Wie gelingt der Börsengang?

Mit dem Gang an die Kapitalmärkte können sich Start-ups attraktive Finanzierungswege erschließen. Doch ein Börsengang erfordert viel Vorbereitung. Eine Übersicht über die nötigen Schritte.

Wenn die Geschichte eines Start-ups einem Drehbuch folgt, dann ist der Börsengang das große Finale, der Moment, an dem sich alle Mühen auszahlen und sich alle Handlungsstränge im Happy End auflösen. Diejenigen, die an das Unternehmen geglaubt haben – Gründer wie Investoren – werden entlohnt und das Unternehmen nimmt Kurs auf eine goldene Zukunft.

Aber ganz so einfach umzusetzen, ist ein Börsengang nicht. Unternehmen, die in Deutschland gelistet werden wollen, müssen eine ganze Menge an Voraussetzungen erfüllen und einige Faktoren beachten. Ein Überblick über die wichtigsten Punkte.

Warum an die Börse gehen?

Dafür gibt es eine ganze Reihe von Gründen, warum Unternehmer einen Börsengang anstreben sollten. Der allerwichtigste ist, wie so oft, das liebe Geld. Wer an der Börse notiert ist, kommt einfacher und kostengünstiger an Kapital als Unternehmer, die auf Kreditgeber angewiesen sind. Aktien sind im Gegensatz zu Krediten Eigenkapital, der Aktienkäufer ist also kein Gläubiger, sondern Miteigentümer. Darüber hinaus kann eine Börsennotierung die Bekanntheit und das Image eines Unternehmens positiv beeinflussen. Wer zum Beispiel im DAX-30 notiert ist, der ist praktisch Teil des deutschen Wirtschaftsadels.

Die rechtlichen Voraussetzungen

Um dort aber irgendwann einmal ankommen zu können, müssen Start-ups eine ganze Reihe an rechtlichen Voraussetzungen erfüllen. Das beginnt mit der richtigen Unternehmensform. In Deutschland sind nur Unternehmen zum Börsenhandel zugelassen, die entweder Aktiengesellschaft (AG), Kommanditgesellschaft auf Aktien (KGaA) oder Europäische Aktiengesellschaft (Societas Europaea (SE)) sind.

Die weiteren Schritte hängen dann auch davon ab, in welches Börsensegment das Unternehmen strebt. In Deutschland gibt es drei: Den Prime Standard, den General Standard und den Open Market. Der Prime Standard hat die härtesten Vorgaben, gefolgt vom General Standard. Er ist dafür auch das Segment, das für die meisten Investoren attraktiv ist, auch für internationale Geldgeber.

Unabhängig vom Standard muss jede Firma, die an die Börse will, aber einen Emissionsprospekt vorlegen. Wie dieser genau aussehen muss, ist in entsprechenden EU-Verordnungen festgelegt. Grundsätzlich sollte hier alles stehen, was ein Anleger zur Bewertung der Aktie benötigt. Auch nach dem Börsengang haben die Unternehmen Veröffentlichungspflichten. Am wichtigsten ist sicherlich der jährliche Geschäftsbericht, der öffentlich zugänglich sein muss. Im Prime Standard müssen sowohl Prospekte als auch die Berichte den International Financial Reporting Standards (IFRS) entsprechen. Auch alle Ereignisse, die den Aktienkurs beeinflussen könnten, müssen zeitnah bekannt gegeben werden, über sogenannte Ad-Hoc-Meldungen.

Unternehmen, die im Prime Standard notiert werden wollen, müssen außerdem seit mindestens drei Jahren Geschäftsberichte vorgelegt haben, einen Kurswert von mindestens 1,25 Millionen Euro erreichen, mindestens 10.000 Aktien ausgeben und mindestens 25 Prozent ihrer Unternehmensanteile im Streubesitz haben.

Die wirtschaftlichen Voraussetzungen

Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen sind deutlich flexibler. Das Unternehmen muss hier keine festen Werte erreichen, um an den Kapitalmarkt zu kommen. Aber natürlich ist nicht jede Firma für Anleger gleich attraktiv, entsprechend lohnt sich der Börsengang unter Umständen gar nicht.

Allgemeingültige Aussagen dazu, wie ein Unternehmen wirtschaftlich aufgestellt sein muss, sind schwierig, aber einige Punkte lassen sich festhalten: Kennzahlen wie Gewinn, Umsatzentwicklung und Wachstum sind zwar an sich nicht entscheidend, spielen aber eine große Rolle im Branchenkontext. Liegt eine Firma hier im Vergleich zu Konkurrenten an der Spitze, ist sie für die Börsianer attraktiv. Besonders wichtig ist den Investoren aber die Zukunftsaussicht, schließlich wetten sie mit einem Aktienkauf darauf, dass der Kurs in Zukunft steigt. Entsprechend sollte ein Unternehmen darlegen können, wie es langfristig wachsen will. Dabei kann es zum Beispiel um eine geplante Internationalisierung, um Zukäufe oder um neue Produkte gehen.

Die organisatorischen Voraussetzungen

Auch die strukturelle Aufstellung des Unternehmens sollte einige Voraussetzungen erfüllen., Ähnlich wie bei den wirtschaftlichen Faktoren sind diese nicht unbedingt verpflichtend, aber werden von Börsenteilnehmern erwartet. So sollten Firmen mit Börsenambitionen effektive Controllingsysteme, ein firmeninternes Risikomanagement und eine gute Corporate Governance haben. Auch das Rechnungs- und Berichtswesen sollte professionell aufgestellt sein.

Es sollte auch klar sein, wer welche Verantwortung im Unternehmen trägt und wie die Besitzverhältnisse sind. Das Management sollte nach Möglichkeit nicht mit Anfängern besetzt sein, die Führungskräfte sollten ihren jeweiligen Bereich am besten schon seit einigen Jahren kennen.

Die Helfer

Ein Börsengang ist sehr zeitaufwändig, im Schnitt dauert die gesamte Vorbereitung zwölf bis 18 Monate. Da die Führungsetage nebenbei ja auch noch ein Unternehmen leiten muss, empfiehlt es sich, externe Fachleute hinzuzuziehen. Am wichtigsten dabei sind die Banken, die den Börsengang begleiten. Gerade bei größeren IPOs sind das oft mehrere. Ihre Aufgabe: Sie analysieren das Unternehmen und sprechen potenzielle Käufer an. Danach helfen sie bei der Festlegung des Ausgabekurses. Im Anschluss sammeln sie Zeichnungswünsche von Investoren, um am Ende die Aktien zuzuteilen.

Neben den Banken kann ein Unternehmen auch Wirtschaftsprüfer hinzuziehen, die Bilanzen überprüfen, Rechtsanwälte, die juristische Fallstricke erkennen, und PR-Firmen, welche die Werbetrommel für den Börsengang rühren.


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