Female Founders Report 2021: Nur wenige Frauen gründen – aber wenn, dann erfolgreich

Der Frauenanteil unter Start-up-Gründenden ist immer noch sehr gering. Die Gründe dafür sind vielfältig, obwohl Gründerinnen sogar mehr Arbeitsplätze schaffen als Männer. Ein Einblick in den Female Founders Report 2021 von Startbase

Sei es Steve Jobs, Mark Zuckerberg oder Elon Musk – die meisten populären Gründer sind männlich. Wer nach einer Vorzeigegründerin sucht, der muss schon tiefer graben. Sara Blakely, die milliardenschwere Gründerin des Unterwäscheherstellers Spanx gehört sicher dazu, genauso wie Arianna Huffington, Medienunternehmerin und Gründerin der Proto-Internetzeitung Huffington Post. 

Was sich an der Spitze andeutet, wird in der Breite noch deutlicher: Frauen gründen seltener als Männer. Der Female Founders Report von Startbase zeigt das für Deutschland nun in erschreckender Deutlichkeit. In der Bundesrepublik waren im vergangenen Jahr nur 11,9 Prozent aller Start-up-Gründenden weiblich. Das ist sogar noch weniger als in der Gesamtwirtschaft, wo der Wert immerhin bei 17,9 Prozent liegt. 

Noch ernüchternder sind die Werte in einzelnen Sektoren. Im Finanz- und Versicherungsbereich sind 7,2 Prozent der Gründenden Frauen, im ITK-Bereich 6 Prozent. Klarste Männerdomäne ist der Sicherheitssektor mit einem Frauenanteil von 1,7 Prozent. Wirklich auffällig über dem Durchschnitt liegt lediglich der Textilbereich, dort sind immerhin 26,7 Prozent Gründerinnen. 

Selbst, wenn Frauen ein Unternehmen aufbauen, gründen sie seltener mit anderen Frauen zusammen als mit Männern. Lediglich 16 Prozent der Gründerinnen setzen auf ein weibliches Team, 50,5 Prozent holen sich Männer mit ins Boot (die restlichen 33,5 Prozent sind Einzelgründerinnen). 

Dabei ist es keinesfalls so, dass Frauen weniger Erfolg haben, wenn sie gründen. Der volkswirtschaftliche Nutzen ist eventuell sogar höher, wenn Frauen gründen, zumindest deuten einige Zahlen aus dem Female Founders Report darauf hin. Reine Frauenteams schaffen im Durchschnitt 23 Arbeitsplätze pro Gründerin. Damit stechen sie reine Männerteams aus, dort sind es lediglich 17 Arbeitsplätze pro Gründer.

Die Gründe für das Missverhältnis liegen also eher woanders. Ein Aspekt, der aus den Daten deutlich wird: Frauen bekommen, selbst wenn sie gründen, deutlich weniger Aufmerksamkeit. Das lässt sich zum Beispiel anhand von Erwähnungen in Start-up-Medien nachvollziehen: Selbst wenn man die Größe des Start-ups herausrechnet – große Start-ups werden öfter erwähnt als kleine – haben männliche Teams von Gründenden und auch gemischte mehr Platz in den Medien als die reinen Frauenteams. 

Natürlich spielen neben der Berichterstattung auch noch viele andere Aspekte eine Rolle. So klagen etwa prominente Gründerinnen wie Michelle Skodowski von Botfriends und Stefanie Langner von Leankoala über die unterbewussten Vorurteile bei Investoren.

Ein Problem, das auch die Politik erkannt hat. „Die Möglichkeit, ein Unternehmen zu gründen, sollte gerade auch für Mädchen eine der Optionen für ihren eigenen beruflichen Lebensweg sein”, betont die Bundesdigitalisierungsbeauftragte Dorothee Bär in ihrem Grußwort zum Female Founders Report: „Dafür sollten wir sorgen.”

„Gravierend ist leider immer noch, dass männliche Investorenteams eher in männliche Start-ups investieren“, beklagt unterdessen Bettina Stark-Watzinger. Sie ist parlamentarische Geschäftsführerin der FDP-Fraktion im Bundestag. Zu ihren Themenfeldern zählt auch die deutsche Start-up-Szene und ihr Umgang mit Diversität. „Hier sind insbesondere auch öffentliche Institutionen, wie beispielsweise die KfW Capital, gefragt, den weiblichen Anteil unter den Investoren zu erhöhen“, fordert sie: „Das kann durch Mentorenprogramme erfolgen oder durch das Abwerben erfolgreicher Frauen aus anderen Berufen in der Finanzindustrie.“ 

Stark-Watzinger sieht die Politik am Zug: „Indem weibliche Talente nicht ausreichend zum Zug kommen, entgehen uns als Volkswirtschaft gerade jetzt in der Krise große Chancen.“ Eingefahrene Rollenbilder müssten schon in der Schule abgebaut werden, etwa in einem Schulfach Wirtschaft. „Wer Grundkenntnisse über unser Wirtschaftssystem und Entrepreneurship hat, gewinnt auch den Mut, selbst zu gründen“, so Stark-Watzinger.

(Foto: Startbase)

Female Founders Week 2021

Dieser Artikel ist Teil unseres Specials zum Thema Female-Entrepreneurship in Deutschland.

Wollen Sie mehr erfahren? Hier können Sie sich den gesamten Female Founders Report 2021 herunterladen:


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