Der Campingvan-Vermieter Roadsurfer wagt den Schritt in die USA. Es ist der vorläufige Höhepunkt eines rasanten Wachstums. Was sich die Münchner von dem Schritt erhoffen.

Die Beziehung der US-Amerikaner zur Natur ist eine Besondere. Das zeigt sich schon daran, dass in dem Land, das ansonsten jedweder Regierungsintervention kritisch gegenübersteht, das Konzept Nationalpark weitestgehend unumstritten ist. Alles mag privatisiert sein, die schönsten Flecken Land der USA sind im Staatsbesitz und jedem zugänglich.

Es ist ein Land ganz nach dem Geschmack von Markus Dickhardt. Er selbst war als Student mehrfach auf Campingurlaub in den USA. „Welches Land steht sonst so für Freiheit und Outdoor“, sagt er. Nun will der Mitgründer und Geschäftsführer des Campingvermieters Roadsurfer mit seinem Start-up in der größten Volkswirtschaft der Welt Fuß fassen. Am 1. Juni eröffnet Roadsurfer eine Station in Los Angeles, zunächst mit 30 Fahrzeugen. Wenn es gut läuft, sollen bald weitere folgen.

Das Unternehmen besteht seit 2016, mittlerweile ist es der nach eigenen Angaben größte Campingvan-Vermieter Europas. Über die Plattform können Naturbegeisterte die Mobile der meisten großen Hersteller mieten, etwa von Volkswagen oder Ford. Das klingt nicht revolutionär, tatsächlich bespielte Roadsurfer damit ab Gründung eine Lücke. Denn klassische Autovermieter halten sich von dem Markt fern, wie Dickhardt selbst feststellen musste, als er 2016 mit einigen Freunden einen Bus für den Urlaub mieten wollte. „Die Autovermieter hatten nichts im Angebot, einen Spezialisten gab es auch noch nicht“, erinnert er sich. Also schuf der gelernte Social-Media-Fachmann kurzerhand sein eigenes Angebot.

Seitdem geht es eigentlich nur aufwärts. Denn Campingurlaub liegt im Trend. Die Übernachtungen auf Campingplätzen nehmen seit Beginn des Jahrtausends fast jährlich zu. Die Zulassungszahlen von Campingvans erreichen laut Caravaning Industrie Verband ebenfalls immer neue Rekordstände. Letzteres führt dazu, dass die Hersteller kaum mit Produzieren nachkommen, was wiederum Mietmodelle wie Roadsurfer attraktiv macht – ganz davon abgesehen, dass der Kauf eines Campers auch teuer ist. Die Coronapandemie gab zuletzt auch noch einen Schub, schließlich ist in Viruszeiten der ruhige Urlaub in der Natur attraktiver als ein Trip in eine überlaufene Metropole.

Roadsurfer hat all dies genutzt, um europaweit zu expandieren. Zwölf Märkte decken die Münchener mittlerweile ab, mit 36 Standorten Ende 2021. Den nächsten Schritt soll nun die USA bieten. „Der Stand dort ist ungefähr so wie vor fünf Jahren bei uns“, sagt Dickhardt. Entsprechend hoch schätzt er das Marktpotenzial ein. 

Die erste Zielgruppe sind aber gar nicht die US-Amerikaner selbst, auch wenn sich niemand bei Roadsurfer gegen sie als Kunden wehren würde.Zunächst sollen vor allem Europäer angesprochen werden, die zum Beispiel Urlaub an der Westküste machen. „Deswegen haben wir auch Los Angeles als Standort ausgewählt, weil es ein Hub für europäische Touristen ist“, sagt Dickhardt.

Auch wenn der Weg in die USA zunächst ein Testballon ist, sind sie bei Roadsurfer optimistisch, dass sich der Standort schnell selbst trägt. „Wir haben bereits in Europa gezeigt, dass wir wachsen und dabei profitabel sein können“, sagt der Gründer. Die Kosten für Personal und Betrieb seien in den USA zwar höher, „das gleicht sich aber durch die US-amerikanischen Tarife aus“.

Neben dem Schritt über den Atlantik plant Roadsurfer auch, weitere europäische Märkte zu erschließen. England, Schottland, die Schweiz und Schweden stehen auf dem Programm, insgesamt sollen es in diesem Jahr 50 Stationen werden, die Flotte soll von 2.500 auf 5.000 Camper wachsen. Mittelfristig sollen auch in den USA weitere Stationen hinzukommen, hofft Dickhardt. Und im Norden liegt mit Kanada ein weiteres Naturparadies, das interessant werden könnte. Dickhardt selbst fährt dieses Jahr schon einmal dorthin, Urlaub machen. Vielleicht wird es ja auch ein Scouting-Trip. 


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