Deutsches Startup-Geschäftsklima sinkt, Finanzierungspläne verzögert

Marc Nemitz Marc Nemitz | 15.08.2023

Der aktuelle Deutsches Startup Monitor zeigt, das Geschäftsklima fällt auf 38,1 Punkte und Finanzierungsunsicherheit bei 23% der Startups. Trotz Wirtschaftslage halten 56% an Neueinstellungen fest.

Berlin - Der Deutsche Startup Monitor hat kürzlich die größte Befragung von Startup-Gründern in Deutschland mit 1.825 teilnehmenden Unternehmen durchgeführt. Die ersten Ergebnisse zur Geschäfts- und Investitionslage wurden veröffentlicht.

Die Schlüsselergebnisse:

  1. Gedämpfte Stimmung: Das Geschäftsklima für Startups hat sich weiter verschlechtert und steht nun bei 38,1 Punkten, dem zweittiefsten Wert seit dem pandemiebedingten Einbruch im Jahr 2020. Wenngleich die Geschäftserwartungen leicht gestiegen sind, liegen sie dennoch unter den Werten von 2021.
  2. Unsicherheit bei Finanzierungen: Lediglich 15 Prozent der Befragten bewerten die Bereitschaft von Business Angels und VC-Fonds zur Investition positiv. Ein Viertel der Startups hat geplante Finanzierungsrunden verschoben, wobei ein erhöhtes Augenmerk auf Rentabilität zu verzeichnen ist.
  3. Robuster Arbeitsmarkt: Nur 15 Prozent der befragten Startups haben im letzten Jahr Mitarbeiter entlassen, während 56 Prozent weiterhin Neueinstellungen vorgenommen haben. Allerdings zeigt sich in Berlin ein stärkerer Rückgang.

Die momentan angespannte gesamtwirtschaftliche Situation spiegelt sich auch im Stimmungsbild des Startup-Ökosystems wider. Das vom Deutschen Startup Monitor ermittelte Geschäftsklima folgt dem Trend des ifo-Geschäftsklimas und erreicht den zweittiefsten Stand nach dem pandemiebedingten Einbruch von 2020.

Die gesamtwirtschaftliche Lage geht auch an deutschen Startups nicht spurlos vorüber. Angesichts eines sinkenden Geschäftsklimas und wachsender Unsicherheit brauchen wir in Deutschland mehr Fokus auf Zukunftsthemen

Christian Miele, Vorstandsvorsitzender Startup-Verband

Die veränderten Zinssätze und die Inflation stellen für viele Startups besondere Herausforderungen dar. Die Geschäftserwartungen sind zwar leicht gestiegen, dennoch überwiegt eine deutliche Unsicherheit. Aktuell haben 65 Prozent der Startups Schwierigkeiten, eine Prognose für die zukünftige Geschäftsentwicklung zu treffen.

Die Finanzierungssituation bleibt eine Hauptquelle dieser Unsicherheit. Die Investitionen in deutsche Startups sind zuletzt spürbar zurückgegangen, wenn auch immer noch über dem Niveau vor der Corona-Pandemie im Jahr 2020. Der aktuelle negative Trend resultiert hauptsächlich aus dem Ausbleiben größerer Finanzierungsrunden. Im Jahr 2023 hat es bisher keine Finanzierungsrunde über 250 Millionen Euro gegeben, während es im Rekordjahr 2021 insgesamt 8 und immerhin 4 im Jahr 2022 waren. Infolgedessen sehen knapp die Hälfte der Befragten die Investitionsbereitschaft von Business Angels und VC-Fonds skeptisch, nur 15 Prozent bewerten sie positiv.

Es ist beeindruckend zu sehen, wie sich Startup-Unternehmer im Angesicht der Krise behaupten. Sie wissen: Untätigkeit und die Angst vor harten Entscheidungen sind der sichere Weg in den Misserfolg.

Florian Nöll, Partner bei PwC Deutschland:

Angesichts der Unsicherheiten und der wirtschaftlichen Lage passen Startups ihre Strategien an. Aktuell liegt der Fokus eher auf Rentabilität als auf Wachstum. Auch haben viele Startups Neueinstellungen reduziert und ihre Finanzierungspläne überarbeitet.

Trotz der Herausforderungen bleiben Startups weiterhin ein bedeutender Beschäftigungsmotor, und viele Unternehmen setzen ihre Neueinstellungen fort. Lediglich 15 Prozent der befragten Startups haben im letzten Jahr Mitarbeiter entlassen, im Gegensatz dazu haben 56 Prozent ihre Mitarbeiteranzahl erhöht. Eine Ausnahme bildet der Berliner Startup-Hotspot, in dem ein Viertel der Startups geschrumpft sind.

Wir möchten unseren aufrichtigen Dank dem Startup-Verband für die wertvolle Studie und die aufschlussreichen Einblicke aussprechen. Diese Erkenntnisse tragen dazu bei, das Verständnis für die aktuelle Lage der Startups in Deutschland zu vertiefen.


Like it? Please spread the word:

Newsletter

Startups, Geschichten und Statistiken aus dem deutschen Startup-Ökosystem direkt in deinen Posteingang. Abonnieren mit 2 Klicks. Noice.

LinkedIn Connect

Take care, give care

Hat dich diese Nachricht informiert oder unterhalten? Dann würden wir uns freuen, wenn du deinem Netzwerk davon erzählst.

Auf Linkedin teilen Auf Facebook teilen Auf Xing teilen

FYI: English edition available

Hello my friend, have you been stranded on the German edition of Startbase? At least your browser tells us, that you do not speak German - so maybe you would like to switch to the English edition instead?

Go to English edition

FYI: Deutsche Edition verfügbar

Hallo mein Freund, du befindest dich auf der Englischen Edition der Startbase und laut deinem Browser sprichst du eigentlich auch Deutsch. Magst du die Sprache wechseln?

Deutsche Edition öffnen

Ähnliche Beiträge