Delivery Hero hat im Dax nichts zu suchen

An kaum einem anderen Start-up wird deutlich, dass der Hype um Tech-Unternehmen nun vorbei ist. Der Dax-Ausschluss des Lieferplattformbetreibers ist aber auch aus anderen Gründen überfällig.

Am 20. Juni fliegt Delivery Hero aus dem Dax. Ein Grund sind die Kurskorrekturen bei Tech-Aktien. Zu groß waren die Erwartungen der Investoren, zu schlecht die eigentlichen Unternehmenskennzahlen. Dass der Lieferplattformbetreiber nun den wichtigsten deutschen Index wieder verlassen muss, ist einfach nur folgerichtig. 

Vor zwei Jahren, als Delivery Hero in den Dax aufstieg, da war die Welt noch eine andere und die Freude der Start-up-Szene groß. Endlich ein junges Unternehmen, das es nach ganz oben geschafft hat – und zumindest die Kursentwicklung des Start-ups in 2020 und 2021, also inmitten der Hochphase der Coronakrise, gab diesen Stimmen recht. Der Aktienkurs des Unternehmens stieg kräftig, der Börsenwert lag zeitweise bei über 36 Milliarden Euro. Wer in Tech-Aktien investierte, der profitierte vom Hype. Doch bereits im Februar dieses Jahres brach der Aktienkurs des Unternehmens um 30 Prozent ein. Anleger reagierten darauf, dass die Verluste des Start-ups höher ausfielen als erwartet. Heute liegt die Marktkapitalisierung nur noch bei knapp über 8,3 Milliarden Euro.

Delivery Hero machte zuletzt enorme Verluste

Zugegebenermaßen ist Delivery Hero bei weitem nicht das einzige Tech-Unternehmen, dass mit fallenden Kursen zu kämpfen hat. Angesichts der steigenden Inflation herrscht an den Börsen Ausverkaufsstimmung. Weltweit stehen Technologieaktien unter Druck. 

Delivery Hero aber ist zudem hoch defizitär. Zwar wuchs das Start-up auch in 2021, doch steigen auch die Verluste – der Verlust vor Ertragsteuern betrug 958 Millionen Euro. Mit derartigen Unternehmenszahlen wäre ein Aufstieg in den Dax heutzutage übrigens gar nicht mehr möglich. Nach dem Fall Wirecard, änderte die Deutsche Börse ihre Bedingungen: Dax-Mitglieder müssen mindestens zwei Jahre lang ein positives Ergebnis vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (EBITDA) vorweisen. Davon ist Delivery Hero weit entfernt. 

CEO Östberg blieb Aktionärsversammlung fern

Derartige Unternehmenskennzahlen sind aber nicht der einzige Grund, warum das Unternehmen nichts im Dax zu suchen hat. Geschäftsführer Niklas Östberg hielt es Anfang des Jahres nicht einmal für nötig, sich den Fragen seiner Aktionäre zu stellen – er blieb einer Aktionärsversammlung einfach fern. Auf Linkedin verteidigte er den Schritt im Anschluss. „Ich konzentriere mich gerne auf das, was den größten Mehrwert für die Aktionäre schafft, und dachte nicht, dass vorbereitete Fragen und Antworten den größten Wert bieten. Wenn Sie als Aktionär eine Frage haben, bin ich gerne bereit, diese jederzeit zu beantworten, nicht nur einmal im Jahr“, schrieb er.

Selbstverständlich muss Östberg nicht an derartigen Versammlungen teilnehmen. Es steht aber auch nirgendwo geschrieben, dass er dort nur Antworten ablesen muss. „Eine virtuelle Hauptversammlung muss sich nicht auf das Verlesen vorbereiteter Fragen und Antworten beschränken. Sie könnten ihren Aktionären die Möglichkeit geben, live Fragen zu stellen – als Technologieunternehmen sollte das keine allzu große Herausforderung sein“, kommentierte damals auch der bekannte Investor Christian Röhl unter der Rechtfertigung von Östberg. Respekt gegenüber den Aktionären sieht anders aus, aber vielleicht lernt Östberg das nun im MDax, der zweiten Börsenliga.


Like it? Please spread the word:

FYI: English edition available

Hello my friend, have you been stranded on the German edition of Startbase? At least your browser tells us, that you do not speak German - so maybe you would like to switch to the English edition instead?

Go to English edition

FYI: Deutsche Edition verfügbar

Hallo mein Freund, du befindest dich auf der Englischen Edition der Startbase und laut deinem Browser sprichst du eigentlich auch Deutsch. Magst du die Sprache wechseln?

Deutsche Edition öffnen

Vielleicht auch interessant:

Ähnliche Beiträge