Das steckt hinter den Geschäftszahlen von Home24

Das Möbel-Start-up blickt auf ein Rekordjahr zurück. Die Erwartungen für das Jahr 2021 sind hoch – trotz der ungewissen Coronalage.

Marc Appelhoff hat allen Grund zur Freude, als er es sich am Mittwoch im Garten seiner Eltern gemütlich macht. Der Vorstand kann gute Unternehmenszahlen präsentieren – und die haben es in sich. 

Von 371,6 Millionen Euro im Jahr 2019 auf 491,9 Millionen Euro für 2020 konnte Home24 den Umsatz nach eigenen Angaben steigern – und zumindest auf Basis des operativen Gewinns hat das Start-up nun über ein volles Geschäftsjahr hinweg den Break Even geschafft. Die EBITDA-Marge lag bei drei Prozent. 

Ein Grund für die guten Zahlen ist ausgerechnet der Coronavirus. Die Pandemie trieb weltweit die Menschen ins Homeoffice, zeitgleich mussten Möbelhäuser schließen. Beides sorgte dafür, dass immer mehr Leute ihre Möbel online bestellten, beispielsweise um die Wohnung umzudekorieren oder sich vernünftig einzurichten für die Zeit ohne Büro. Als im März vergangenen Jahres der Lockdown begann und gleichzeitig das Wetter besser wurde, deckten sich bei Home24 erst viele Kunden mit Gartenmöbeln ein. Im Anschluss ging es um die Einrichtung des Homeoffices. 

„Im Grunde warten wir seit unserer Gründung darauf, dass die Online-Nachfrage für Möbel auf ein ähnliches Niveau wie bei Mode, Elektronik und Spielwaren steigt. Das war im vergangenen Jahr vermehrt der Fall, viele Kundinnen und Kunden haben sich erstmals unserer Plattform zugewandt und bestellt“ sagt Appelhoff. Das Start-up konnte dadurch im zurückliegenden Geschäftsjahr gut 2,2 Millionen Kunden bedienen, das sind 44 Prozent mehr als noch 2019. 

Doch bedeuteten die Corona-Lockdowns auch, dass Home24 seine Outlets und Showrooms zeitweise schließen musste. Diese tragen laut Appelhoff in Europa normalerweise eine niedrigen einstelligen Prozentanteil zum Gesamtumsatz bei. In Brasilien, wo Home24 unter der Marke „Mobly“ tätig ist, mache dieses Geschäft normalerweise gar um die 20 Prozent aus. 

Trotz des Online-Booms, steht unterm Strich bei Home24 noch ein Minus. Der Jahresfehlbetrag für 2020 beträgt 17,1 Millionen Euro. 2019 war es noch ein Minus von 67,9 Millionen Euro. Diesen Wert ebenfalls ins Positive zu drehen, sei aktuell aber nicht das Ziel, so Appelhoff. „Wenn es uns primär um eine große Ausschüttung gehen würde, dann könnten wir in diese Richtung steuern“, sagt der CEO. Denn Appelhoff will weiter investieren, Home24 soll weiter wachsen.

Dabei gab es eine Zeit, in der es gar nicht so rund lief bei Home24. Nach dem Börsengang im Juni 2018 verlor die Aktie dramatisch an Wert. Zeitweise sank der Preis von seinem  Ausgabekurs in Höhe von 23 Euro auf drei Euro je Aktie ab. Ein Grund: Der überraschende Rückzug von Oliver Samwer, der mit seiner Investmentgesellschaft Rocket Internet damals mit 30 Prozent der größte Anteilseigner war. Samwer pries Home24 lange als Wachstumsstory, doch dann trennte sich Rocket Internet überraschend von einem Teil seiner Aktien. 

Hinzu kam, dass Home24 Probleme mit seinem damals neuen Warenwirtschaftssystem hatte: Das Start-up konnte Bestellungen teilweise nur langsam abwickeln, die Kosten stiegen an. Diese Zeiten will Appelhoff schon im vierten Quartal 2019 hinter sich gelassen haben, damals schaffte sein Start-up erstmal den Break Even. Der bereinigte operative Gewinn stieg auf 2,5 Millionen Euro. „Wir haben nun für das Geschäftsjahr 2020 gezeigt, dass wir durchgehend operative Gewinne einfahren können, das bestätigt uns in unserem Geschäftsmodell“, sagt der CEO.

Doch auch im Geschäftsjahr 2020 stellte die Lieferkette Home24 vor Probleme, wenngleich davon alle Möbelhändler betroffen waren. Der Grund dafür: Die Auswirkungen der Coronapandemie. „Wir haben bei unseren Herstellern erlebt, dass sie teilweise nicht an das benötigte Rohmaterial kommen konnten oder sich Lieferketten verzögern“, sagt Appelhoff. „Für all die Waren, die wir nicht auf Lager haben, hat sich die durchschnittliche Lieferzeit um einen Monat verlängert.“ 

Appelhoff geht dennoch von einem erneuten Umsatzwachstum für das Geschäftsjahr 2021 aus. Mit 20 bis 40 Prozent rechnet Home24. Die Spanne hält das Start-up erst einmal bewusst groß. Wenn absehbar ist, wie sich die Coronapandemie weiterentwickelt, will Home24 eine detailliertere Prognose vorlegen. Zudem rechnet es mit einer EBIDTA-Marge von zwei Prozent.


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