Mädchenflohmarkt macht 2,4 Millionen Euro Verlust

Das Start-up legt seine Geschäftszahlen für 2020 vor. Darin verzeichnet es auch einen nicht vom Eigenkapital gedeckten Fehlbetrag.

Die von Ärger geplagte Second-Hand-Plattform Mädchenflohmarkt hat still und heimlich ihre Geschäftszahlen für das Jahr 2020 veröffentlicht – und die sehen gar nicht rosig aus. Den im Bundesanzeiger veröffentlichen Zahlen zufolge weist das Start-up einen Jahresfehlbetrag von 2,4 Millionen Euro aus und damit deutlich mehr als noch ein Jahr zuvor. Damals musste das Start-up der Bilanz zufolge mit einem Verlust von 1,6 Millionen Euro klarkommen. 

Das ist erneuter Rückschlag für das Unternehmen, das einst mit großen Ambitionen gestartet war, in der Vergangenheit aber mit verspäteten Zahlungen und Problemen auffiel, wie Startbase bereits mehrmals berichtet hat. Eigentlich will Mädchenflohmarkt die Verkäuferinnen laut Webseite auszahlen, sobald die Kundinnen ihr Produkt erhalten und bestätigt haben, dass damit alles in Ordnung ist. Mädchenflohmarkt agiert dabei als eine Art Treuhänder, damit Käuferin und Verkäuferin den Handel möglichst sicher abwickeln können und kassiert dafür eine Provision von zehn Prozent. In der Vergangenheit beschwerten sich aber viele Nutzerinnen, dass das Geld stark verspätet oder gar nicht ausgezahlt wurde. Mädchenflohmarkt erklärte das zunächst damit, dass man Betrüger abwehren müsse, später schob das Start-up es auf interne Umstellungen in der Rechnungslegung und versprach, das bald alles wieder seinen gewohnten Gang gehe. Doch bis heute warten Nutzerinnen und Nutzer auf ihr Geld, wie sie bei Trustpilot schreiben. 

Die neuen Zahlen nun zeigen einen nicht gedeckten Fehlbetrag des Start-ups. Dieser entsteht, wenn die aufgelaufenen Schulden größer sind als das Vermögen einer Firma. Buchhalterisch spricht man dann von einem nicht durch Eigenkapital gedeckten Fehlbetrag. 2019 existierte dieser Fehlbetrag bei Mädchenflohmarkt noch nicht, 2020 hingegen standen dort 2,1 Millionen Euro zu Buche. Hat das Start-up also deutlich größere Probleme als bisher gedacht? 

Noch 2021 sprach man davon, den Break-Even erreicht zu haben. Im Anhang des Jahresabschlusses heißt zudem, die Geschäftsführung plane zwischen August 2022 und Dezember 2023 mit einer „ausreichenden Liquiditätslage." So gehe das Unternehmen von „steigenden Umsatzerlösen aufgrund des aktuellen Trends der Nachhaltigkeit" und auch der Inflation aus. Die Überlegung: Wenn alles teurer wird, greifen mehr Menschen auf Second-Hand-Klamotten zurück.

Dass diese Entwicklungen so eintreten, ist aber keinesfalls sicher. Im Jahresabschluss heißt es zu dieser Liquiditätslage: „Dies setzt allerdings voraus, dass die der Liquiditätsplanung zugrundeliegenden Annahme im Hinblick auf den Umsatz und durch die Umstrukturierung erwarteten Kostenreduzierung auch eintreten.” Sollte man hier „wesentlich von den Annahmen” abweichen, „ist die Gesellschaft auf eine ergänzende Finanzierung seitens der Gesellschaft angewiesen.” Das bedeutet im Klartext: Schafft es Mädchenflohmarkt nicht, mehr Umsatz zu machen und gleichzeitig die Kosten zu drücken, braucht das Start-up aus Stuttgart wohl bald neues Geld von den Gesellschaftern.