Nächste Stopps: München, Frankfurt, Köln und Hamburg

Die HYGH AG expandiert mit ihren Werbetafeln gerade von Berlin aus in den Rest der Republik – und das trotz der Coronapandemie. Die Gründer haben sich ehrgeizige Ziele gesteckt.

Fritz Frey gehört zu den Menschen, die lieber in die Zukunft schauen, als in die Vergangenheit. Nicht einmal über Startfinanzierung seines Start-ups redet der 25-Jährige so gerne. Dabei ging es damals einigermaßen turbulent zu. 

Frey und seine Mitgründer entschlossen sich für ein Security Token Offering (STO), also gewissermaßen ein Crowdfunding auf Krypto-Token-Basis. 2.000 Investoren haben sie so zusammentrommeln können, ihnen versprachen sie eine Umsatzbeteiligung von neun Prozent. Derartige Finanzierungswege sind im kryptowährungsscheuen Deutschland noch immer eine Seltenheit.

Dass Frey über ihren Finanzierungsweg nicht so gerne redet, könnte auch an den Problemen liegen, die die Gründer damit 2019 hatten. Im Krypto-Forum „coinforum“ ging es hoch her, als sie ihren STO verkündeten. Dort hagelte es teils deutliche Kritik. Als unseriös bezeichneten einige Nutzer das Offering des Start-ups. Das STO sei gar kein STO, sondern viel eher ein unreguliertes Initial Coin Offering (ICO). Die Kritik wurde so intensiv, dass Mitgründer Vincent Müller sich scheinbar gezwungen sah, dort einmal einiges klarzustellen, noch heute ist sein Post dort zu lesen. Das Problem: Müller habe diese Stellungnahme gar nicht selbst verfasst, jemand habe sich für ihn ausgegeben, sagt Fritz Frey heute. So sei das halt in diesen Kryptoforen. „Wir schauen aktuell lieber in die Zukunft, wollen in allen großen deutschen Städten mit unserem Angebot verfügbar sein“, sagt Frey. Ist ja auch alles nochmal gut gegangen. 

HYGH will ein globales Netz für digitale Außenwerbung schaffen. Angefangen haben sie in Berlin, schnell wurde Samsung zum Partner. Zur Zeit stellen sie in allen großen Städten des Landes digitale Werbeflächen auf. Das klingt erstmal wenig sexy, doch digitale Außenwerbung ist ein boomender Markt. Von 2012 bis 2019 stiegen die Umsätze für digitale Außenwerbung allein in Deutschland von 62 Millionen Euro auf 229 Millionen Euro. Trotz Corona gehen Experten von einem weiteren Wachstum in den kommenden Jahren aus.

„Für uns war es wichtig, eine Plattform zu bauen, mit der jeder in wenigen Minuten Außenwerbung schalten kann“, sagt Friz Frey. (Foto: HYGH)

Zu seinen Kunden kann HYGH laut Gründer Fritz Frey unter anderem bereits Netflix, Universal, Fritz Kola und den Essenslieferdienst Wolt zählen. HYGH will anders vorgehen als große Konkurrenten wie zum Beispiel Ströer. Die Pluspunkte, mit denen das Start-up wirbt, sind, schneller, günstiger und flexibler zu sein als die Konkurrenz. „Für uns war es wichtig, eine Plattform zu bauen, mit der jeder in wenigen Minuten Außenwerbung schalten kann“, sagt er. Das Start-up versteht sich mehr als Tech-Unternehmen und weniger als Marketingfirma. 

Nur fünf Minuten dauere es zum Beispiel von der Buchung bis Kampagnenstart, verspricht HYGH auf seiner Webseite. Vorgefertigte Pakete wie bei anderen Anbietern müssen Kunden nicht erwerben, sie können sich genau aussuchen, wo ihre Werbung erscheinen soll und wo nicht. Hyperlokal soll es damit sein, theoretisch auch attraktiv für den Bäcker von nebenan. Zudem sind Kampagnen für Wunschzeiträume vorreservierbar. Über eine App können Kunden die in Echtzeit nochmal anpassen, wann immer sie mögen. 

Dazu setzt das Start-up zum einen auf eigene Standflächen, aber auch auf die von potenziellen Partnern wie Hotels, Restaurants oder Geschäften. Wer bereit ist, einen Bildschirm in seinem Laden aufzustellen, erhält von HYGH im Gegenzug eine monatliche „Miete”. 

Hätte Corona nicht dazwischengefunkt, wären sie mit ihrem Konzept bereits profitabel, sagt Fritz Frey. „Jetzt geben wir so viel Gas wie wir können.“ HYGH fährt derzeit groß auf, bis zum Ende des Jahres will das Start-up 1.050 Bildschirme in Köln, Frankfurt, München und Hamburg aufstellen. Danach sollen die nächstkleineren Städte dran kommen. 

„Langfristig wollen wir in allen Hauptstädten Europas vertreten sein“, sagt Frey. Denn er ist überzeugt: „Nach Corona wird viel passieren, die Leute werden dann wieder Geld ausgeben, bis dahin wollen wir möglichst weit vertreten sein.“ 

Dazu steht laut dem Gründer auch bald wieder eine Finanzierungsrunde im Raum. „Wir planen bis zum Ende des Jahres mit einer Series-A-Finanzierung zu beginnen“, sagt Frey. Dieses Mal also ganz klassisch, ohne Krypto-Finanzierung und hoffentlich ohne rege Diskussionen in diversen Internetforen.


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