Exklusiv: Darum kommt Evulpo nach Deutschland

Das Edtech wagt den Sprung auf den hart umkämpften deutschen Markt. Die Schweizer setzen bei der Lernplattform auf Gamification wie in Videospielen. Reicht das, um sich durchzusetzen?

Der Markt für Schüler-Lern-Plattformen in Deutschland erscheint eigentlich gesättigt. Dutzend Start-ups sind in den vergangenen Jahren auf den Markt gekommen, die bekannten Namen wie Sofatutor oder Simpleclub bilden dabei nur die Spitze. Ein Blick in die Startbase-Datenbank fördert 68 Edtechs mit einem B2C-Plattformmodell zutage. Natürlich sind nicht alle auf Schüler fokussiert, aber es verdeutlicht, wie scharf die Konkurrenz ist.

Christian Marty schreckt das alles nicht ab. Der Gründer arbeitet gerade mit seinem Start-up Evulpo daran, genau auf diesem heiß umkämpften Markt einen Platz zu finden. Evulpo, 2021 und bisher im Schweizer Heimatmarkt aktiv, bediene einfach eine Lücke, da ist sich Marty sicher. Und er kann sie in einem Wort beschreiben: Freemium.

Das Freemium-Geschäftsmodell kennt man bisher vor allem von Videospielen: Das Spiel ist grundsätzlich kostenlos, wer aber schneller vorankommen will, der kann mit einem Abo Extras freischalten. Marty und seine Mitgründer Jonas Fehlmann und Manuel Kant glauben, dass sie dieses Konzept auf ein Bildungsangebot übertragen können. „Schüler können mit uns ohne Kosten lernen“, erklärt er. Aber eben nur bis zu einem gewissen Punkt. Nach einer bestimmten Anzahl von gelesenen Zusammenfassungen oder zu vielen Fehlern in den Tests sind zum Beispiel alle Leben verbraucht – Marty spricht tatsächlich von Leben – und werden erst am nächsten Tag wieder aufgefüllt. Es sei denn, man kauft ein Abo. Wie im Videospiel eben. Wobei es dem Gründer wichtig ist, zu betonen, dass es sich nicht um „Free-to-Play”-Angebot handele, das Kinder in teure Kostenfallen locke. Evulpos Plattform sei auch kostenlos gut nutzbar. Die Zahl der Leben sei so großzügig ausgelegt, dass normaler Lernfortschritt auch ohne Abo zu erreichen sei.

Bereits ein Viertel aller Schweizer Schüler haben mit Evulpo gelernt

Evulpo setzt voll auf Gamification. So können die Schüler ihre Fortschritte verfolgen und auch mit anderen vergleichen. „Das ist motivierend und untersützend“, so der Gründer. In der Schweiz haben nach Angaben des Start-ups bereits ein Viertel aller Schüler mit Evulpo gelernt, die Kinder und Jugendlichen scheinen auf das Konzept anzuspringen.

Da erscheint eine Expansion wohl nur logisch. Seit den Sommerferien ist Evulpo nun auch in Deutschland verfügbar. 120.000 Nutzer hat die Plattform hierzulande seitdem gewonnen. Auch in Frankreich ist das Edtech dieses Jahr gestartet. „Und wir gewinnen pro Tag 1.000 bis 2.000 neue Nutzer hinzu“, sagt Marty. Gute Werte, aber auch Werte, die er erwartet hat. „Wir haben vor dem Schritt nach Deutschland intensiv mit Eltern gesprochen“, sagt er: „Als wir das Freemium-Modell geschildert haben, waren die begeistert.“ 

Für viele Eltern sei der einfache Zugang zur Lernplattform ein Pluspunkt. „Niemand muss erst die Kreditkarte zücken.” Langfristig sollen aber natürlich einige genau das tun. Wie gut die Wandlung von Nutzern zu zahlenden Kunden funktioniert, ist aber noch relativ unklar. Die Begrenzung auf wenige Leben hat Evulpo erst vor wenigen Wochen eingeführt. Und aktuell ist diese noch sehr großzügig, mit fünf Leben am Tag kommen Schüler relativ weit.

Wir wollen nicht das Schulsystem revolutionieren

Christian Marty

Zahlen werden Eltern am Ende wohl nur, wenn Evulpo den Kindern wirklich weiterhilft. Deswegen haben die Schweizer ihre Materialien strikt am Lernplan ausgerichtet, passend für jeden Schweizer Kanton und jetzt auch für jedes Bundesland. „Wir wollen nicht das Schulsystem revolutionieren“, so Marty. Es gehe darum, die Schüler auf das bestehende System bestmöglich vorzubereiten.„Wer schulisch Erfolg haben will, muss Prüfungen bestehen, Hausaufgaben meistern und andere Aufgaben erledigen.”

Noch dieses Jahr will Evulpo die nächsten Schritte gehen: Spanien, Portugal und Italien sind als Expansionsziele fest eingeplant, im kommenden Jahr könnten dann südamerikanische und afrikanische Staaten dazukommen. Was wieder besondere Herausforderungen mit sich bringt. „In Südamerika sind die Lehrpläne längst nicht so strukturiert wie in Deutschland“, sagt Marty. Aber ein steigender Schwierigkeitsgrad gehört ja zu jedem Videospiel dazu.


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