„Im Grunde haben wir das Klemmbrett digitalisiert“

Mit Smapone lassen sich Apps ohne Programmiervorkenntnisse bauen. Nach seiner abgeschlossenen Finanzierungsrunde erzählt Gründer Sven Zuschlag im Interview, was er mit dem Geld vorhat und wie es bei seinem Start-up weitergeht. 

Sven Zuschlag, hat allen Grund, zufrieden zu sein, als er vor dem Bildschirm seines Computers auftaucht. 20 Millionen Euro konnte er gerade erst in einer Finanzierungsrunde einsammeln. Die Investoren könnten prominenter kaum sein: Paul Achleitner gehört unter anderem dazu, ebenso wie Achim Berg und Jan Klatten – und auch Fußballstar Thomas Müller hat in Smapone investiert. Im Interview erzählt der Gründer, was er sich von den neuen Geldgebern erhofft und wie es für sein Start-up weitergeht. 

Herr Zuschlag, Sie sind mit Smapone angetreten, um Unternehmen die Digitalisierung Ihrer Prozesse zu vereinfachen. Aber warum sollten die zu Ihnen gehen und nicht einfach zu SAP? 

Weil es einen Unterschied macht, ob Sie Ihrem Kind aus dem Fachgeschäft ein maßstabsgetreues Modell-Auto kaufen, oder ihm einen Lego-Baukasten schenken und es sich sein Auto selber zusammenbauen kann. Mit Smapone wollen wir erreichen, dass jeder im Unternehmen sich eine App spielerisch bauen kann, die seine Arbeit digitalisiert. Wir geben ihm dafür die Legoteile an die Hand. Das soll darüber hinaus so einfach sein, dass es dafür nicht den Nerd in der IT-Abteilung braucht, sondern die Fachabteilung sich die App selbst erstellen kann. 95 Prozent unserer Kunden kommen direkt aus den Fachbereichen. 

Geben Sie bitte einmal ein Beispiel. 

Im Grunde haben wir das Klemmbrett digitalisiert und das gab und gibt es in der deutschen Unternehmenswelt immer noch viel zu oft. Vonovia gehört zum Beispiel zu unseren Kunden. Wenn die eine Immobilie abnehmen müssen, waren die früher mit Zettel und Stift unterwegs, heute nutzen sie eine App, die sie mit unserer Plattform gebaut haben. Ein anderes Beispiel wäre das Thema Reisekostenabrechnung. Auch dafür können sich unsere Kunden eine eigene App genau nach ihren Bedürfnissen bauen. Denn selbst die ist nur bis zu einem gewissen Prozentsatz standardisiert. Klar könnten die sich auch eine fertige Software kaufen, aber die ist dann meist nicht exakt auf die spezifischen Wünsche zugeschnitten. 

Sie haben gerade den erfolgreichen Abschluss einer Finanzierungsrunde verkündet. Wozu brauchen Sie die 20 Millionen Euro?

Wir sind als Scale-up nun in einer Phase, in der es darum geht, möglichst viele Kunden zu erreichen. In Deutschland sind wir als SaaS-No-Code-Plattform bereits Marktführer. Wir wollen unsere Stellung ausbauen – und dabei so einfach bleiben, dass unser Angebot zukünftig nicht doch noch nur ITler nutzen. Gerade das ist teurer als man denkt: kompliziert kann jeder. 

Planen Sie auch den Schritt ins Ausland? 

Wir sind bisher vor allem in der DACH-Region vertreten. Gut zehn Prozent unseres Umsatzes kommen aktuell aus dem Ausland. Wir stehen gerade vor der Frage, ob wir eher in Europa expandieren wollen oder wir vielleicht sogar den Schritt in die USA wagen. Im vierten Quartal wollen wir uns da festgelegt haben. 

Über Nordwind Capital finden sich unter Ihren neuen Investoren einige prominente Namen, darunter auch Thomas Müller. Wie überzeugt man denn einen Fußballspieler von einem B2B-Start-up? 

Im Grunde genauso wie alle anderen Geldgeber auch, mit einem guten Pitch. Wir haben uns vor einem Jahr überlegt, welche Investoren zu uns passen können, braucht es einen klassischen VC oder vielleicht ein Family Office? Am Ende haben wir uns unter anderem an Nordwind Capital gewandt. Dahinter steht ein für uns sehr interessantes Netzwerk, dazu gehören Paul Achleitner, Achim Berg, Olaf Berlien, Jan Klatten, Peter Löscher, Andreas Obereder und eben Thomas Müller. Klar kommt Thomas Müller, wenn überhaupt eher aus der B2C-Szene, er hat die Brille des Users. Noch wichtiger: Thomas Müller ist ein einzigartiger Spieler, unverwechselbar. Er passt so gut, weil er einer der letzten echter „Zocker” im Fußball ist und unkonventionell großartiges leistet. Das gilt für Smapone genau so. Sein Spieltrieb zeichnet ihn aus und den werden wir auch in die Wirtschaft bringen.

Wie intensiv ist der Austausch mit Achleitner und Co.? 

Wir wollten Investoren, die gleichzeitig unsere Sparringspartner sind, die Kontakte haben und uns bei den nächsten Schritten unterstützen können. Als Scale-Up geht es uns jetzt vor allem um Wachstum. Wenn ich zum Beispiel mit einem Paul Achleitner oder einem Achim Berg rede, verstehen die in kürzester Zeit mein Problem und können helfen, es zu lösen. Wir haben mit Nordwind Capital einen Investor gefunden, der uns intensiv begleitet. 

Sie haben die geplante Expansion schon angesprochen. Was werden darüber hinaus die weiteren Schritte für Smapone sein? 

Wir wollen bis ins kommende Jahr unser Team, bestehend aus derzeit 65 Mitarbeitern, verdoppeln. Auch technologisch wollen wir den nächsten Schritt gehen. Aktuell sind wir gewissermaßen noch auf dem Stand von Lego – der nächste ist das mit Lego-Technik. Es soll immer mehr Gestaltungsmöglichkeiten für neue Apps für unsere Kunden geben. Auch arbeiten wir daran, die Community zusammenzubringen. Bisher tauschen sich nur die Abteilungen im eigenen Unternehmen über die entwickelten Apps aus. Über unsere Plattform wurden schon mehr als 50.000 Apps zusammengebastelt. Von der einen oder anderen Lösung könnte sich auch ein anderes Unternehmen inspirieren lassen. Wir sind gespannt, ob das so klappt, wie wir uns das vorstellen.

Vielen Dank für das Gespräch. 

zur Person: Sven Zuschlag hat gut sieben Jahre für Microsoft in Deutschland gearbeitet. Dann hat er festgestellt, dass seine Tochter am Handy fitter war als er selbst – und es in der B2C-Welt deutlich mehr sinnvolle Apps gibt, als in der B2B-Welt. Zuschlag gründete daraufhin gemeinsam mit Thomas Schwarz 2013 Smapone. 2015 ging ihre Plattform an den Start. Zu den Kunden gehören unter anderem der Immobilienkonzern Vonovia und das Logistikunternehmen Dachser. 


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