an. Mit ihrem Start-up unterstützen sie Bildungsprojekte, um den Menschen eine Chance auf ein selbstbestimmtes Leben zu geben.

Warum haben Sie Ihr Start-up gegründet?

Greulich: Wir wollten Unternehmertum mit sozialem Impact kombinieren. Deshalb wollten wir ein Start-up gründen, das auf einem sozialen Zweck basiert und über ein Alltagsprodukt einen Impact erschaffen kann. Unser Start-up besteht auf einem „1-zu-1-Gedanken“, sprich mit jedem verkauften Kilogramm Kaffee wird ein social Impact erzeugt, der dem Kunden direkt aufgezeigt wird.

Wie wählen Sie die nachhaltigen Projekte aus, die Sie unterstützen?

Kinder der Schule in Burundi.

Greulich: Wir recherchieren im Voraus sehr viel. Aktuell sind wir in Burundi aktiv, die Recherche dazu hat ein halbes Jahr gedauert. Wir wollen nicht nur Geld überweisen, sondern mit den Menschen vor Ort persönlich sprechen. Außerdem brauchen wir die Möglichkeit, vor Ort emotionalen Content zu kreieren. Dafür schauen wir, was NGOs dort ganz konkret leisten. In Burundi, zum Beispiel, arbeiten wir zusammen mit der Welthungerhilfe und sorgen für eine warme Mittagsmahlzeit für die Kinder. Über eine Sozialabgabe in Höhe von 2,50 Euro pro Kilo Kaffee der Firmenkunden können wir zehn Mahlzeiten finanzieren. Also kann ein Kind für zwei Wochen lang eine warme und nährreiche Mahlzeit bekommen. Seit Start des Projektes haben wir 885.000 Schulmahlzeiten ermöglicht.

Was können Sie uns über die Zusammenarbeit mit der Redi School erzählen?

Das "Digital Women Program" der ReDi School.

Greulich: Über die Jahre haben uns viele Firmenkunden angesprochen, ob es auch mögliche wäre einen sozialen Impact in Deutschland zu schaffen. Wir suchten darauf ein Projekt, dass langfristig ausgelegt ist und dass wir für sinnvoll halten. Wir wollen Menschen nachhaltig helfen und ihnen Chancen ermöglichen. Hier sehen wir einen großen Anteil in der Bildung. Mit einer guten Bildung hat man die Möglichkeit sich eine eigene, bessere Zukunft zu schaffen. In Deutschland haben wir sehr viele Flüchtlinge, die gerne arbeiten würden, aber nicht ausreichend qualifiziert sind für die offenen Stellen. Zudem herrscht hierzulande ein Mangel an IT-Fachkräften. Die Redi School setzt genau da an. Hier können Frauen mit Migrationshintergrund oder Flüchtlingshintergrund in einem Jahr digitale Skills erlernen. Für 2.500 Euro pro Jahr können wir einer Frau diese Möglichkeit bieten und sie damit fit für den Arbeitsmarkt machen. Das ist mit einem jährlichen Kaffeekonsum von einer Tonne möglich.

Können Ihre Kunden selbst entscheiden, ob Sie lieber das Projekt in Burundi oder die Redi School unterstützen wollen?  

Greulich: Unser Hauptprojekt in Burundi wird durch unsere Privatkunden unterstützt, hier findet man dann auch auf der Verpackung die Hintergründe rund um Burundi. Größere Kunden dürfen auswählen, ob sie mit ihrem Kauf Burundi oder die Redi School unterstützen möchten. Für die Zukunft ist geplant, dass wir diese Auswahlmöglichkeit auch im Online-Shop sowohl den Privat- als auch Firmenkunden anbieten.

Sie geben an, ein gemeinwohlökonomie-bilanzierendes Unternehmen zu sein. Was genau bedeutet das?

Greulich: Im Grunde gibt es einen Fragekatalog mit 80 bis 100 Fragen in verschiedenen Kategorien wie zum Beispiel Lieferantenbeziehungen, Mitarbeiter in Bezug auf Umgang und Flexibilität. Die Fragen bringen unterschiedlich viele Punkte. Am Ende bekommt man eine Bilanz und eine Punktezahl, woran die Nachhaltigkeit und Fairness gemessen werden. Diese Werte können Unternehmen dann nutzen, um Verbesserungspotential zu identifizieren. Alle zwei Jahre gibt es eine neue Befragung. Für uns ist es eine gute Basis, auf der wir unseren Status quo analysieren und neue Ziele definieren können

Sie geben einen Teil Ihres Umsatzes an Projekte wie Burundi ab, wollen aber den Kaffee trotzdem zu Marktpreisen verkaufen. Warum machen Sie ihn nicht teurer?

Kaffeebohnen aus Guatemala.

Greulich: Wir müssen einen Preis finden, der sowohl für die Kunden attraktiv ist und trotzdem Gutes tun kann. Wir haben uns für das Privatkundensegment an den Preisen der Kaffeeröstereien orientiert und sind mit unseren teilweise sogar darunter. Im B2B Bereich sind die Preise abhängig vom Volumen und hier haben wir noch eine geringere Marge von vielleicht zwei bis-drei Euro pro Kilo. Nach unserem Ansatz bekommen die Kaffeebauern einen fairen Preis, deutlich über den Fairtrade-Preisen, und wir bzw. die Konsumenten im Gegenzug dafür eine entsprechend gute Qualität.

Funktioniert das Geschäftsmodell, sodass Sie sich selbst finanzieren können? Der Kaffee im Einkauf kostet Sie schon 5€/Kilo.

Greulich: Mein Bruder und ich teilen uns die Firma zu 50 Prozent. Aktuell investieren wir viel, damit wir neue Mitarbeiter einstellen und mehr Marketing betreiben können. Wir brauchen mehr Aufmerksamkeit. Derzeit stecken wir mehr rein als raus kommt, aber sehen es als Vorfinanzierung von unserem Markenaufbau. Bisher konnten wir uns über Bootstrapping halten, aber ein langer Atem ist sehr wichtig, wenn man nicht mit Investoren arbeitet. 

Ihnen geht es also mehr darum, im philanthropischen Sinne etwas zu erreichen, als ein profitables Unternehmen aufzubauen? 

T. Greulich und Kaffe-Bauer Marcial.

Greulich: Bei Bean United geht es darum, über ein soziales Geschäftsmodell und als Sozialunternehmen den maximal möglichen sozialen Impact zu ermöglichen. Da wir keine Charity oder NGO sind und ohne philosophische Spender oder Investoren agieren, hängt unser Bestehen und Erfolg zu 100% von der Profitabilität des Unternehmens ab. Bean United war von Anfang an profitabel, was anfänglich natürlich mit Bootstrapping einherging. Nach zwei schwierigen Jahren der Pandemie ist 2022/23 durch Investitionen in neues Personal und Ressourcen ein größerer Wachstumsschritt geplant. Zudem ist das größte Jahresziel 2022 die 1 Millionste Schulmahlzeit in Burundi ermöglicht zu haben.

Wo wollen Sie mit Bean United in drei Jahren stehen?

Greulich: Wir wollen das Impact-Produkt „social coffee“ in drei Jahren etablieren, damit es jeder kennt und Bean United salonfähig ist, sowohl im Großkunden- als auch im Privatkundenbereich. Wir wollen unsere Wirkung jedes Jahr verdoppeln, sodass wir in drei Jahren bei 100 Tonnen Kaffee sind und eine Viertel Million in Impact finanzieren können. Aktuell beschäftigen wir 15 Leute, vor allem in unserem Café in München. Auch dort wollen wir unser Kernteam vergrößern. Eine weitere Idee ist, dass wir Leute vor Ort bei den Anbau- und Projektgebieten einstellen.

Was war Ihre größte Herausforderung beim Gründen?

Greulich: Die Preissensibilität ist ein Challenge, da viele Geschäftskunden sehr niedrige Kaffeepreise gewöhnt sind. Dieser Herausforderung begegnen wir mit einer großen Mission, einem wertebasierten Qualitätsprodukt und innovativen Extras, wie unserem beliebten „Impact Certificate“, das den sozialen Beitrag des jeweiligen Kunden, in Anzahl der finanzierten Schulmahlzeiten,  exakt wiedergibt und zu teilen ermöglicht.

Zur Person:

Thomas Greulich gründetet im Jahr 2018 zusammen mit seinem Bruder Philipp das Social-Impact Start-up „Bean United“. Ihre Karriere haben beide Brüder bei Red Bull gestartet und verwirklichen sich mit ihrem eigenen Unternehmen einen Traum.



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