„Wir wollen unseren Impact skalieren“

Mit einer gerade abgeschlossenen Finanzierungsrunde im Rücken will Ecoligo-Gründer Martin Baart den nächsten Schritt machen und den Kampf gegen den Klimawandel beschleunigen. Die Zeit drängt. 

Martin Baart ist auf dem Sprung. Ende vergangene Woche konnte er stolz verkünden, dass sein Start-up Ecoligo zehn Millionen Euro in seiner Series-A-Finanzierungsrunde eingesammelt hat. Jetzt geht es für den Gründer direkt in den Flieger nach Madrid, um sich mit seinem neuen Investor weiter auszutauschen. Denn es gibt viel zu tun: Ecoligo finanziert über Crowdinvesting in Deutschland die Energiewende in Entwicklungs- und Schwellenländern. Und dort steht die Transformation der Wirtschaft häufig noch ganz am Anfang.

Sie versuchen mithilfe von Privatinvestoren aus Deutschland heraus den Bau von Photovoltaikanlagen in Entwicklungs- und Schwellenländern zu finanzieren. Warum konzentrieren Sie sich nicht erstmal auf Europa? Das wäre sicherlich einfacher. 

Weil wir in Ländern in Afrika, Asien und Südamerika mit unserem Start-up ein Finanzmarktproblem lösen können. Unternehmen dort haben es sehr schwer, an Kredite zu kommen. Zum einen sind die Vergabeprozesse sehr aufwendig, zum anderen sind die Zinsen hoch und die Laufzeiten kurz. Infrastrukturprojekte, wie etwa der Bau von Solaranlagen, brauchen aber oft länger als zwei bis vier Jahre. Deshalb versuchen wir, das Geld von hier aus zu organisieren. 

Wie funktioniert das? 

Wir organisieren den Bau und Unterhalt von Solaranlagen für unsere Unternehmenskunden vor Ort. Die bezahlen uns dann für einen gewissen Zeitraum für den erzeugten Strom. Am Ende erwerben sie damit auch die Solarzellen auf ihrer Fabrikhalle. Unternehmen in Ländern wie Kenia, Vietnam, oder Panama haben so die Möglichkeit, an grüne Energie zu kommen. Sie machen sich unabhängig von der Stromversorgung in ihrem Land, die oft nicht gut ist. Das alles finanzieren wir über Impact Investoren hier in Deutschland. 

Dazu müssen Sie zunächst einmal Firmen in den Ländern finden, die Solaranlagen in Ihrer gewünschten Qualität auch anfertigen können. 

Genau, das ist eine ziemlich große Herausforderung. Wir haben in den Ländern, in denen wir aktiv sind, Mitarbeiter vor Ort, die ständig nach geeigneten Partnern suchen. Bevor wir mit einem lokalen Hersteller zusammenarbeiten, muss der eine Qualifizierung durchlaufen. Er muss zum Beispiel genügend gut geschultes Personal haben und sich mit den regulatorischen Vorschriften auskennen. 

Warum haben Banken vor Ort kein Interesse, solche Projekte zu finanzieren? 

Weil sich die Banker dort oft nicht richtig mit der Technologie auseinandergesetzt haben. Es ist ähnlich wie in der Finanzbranche in Deutschland vor vielleicht 25 Jahren. Wer das Potenzial nicht versteht und das Risiko falsch einschätzt, der bietet Kredite nur zu viel zu hohen Konditionen an. Es gibt aber bereits Schulungsprogramme aus Europa für die Banker dort, das Verständnis wird also zunehmend größer.

Müssen Sie sich dann nicht um Ihr eigenes Geschäftsmodell Sorgen machen?

Das glaube ich nicht. Das Potenzial dort ist riesig, die Nachfrage der Unternehmen sehr hoch. Zudem bieten wir unseren Firmenkunden ein sicheres Finanzierungsmodell, denn wir kümmern uns ja auch um Wartung, Versicherung und Betriebsführung. Sollte mal ein Ersatzteil nötig sein, tauschen wir das sofort aus, ohne weitere Kosten für den Kunden. Bei einem Bankkredit müssten die Kunden das Darlehen auch weiter tilgen, selbst wenn die Solaranlage nicht mehr läuft und so keinen Einsparungen mehr erzielt. 

Warum setzen Sie dazu vor allem auf deutsche Privatinvestoren und nicht auf institutionelle?

Wir bieten Geldanlagen über unsere Plattform bewusst schon ab 100 Euro an, um nachhaltige Investments möglichst vielen Menschen anzubieten. Wir sehen auch die extrem hohe Nachfrage nach Impact Investitionen von Privatleuten. Institutionelle Anleger können sich bei uns jedoch genauso beteiligen. Häufig übernehmen diese dann einen Großteil der Finanzierung eines einzelnen Projekts und den Rest der benötigten Summe stellen unsere Impact Investor:innen. 

Wer sind die Privatinvestoren, die sich über Crowdinvesting in Deutschland bei Ihren Projekten beteiligen?

Wir haben im Grunde drei verschiedene Anlagentypen bei uns. Das sind einmal ganz junge Menschen, die einige Hundert Euro investieren und auch nur ein kleines Gesamtportfolio haben. Dann haben wir viele Investoren zwischen 35 und 50 Jahren, wir nennen sie Renewable-Professionals. Die investieren auch mal im vierstelligen Bereich. Und dann haben wir natürlich auch die klassischen Impact-Investoren, die bis zu 25.000 Euro investieren. Inzwischen haben wir so viele Projekte gleichzeitig, dass wir auch institutionelle Investoren bedienen können. 

Wenn es mit dem Crowdinvesting doch so gut läuft, wofür brauchen Sie dann noch eine Finanzierungsrunde? 

Wir wollen nun unseren Impact skalieren. Dazu wollen wir in den bestehenden Märkten unseren Marktvorsprung ausbauen, unsere Teams vergrößern, Kunden enger an uns binden. Zudem können über Ecoligo.investments gerade nur Kunden mit einem deutschen Konto investieren, das wollen wir auf Europa ausweiten. Ecoligo soll darüber hinaus auch für Family Offices attraktiv werden. Wichtig ist uns auch, unsere digitale Plattform auszubauen. Bisher kann man auf unserer Seite sehen, wie viel CO2 insgesamt über alle Projekte eingespart wurde. Wir wollen es zukünfitg aber jedem unserer Privatinvestoren ermöglichen, genau zu sehen, wie viel Impact ihr aktuelles Investment gerade erzeugt. 

Die zehn Millionen Euro hat FRV-X investiert. Was erhoffen Sie sich von Ihrem neuen Investor? 

FRV-X ist die Innovationsabteilung des weltweiten Solaranlagenbauers FRV. Wir passen beide sehr gut zusammen. FRV ist schon auf den Märkten aktiv, auf denen wir auch vertreten sind. Außerdem ist FRV ein Unternehmen, das uns nicht nur mit Kapital unterstützen kann, sondern auch mit Know-how und großem Erfahrungsschatz. Sie teilen zu 100 Prozent unsere Vision, nämlich dort die Energiewende voranzubringen. Das war uns extrem wichtig, denn wir kämpfen gegen die größte Krise der Menschheit, die Klimakrise. 

Viele Start-ups tun sich in diesem Jahr schwer, an Wagniskapital zu kommen. Wie lange haben Sie nach einem geeigneten Geldgeber gesucht?

Vom Erstkontakt bis zum Investment hat es jetzt gut neun Monate gedauert. Wir hatten davor aber auch schon einige Angebote von anderen Investoren. Als Unternehmen, das ein Geschäftsmodell hat, das auch jetzt in der Krise nachhaltig wachsen kann, ist es nicht so schwierig, an eine Finanzierung zu kommen. Wir erleben ja gerade eine längst überfällige Marktkorrektur. Es war absurd, was in den vergangenen Jahren für Summen in einige Start-ups geflossen ist. 

Vielen Dank für das Gespräch.

Zur Person: Martin Baart versuchte einige Jahre lang vergeblich, in Afrika Solarprojekte mit lokalen Geldgebern zu realisieren. Als er nach Deutschland zurückkam, drehte er gemeinsam mit seinem Mitgründer Markus Schwaninger den Spieß um. Mit ihrem Start-up Ecoligo werben sie nun in der Bundesrepublik um die dringend benötigten Gelder. 


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