Darum hat Mädchenflohmarkt derzeit massive Probleme

Die Plattform für Second-Hand-Mode zahlt offenbar seit Wochen einige ihrer Verkäuferinnen nicht aus. Die sind frustriert und wütend. Nun erfuhr Startbase den Grund für die Komplikationen. 

Das Start-up Mädchenflohmarkt war lange Zeit eine reine Erfolgsgeschichte. In den vergangenen zehn Jahren profitierte die Plattform für Second-Hand-Mode vom Trend zu mehr Nachhaltigkeit. Rund zwei Millionen Nutzerinnen und Nutzer hat das Portal inzwischen – und die verkaufen und kaufen mittlerweile so viele gebrauchte Klamotten über Mädchenflohmarkt, dass die Firma im September 2021 sogar vermelden konnte, dass sie profitabel ist – unter Start-ups ein ganz eigener Meilenstein. Obendrein gab es noch eine Finanzierung, bei der Momox-Gründer Christian Wegner als neuer Investor einstieg. Kurz: Es hätte besser kaum laufen können. 

Doch mit dem Start ins neue Jahr begannen die Probleme bei Mädchenflohmarkt, die bis heute anhalten. Das Start-up zahle sie nicht aus, beschweren sich Nutzerinnen gegenüber Startbase und auch auf Bewertungsplattformen. Es droht ein Imageschaden. Mädchenflohmarkt weist die Anschuldigungen auf Anfrage zurück, sieht sich als Opfer von Betrügern und hat die Polizei eingeschaltet. Was ist da also los bei dem Stuttgarter Start-up? 

Eigentlich will Mädchenflohmarkt die Verkäuferinnen laut Webseite auszahlen, sobald die Kundinnen ihr Produkt erhalten und bestätigt haben, dass damit alles in Ordnung ist. Mädchenflohmarkt agiert dabei als eine Art Treuhänder, damit Käuferin und Verkäuferin den Handel möglichst sicher abwickeln können und kassiert dafür eine Provision von zehn Prozent. 

Die Nutzerinnen bewerten Mädchenflohmarkt im Internet schlecht

Doch während die Käuferinnen ihre Produkte bekamen, warteten die Verkäuferinnen nicht ein paar Tage, sondern Wochen auf ihre Zahlungen – teilweise bis heute. Das führte auf Bewertungsplattformen wie Trustpilot zu vielen schlechten Kommentaren. Von den rund 3300 Bewertungen sind dort 28 Prozent als „ungenügend” gekennzeichnet, es gibt nur einen von fünf Sternen. Wer sich dann durch die Kommentare scrollt, findet viel Sorge, Wut und Frustration bei Nutzerinnen, die Mädchenflohmarkt bisher gern genutzt haben und eigenen Angaben zufolge auf Hunderte oder Tausende Euro warten. 

Eine Nutzerin schreibt beispielsweise: „Ich bin auch total wütend. Habe zum ersten Mal was über Mädchenflohmarkt verkauft. Hätte ich das gewusst, dass ich so lange auf mein Geld warten muss, hätte ich es nicht gemacht”. Eine andere schreibt, dass ihre Auszahlung schon drei Wochen auf sich warten lasse und formulierte damit noch einen der eher harmloseren Kommentare. Der Rest der Spalte liest sich eher so: “Schweinerei!!kundenservice antwortet mit irgendwelchen Ausreden!werde Anzeige erstatten u einen Anwalt einschalten!”, schreibt eine Nutzerin. Eine andere kommentiert bei Trustpilot: “NIEWIEDER !!!! FINGER WEG ! GELD KOMMT NICHT !”

Gleich mehrere Bewertungen fordern Sammelklagen, anwaltliche Schritte und spekulieren wild über finanzielle Probleme. Maria Spilka, die das Start-up mit Peter Ambrozy und Thorsten Lückemeier 2012 gegründet hat, ist überrascht von einem solchen Ausmaß an Anschuldigungen, die sie gegenüber Startbase sofort zurückweist. Auf Anfrage erklärt sie die tatsächlichen Gründe für die Verzögerung. So habe die Plattform seit Anfang des Jahres vermehrte Betrugsversuche bei der Zahlungsabwicklung festgestellt. „Diese sind systematisch und von einer Gruppe ausgeführt”, schreibt die Gründerin, und ergänzt: „Wir haben das bei der Polizei bereits zur Anzeige gebracht.” 

Die ausstehenden Zahlungen will Mädchenflohmarkt bald begleichen

Dadurch, dass sie bei Mädchenflohmarkt nun die Betrugsversuche rausfiltern, müsse man einen „erheblichen Anteil der Auszahlungen” manuell kontrollieren. Das dauere natürlich länger als wenn die Transaktionen einfach nur durch ein vollautomatisches System laufen. In den kommenden ein bis zwei Wochen sollen sich die Verzögerungen laut Spilka aber auflösen. 

Nutzerinnen bekommen deshalb seit neuestem eine Mail, in der sich die Plattform entschuldigt und auch den Grund für die Probleme anreißt: „Seit Anfang des Jahres haben wir vermehrte Betrugsversuche bei der Zahlungsabwicklung auf Mädchenflohmarkt festgestellt. Durch unser Zahlungssystem ist Deine Auszahlung sicher. Dennoch müssen wir gewährleisten, dass die richtigen Personen ihr Geld bekommen”, heißt es. Ausstehende Zahlungen würden bald beglichen, heißt es dort. Bleibt aus Start-up-Sicht nur zu hoffen, dass die Nutzerinnen dafür Verständnis haben – und die Bewertungen bei Trustpilot bald wieder nach oben gehen. 


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