RISO #FintechPorträts

Magdalena Hinze
Magdalena Hinze
03.09.2021
In Kooperation mit:
fintogether

Mitarbeiter-Benefits, die direkt den Nettolohn erhöhen. Wie das gehen soll zeigt das Baden-Württemberger Start-up RisoPer App werden Belege für private Ausgaben eingescannt und von der Firma steuerfrei erstattet. Einfach und schnell möchte Riso Lohn Benefits für jedermann schaffen. Wie genau das funktioniert, warum ein Accelerator dem jungen Start-up beim Wachsen geholfen hat und wie man sich gegen Konkurrenten im Fintech Markt durchsetzt erklärt Gründer Philipp Maier.

Wie bist du auf die Idee gekommen, dein Start-up zu gründen?

Ich habe damals in der Finanzberatung gearbeitet und von den steueroptimierten Möglichkeiten im Bereich Lohn erfahren. Erst war ich sehr verwundert, dass diese Optionen nicht breit genutzt werden. Dann habe ich aber verstanden, dass die Durchführung in der Praxis wegen der komplizierten Gesetze für KMU schwierig ist: Die Großen setzen ganze Steuerberaterteams auf das Thema an und nutzen so die Millionenförderungen. Das bringt finanzielle Vorteile und stärkt die Marktposition. Damit KMU hier gleichziehen können, benötigen sie auch auf sie spezialisierte Berater und vor allem eins: ein einfaches, alltagstaugliches System. Das haben wir mit der Riso-App geschaffen.

Das Riso Dashboard bietet eine Übersicht über alle erstatteten Belege und Möglichkeiten.
©riso, 2021

Was ist das Besondere an dem Geschäftsmodell von Riso, was macht ihr anders?

Wir sind konsequent digital aufgestellt. Alle unsere Benefits werden digital und in der Cloud abgewickelt. Das unterscheidet uns klar von den traditionellen Anbietern, die auf Papier und Karten setzen. Zusätzlich richten wir uns an den deutschen Mittelstand: Bei uns gibt es keine Mindestmengen oder Mindestfirmengrößen, wir machen Benefits ab dem ersten Mitarbeiter möglich.

Last but not least: Wir kombinieren diverse steuerfreie Lohnbestandteile und Benefits und können so direkt alles Benötigte aus einer Hand an die Lohnbuchhaltung liefern.

Was waren die größten Hürden, die du zu Beginn bewältigen musstest?

Vielleicht ganz trivial, dass der Tag nur 24 Stunden hat: also ein Mangel an Ressourcen. Zu Beginn habe ich zu viele Sachen selber gemacht und erst nach und nach Partner gefunden. Auch heute noch nehmen wir uns im Team regelmäßig mehr vor, als wir leisten können. Aber das passiert inzwischen auf einem gesünderen Level und wir sehen es als Ansporn, jeden Tag mit Siebenmeilenstiefeln voranzukommen.

Welche Unterstützung oder Hilfe hättest du dir bei der Gründung gewünscht?

Gründer wie auch Unterstützer müssen bereit sein, neue Wege zu gehen, bewusst Risiken einzugehen und damit auch die Möglichkeit des Scheiterns in Kauf zu nehmen. Dieser Unterstützertyp ist nicht einfach zu finden, gerade im Umfeld von Steuern und Finanzen vertraut man gerne auf Etabliertes aus dem letzten Jahrhundert. Hier haben wir einiges an Widerstand von Beratern bezüglich unserer digitalen Vorgehensweise, aber auch Ungläubigkeit gegenüber der möglichen Verwaltungseffizienz erfahren dürfen. Das hätte einfacher sein können. Auf der anderen Seite macht Widerstand stärker und lässt Dich wachsen und entwickeln.

Ein Rundschreiben des Bundesministeriums der Finanzen, welches unsere Vorgehensweise ausdrücklich gutheißt, hat uns dann überraschend von offizieller Seite geholfen. Aber natürlich auch einzelne Personen, die den Weg mit uns gegangen sind. Und beim Gründen braucht man nicht immer die Massen, sondern den breiten Rücken einiger weniger, dafür umso mehr involvierte Supporter.

Hast du mit einem Accelerator zusammengearbeitet? 

Ja, ich habe an Up2B teilgenommen. Ein super Programm. 

Inwiefern hat dich das weitergebracht? Was hat dir noch gefehlt?

Für mich waren insbesondere der Austausch, das Feedback und der Experteninput wichtig. Wir haben einige Extrastunden am Abend geschoben. Mit vielen Teilnehmern und Dozenten habe ich heute noch Kontakt. Der Spirit, etwas verbessern, verändern oder vorantreiben zu wollen, vereint uns.

Wie empfindest du die derzeitigen Förderungsmöglichkeiten für Fintechs in Deutschland?

Es gibt aktuell ein recht breites Angebot an Digitalisierungsförderungen. Auch wir sind gefördert und profitieren davon. Für Start-ups ist es trotzdem immer noch schwierig durchzuhalten und zu überleben. Es gibt ja viele Initiativen, aber auf politischer Ebene wird noch nicht überall verstanden, was ein Start-up im Alltag wirklich braucht. Und das ist definitiv mehr als Geld z. B. die oben angesprochenen Unterstützer, Visionäre, Entwicklungspartner, Tüftler, Live-Tester und natürlich zahlende Erstkunden.

Und wie sieht es in Baden-Württemberg aus? Wie empfindest du die hier die Fördermöglichkeiten für FinTechs?

Für Fintechs speziell bin ich mir nicht sicher. Mit Pre-Seed BW (und danach Protect) hat das Land jedoch eine tolle Frühphasenförderung geschaffen. Das ist meines Wissens einzigartig in Deutschland. Es ist gut, dass sich Baden-Württemberg hier am Ausland orientiert hat: Wenn man in seiner Liga Best-In-Class ist, muss man die Liga wechseln und sich neue Vorbilder suchen.

Für Gründer Philipp Maier bedarf es zur Unterstützung des Gründungsvorhabens mehr als nur Geld. ©riso, 2021

In Deutschland gibt es derzeit rund 900 Fintechs. Wie schafft man es sich in so einem boomenden Markt durchzusetzen?

Als junge Firma steht es einem gut, sich zu spezialisieren und glasklar zu positionieren. Man könnte dauernd noch mehr App-Features bauen, einen 17. Sonderwunsch umsetzen oder sich in der Produktentwicklung verrennen: Vereinfachung und Fokus sind nicht nur bei uns überlebenswichtig. 

Wir versuchen lieber eine Sache richtig zu machen, als ein Dutzend so halb. Das können wir im Fall von Riso übrigens wörtlich nehmen: Es gibt gut ein Dutzend steueroptimierte Lohnbausteine; wir machen aktuell erst vier davon. Das ist gut, weil wir damit genügend steuerfreien Lohn für die Erstkunden abdecken. Und gleichzeitig noch ein tolles Entwicklungspotenzial haben: Eine Verdreifachung ist möglich und wir können schon jetzt diese Optionen aufzeigen.

Und was glaubst du in welche Richtung sich der Fintech-Markt noch entwickeln wird?

Die Transformation hat schon längst begonnen - moderne Versicherungslösungen, digitale Banken, unzählige Dienstleistungen ... - , aber der richtige Impact kommt noch. Die traditionellen Häuser sind immer noch marktbestimmend und machen das Grand der Umsätze. Viele Fintechs wechseln aber jetzt auf die Wachstums- und Skalierungsspur und diese Entwicklung wird in den nächsten 3-5 Jahren zu einigen Marktumwälzungen führen.

Zur Person:
Nach seinem Studium im Internationalen Management gründete Philipp Maier mehrere Unternehmen und beschäftigte sich eingängig mit dem Thema Lohn-Optimierung. 2018 folgt dann die Gründung seines Start-ups Riso, mit dem er steueroptimierte Lohn Benefits auch für kleinere Firmen zugänglich machen möchte.


Über unseren Partner fintogether:

Der Landesaccelerator „fintogether” ist ein frühphasiges Startup Förderprogramm bei dem zielgerichtet FinTechs von der Gründung bis zum Markteintritt unterstützt werden. Ziel ist es eine lebendige und erfolgreiche FinTech Szene in Baden-Württemberg aufzubauen, so dass Unternehmen, Startups und Investoren davon profitieren. Weitere Infos via: info@fintogether.de.


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