Darauf sollten Chefs bei Workation achten

Lucas Bauche war sechs Wochen auf Bali und hat von dort gearbeitet. Im Interview gibt er Tipps für Workation, spricht über die Kultur vor Ort und wie nachhaltig so ein Trip ist. 

Lucas Bauche ist noch immer braun im Gesicht. Ob das von dem vielen Sonnenschein in Deutschland kommt oder doch von seinem Aufenthalt auf Bali bis Mitte Juni lässt sich nur noch schwerlich sagen. Sicher ist nur: Er kam dann doch wieder zurück. Jetzt sitzt er in einer Telefonbox bei seinem Start-up Awork, neben sich ein Podcastmikrofon und hat die langen Haare nach hinten gebunden. Gut erholt sieht er jedenfalls aus.

Herr Bauche sagen, sie waren sechs Wochen auf Bali. Was ist Ihr wichtigster Tipp?

Alle, die eine Workation planen, sollten sich klar machen, was sie eigentlich vor Ort wollen. Ich habe mal Workation in London gemacht, wo ich die Wohnung eines Freundes gehütet habe. Blumen gießen gegen einen Tapetenwechsel. Ich hatte viele Bücher mit und habe viel für mich gearbeitet, das war sehr fokussiert. Damals war ich viel für mich und habe kaum Menschen kennengelernt. Auf Bali war das komplett anders. Hier habe ich mir bewusst ein Apartment im Co-Living geholt und auch vorab einen Platz im Co-Working gebucht, weil ich die verschiedenen Menschen dort kennen lernen wollte. 

Welche Absprache brauchte es mit dem Team?

Es ist sicherlich wichtig, dass man nicht von heute auf morgen sagen kann: So, Leute, ich bin jetzt weg. Bei mir war der Zeitunterschied sechs Stunden, was man dann koordinieren musste. Ich habe meist bis 14 Uhr fokussiert ohne Unterbrechungen von außen gearbeitet und nachmittags Team-Termine gelegt, damit ich möglichst freie Abende hatte. Für die deutschen Kollegen war ich also nur bis Mittags oder Nachmittags greifbar. Das bedeutet, man muss das asynchrone Arbeiten schon kennen und mögen. Dazu gehört, Videos aufzunehmen, Übergaben schreiben und so weiter. Ich habe aber auch US-Amerikaner gesehen, die zwölf Stunden Versatz hatten und immer nur Nachts gearbeitet haben. Die waren dann für sich im ganz normalen Arbeitstag. Das muss man vorher mit dem Team klären. 

Ohne Internet wäre der Plan nicht aufgegangen. Wie haben Sie das geklärt? 

Ich habe mir bewusst einen Co-Working-Space in Bali gesucht, bei dem ich sicher war, dass es Internetanschluss gibt, dass es eine Community gibt, dass ich immer meine Ruhe habe und auch Licht und Ton gut sind. Das wäre sonst für das ganze Team nervig gewesen. Das lag sicherlich in meiner Verantwortung. 

Wie groß ist die Community digitaler Nomaden vor Ort? 

In dem Ort, in dem ich war, ist diese Community sehr groß. Dort gibt es einige Menschen wie ich, die vier oder sechs Wochen vor Ort sind und einfach mal einen Tapetenwechsel brauchen – und dann sind dort viele Selbstständige, Freelancer und Unternehmer unterwegs, die seit sechs Monaten oder länger als digitale Nomaden leben. 

Wie merkwürdig war es, als reicher Europäer Co-Working in einem sonst armen Land zu machen? 

Ich habe über das Co-Working viele Menschen aus Singapur, UK, USA oder auch Australien kennengelernt, mit denen man Abends auch was trinken war. Das war sehr inspirierend. Auf der anderen Seite ist einem natürlich bewusst, dass es Armut vor Ort gibt. Dort wo ich gewohnt habe, ist der Co-Working-Tourismus aber ganz ähnlich zum restlichen Tourismus, er macht das Leben für die Menschen besser. Der Co-Working-Space ist auch gemeinnützig, hat voll den Nachhaltigkeits-Gedanken und spendet Geld um den Einheimischen zu zeigen, wie man mit wenig Aufwand ein eigenes Unternehmen startet. 

Mal eben nach Bali fliegen zum Arbeiten ist aber nicht sehr nachhaltig. Ist das für Sie als Firma kein Problem? 

Uns als Firma ist es wichtig, dass wir keine Geschäftsreisen für eine Stunde Meeting machen und dafür in einen Flieger steigen. Workation ist allerdings eine private Entscheidung unserer Mitarbeiter und wir lassen ihnen die Freiheit, ortsunabhängig zu arbeiten. Ob sie dafür fliegen oder nicht, müssen sie daher für sich selbst wissen. Ich persönlich finde es besser, für eine Workation sechs Wochen an einem Ort zu bleiben, anstatt regelmäßig beruflich zu Terminen und Kundenprojekten zu fliegen.

Statt Bali hätte es auch Frankreich sein können. 

Ich mag Asien, das scharfe Essen, die Temperaturen und Kultur. Deshalb wollte ich gerne dorthin, um ein wenig Distanz zum Alltag aufzubauen. Das wäre in Frankreich nicht so gut gegangen. 

Hatten Sie überhaupt Zeit für Kultur? 

Sogar wesentlich mehr als wenn ich da zum Urlaub machen hingeflogen wäre. Dadurch, dass man die Wochenenden normal frei hat und auch unter der Woche sich durch die Umgebung bewegt, kann man sich viel besser treiben lassen. Im Urlaub ist immer alles sehr eng getaktet, weil man nichts verpassen will. Das ist bei Workation ganz anders. 

Vielen Dank für das Gespräch.

Zur Person: Lucas Bauche ist Co-Gründer von Awork. Das Workmanagement-Tool ist eigenen Angaben zufolge bei über 2000 Teams im Einsatz.


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