Sexspielzeug aus Porzellan: Diese Start-up-Gründerin will es groß rausbringen

Alina Eynck zieht das Start-up Porzelina auf. Im Interview spricht sie über Schadstoffe in herkömmlichen Dildos, die Arbeitsbelastung als Gründerin und warum sie keine Sorge hat, dass ein Porzellan-Dildo eines Tages zu Verletzungen führt. 

Alina Eynck saß in ihrem Designstudio und sollte irgendetwas aus Gips machen. Ihre Freunde machten Skulpturen, andere etwas praktisches wie Stifthalter. Aber Alina Eynck war das alles zu blöd. Also überlegte sie: Warum nicht ein Sexspielzeug formen? Nun ist Gips das denkbar schlechteste Material dafür, doch schon bald entdeckte sie das Porzellan. Aus dem Prototyp wurde eine Geschäftsidee, dann ein Start-up mit Designpreisen und Gründerförderung. Seit rund drei Wochen verkauft sie nun Dildos, Analplugs und Liebeskugeln aus Porzellan.

Frau Eynck, Sie stellen Sexspielzeuge aus Porzellan her. Was ist an den herkömmlichen Dildos oder Analplugs aus Kunststoff verkehrt? 

Besonders kritisch bei herkömmlichem Sexspielzeug ist, dass es oft schadstoffbelastet ist. Die Stiftung Warentest hat vor einigen Jahren Sextoys getestet und gerade einmal drei von 18 kamen ohne Schadstoffe auf. Das finde ich schon krass. Kunststoff kann sowohl Stoffe aufnehmen als auch welche abgeben, dazu kommt das Mikroplastik. Das macht Porzellan zum besseren Stoff für beispielsweise Dildos, weil es extrem gleitfreudig ist, keine Stoffe aufnimmt oder Schadstoffe abgibt und super hygienisch ist es noch dazu.

Wenn ich einen Teller runterfallen lasse, zerbricht der. Haben Sie keine Angst, dass das bei Ihren Kundinnen und Kunden eines Tages passiert? 

Überhaupt nicht. Natürlich kann Porzellan brechen, wenn man es aus größerer Höhe auf eine harte Oberfläche fallen lässt. Für den Sex ist das Thema Bruch kein Problem, die intime Anatomie besteht da ja aus sehr weichen Oberflächen. Und mit reiner Körperkraft ist es quasi unmöglich, normales Geschirr aus Porzellan zu brechen. Die Sextoys von Porzelina haben, im Vergleich zu beispielsweise Tellern, eine größere Wandstärke und sind in sich geschlossen. Das macht sie nochmal extra robust.

Bei elastischem Kunststoff muss das Toy längst nicht so präzise geformt sein wie bei Porzellan.

Alina Eynck, Gründerin Porzelina

Und hart. Kunststoff lässt sich in alle Richtungen biegen, Porzellan nicht. Schränkt das nicht ein? 

Das ist genau der Unterschied, den ich auch in der Produktentwicklung festgestellt habe. Bei elastischem Kunststoff muss das Toy längst nicht so präzise geformt sein wie bei Porzellan. Das haben wir bei der Produktentwicklung bedacht und haben auch über Tests ein ergonomisches Design gefunden, das perfekt auf die Bedürfnisse passt. Deshalb haben wir auch einen Dildo, der speziell das anspricht, was landläufig als „G-Punkt“ bekannt ist –mittlerweile besser beschrieben unter dem Begriff „CUV-Zone“ – und dann einen, der vor allen Dingen übers Volumen stimuliert. Ein Analplug und eine Liebeskugel machen das Einstiegsquartett perfekt.

So sieht der Analplug von Porzelina aus. (Foto: Porzelina)

Sie produzieren das Spielzeug vermutlich nicht selbst, oder? 

Ich habe zwei urige Manufakturen in Bayern gefunden, die das in liebevoller Handarbeit für mich herstellen. Ich dachte am Anfang, die sagen vielleicht etwas, wenn ich bei denen Dildos bestelle, weil die sonst so kleine Figürchen oder besondere Teller aus Porzellan machen, aber die haben sofort gesagt: Machen wir, kein Problem.

So sieht einer der zwei Dildos aus Porzellan aus. (Foto: Porzelina)

Die Idee hatten Sie schon 2014, damals gab es mutmaßlich noch keine Konkurrenz im Porzellan-Dildo-Markt, heute ist das schon anders. Warum haben Sie das Projekt liegen gelassen? 

Ich bin das erste Mal während meines Bachelors darauf aufmerksam geworden als wir etwas mit Gips formen sollten. Ich kam irgendwann auf Sexspielzeuge, aber die kann man nicht aus Gips machen. Direkt nebenan war aber eine Porzellan-Werkstatt und dort habe ich dann die kommenden Monate und Jahre viel, viel Zeit verbracht und die ersten Porzellan-Dildos bei Ausstellungen präsentiert. Das hat mir den Namen „Porzelina“ eingebracht, eine Mischung aus Porzellan und Alina und eine Ableitung von Porzelliner, also jemandem, der Porzellan bearbeitet. Den Namen habe ich mir 2017 bereits schützen lassen. Weil ich dachte es sei in meinem Portfolio für einen Berufseinstig zu frivol, habe ich das Projekt dann aber doch noch mal zur Seite gelegt und in Köln einen Master gemacht, bei dem ich unter anderem zum Thema Entrepreneurship gelernt habe. Dabei kam die Idee von Porzelina nochmal hoch, die dann auch der Inhalt meiner Masterarbeit wurde. Im November 2021 habe ich dann das Gründerstipendium bekommen, im März 2022 wurde das Unternehmen gegründet und kurz darauf wurde die Produktlinie mit dem Reddot-Design-Award ausgezeichnet.

Gegründet habe ich aber alleine, was ziemlich verrückt ist.

Alina Eynck

Sie sprechen von „Wir”. Wie groß ist Ihr Team? 

Ich spreche oft von „Wir”, weil ich ganz viele Unterstützerinnen und Unterstützer habe, die ich immer um Rat fragen darf und die mir beispielsweise bei Videos oder Fragen helfen. Sie haben daher auch Teil an Porzelinas Entwicklung. Gegründet habe ich aber alleine, was ziemlich verrückt ist. Meistens heißt es ja, man solle mindestens zu zweit oder dritt gründen, um die Arbeitsbelastung zu teilen. Die habe ich jetzt ganz allein: Marketing, Produktentwicklung, Finanzen... Und kreativ muss ich ja auch noch sein, das ist schon ein krasser Workload und ich freue mich auf den Tag, an dem ich mir ein festes Team leisten kann.

Die gesamte Produktpalette auf einen Blick. (Foto: Porzelina)

Ein Investor oder eine Investorin könnte da helfen, oder?

Für dieses Start-up habe ich einen Kredit aufgenommen und aktuell reicht das Geld noch. Ich habe da einen zeitlichen Puffer, um herauszufinden, wohin es mit Porzelina geht. Ich würde mich natürlich freuen, einen Investor oder eine Investorin zu finden, aber mir geht es dabei nicht ums Geld. Ich will jemanden finden, der zusammen mit mir etwas schaffen will und wenn es passt, kann ich mir ein Investment gut vorstellen.

Vielen Dank für das Gespräch. 

Zur Person: Alina Eynck hat ihren Bachelor in Design an der HSNR Krefeld gemacht, währenddessen arbeitete sie als Produktdesignerin bei einem der Top-Hersteller von Sextoys. 2021 hat sie den Master an der TH Köln in „Produktdesign und Prozessentwicklung“ abgeschlossen, wobei sie sich auf Entrepreneurship und Projektmanagement spezialisierte.


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