Von der Mitarbeiterin zur Gründerin: Das sind die ultimativen Tipps von Susanne Krehl

Die Gründerin von Fabit war die erste Mitarbeiterin bei Viafintech, das viele noch als Barzahlen kennen. Hier erzählt sie, wie der Sprung von der Start-up-Mitarbeiterin zur Firmenchefin gelingt. 

Susanne Krehl blickt positiv auf die vergangenen Jahre zurück. Nach einer langen Zeit bei Viafintech (früher: Barzahlen) hat sie gleich zwei große Sprünge gewagt: Zum einen hat sie gekündigt und eine große Weltreise noch vor Corona geschafft. Zum anderen hat sie Fabit gegründet. Das Start-up versteht sich als digitaler Coach für den besseren Umgang mit Geld und ist seit vergangenem Herbst mit eigener App auf dem Markt. Warum dieser Sprung nicht immer ganz einfach ist und welche goldenen Regeln Krehl befolgt hat, erklärt sie im Interview.

Frau Krehl, Sie sind von der Mitarbeiterin zur Gründerin geworden. Spüren Sie heute einen größeren Druck?

Bei Viafintech hatte ich bereits viel Freiheit, habe zuerst die Kommunikation aufgebaut und war dann für die Internationalisierung zuständig. Ich war die Erste im Team und habe andere eingearbeitet, das war also auch „Mein Baby”. Aber mit Fabit ist das jetzt noch einmal etwas ganz anderes: Ich fühle diese Verantwortung deutlich, bin aber auch sehr froh, heute alle Entscheidungen so treffen zu können, wie ich will.

Wie viele Nächte schlafen Sie durch?

Ich würde sagen sechs von sieben. In der siebten Nacht mache ich mir die Sorgen, die sich wahrscheinlich jede Gründerin macht. Im Prinzip ist das Gründen wie eine Gefühlswelt-Achterbahn: Mal läuft es gut, dann schlecht, im Monatsrhythmus oder mehrmals täglich. Dann kommen auch Herausforderungen, bei denen man erst einmal nicht weiterweiß. Da kommt mir manchmal nachts um drei Uhr eine Idee.

Würden Sie nicht gern ein paar typische Aufgaben einer Gründerin abgeben?

Kündigungen, die macht niemand gern. Bei Fabit musste ich zum Glück noch niemanden kündigen. Und ich würde gern die Analyse abgeben: Ich bin bis heute kein Excel-Fan und lasse gerne andere Daten in präsentierbare Form bringen.

Auf der Suche nach den richtigen Mitgründern bin ich stark nach Bauchgefühl gegangen

Susanne Krehl, Fabit

Wann ist in Ihnen erstmals die Idee gereift, selbst zu gründen?

Das war bereits zu meiner Zeit bei Viafintech. Dann habe ich 2018 gekündigt und bin erst einmal auf Weltreise gegangen. Ich war dann auch in Australien, wo es low-income-Fintechs wie „MyBudget” gibt, die viele Menschen zur Schuldenbereinigung nutzen. Da dachte ich das erste Mal: Das wäre auch etwas für Deutschland. Denn die niedrigen Einkommen sind heute viel zu selten im Fokus von Fintechs. Deshalb hat Viafintech auch so gut funktioniert: Kaum jemand hatte diese Zielgruppe auf dem Schirm.

Sie haben mit Ralf-Michael Schmidt und Robert Heim gegründet. Haben Sie sich auch andere Partner angeschaut?

Ich habe im Sommer 2020 sowohl Partner gesucht als auch noch einmal darüber nachgedacht, ob das Konzept das richtige ist. Letzteres habe ich relativ bald entschieden. Auf der Suche nach den richtigen Mitgründern bin ich dann stark nach Bauchgefühl gegangen. Es gab durchaus einige Interessenten, die voll qualifiziert waren, aber mein Bauchgefühl sprach dagegen. Das würde ich auch jeder Gründerin und jedem Gründer raten: Wenn es nicht zu 100 Prozent passt, dann sollte man es nicht machen. Ralf und Robert ergänzen nicht nur mein Skill Set perfekt, sondern sind auch menschlich großartig.

Susanne Krehl war die erste Mitarbeiterin von Viafintech. (Foto: Fabit)

Was war die größte Herausforderung am Anfang?

Die ersten Mitarbeiter machen extrem viel aus. Sie bestimmen maßgeblich über den Erfolg oder Misserfolg eines Start-ups, das konnte ich ja bereits hautnah miterleben. Ich habe bei uns die ersten Mitarbeiter aus meinem PR- und Fintech-Netzwerk heraus rekrutiert, die ich teilweise schon vorher kannte oder für die es gute Empfehlungen gab. Das ist auch mein wichtigster Tipp für Neugründungen: Team, Team, Team. Mit wem habt ihr zusammengearbeitet? Wer hat als Praktikant schon abgeliefert und könnte sich jetzt weiterentwickelt haben? Das sind wichtige Fragen, die man sich stellen muss.

Wenn ich das Gefühl habe, da ist mehr heiße Luft als Können, dann stelle ich jemanden nicht ein

Susanne Krehl, Fabit

Wann stellen Sie jemanden nicht ein?

Wenn ich das Gefühl habe, da ist mehr heiße Luft als Können, dann stelle ich jemanden nicht ein. Dafür gibt es ein paar gute Tests, Arbeitsproben und ich hole auch immer Referenzen vom ehemaligen Arbeitgeber ein. Und ich bin ein Freund der Probezeit. Dort zeigt sich, wer „ok” ist und wer überdurchschnittlich abliefert. Ich suche also nach Mitarbeitern, die bisher unterschätzt wurden und die sich mit ein wenig Freiheit zu wahren Talenten entfalten.

Was sind weitere Ratschläge, die Sie Gründerinnen und Gründern geben würden?

Zu glauben, alles zu wissen, ist der größte Fehler, den man machen kann. Start-ups sollten deshalb früh viel mit Kundeninterviews arbeiten, auch wenn das die Arbeit vielleicht über den Haufen wirft. Dazu ist Feedback und Hilfe aus dem Netzwerk sehr wichtig: Ich habe immer ein paar Gründerinnen und Gründer und Investorinnen und Investoren, die ich auf der Whatsapp-Kurzwahl habe. Da kann man Fragen stellen wie: Welcher Fonds ist gut? Welche Managerhaftpflicht brauche ich? Oder kannst du mal ein Intro zu Person XY bei Linkedin machen? Das ist ein ungeheurer Schatz.

Vielen Dank für das Gespräch.

Zur Person: Susanne Krehl ist in der Kommunikationsbranche gestartet und war die erste Mitarbeiterin bei Barzahlen (heute: Viafintech), wo sie auch die Expansion in neue europäische Länder stemmte. Im Sommer 2021 hat sie Fabit gegründet, um Menschen dabei zu unterstützen, ihre finanziellen Gewohnheiten zu verbessern. In ihrer Freizeit ist sie begeisterte Sporttaucherin.


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