„Wir sind das Onlyfans für Audio”

Voiyal bietet intime Sprachnachrichten von Pornostars und konnte schon große Namen für sich begeistern. Im Interview spricht Co-Gründerin Pauline Schmiechen darüber, was ihre Eltern dazu sagen, was die Creator so erzählen – und warum Voiyal am Arbeitsplatz sicher ist.  

Sprachnachrichten sind aus dem Jahr 2022 nicht mehr wegzudenken. Wann immer mal keine Hand frei ist, sprechen die Menschen in ihr Smartphone, ihre Kopfhörer oder mit ihrer Sprachassistenz zu Hause. Wenn Menschen also ständig Audio abhören müssen, warum dann nicht auch intime Sprachnachrichten von Erotik-Stars? Diese Idee kam Pauline Schmiechen auf der Venus Messe in Berlin am Stand für Telefonsex. Wenige Monate später ist mit Voiyal ihr Start-up live und sie konnte bereits große Namen der Szene begeistern: Shaiden Rogue ist dabei, Janice Griffith ebenfalls. Doch was begeistert die Leute an Audio-Erotik und wie findet man so eigentlich Investoren? Startbase hat nachgefragt. 

Frau Schmiechen, Sie führen mit Voiyal ein Start-up im Adult-Entertainment-Bereich. Schlagen Ihnen viele Vorurteile entgegen? 

Wir leben in Berlin und damit der wohl liberalsten Stadt, wenn es um Sex geht. Wir haben hier die Art-Porn-Week, es gibt sogar regelmäßig Sexparties. Wir fühlen uns hier sehr wohl und haben bisher keine schlechten Erfahrungen gemacht, wenn wir über unser Start-up gesprochen haben. Im Gegenteil: Die meisten sind bei Dinnerparties sehr interessiert, wenn ich erzähle, was ich so mache. Und meine Eltern sind zum Glück auch einverstanden damit. 

Janice Griffith ist Creatorin.

Dann ist die Suche nach Investoren vermutlich auch ein leichtes. 

Das leider nicht. Wir haben mit Kersten Jodexnis und Oliver Blume zwei sehr visionäre Business Angels, die auch schon vor unserem Pivot in unser Start-up investiert haben und die neue Ausrichtung nun auch sehr gerne mitgehen. Aber im eher spießbürgerlichen Rest von Deutschland einen VC zu finden, der in Adult Entertainment investiert, ist allgemein sehr schwierig. Deshalb konzentrieren wir uns in der aktuellen Finanzierungsrunde eher auf die USA.

Sie haben es schon angesprochen: Sie haben einen Pivot hingelegt. Was haben Sie vorher gemacht? 

Ursprünglich haben mein Co-Founder, Florian Pontalti, und ich eine Social-Media-App gegründet, die nur auf Audio basiert. Klassische Social Media Plattformen funktionieren ja primär visuell, aber mit vielen anderen Devices wie AirPods oder Smartspeakern nicht. Dennoch ist unsere erste Idee so nicht aufgegangen. Es schien niemandem so recht klar, was genau sie denn da posten und anhören sollen - Clubhouse lässt grüßen. Was aber sofort auffiel: Die meisten Leute sprachen sehr, sehr gerne über intime Themen wie Sex oder Beziehung. So kamen wir auf die Idee für Voiyal

Wie funktioniert Voiyal? 

Bei Voiyal können die Nutzerinnen und Nutzer sich registrieren und anschließend Sprachnachrichten von verschiedenen Creatorn anhören. Wir haben unter anderem international bekannte Stars wie Shaiden Rogue, Janice Griffith und Katya Clover an Bord, die in intimen Sprachnachrichten exklusiv für ihre Fans aus ihrem Leben berichten. Das kann alles sein, von ihrem heutigen Shopping Trip, über die Gutenachtgeschichte bis zu richtig intimen Geheimnissen. Da sind die Creator komplett frei und wissen selbst am besten, was ihre Fans hören wollen. 

Mit geschlossenen Augen und nur der eigenen Fantasie intime Sprachnachrichten anzuhören, ist an Intimität und Authentizität nicht zu überbieten.

Pauline Schmiechen

Adult Entertainment ist heute sehr vielfältig und immer noch sehr visuell, teilweise sogar schon mit VR-Brille oder in 3D. Warum sollten die Nutzer sich da auf das Medium Audio reduzieren?

Mit geschlossenen Augen und nur der eigenen Fantasie intime Sprachnachrichten anzuhören, ist an Intimität und Authentizität nicht zu überbieten. Wieso? Weil die Creator nicht in einem perfekt ausgeleuchteten Set stehen, keine drei Kameras sie filmen und sie auch sich nicht stundenlang geschminkt haben, um noch perfekter auszusehen. Die Sprachnachrichten sind daher oft sehr spontan und gerade deshalb viel authentischer und intimer. Eine Gutenachtgeschichte von einem Creator ist eben etwas ganz anderes als ein visuelles Massenprodukt. Diese Dynamik haben wir schon bei Onlyfans gesehen, deshalb sagen wir auch gerne: Wir sind das Onlyfans für Audio. 

Was kostet das Ganze? 

Jede Sprachnachricht, die länger ist als 30 Sekunden, kostet einen Drop. Das ist unsere interne Währung und ist zurzeit mit einem US-Dollar aufzuwiegen. Die Nutzerinnen und Nutzer kaufen diese Drops in Paketen und können dann dafür Sprachnachrichten direkt von Creatorn kaufen. Mit den Stars kann man auch chatten, dann ebenfalls für einen Drop oder einem US-Dollar je Nachricht. Ist die Audiodatei kürzer als 30 Sekunden, dient sie automatisch als kostenloser Teaser.

Shaiden Rogue ist Pornodarstellerin und Creator bei Voiyal. (Foto: Voiyal)

Wie sieht Ihr Geschäftsmodell aus? 

Die Creator bekommen grundsätzlich 60 Prozent der Einnahmen, einige größere Werbebotschafter auch deutlich mehr. Wir behalten den Rest für den Ausbau der Plattform, das Betreiben der Seite und die Abgaben an die Paymentprovider ein. Wir kommunizieren nach außen grundsätzlich keine weiteren Zahlen.

Wie finden Sie überhaupt Nutzerinnen und Nutzer, Werbung schalten sie ja nicht? 

Die Nutzerinnen und Nutzer kommen über die Creator, die im absoluten Eigeninteresse ihren Content auf unserer Plattform bewerben. Die meisten sind schon Fans, die ihren Stars durch intime Sprachnachrichten noch ein Stückchen näherkommen wollen - fast als ob die eigene Freundin oder der eigene Freund einem eine Sprachnachricht schickt. 

Ich persönlich habe als moderne und selbstbewusste Frau jedoch auch keine Lust, mit meiner Lust in solche pinkfarbenen Vanille-Schubladen gesteckt zu werden!

Und in welchen Situationen hören Ihre Nutzerinnen und Nutzer diese Sprachnachrichten?

Der ganzen Unterhaltung sind diesbezüglich keine Grenzen gesetzt, aber ich sage mal so: Da sprichwörtlich keiner sie, was man sich gerade Sprachnachricht anhört, sind wir definitiv „safe for work” und für jeden anderen Ort.

Ich vermute mal, Ihre Nutzer sind hauptsächlich männlich. 

Nein, wir sind bei unserer Zielgruppe und Plattform offen für jedes Geschlecht und jedes Alter, solange die Volljährigkeit gegeben ist. Es gibt ja einige ähnliche Start-ups, die einen eher weiblichen Fokus haben. Ich persönlich habe als moderne und selbstbewusste Frau jedoch auch keine Lust, mit meiner Lust in solche pinkfarbenen Vanille-Schubladen gesteckt zu werden!

Vielen Dank für das Gespräch.

Zur Person: Pauline Schmiechen ist 28 Jahre alt, Gründerin und CTO von Voiyal. Sie hat vorher bei Axel Springer und Foodora Erfahrungen gesammelt, bevor sie 2020 mit ihrem besten Schulfreund ihr eigenes Start-up gegründet hat. 


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