Start-up of the Month: SenseING

Das Karlsruher Start-up SenseING hat es sich zur Aufgabe gemacht, Fehler in der Lieferkette zu reduzieren und entwickelt hierfür IoT-Lösungen, welche branchenübergeifend eingesetzt werden können. Im Interview spricht Sven Kruse, der zusammen mit Kiryl Deschuk und Ivo Frank das Unternehmen 2021 gründete, über die Entstehung und die Ziele von SenseING.

Wie kamen Sie auf die Idee, ein Start-up im Bereich der IoT-Lösungen zu gründen?

Unsere Idee entstand im Rahmen eines Hackathons am WBK Institut für Produktionstechnik des KIT. Damals haben wir, Kiryl Deschuk und ich, uns mit Fehlern in der Lieferkette beschäftigt und die Hypothese aufgestellt, dass viele Fehler beim Transport passieren. Wo genau, ist am Ende jedoch meist unklar. Wir haben uns Gedanken gemacht, wie man die Fehleranalyse gestalten kann und kamen schnell zum Ansatz des Trackings. Daraufhin haben wir eine Palette mit Sensoren und Telematikmodulen ausgestattet, die Daten sammeln, live übertragen und bei Überschreitung vordefinierter Grenzwerte Alarm auslösen. Mit dem Konzept konnten wir die Jury überzeugen. Aus den damaligen Basteleien sind heute Serienprodukte entstanden, welche in enger Zusammenarbeit mit unseren Kunden entwickelt wurden.

Wie erklären Sie jemandem, der keine Ahnung vom Thema hat, was ihr Start-up leistet?

Hierfür müssen wir uns zunächst einmal das Thema Internet of Things (IoT) anschauen. Unter IoT versteht man die Vernetzung von Gegenständen, wie zum Beispiel Werkzeugen, Transportboxen, Fahrzeugen und so weiter. Vereinfacht gesagt: Ein Gerät bekommt also die Fähigkeit, Auskunft über beispielsweise den Standort zu geben, welche Temperatur die Umgebung gerade hat oder ob es sich bewegt.

Um ein Objekt zu vernetzen, benötigt es immer mehrere Ebenen in der digitalen und physischen Welt – also Hardware und Software. Bei der Hardware sind Sensoren, Telematik und die Energieversorgung essenziell. Also „was wird gemessen“, „wie werden die Daten weitergeleitet“ und „Wie kann das System ohne Stromkabel betrieben werden“. In der Software müssen Daten empfangen, gespeichert und ausgewertet werden, um aus den Daten wertvolle Informationen abzuleiten.

Durch viele unterschiedliche Technologien und viele spezifische Anbieter ist es sehr schwierig, die genannten Ebenen zusammenzuführen. Und das ist genau der Punkt, an dem unsere Lösungen ins Spiel kommen, denn wir bieten im Vergleich zu unseren Wettbewerbern IoT-Lösungen als Komplettservice an: von der Hardware über Software und Wartung bis hin zur Inbetriebnahme.

Können Sie das Vorgehen an einem konkreten Projekt erklären?

Der LoRa-Tracker zur Überwachung von Geräten und Waren in Verbindung mit der IoT-Plattform "SenseCloud" von SenseING.

Unsere Kerninnovation, der „träck – LoRa Tracker“, wird zum Beispiel primär in der Baubranche eingesetzt. Unser Projektpartner Peter Gross Bau definierte die initialen Anforderungen an ein neues Tracking-System für Kleingeräte in der Baubranche. Denn dort kommt es vor allem bei der gleichzeitigen Abwicklung von vielen Projekten hin und wieder vor, dass der Standort von Kleingeräten unbekannt ist und viel Zeit mit der Suche und Verrechnung von Geräten aufgewendet wird. Unsere Lösung ist ganz einfach: Alle Kleingeräte erhalten einen Sender, den sog. „träck“. Alle Baustellen und Bauhöfe werden mit Empfängern – sogenannten Gateways – ausgestattet.

Das Gateway erfasst also Geräte, welche sich auf einer Baustelle befinden und ordnet sie den entsprechenden Koordinaten zu. Zudem erfassen wir Daten über die Nutzung der Geräte, diese werden langfristig dabei helfen, die Größe des Geräteparks bedarfsgerecht anzupassen.

Unsere Lösung hat eine große Reichweite, die Tracker funken in einem Radius von bis zu 1.500 Metern. Das ist gerade in der Baubranche bei weitläufigen Baustellen von großer Wichtigkeit.

Wie sieht Ihr Geschäftsmodell aus?

Wir bieten unsere Lösungen in einem Everything-as-a-Service-Modell an. Dabei stellen wir die Hardware-Komponenten kostenlos zur Verfügung und berechnen eine monatliche Gebühr für die Wartung der Geräte und Bereitstellung der Daten.

Eignen sich die Trackinglösungen für jede Branche?

Grundsätzlich sind die Lösungen auf die Branchen Logistik und Bauindustrie ausgelegt. Eine Beschränkung auf die Branchen besteht jedoch nicht. Unsere Lösungen können also nahezu in jeder Branche eingesetzt werden.

Ab wann lohnt sich ein solches Projekt für einen Kunden?

Anwendung des LoRa-Trackers.

Das hängt von vielen Faktoren ab und welches Ziel mit der Lösung verfolgt wird. Bei vielen unserer Kunden geht es um die Steigerung der Effizienz, bei anderen um reine Dokumentationsprozesse, welche für Zulassungen erforderlich sind, wie z.B. in der Lebensmittellogistik.

In der Lebensmittellogistik lohnt es sich immer, den Prozess der Dokumentation zu automatisieren, bei Bauunternehmen empfehlen wir eine Inventargröße von ca. 200 Geräten und mindestens 10 parallelen Projekten.

Die Serienproduktion der Trackinglösung läuft bereits, können Sie uns mehr darüber erzählen?

Im September starteten wir die Produktion von 20.000 „träck-LoRa Trackers“. Dabei produzieren wir weitestgehend in Deutschland. Die ersten Trackinglösungen sind bereits erfolgreich in Betrieb genommen.

Wo sehen Sie die SenseING GmbH in drei Jahren?

In drei Jahren sehen wir uns als deutschen Marktführer für IoT-Lösungen im Managed Service. Neben der Bauindustrie und der Lebensmittellogistik sind wir federführend in der Labor- und Pharmatechnik für die Überwachung und Dokumentation von Transportbedingungen und MAK-Werten (Maximale Arbeitsplatz-Konzentration) tätig.

Was war bisher Ihr größter Erfolg?

Unser bisherig größter Erfolg ist, dass wir unser Team im Jahr 2022 eigenfinanziert auf elf Mitarbeiter erweitert haben und gleichzeitig, ebenfalls eigenfinanziert, die Serienproduktion gestartet haben.

Vielen Dank für das Interview!


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