Fünf Fragen an Hartmut Ruh: So findet Körber seine Start-ups

Der Verantwortliche für M&A und Venture Capital beim Milliardenkonzern verrät seine Geheimnisse und No-Gos.

Herr Ruh, wie sucht Körber aktuell Start-ups?

Wir kommen auf mehreren Wegen mit Start-ups zusammen. Zahlreiche Möglichkeiten ergeben sich über unsere Kollegen, die täglich im Markt tätig sind. Daneben erhalten wir über Investments in Venture Capital-Fonds (z.B. High-Tech Gründerfonds oder Project A) Einblicke in den Dealflow, in Trends und Zugang zu Start-ups beziehungsweise Gründern.

Zusätzlich haben wir in den letzten Jahren aktiv ein starkes, hierzu passendes internationales Netzwerk aufgebaut. Das umfasst beispielsweise technologie-fokussierte Investment-Boutiquen und -Banken sowie Berater. Und natürlich recherchieren wir auch intensiv in globalen Datenbanken.

Besonders freut uns, dass wir mittlerweile von vielen Gründern direkt kontaktiert werden, da sie Körber als Partner sehen.

Was sind die drei wichtigsten Faktoren für ein Investment von Körber? 

Wir verfolgen den klassischen Dreiklang aus „Team, Total Addressable Market und Technology / USP“ als Grundvoraussetzung. Unsere Prüffrage speziell für Körber ist: „Was außer Geld bringt Körber für das Start-up noch mit – und umgekehrt?“ An der Antwort ist schnell erkennbar, ob man für alle Beteiligten wirklichen Mehrwert schaffen kann.

Was sind drei No-Gos für ein Investment?

Kein klarer Mehrwert durch die Kooperation mit Körber für beide Seiten ist für uns ein klares Ausschlusskriterium. Ansonsten wären wir ein reiner Finanzinvestor. Als Technologiekonzern ist für uns entscheidend, dass die Technologie des Start-ups herausragend ist. Ist sie es nicht – und das stellt sich oft erst nach tiefer Prüfung heraus, machen wir nicht weiter. Und die Konditionen müssen natürlich stimmen.

Was unterscheidet das Investment eines Mittelständlers wie Körber von einem klassischen VC?

Als operativ tätiger Technologiekonzern verstehen wir bei Körber Kundenbedürfnisse sehr gut, da wir überwiegend in den gleichen Kundenindustrien tätig sind wie die für uns interessanten Start-ups. Allerdings stehen wir nicht im Wettbewerb mit den Start-ups, sondern sind in angrenzenden Feldern unterwegs. Dies bringt einem Start-up „Anwendungsfälle“ und bei Erfolg Kundenzugang und Umsatz.

Außerdem verstehen wir das „Industrialisieren“. Zum Beispiel unterstützt unser Technologiemanagement-Team Start-ups dabei, die Herstellkosten mit „Design to cost“ auf Zielkostenniveau zu bringen. In einem anderen Fall haben unsere Einkaufsexperten ein Start-up beim proffessionellen Aufbau von Strukturen und Prozessen unterstützt. Ebenso können Start-ups Zugang zu unseren Technologie-Clustern erhalten und sich direkt mit unseren Fachleuten vernetzen. So werden Start-ups Teil des Körber-Ökosystems und nehmen am „Best Practice-Austausch“ teil – und umgekehrt. Alles natürlich freiwillig. Aber unsere Erfahrung zeigt, dass die Start-ups das sehr gerne annehmen.

Ein weiterer Vorteil: Bei uns sind zahlreiche Unternehmer an Bord, deren früheres Unternehmen inzwischen Teil des Körber-Konzerns ist. Wir diskutieren und arbeiten auf Augenhöhe mit den Gründern. Da ich selbst schon gegründet habe, kann ich bestätigen, dass das einen echten Unterschied macht.

Wenn es klappt: Wie sieht die Zusammenarbeit zwischen Körber und den Start-ups aus? 

Neben der recht engen Zusammenarbeit sind wir bei Investments meist im Beirat aktiv.

Vielen Dank für das Gespräch.

zur Person: Hartmut Ruh stammt aus einer Unternehmerfamilie. Beim Körber-Konzern verantwortet Ruh den Bereich Group Strategy, M&A and Venture Capital. Zuvor war er in Managementpositionen des Bosch-Konzerns tätig, zuletzt als Vice President & Director Corporate Controlling, Planning and M&A im Global Headquarter.


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