Asset Backed Securities: Ein neuer Finanzierungskanal für Start-ups?

Besicherte Wertpapiere bieten Start-ups einen weiteren Zugang zum Kapitalmarkt. Aber das Instrument eignet sich längst nicht für jedes Geschäftsmodell.

270 Millionen Euro sammelte der Elektronikvermieter Grover Ende September am Kapitalmarkt eine. Eine respektable Summe, gerade im aktuell eher schwierigen Finanzierungsklima. Geschafft hat die Firma das auch nicht mit Wagniskapital, sondern sogenannten sset-Backed-Securities(ABS). Bei diesem Finanzierungsinstrument gibt das Unternehmen eine Anleihe heraus (Security), die mit Firmeneigentum abgesichert ist (Asset backed); Im Falle von Grover sind das die Elektronikartikel, die zur Vermietung anstehen. „Wir haben das schon früher gemacht“, erklärt Linda Rubin, seit 2021 Chief Investment Officer bei Grover und seit 2022 auch COO. Da Grover ein Start-up mit vielen physischen Assets sei, biete sich diese Finanzierungsform an.

Angesichts eines Marktes, in dem das Wagniskapital nicht mehr so locker ist, stellt sich die Frage: Ist diese Finanzierungsoption auch für andere Start-ups interessant? Tatsächlich bietet sie sich für ein bestimmtes Geschäftsmodell an. Aber sowohl für die Unternehmen als auch die Investoren können ABS mit hohen Risiken einhergehen. Startbase hat sich die wichtigsten Vor- und Nachteile für euch angesehen. 

ABS sind kein neues Phänomen, wie Jan Pieter Krahnen erklären kann. Er leitet das Leibniz-Institut für Finanzmarktforschung (SAFE) in Frankfurt am Main und beschäftigt sich seit vielen Jahren mit ABS. „Im Prinzip ist jede Unternehmensanleihe eine Asset Backed Security“, sagt er. Im allgemeinen Sprachgebrauch meine es aber eine ganz bestimmte Konstruktion. Bei der lagert ein Unternehmen einige seiner Forderungen in eine Zweckgesellschaft aus – die Forderungen sind hier die Assets. Diese Zweckgesellschaft sammelt dann wiederum Geld ein, etwa über eine Anleihe.

Zinsen können hoch ausfallen, gerade für Start-ups

„Dieses Modell wird zum Beispiel viel im Auto-Leasing genutzt“, erklärt Krahnen: „Der Kunde bezahlt das Auto ja nicht in einem Rutsch, sondern konstant über die Leasinggebühren.“ Große Autounternehmen würden entsprechend ABS nutzen, um den „Kauf“ der Autos, die sie ins Leasing geben, vorzufinanzieren. Entsprechend sind es vor allem mit Grover vergleichbare Geschäftsmodelle, die sich für ABS eignen. „Ein Unternehmen braucht einen konstanten Ertragsstrom, den sie als Sicherheit für die Finanzierung anbieten können“, so Krahnen. Grovers Geschäftsmodell mit Leihgebühren für Elektronik passt also perfekt.

Die Finanziers lassen sich ihr Investment in aller Regel über einen Zins vergüten. Wie hoch dieser ausfällt, hängt von der Seniorität des Kredits ab, also wie schnell das Geld im Falle einer Unternehmensschieflage weg ist. „Sie müssen sich die finanziellen Mittel eines Unternehmens aufeinandergestapelt vorstellen“, erklärt Krahnen: „Die Mittel ganz oben sind am sichersten, ganz unten wiederum liegen die sogenannten First-Loss-Pieces, die als erstes aufgezehrt werden.“ In der Regel ist dies das Eigenkapital, das höchste Risiko liegt also beim Unternehmen selbst. „Aber das muss nicht so sein“, sagt der Finanzexperte. Der Verkauf hochriskanter ABS inklusive des First-Loss-Pieces habe zum Beispiel die Finanzkrise 2008 ausgelöst.

Ein solches Risiko gibt es heute im Markt nicht mehr. Aber ist das Modell für Start-ups grundsätzlich sinnvoll? „Ich glaube nicht, dass Kapitalgeber im großen Stil Start-ups über ABS finanzieren werden“, gibt Krahnen zu bedenken. Die zukünftigen Cashflows seien oft schwer zu prognostizieren, der Geldgeber müsste also sehr auf die Prognosen des Start-ups vertrauen.

Die Ausnahme dürften Geschäftsmodelle wie das von Grover bleiben. Vor allem, da die Güter der Berliner einen klar zu taxierenden Wiederverkaufswert haben. „Die iPhones in unserem Lager werden nicht von heute auf morgen nichts mehr wert sein“, sagt Grover-COO Rubin. Entsprechend attraktiv sei Grover für ABS-Investoren. 


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